Выбрать главу

»Nein, es geht ihm besser«, antwortete Tanis und untersuchte den Drachenkopf.

»Eine Schande«, murmelte Sturm, als er sich neben den HalbElf kniete. »Tolpan, alles in Ordnung?« rief Tanis und schob das riesige Maul auseinander.

»Ich glaube, Sturm hat meine Haare abgesäbelt«, plärrte der Kender.

»Sei froh, daß es nicht dein Kopf war!« schimpfte Flint. »Woran hängt er denn fest?« Fluß wind lehnte sich vor, um in das Drachenmaul zu spähen.

»Ich weiß nicht«, sagte Tanis leise fluchend. »Ich kann überhaupt nichts erkennen.« Er erhob sich und seufzte enttäuscht. »Und wir müssen hier verschwinden! Die Drakonier werden sich bald organisiert haben. Caramon, komm her. Sieh mal, ob du den oberen Teil aufreißen kannst.«

Der Krieger stellte sich vor den Drachenkopf. Er griff in beide Augenhöhlen, schloß seine Augen, holte tief Luft, grunzte und begann zu ziehen. Eine Zeitlang passierte nichts. Tanis beobachtete, wie die Armmuskeln des riesigen Mannes anschwollen. Blut schoß ihm ins Gesicht. Dann hörte man das reißende und knackende Geräusch von splitterndem Holz. Der obere Teil des Drachenkopfes fiel mit einem Krachen auseinander. Caramon stolperte nach hinten, den oberen Teil des Kopfes in den Händen haltend.

Tanis griff hinein, faßte Tolpans Hand und zog ihn heraus. »Alles in Ordnung?« fragte er. Der Kender schien etwas wacklig auf den Füßen zu stehen, aber sein Grinsen war so breit wie eh und je.

»Mir geht es gut«, strahlte er. »Nur ein bißchen angesengt.« Dann verdüsterte sich sein Gesicht. »Tanis«, sagte er, sein Gesicht verzog sich zu ungewohnter Besorgtheit. Er fühlte an seinem langen Haarknoten. »Mein Haar?« »Ist alles da«, sagte Tanis lächelnd.

Tolpan atmete erleichtert auf. Dann begann er zu erzählen. »Tanis, es war das Wundervollste – so zu fliegen. Und Caramons Miene...« »Mit der Geschichte mußt du warten«, sagte Tanis streng. »Wir müssen hier schnellstens verschwinden. Caramon? Schaffst du es mit deinem Bruder?«

»Ja«, sagte Caramon.

Raistlin stolperte vorwärts und nahm die Hilfe seines Bruders an. Der Magier blickte auf den gespaltenen Drachenkopf zurück und lachte noch einmal auf, seine Schultern schüttelten sich vor stummer grausiger Belustigung.

15

Flucht. Der Brunnen. Tod auf schwarzen Flügeln

Der Rauch des brennenden Drakonierlagers hing über dem schwarzen Sumpfland und schützte die Gefährten vor den seltsamen, bösartigen Kreaturen. Die Gefährten wagten nicht einmal, Raistlins Stab als Licht zu verwenden -denn sie konnten von allen Seiten Hörner blasen hören, als die drakonischen Anführer die Ordnung wiederherzustellen versuchten. Fluß wind führte sie. Obwohl Tanis sich immer auf seine eigenen Fähigkeiten hatte verlassen können, war ihm in diesem schwarzen Nebel sein Orientierungssinn völlig verlorengegangen. Ein gelegentliches flüchtiges Auftauchen der Sterne zeigte ihm, daß sie sich gen Norden bewegten. Sie waren noch nicht weit gegangen, als Flußwind einen unvorsichtigen Schritt machte und knietief im Sumpf versank. Nachdem Tanis und Caramon den Barbaren herausgezogen hatten, kroch Tolpan voran und prüfte den Boden mit seinem Hupakstab, der jedes Mal versank.

»Uns bleibt nichts anderes übrig, als durchzuwaten«, sagte Flußwind bitter.

Sie suchten eine Stelle, wo das Wasser flacher zu sein schien, verließen den festen Grund und plumpsten in den Schlamm. Zuerst war es nur knöcheltief, dann versanken sie bis zu den Knien. Schon bald wurde es tiefer und tiefer. Tanis mußte Tolpan tragen. Der kichernde Kender hielt sich an seinem Hals fest. Flint schlug standhaft jedes Hilfsangebot ab, selbst als seine Bartspitze naß wurde. Dann verschwand er. Caramon fischte den Zwerg aus dem Wasser und warf ihn sich wie einen nassen Sack über die Schulter. Der Zwerg war zu müde und zu erschrocken, um zu murren. Raistlin stolperte hustend durch das Wasser, sein Gewand zog ihn nach unten. Müde und immer noch vom Gift krank, brach der Magier schließlich zusammen. Sturm konnte ihn gerade noch packen und weiter durch den Sumpf schleifen.

