»Lady Annwyl.«
»Ich hatte mich schon gefragt, wann du kommen und mich besuchen würdest.«
Der Drache würdigte Morfyd kaum eines Blickes. »Musst du nicht irgendwohin, Morfyd?«
»Nein.«
Der Drache stieß ihren Stuhl mit einer seiner Krallen an. Sie starrte ihn böse an, stand aber auf. »Na schön. Ich gehe zurück ins Dorf.«
»Gute Idee. Du musst dich um all die kranken Menschen kümmern.«
Morfyd lächelte den Drachen verächtlich an, während sie sich an Annwyl wandte. »Wir sehen uns morgen, Annwyl.«
»Ich wünsche dir eine gute Nacht.«
Annwyl aß ihren Eintopf auf, dann wandte sie sich dem Drachen zu, einen Becher Wein in der Hand.
»Also, Drachenfürst, was sind deine Pläne für den heutigen Abend?«
Er setzte sich unbeholfen zurecht, und das Ende seines tödlichen Schwanzes landete sanft in ihrem Schoß. »Tja, ich dachte, wir könnten noch mal diese Sache machen.«
»Diese Sache?« Annwyl versuchte mit aller Macht, ihr Lächeln zu unterdrücken, während sie mit der Hand über die geschuppte Spitze strich. Das äußerste Ende war geformt wie eine Pfeilspitze und genauso scharf. Sie dachte kurz darüber nach, ob der Drache sie wohl mit einem Stein schleifen musste. »Du meinst reden?«
»Ja. Ja. Wie auch immer man es nennt.«
»Du redest gern, was? Gib es zu!«
»Ich rede gern mit dir. Und das ist alles, was ich zugebe.«
»Na gut. Kein Grund, brummig zu werden.« Seine Schnauze kam ebenfalls näher. Ohne auch nur darüber nachzudenken, streichelte sie mit der Hand darüber. Und der Drache ließ es zu. »Also, erzähl mir mehr von deiner Familie.«
»Langweilen dich meine Familiengeschichten nicht?«
»Überhaupt nicht.« Sie beugte sich vor und sah ihn an, die Hand wieder auf seiner Schwanzspitze. »Ich warte.«
Fearghus seufzte. »Also gut, einmal haben wir unserem kleinsten Bruder den Kopf rasiert.«
Annwyl lachte schallend auf.
7
Annwyl knallte auf den Boden. Schon wieder. Sie musste zugeben, langsam hatte sie genug davon, die Welt liegend von unten zu sehen.
Sie verzog das Gesicht, als der Schmerz ihr durch den Kopf schoss. Der Ritter hatte sie mit der Rückseite seiner Hand getroffen; das Schwert, das er hielt, verstärkte den Schlag noch.
»Ich glaube, du hast mir die Nase gebrochen!«
»Möglich.« Er stand über ihr und starrte ihr ins Gesicht. Plötzlich verfluchte sie sich im Stillen dafür, dass sie für ihr Training ihr Hemd ausgezogen hatte, denn die felsige Erde grub sich ihr in den blanken Rücken, wo die Binden ihn nicht bedeckten. »Nein. Ich habe sie nur ein bisschen ausgerenkt.«
Annwyl wollte aufstehen, doch er drückte sie wieder nach unten. »Beruhige dich.« Er warf sein Schwert beiseite und setzte sich rittlings auf ihre Hüften. Sie sah ihn aus schmalen Augenschlitzen an, als er sich mit der unteren Hälfte seines Körpers auf ihre setzte.
Er beugte sich vor und nahm ihre Nase zwischen seine großen Hände. »Das könnte jetzt ein bisschen wehtun.«
Mit einem »Plopp« renkte er ihre Nase wieder ein.
»Au!« Sie schlug ihn auf die Schulter.
»Sei kein Baby«, mahnte er sie mit einem Lächeln. »Also, wenn ich schon mal hier unten bin: Hast du noch andere Schmerzen oder Beschwerden, bei denen ich dir helfen kann?«
Annwyl wollte, dass er von ihr herunterging, da sie nicht wollte, dass er von ihr herunterging. Sie wollte, dass er seine Hände über ihren Körper gleiten ließ. Sie wollte, dass er sie küsste. Sie wollte diesen Mann in sich spüren. Und der Gedanke daran jagte ihr ziemliche Angst ein.
»Geh runter von mir!«
»Du kennst das Zauberwort.«
Annwyl verdrehte die Augen. »Bitte«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Der Mann stellte das bisschen Geduld, das sie besaß, permanent auf die Probe.
