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»Was denkst du gerade, Drache?«

Er schüttelte den Kopf und ging auf sie zu. »Nichts«, flüsterte er, während er ihr den Arm um die Taille legte.

»Immer noch ein Lügner, wie ich sehe.« Sie machte sich von ihm los.

Er seufzte. »Was, Annwyl?«

»Du hast vor zu gehen, nicht wahr?«

Woher sie solche Dinge wusste, würde ihm für immer ein Rätsel bleiben. »Schau, du musst ein Königreich …«

»Blödsinn!«

»Was?«

»Er hat mir gesagt, dass du mir mit irgendwelchem noblen Blödsinn ankommen würdest, von wegen ich müsste mein Königreich verteidigen und niemand könnte uns beide als Paar billigen.«

»Gwenvael«, knurrte er zornig. »Annwyl, es ist zu deinem …«

»Du hast zwei Möglichkeiten, Drache«, unterbrach sie ihn ruhig.

Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ach ja?«

»Ja. Die hast du.«

»Und die wären?«

»Nimm mich jetzt in Besitz. Oder lass mich für immer gehen.«

Er würde seinen Bruder für seine große Klappe umbringen.

»Du weißt nicht einmal, was das bedeutet.«

»Doch, das weiß ich.«

Er wollte sie in Besitz nehmen. Sie sich zu Eigen machen. Doch er hatte vor, abzuwarten, bis sie ihre Herrschaft gesichert hatte. Und wenn sie ihn danach immer noch wollte … »Nein, weißt du nicht.«

»Ich weiß, dass ich nicht mein Leben damit verschwenden werde, auf dich zu warten.« Das saß. Mehr als er zugeben wollte.

»Darum bitte ich dich auch nicht.«

»Ach? Wirklich nicht?«

»Nein.«

»Dann kann ich mir also auf der Stelle irgendeinen Mann nehmen und dir würde es nichts ausmachen?«

»Wenn du das wünschst.« Er hätte gewettet, dass eine Lüge von dieser Größe ihn umbringen würde.

»Tja, irgendein Mann würde mir nicht genügen«, sinnierte sie. »Aber ich glaube, Gwenvael ist noch hier.«

Sie schnappte sich eine Felldecke und steuerte auf den Zelteingang zu. Fearghus ergriff ihren Arm und schwang sie herum. »Das ist nicht lustig!«, knurrte er.

»Fearghus, gib es einfach zu. Du würdest jeden anderen Mann oder Drachen töten, der in meine Nähe kommt.«

Er wollte Nein sagen. Er wünschte, es wäre die Wahrheit. Doch sie wussten es beide besser.

»Das stimmt.«

Sie lehnte sich an ihn. Ihre Brüste an seinem Unterarm. Er schloss die Augen, als ihre Hand seine Brust hinabwanderte, über seine Hüften und schließlich sein Glied umschloss. Sie fuhr mit den Fingern über die Adern und Furchen, ihr Daumen umkreiste ihn. »Dann nimm mich in Besitz.«

»Nein.«

Wütend ließ sie los, was sich inzwischen zu einer ordentlichen Erektion ausgewachsen hatte. »Warum?«

»Weil jeder wissen würde, dass du mir gehörst. Dass deine Liebe und Treue einem Drachen gehören.«

»Und?«

»Könntest du nicht wenigstens so tun, als ob du Angst hättest?«

»Das Einzige, was ich gefürchtet habe, steckt jetzt als Kopf auf einer Lanze vor meinem Lager. Jetzt ist es meine größte Angst, den Rest meines Lebens ohne dich leben zu müssen.«

Fearghus starrte Annwyl an. Gerade an diesem Morgen hatte diese Frau mutig der Flamme der Königin standgehalten. Einer Flamme, durchtränkt mit der ältesten aller Magien. Und bis zu ihrem Tod würde Annwyl immun gegen das Feuer jedes Drachen sein. Doch er kannte seine Mutter gut genug, um zu wissen, dass sie es dem Mädchen nicht leicht gemacht hatte. Annwyls Rücken und Seite waren vollständig mit dunklen Blutergüssen übersät. Die alte Hexe hatte sie vermutlich direkt aus ihrer Kammer geschleudert.

Sein Blick glitt kurz über das Mal, das sich deutlich auf ihrer Brust abzeichnete; es hatte sich in die gebräunte Haut oberhalb ihrer Brüste eingebrannt. Sie trug jetzt auch die Kette von Beathag. Und das für den Rest ihres Lebens. Sie würde immer da sein, direkt unter ihrer Haut. Einer der mächtigsten von den Göttern geschaffenen Gegenstände, die ein Drache einem Menschen schenken konnte. Die Kette von Beathag konnte das Leben ihrer Trägerin verlängern, doch nur, wenn ihr Herz rein und ihre Liebe wahr blieb. Ihre Liebe zu dem Drachen. Andernfalls würde es einen glühenden und schmerzhaften Tod bedeuten, der Tage andauerte.