Nachdem sie sich eine Stunde im eisigen Wasser abgequält hatten, erreichten sie schließlich festen Boden und ließen sich zitternd vor Kälte fallen, um sich ein wenig auszuruhen. Die Bäume begannen zu knarren und zu ächzen, ihre Zweige verbogen sich, als ein scharfer Wind vom Norden aufkam. Raistling sah hoch. Der Magier hielt den Atem an. Beunruhigt setzte er sich auf.

»Sturmwolken.« Er würgte vor Husten und versuchte zu sprechen. »Sie kommen vom Norden. Wir haben keine Zeit. Wir müssen Xak Tsaroth erreichen. Bevor der Mond untergeht! Beeilt euch!«

Alle sahen auf. Eine immer dichter werdende Dunkelheit zog aus dem Norden heran und verschluckte die Sterne. Tanis spürte die gleiche Dringlichkeit, die auch den Magier antrieb. Müde kämpfte er sich auf die Füße. Wortlos erhoben sich auch die anderen und stolperten weiter. Rußwind übernahm wieder die Führung. Wieder versperrte dunkles Sumpfwasser ihnen den Weg.

»Nicht schon wieder!« murrte Flint.

»Nein, wir brauchen nicht wieder zu waten. Seht mal«, sagte Flußwind. Er führte sie zum Wasserrand. Dort, inmitten vieler anderer Ruinen ragte ein Obelisk hervor, der entweder eingefallen oder umgestürzt worden war und so eine Brücke bildete, die zum anderen Ufer führte.

»Ich gehe als erster«, bot sich Tolpan an und hüpfte energiegeladen auf den großen Stein. »He, hier steht etwas geschrieben. Runen.« »Das muß ich sehen!« flüsterte Raistlin und eilte hinüber. Er befahclass="underline" »Shirak«, und der Kristall erstrahlte.

»Beeil dich!« grollte Sturm. »Du hast gerade unseren Standort in einem Umkreis von zwanzig Meilen preisgegeben.«

Aber Raistlin ließ sich nicht hetzen. Er hielt das Licht über die spinnenartigen Runen und studierte sie aufmerksam. Tanis und die anderen kletterten auf den Obelisk und gesellten sich zu ihm.

Der Kender bückte sich und fuhr mit seiner kleinen Hand die Runen entlang. »Was sagen sie aus, Raistlin? Kannst du sie lesen? Die Sprache scheint sehr alt zu sein.« »Sie ist sehr alt«, wisperte der Magier. »Sie rührt aus der Zeit vor der Umwälzung her. Die Runen bedeuten: ›Die herrliche Stadt Xak Tsaroth, dessen Schönheit dich umgibt, bezeugt das Gute ihrer Bewohner und ihrer ehrenhaften Taten. Die Götter belohnen uns mit der Gnade unserer Heimat.‹«

»Wie entsetzlich!« Goldmond erschauderte, als sie auf die Ruinen und die Verwüstungen blickte.

»Die Götter haben sie in der Tat belohnt«, sagte Raistlin mit einem bösen Lächeln. Niemand sprach. Dann wisperte Raistlin: »Dulak«, und das Licht ging aus. Plötzlich schien die Nacht noch dunkler. »Wir müssen weitergehen«, sagte der Magier. »Sicherlich gibt es hier noch mehr als ein gestürztes Monument, das kennzeichnet, wofür dieser Ort einst stand.« Sie gingen über den Obelisken und fanden sich in dichtem Urwald wieder. Zuerst war kein Pfad zu sehen, aber dann fand Flußwind nach langem Suchen einen, der durch Schlingpflanzen und Bäume führte. Er beugte sich, um ihn näher zu untersuchen. Sein Gesicht war verzerrt, als er sich wieder erhob.

»Drakonier?« fragte Tanis.

»Ja«, sagte er dumpf. »Spuren von vielen Klauenfüßen. Und sie führen nach Norden, direkt in die Stadt.«

Tanis fragte gedämpft: »Ist das die zerstörte Stadt - in der man dir den Stab gegeben hat?«

»Und wo der Tod schwarze Flügel hat«, fügte Flußwind hinzu. Er schloß die Augen und fuhr mit einer Hand über sein Gesicht. »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern – aber ich fürchte mich, ohne den Grund zu kennen.«

Tanis legte seine Hand auf Flußwinds Arm. »Die Elfen haben ein Sprichwort: ›Nur die Toten sind ohne Furcht.‹«

Flußwind verblüffte ihn, als er plötzlich seine Hand drückte. »Ich habe niemals zuvor einen Elfen kennengelernt«, sagte der Barbar. »Mein Volk traut ihnen nicht und sagt, daß die Elfen sich weder um Krynn noch um Menschen kümmern. Ich glaube, mein Volk irrt sich. Ich freue mich, dich getroffen zu haben, Tanis aus Qualinost. Ich betrachte dich als meinen Freund.«