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»Die Fürstin!« schrie er und glitt vor dem Zelt vom Pferd.

»Ich muß die Fürstin sehen.«

»Die Fürstin ist nicht da«, sagte der Helfer des Kommandanten.

»Ich vertrete sie«, schnarrte Bakaris. »Was ist los?«

Der Kundschafter sah sich schnell um, da er keinen Fehler begehen wollte. Aber es gab weder von der fürchterlichen Finsteren Herrin noch von ihrem blauen Drachen ein Zeichen.

»Die Ritter reiten auf das Feld zu!«

»Was?« Der Kiefer des Kommandanten sackte herunter.

»Bist du sicher?«

»Ja!« Der Kundschafter sprach unzusammenhängend. »Habe sie gesehen! Hunderte auf Pferden! Wurfspieße und Schwerter. Tausend zu Fuß.«

»Sie hatte recht!« sagte Bakaris leise voller Bewunderung.

»Jetzt haben die Dummköpfe den Fehler begangen!«

Er rief nach seinen Dienern und eilte zu seinem Zelt zurück.

»Blast zum Alarm«, befahl er und rasselte seine Befehle herunter. »Laßt die Hauptmänner in fünf Minuten zum letzten Befehlsempfang antreten.« Seine Hände zitterten vor Aufregung, als er seine Rüstung anlegte. »Und schickt den Flugdrachen nach Treibgut mit einer Nachricht für die Fürstin.«

Goblindiener rannten in alle Richtungen, und bald ertönten die Hörner, die im ganzen Lager widerhallten. Der Kommandant warf einen letzten schnellen Blick auf die Karte, dann ging er zum Treffen mit seinen Offizieren.

Zu schade, dachte er kühl beim Gehen. Der Kampf wird vermutlich vorüber sein, wenn sie die Nachricht erhält. Wie schade. Sie wollte doch so gern bei dem Fall des Turms des Oberklerikers dabei sein. Aber, überlegte er weiter, vielleicht werden wir morgen die Nacht gemeinsam in Palanthas verbringen sie und ich.

12

Tod auf dem Schlachtfeld. Tolpans Entdeckung

Die Sonne stieg hoch an den Himmel. Die Ritter standen auf den Zinnen des Turms und starrten auf die Ebene, bis ihre Augen schmerzten. Jedoch konnten sie nur eine riesige schwarze Woge erkennen, kriechende Gestalten, die über das Feld schwärmten, bereit, die mutig voranschreitenden, schlanken silberglänzenden Speere zu verschlingen.

Die Armeen trafen aufeinander. Die Ritter strengten ihre Augen an, aber ein nebliger Grauschleier kroch über das Land. Die Luft wurde von einem widerlichen Geruch erfüllt. Der Nebel wurde immer dichter und verdunkelte fast die Sonne.

Jetzt konnten sie nichts mehr erkennen. Der Turm schien in einem Nebel zu schweben, der sogar die Geräusche dämpfte.

Anfangs hatten sie das Zusammenschlagen der Waffen und die Schreie der Sterbenden gehört. Aber selbst das verblaßte, und dann war alles ganz ruhig.

Der Tag schleppte sich weiter. Laurana schritt in ihrer nur von Kerzen beleuchteten Kammer auf und ab. Der Kender war bei ihr. Als Laurana aus dem Turmfenster sah, konnte sie Sturm und Flint erkennen, die auf den Zinnen unter ihr standen.

Ein Diener brachte ihr ein Stück hartes Brot und Trockenfleisch, ihre Tagesration. Demnach durfte es erst Nachmittag sein. Dann wurde sie von einer Bewegung auf den Zinnen abgelenkt. Sie sah einen Mann in schlammbespritzten Lederkleidern auf Sturm zugehen. Ein Bote, dachte sie. Eilig zog sie ihre Rüstung an.

»Kommst du?« fragte sie Tolpan. Plötzlich fiel ihr auf, daß der Kender merkwürdig ruhig war. »Ein Bote aus Palanthas ist gekommen!«

»Vermutlich«, sagte Tolpan ohne Interesse.

Laurana runzelte die Stirn, hoffte, daß er wegen der kargen Mahlzeiten nicht krank würde. Aber Tolpan schüttelte den Kopf.

»Mir geht es gut«, murmelte er. »Es ist nur diese dumme graue Luft.«

Laurana vergaß ihn wieder, als sie die Stufen hinuntereilte.