Er berührte das Mal, und Annwyl zuckte zusammen; die Haut war noch empfindlich. Annwyl liebte ihn. Sie hätte nicht überlebt, wenn es nicht so wäre.

Dennoch konnte er sich davon nicht von seinem Plan abbringen lassen. Er würde Annwyl keinem Risiko aussetzen, bis sie ihre Herrschaft gesichert hatte. Natürlich bedeutete das nicht, dass Annwyl es ihm leicht machen würde.

»Annwyl …«

»Ich habe langsam genug davon … und von dir!« Sie riss ihren Arm von ihm los und machte mehrere lange Schritte zu dem Holztisch in der Mitte ihres Zeltes. Schon jetzt bewegte sie sich wie eine Königin. Die Menschen hatten Glück, sie als ihre Herrscherin zu bekommen.

»Nimm mich jetzt in Besitz, Drache!« Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust; die Felldecke verhüllte sie kaum. »Oder geh. Und komm nie wieder.«

Er wusste, was er tun sollte. Er sollte für immer aus ihrem Leben verschwinden. Er sollte sie irgendeinem netten Menschenjungen überlassen. Irgendeinem netten Menschenjungen, den er würde töten müssen, wenn er die Frau anrührte, die er liebte.

Mit einem Seufzen ging Fearghus zu ihr hinüber und stellte sich vor sie. »Du bist verrückt, Annwyl die Blutrünstige.«

»Welche andere Frau könnte sonst mit dir mithalten, Fearghus der Zerstörer?«

Fearghus beugte sich hinab und küsste Annwyl auf den Kopf, um nicht zu lachen. »Du bist eine merkwürdige Frau, Königin Annwyl.« Er rieb seine Wange an ihrer.

»Das hat man mir schon öfter gesagt.« Seine Hände glitten unter die Felldecke, an ihren Hüften entlang, über ihren Rücken, ihren Hintern. Er hörte sie einatmen, als sie sich an ihn lehnte. »Lass mich nicht warten, Drache. Nimm mich jetzt in Besitz oder lass mich für immer gehen.«

»Bist du sicher, Annwyl? Wenn das erst einmal passiert ist, gibt es keinen Weg zurück.«

»Ich habe meine Entscheidung getroffen, Drache.« Sie ließ die Felldecke zu Boden fallen. »Aber sei du dir sicher, dass du es willst. Tu mir keinen Gefallen.«

Er nahm sie an der Taille und setzte sie sanft auf den Holztisch. Er küsste ihre Stirn, dann ihren Hals, während er ihre Unterarme mit den Händen umschloss. Er beugte sich vor und küsste ihren sinnlichen Mund, und sein Griff um ihre Arme wurde fester.

Annwyl sah Fearghus an und fragte sich, was er da tat. Er stand ganz still, hielt ihre Unterarme fest, als fürchte er, sie könne davonlaufen. Doch das würde nicht passieren. Sie wollte es – und ihn – mehr als alles andere. Doch vielleicht hatte er beschlossen, dass er sie einfach nicht wollte. Dass er sein langes Leben lieber mit einem Drachen als Gefährtin verbringen wollte.

Gwenvael hatte sie auf diesen Gedanken gebracht, der Teufel sollte ihn holen. Je betrunkener der Drache wurde, desto deutlicher wurde ihr, wie wichtig ihm sein mürrischer großer Bruder in Wirklichkeit war. Selbst als er versuchte, seine Hand auf ihren Hintern zu legen. Dann hatte Morfyd es bestätigt. Die zwei hatten sich zu beiden Seiten von Annwyl gesetzt und ihr erklärt, dass sie, wenn sie ihren Bruder wollte, ihn am besten dazu bringen musste, sie noch diese Nacht in Besitz zu nehmen. Andernfalls würde er gehen und glauben, er täte es aus den richtigen Gründen.

Doch vielleicht irrten sie sich. Vielleicht wollte er sie gar nicht. Nicht für längere Zeit zumindest.

Annwyl verzog das Gesicht. Der Griff um ihre Arme war nicht fester geworden, dennoch riss der Schmerz an ihrer Haut. Ihre Fäuste lagen an seiner Brust, und sie spürte seinen tiefen, gleichmäßigen Atem, während ihre Qualen schlimmer wurden. Der Schmerz erinnerte sie an den, wenn sie sich die Hand über einer offenen Flamme verbrannt hatte oder einem siedenden Topf zu nahe gekommen war. Er ging durch ihre Haut direkt ins Fleisch und in die Knochen darunter.