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Was hat dieser Drache sich angetan?

Hefaidd-Hen spie einen Zauber aus, und ein beinahe unerträglicher Schmerz durchlief Fearghus’ Körper. Ein Schmerz, der von innen kam. Jetzt sah er, dass die Bestie Teile von sich selbst opferte für die Magie, die durch ihre Adern floss. Die Magie, die Hefaidd-Hen nun gegen ihn richtete. Doch Fearghus würde den Mistkerl nicht loslassen. Er würde nur wieder Annwyl verfolgen. Das konnte er nicht riskieren. Also hielt er seine Krallen weiterhin tief in Hefaidd-Hens Fleisch vergraben und hielt ihn fest.

Eine erneute Schmerzwelle brandete durch Fearghus’ Körper. Er brüllte. Doch sein Brüllen konnte sich nicht mit Hefaidd-Hens gellendem Schrei messen. Er öffnete die Augen und sah, dass Morfyd sich an Hefaidd-Hens Rücken festhielt. Ihre Klauen gruben sich tief in das weiße Fleisch, während sie einen Zauber sprach, der die Bestie in Brand setzte. Und ohne Schuppen hatte er keinerlei Schutz vor den schrecklichen Flammen, die Morfyd auf ihn abschoss.

»Jetzt, Fearghus! Jetzt!«

Fearghus grub seine Krallen noch tiefer in Hefaidd-Hens Unterleib und riss ihn von den Eingeweiden bis zur Kehle auf.

Hefaidd-Hen schrie. Ein Schrei der Überraschung und des äußersten Schmerzes. Fearghus und Morfyd ließen seinen Körper los. Die widernatürliche Bestie stürzte der Erde entgegen, während sie vergeblich versuchte, ihre Eingeweide im Körper zu halten und das Feuer zu löschen, das sie einhüllte. Morfyd spie der sich entfernenden Gestalt noch einen Zauber hinterher, und Hefaidd-Hen zerbarst in Stücke.

Fearghus sah seine Schwester an. »Das war ein bisschen viel, findest du nicht?«

Sie zuckte unschuldig die Achseln. »Ich gehe gern auf Nummer sicher.«

Annwyl sah eine Lücke in seiner Deckung und ergriff die Gelegenheit. Sie machte einen Ausfallschritt und versenkte ihre Klinge in seinen Oberschenkel. Lorcan brüllte vor Schmerzen auf; er schlug ihr ins Gesicht, und seine behandschuhte Hand riss ihr die Wange auf. Sie ging bäuchlings zu Boden, und er schwang sich auf ihren Rücken, beide Hände an ihrer Kehle. Seine Wut hatte die Kontrolle übernommen, doch sie hätte nie gedacht, dass er seine bloßen Hände benutzen würde, um sie zu töten. Sie hatte nur Sekunden, bevor ihr schwarz vor Augen wurde. Sie zog ihren Dolch und holte nach hinten aus. Schreiend taumelte er von ihr fort.

Annwyl sprang auf, bevor Lorcan sich erholen konnte, wandte sich um und sah ihren Bruder, der sich die Hand vors Gesicht hielt, während das Blut zwischen seinen Fingern hindurchströmte. Sie hatte ihn am Auge getroffen. Rasch, weil sie ihm keine Zeit lassen wollte, sie erneut anzugreifen, lief sie um ihn herum, während er auf dem Boden kniete und sich das blutende Auge hielt. Ihr Vater hatte ihr immer gesagt: Wenn du die Beine eines Mannes zerstörst, hast du den ganzen Mann vernichtet. Daran erinnerte sie sich nun und zerschnitt die Bänder an der Hinterseite von Lorcans Füßen. Sie ignorierte seine Schreie, die sich um das Zehnfache steigerten. Im Bewusstsein, dass er nicht gehen oder laufen konnte, trat sie ihm in den Rücken und warf ihn damit zu Boden.

Annwyl setzte sich rittlings auf ihn, genau wie er es bei ihr getan hatte. Sie schnappte sich das Lederband, das sie benutzte, um ihre Haare zurückzubinden, schlug die Hände ihres Bruders aus dem Weg und wickelte es um seine Kehle. Sie zog die Enden fest und achtete nicht auf seine fuchtelnden Arme, sondern hielt den Zug aufrecht.

Er würde keinen heldenhaften Tod haben. Sie würde ihm nicht den Kopf abschlagen, während er noch atmete, wie sie es mit jedem anderen Krieger getan hätte. Er verdiente solche Höflichkeit nicht. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen und zog.

Bald verlangsamten sich seine Bewegungen, und verzweifelte, leidende Geräusche stiegen tief aus seiner Kehle. Sie wartete, bis er ohnmächtig war, und brach ihm dann mit einem festen Ruck das Genick.

