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Annwyl schlug ihn ins Gesicht. »War das schnell genug?«, fuhr sie ihn an.

Jetzt blickte er finster, während er sich die leicht verletzte Nase hielt.

Annwyl kam auf die Beine, doch der Krampf in ihrem Nacken und den Schultern zwang sie sofort wieder zu Boden. Sie ächzte vor Schmerzen, und der Ritter sah sie an.

»Was ist los?«

»Nichts.«

»Lügnerin.« Er ging um sie herum und legte ihr die Hände auf die Schultern. Seine Berührung schickte Stromschläge durch ihren Körper. Annwyl versuchte, seine Hände wegzuschieben, aber er ignorierte sie.

»Stell dich nicht so an.«

Seine starken Hände glitten über ihre Schultern und fanden rasch den Punkt an ihrer Halswurzel, wo die Muskeln sich zu festen Knoten ballten. »Ihr Götter, Mädchen! Da ist ja ein riesiger Knoten!« Sein Daumen drückte ihr ins Fleisch, und Annwyl zuckte zusammen.

»He! Das tut weh!«

»Tut mir leid.«

»Tut es dir nicht!« Sie stand auf und versuchte, sich von ihm loszumachen, doch er zog sie zurück.

»Musst du so schwierig sein? Wenn du mir einen Moment Zeit gibst, kann ich das in Ordnung bringen.«

Annwyl knirschte mit den Zähnen.

Der Ritter lachte in sich hinein, während seine Hände die Muskeln an ihren Schultern massierten. Annwyl biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich gerade noch ein Stöhnen. Der Mann hatte die unglaublichsten Hände, die sie je erlebt hatte. Sie schloss die Augen und versuchte, sich auf etwas zu konzentrieren – irgendetwas! –, das sie von dem Gefühl seiner Berührung ablenkte.

Die Muskeln lösten sich unter seinen Fingern, und sie merkte, wie sie sich entspannte … widerwillig.

»Du kennst meinen Namen immer noch nicht, weißt du das?«

»Und ich will ihn immer noch nicht wissen.« Wenn sie mit Fearghus die Höhle verließ, wollte sie diesen Mann nie wiedersehen. Zumindest redete sie sich das ein.

»Was für ein schwieriges Mädchen.«

»Ich bin wohl kaum ein Mädchen!«

»Oh. Entschuldige. Ist dir alte Jungfer lieber?«

Annwyl ballte ihre Hände zu harten Fäusten.

»Der Knoten ist schon wieder da. Ist nur noch schlimmer geworden.« Was für eine Überraschung.

Der Ritter nahm ihren Arm und massierte ihn bis ganz unten. An ihrer geballten Faust hielt er an. »Locker lassen.«

Sie sah ihn böse an, antwortete aber nicht. Er schlug ihr auf den Handrücken. »Au!«

»Ich sagte locker lassen, Frau!«

Sie öffnete ihre Hand, und er begann, sanft jeden Finger zu massieren.

»Du magst mich nicht, oder?«

»Nein.«

»Magst du den Drachen?«

»Natürlich mag ich den Drachen.«

»Was meinst du mit ›natürlich‹? Niemand mag Drachen.«

»Warum bist du dann hier?« Er öffnete den Mund zu einer Antwort, hielt aber abrupt inne. Annwyl nickte wissend: »Ich verstehe.«

»Was verstehst du?«

»Ich weiß, was los ist.«

»Ach ja?«

»Du kannst mich nicht täuschen.« Sie deutete auf das Wappen auf seinem Waffenrock. »Diese Armee wurde seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.«

Der Ritter sah auf sein Wappen hinab, als sähe er es zum ersten Mal. Annwyl sah zu, wie ihm eine widerspenstige Strähne schwarzen Haares über das Auge fiel. Sie sehnte sich danach, dieses Haar zu berühren. Sehnte sich danach, zu spüren, wie es über ihre nackte Haut glitt. Ich bin vollkommen durchgedreht!

»Tatsächlich?« Er klang so unschuldig, oder versuchte es zumindest.

»Ja. Tatsächlich. Wo hast du es überhaupt gefunden? In irgendeiner Burg, die du ausgeraubt hast? Oder in der Höhle des Drachen? Von wegen Ritter! Du bist ein Söldner! Eine käufliche Klinge! Der Niedrigste der Niedrigen!«

Der Ritter stieß einen tiefen Seufzer aus und wandte den Blick ab. Ha! Sie hatte ihn ertappt.