»Na, na! Das kannst du doch besser. Ein bisschen netter bitte. Vielleicht könntest du es auch ernst meinen.«
»Ach, komm schon!«
»Es sei denn …«
»Es sei denn?«
»Es sei denn, du willst gar nicht, dass ich gehe.« Er lehnte sich zu ihr herab. »Es sei denn, du willst, dass ich genau hier bleibe.«
Bastard, anscheinend konnte er ihre Gedanken lesen. Allein, ihn auf sich zu haben, brachte ihr Blut in Wallung. Und sie spürte ein höchst merkwürdiges Pochen zwischen ihren Schenkeln. Nicht unangenehm, aber eindeutig beunruhigend.
»Also?«, setzte er nach.
Doch sie konnte ihm nicht antworten. Sie konnte nicht sprechen. Wenn sie es doch täte, fürchtete sie sich davor, was aus ihrem Mund kommen mochte. Stattdessen starrte sie in diese schwarzen Augen und fragte sich, ob sein Schweiß salzig auf ihrer Zunge schmecken würde.
Er ließ mehr von seinem Gewicht auf ihre Hüften sinken, und sie biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzustöhnen. »Antworte mir, Annwyl.«
Sie schluckte und brachte sich irgendwie unter Kontrolle. Verdammt, sie war eine Kriegerin! Die Anführerin eines der härtesten Aufstände der Geschichte, und doch ließ sie zu, dass irgendein Ritter sie vollkommen verwirrte.
»Nimm deinen Hintern von mir … bitte.«
Er starrte sie verblüfft an, dann warf er den Kopf zurück und lachte. Er sprang auf, griff sie am Arm und zog sie zu sich hoch. »Du amüsierst mich wirklich immer wieder.«
»Es freut mich, dass ich so unterhaltsam bin.« Sie hob rasch ihr Hemd auf, das am Flusslauf lag, und zog es sich über den Kopf. Sie brauchte etwas, um die harten Spitzen ihrer Nippel zu verstecken. Die Stoffstreifen waren dabei keine große Hilfe. »Ich glaube, meine Nase hat für heute genug durchgemacht. Abgesehen davon wird es langsam spät. Ich muss gehen.«
Er hielt sie am Handgelenk fest. »Bist du sicher?«
»Ich habe es doch gesagt, oder?«
»Das habe ich nicht gefragt.«
»Ich habe keine Zeit für so was.« Sie fand es schrecklich, wie verzweifelt sie klang, wie ihr ganzer Körper auf seine Berührung reagierte. Wie er danach schrie, er möge jeden Zentimeter ihrer Haut erkunden.
»Geh nicht.« Seine Stimme war sanft. Lockend.
»Einer von uns muss gehen.«
Er lächelte sie an. »Warum?«
Ihr Blick wanderte die ganze Länge seiner Gestalt entlang, nahm die Breite seiner Schultern wahr, die Muskeln, die sich unter seinem Kettenhemd wölbten. »Vertrau mir.«
Er kam näher. Er hielt immer noch ihren Arm fest, doch seine Finger begannen, sich über ihre Haut zu bewegen. Wanderten ihren Arm hinauf. Ihre Brüste wurden fest, ihre Nippel schmerzhaft hart. Ihr Atem ging schneller. Sie wollte diesen Mann. Bei den Göttern, und wie sie ihn wollte! Mehr als alles zuvor ihn ihrem Leben. Und er wusste es. Sie erkannte es an der Art, wie er sie ansah. Die Art, wie er näher kam und sein Körper beinahe ihren berührte.
»Ich muss wirklich gehen.«
Er senkte den Kopf, den Blick auf ihre Lippen gerichtet. »Wirklich? Bist du sicher?«
Sie sah zu, wie seine Lippen näher kamen, um sich mit ihren zu treffen.
Er hatte eindeutig den Verstand verloren. Und er machte das Mädchen dafür verantwortlich. Anfangs hatte er nicht vorgehabt, irgendetwas anderes zu tun als sie auszubilden. Doch so wie diese grünen Augen zu ihm hinaufstarrten und dieser Körper danach schrie, genommen zu werden – mal ehrlich, was sollte ein armer Drache da tun?
Sie küssen natürlich. Zumindest war das der Plan, als er seinen Kopf senkte, um sie zu kosten, aber er fühlte einen harten Klaps, als eine Hand sein Gesicht traf.
»Moment mal!« Annwyl machte sich von ihm los, indem sie sein Gesicht mit der Hand wegschob.
Überrascht wich er zurück.
»Was genau glaubst du eigentlich, was du da tust?« Sie strahlte Wut aus, allerdings nicht ihre übliche Wut. Es schien etwas ganz anderes zu sein.