»Neuigkeiten?« fragte sie Sturm, der vergeblich über die Mauer auf das Schlachtfeld spähte. »Ich habe einen Boten gesehen...«

»O ja.« Er lächelte müde. »Gute Nachrichten, glaube ich. Die Straße nach Palanthas ist frei. Der Schnee ist soweit geschmolzen, daß man durchkommt. Ich habe einen Reiter, der eine Botschaft nach Palanthas bringen kann, falls wir...« Er hielt abrupt inne, dann holte er tief Luft. »Ich möchte, daß du dich bereithältst und mit ihm nach Palanthas reitest.«

Laurana hatte einen derartigen Vorschlag erwartet und ihre Antwort vorbereitet. Aber jetzt, da die Zeit gekommen war, konnte sie nicht reden. Die bittere Luft trocknete ihren Mund aus, ihre Zunge schien geschwollen. Nein, das war es nicht, sagte sie sich. Sie hatte Angst. Gib es zu. Sie wollte nach Palanthas zurück! Sie wollte von diesem düsteren Ort weg, wo der Tod in den Schatten lauerte. Sie ballte ihre Fäuste und schlug nervös mit ihrer behandschuhten Hand auf den Stein, um sich zu fassen.

»Ich bleibe hier, Sturm«, sagte sie. Als sie nach einer Pause ihre Stimme unter Kontrolle hatte, fuhr sie fort: »Ich weiß, was du mir nun sagen willst, aber hör mir bitte erst zu. Du wirst alle erfahrenen Krieger benötigen. Und du weißt, daß ich Erfahrung habe.«

Sturm nickte. Sie hatte recht. Unter seinem Kommando waren wenige, die so gut mit einem Bogen umgehen konnten. Sie war eine trainierte Schwertkämpferin. Sie war kampferfahren etwas, was er von den meisten der jungen Ritter nicht sagen konnte. Er nickte zustimmend. Trotzdem wollte er sie irgendwie wegschicken.

»Ich bin die einzige, die die Drachenlanze anwenden kann...«

»Flint kann das auch«, unterbrach Sturm ruhig.

Laurana fixierte den Zwerg mit einem durchdringenden Blick. Flint fühlte sich in der Klemme zwischen zwei Leuten, die er liebte und bewunderte; er errötete und räusperte sich.

»Das stimmt«, sagte er heiser, »aber ich... uh... muß zugeben, äh, Sturm, daß ich ein wenig klein bin

»Aber wir haben keine Anzeichen von Drachen gesehen«, sagte Sturm, als Laurana ihm einen triumphierenden Blick zuwarf. »Aus den Berichten geht hervor, daß sie sich weiter südlich befinden und um die Kontrolle über Thelgaard kämpfen.«

»Aber du glaubst doch, daß die Drachen unterwegs sind, oder?« gab Laurana zurück.

Sturm wirkte unruhig. »Vielleicht«, murmelte er.

»Du kannst nicht lügen, Sturm, also fang erst gar nicht damit an. Ich bleibe. Tanis würde genauso handeln...«

»Verdammt, Laurana!« sagte Sturm, sein Gesicht lief rot an. »Lebe dein eigenes Leben! Du kannst nicht Tanis sein! Ich kann nicht Tanis sein! Er ist nicht hier! Wir müssen dieser Tatsache ins Gesicht sehen!« Der Ritter drehte sich plötzlich um. »Er ist nicht hier«, wiederholte er barsch.

Flint seufzte und blickte traurig zu Laurana. Niemand nahm von Tolpan Notiz, der zusammengekauert in einer Ecke hockte.

Laurana legte ihren Arm um Sturm. »Ich weiß, daß ich nicht der Freund bin, der Tanis für dich ist, Sturm. Diesen Platz kann ich niemals einnehmen. Aber ich tue mein Bestes, um dir zu helfen. Das meinte ich gerade damit. Du brauchst mich nicht anders als deine Ritter zu behandeln...«

»Ich weiß, Laurana«, sagte Sturm. Er legte seinen Arm um sie und drückte sie eng an sich. »Es tut mir leid, daß ich dich angeschrien habe.« Sturm seufzte. »Und du weißt, warum ich dich wegschicken muß. Tanis würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustieße.«

»Doch, das würde er«, antwortete Laurana leise. »Er würde es verstehen. Er sagte mir einst, daß eine Zeit kommt, wo du dein Leben für eine Sache riskierst, die dir mehr bedeutet als das Leben. Verstehst du nicht, Sturm? Wenn ich mich in Sicherheit begebe, meine Freunde zurücklasse, würde er sagen, daß er das versteht. Aber tief innen würde er es nicht verstehen.

Weil es so weit von dem entfernt ist, was er selber tun würde.

Außerdem«, sie lächelte, »selbst wenn es keinen Tanis in dieser Welt gäbe, könnte ich meine Freunde nicht im Stich lassen.«

Sturm sah in ihre Augen und erkannte, daß er sie nicht überreden konnte. Schweigend hielt er sie fest. Sein anderer Arm ging zu Flints Schulter und zog den Zwerg näher.

Tolpan, der plötzlich in Tränen ausbrach, stand auf und schlang sich um sie und schluchzte wild. Sie starrten ihn erstaunt an.