Er liebte die totale Unfähigkeit der Menschen, etwas zu sehen, selbst wenn sie es direkt vor der Nase hatten. Er wusste auch, was der Grund dafür war. Ihre Logik. Wie konnte sich so etwas Großes wie ein Drache in einen Menschen verwandeln? Menschen verstanden nichts von alter Magie und wie mächtig sie sein konnte.

Einen Augenblick hatte er wirklich geglaubt, Annwyl hätte es herausgefunden. Trotzdem war er immer noch dankbar, dass es nicht so war. Er wusste, dass er sie nicht belügen sollte, und am Anfang hatte er das auch wirklich nicht vorgehabt. Er vertraute ihr jetzt mehr als jedem anderen, doch ihre Reaktion auf ihn als menschliches männliches Wesen brachte ihn vollkommen durcheinander.

Sie wollte den Ritter, aber sie hasste den Ritter. Sie mochte den Drachen, schien ihm aber – was wenig überraschte – keine anderen Gefühle als allgemeine Freundlichkeit entgegenzubringen.

Annwyl blieb das komplexeste Wesen, dem er je begegnet war. Und wenn er nicht gerade auf ihre Brust oder ihren Hintern starrte, fand er sie intelligent, reizend und extrem lustig. Es machte einfach Freude, sie um sich zu haben. Doch nur der Drache schien das Glück zu haben, diese Seite von ihr zu sehen. Wenn er als der Ritter zu ihr kam, war sie mürrisch, übellaunig und rundheraus unverschämt. Er hatte sie trotzdem gern um sich, aber das lag wahrscheinlich daran, dass er es mochte, wie sie roch, wenn sie wütend wurde. Ein ganz spezieller Geruch, der ihn jedes Mal, wenn er einen Hauch davon erhaschte, zwang, gegen seine Erektion anzukämpfen.

Annwyl, was ich alles mit dir anstellen könnte …

Er musste sich konzentrieren. Jetzt. In diesem Augenblick. Oder es würde damit enden, dass er etwas sehr Dummes tat.

Er räusperte sich und ließ ihren Arm los. »Besser?«

»Ja.«

»Und …?«

»Und was?«

Er hob eine Augenbraue, und Annwyl zog ein grimmiges Gesicht. »Danke.«

»Na, war das jetzt so schwer?«

Sie wandte sich ab, und er erhaschte noch einen Blick auf dieses hübsche Hinterteil. Er gab ihr einen Klaps mit der Handfläche. Annwyl blieb stehen. Knirschte mit den Zähnen. Tat aber nichts.

Er näherte sich ihr von hinten. »Gut«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Du wirst besser. Du würdest mich am liebsten zu Brei schlagen, aber du bist in der Lage, dich zu beherrschen. Sehr schön.« Er wollte sie so sehr berühren, doch er bekämpfte diesen Wunsch, so gut er konnte. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass ein menschlicher Körper so schwer zu kontrollieren war.

»So«, bellte er barsch. »Fangen wir wieder an.«

»Also.« Morfyd stellte eine Schüssel Eintopf vor Annwyl hin. »Erzähl mir von deinem Brastias.«

Annwyl blickte finster. »Er ist nicht mein Brastias. Im Moment ist er der Brastias von keiner Frau.« Annwyls finsterer Blick verwandelte sich schnell in ein Grinsen. »Interessiert?«

»Was?« Morfyd zuckte zusammen. »Nein!«

»Ah, dann bist du also nur neugierig.«

»Ach, vergiss, dass ich gefragt habe.«

Annwyl tauchte den Löffel in den deftigen Eintopf. Nach ihrem langen Tag mit dem Ritter verlangte ihr Körper nach Nahrung.

»Ist es schwierig, mit all diesen Männern zu leben? Den ganzen Tag? Täglich?«

Annwyl trank etwas von Morfyds Wein. Sie wusste, dass die Gefahr einer Infektion vorüber war, doch der Wein schmeckte trotzdem unglaublich köstlich.

»Überhaupt nicht.«

»Wirklich?«

»Absolut. Wenn dich einer der Männer unangemessen berührt, schlägst du ihm den Arm direkt am Schultergelenk ab. Dann, während er verblutet, schlägst du ihm das Gesicht zu Brei, und du wirst feststellen, dass die anderen Männer dich in Ruhe lassen.«

Morfyd starrte Annwyl mit großen Augen an.

»Was denn?«

Morfyd räusperte sich. »Nichts.«

Annwyl hörte Fearghus kommen; die Höhle erzitterte unter jedem seiner mächtigen Schritte. Sie sah nicht von ihrer Mahlzeit auf, bis er den Raum betrat. »Drachenfürst.«