Sie ließ ihn los, und sein lebloser Körper fiel zu Boden. Ihr wurde bewusst, dass sie weniger Zeit gebraucht hatte als sie gedacht hatte, um ihren eigenen Bruder tatsächlich zu töten.

»Annwyl.«

Annwyl riss ihren Blick vom Leichnam ihres Bruders los und sah zu der über ihr aufragenden Gestalt ihres Drachengeliebten auf.

»Du musst die Schlacht wenden.«

Sie blickte über das Schlachtfeld und sah, dass ihre Männer und die von Lorcan sich festgefahren hatten. Beide Seiten kämpften gleich gut. Keine Partei gab auch nur im Geringsten Boden preis.

Sie nickte und nahm ihr Schwert auf. »Du hast recht.«

Brastias hob seine Axt, um einen weiteren Mann in zwei Hälften zu spalten, als er ihre Stimme hörte. Klar und fest donnerte sie über das Schlachtfeld und das Land.

»Hört mich an!«

Auf ihren Befehl hörten sie alle auf zu kämpfen und konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf sie. Selbst die Feinde hielten inne. Sie stand auf dem Rücken des schwarzen Drachen, als wäre sie dafür geboren worden.

»Ich bin die Herrin über die Dunklen Ebenen! Ich führe diese Soldaten an! Und jetzt gehört die Insel Garbhán mir!« Mit diesem abschließenden Schrei hob sie den Kopf ihres Bruders hoch in die Luft.

Ihre Männer schrien ihren Namen, und Brastias wandte sich wieder dem Soldaten vor sich zu. »Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte er, bevor er den Mann in zwei Hälften zerteilte.

19

Fearghus sank tief in die Metallwanne, die jemand in Annwyls Zelt gestellt hatte. Er ließ seinen menschlichen Körper mit den schmerzenden Muskeln von dem heißen Wasser einhüllen. Er wäre lieber zurück an seinem See gewesen, doch für den Augenblick genügte das hier. Abgesehen davon würde er noch früh genug nach Hause kommen.

»Annwyl?« Morfyd betrat das Zelt und blieb beim Anblick ihres Bruders abrupt stehen. »Oh, du.«

»Ja, ich.«

»Wo ist Annwyl?«

»Immer noch beim Feiern mit ihren Männern, nehme ich an.« Er schloss die Augen und lehnte sich in der Wanne zurück. »Ist die Familie wieder weg?«

»Alle bis auf Gwenvael. Er amüsiert sich mit den Lagermädchen, schätze ich.«

»Das sollte auch besser das Einzige sein, womit er sich amüsiert«, knurrte Fearghus.

Morfyd kicherte. »Er hat es versucht, aber ich habe gehört, dass Annwyl damit umgehen konnte.«

»Hat er noch seinen Kopf?«

»Momentan ja.«

»Schwester, ich muss dich etwas fragen.«

»Ja?«

»Wie hat Annwyl die Flammen überlebt? Hefaidd-Hens Flammen?«

»Äh … na ja, weißt du … ähm …«

Fearghus sprang aus der Wanne, ergriff seine Schwester bei den Armen und zog sie vollends ins Zelt hinein. »Du hast Annwyl allein zu ihr geschickt, oder?«

»Es war ein Risiko, das sie einzugehen bereit war!« Morfyd riss ihre Arme von ihrem Bruder los und stieß ihn von sich.

»Aber kein Risiko, das ich einzugehen bereit war! Nicht auf Kosten ihres Lebens!« Fearghus gab ihr auch einen Stoß.

»Ich fühle mich nicht schuldig für das, was ich getan habe. Ich musste sie beschützen, und die Familie war einverstanden.«

»Ich war nicht einverstanden!«

»Dich haben wir auch nicht gefragt!« Sie boxte ihren Bruder gegen die Brust.

»Aber Annwyl gehört mir!« Er gab seiner Schwester eine Ohrfeige und schubste sie.

Morfyd stolperte rückwärts und blickte finster. »Nein. Tut sie nicht.« Sie grinste ihn an. »Du hast sie noch nicht in Besitz genommen.« Das ließ Fearghus zusammenzucken. Seine Schwester sprach die Wahrheit. Bis er die Zeremonie der Inbesitznahme vollzogen hatte, war Annwyl als Frau ungebunden. »Du hast sie nicht als die Deine gekennzeichnet. Also gehört sie niemandem. Obwohl die Art, wie Gwenvael sie in letzter Zeit ansieht … man kann nie wissen.«

Die Geschwister knurrten einander an. Dann nahm Fearghus seine Schwester in den Schwitzkasten.