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»Wir regieren die Dunklen Ebenen von hier aus.«

»Nein.«

»Warum? Es ist perfekt!«

»Annwyl, ich glaube, die Adligen würden sich hier nicht wohlfühlen.« Und er wollte sie nicht in der Nähe seiner Höhle haben.

Doch Annwyl schnaubte angewidert. »Ich will diese Leute nicht hier haben!«, schnauzte sie ihn an, offensichtlich verärgert, dass er es auch nur vorschlug. »Bei uns! Wage bloß nicht, das anzubieten!«

»Was meinst du dann?«

»Die Insel Garbhán ist nicht mein Zuhause, Fearghus. Dies hier ist mein Zuhause. Du bist mein Zuhause.«

Er dachte an den Teil seiner Höhle, den er zu ihrem Zuhause gemacht hatte. Er hatte ihn mit allem ausgestattet, wovon er dachte, dass ein Mensch es brauchen oder wollen könnte, und hatte dann das größte Bücherregal und das größte Bett hinzugefügt, das er finden konnte. Damals hatte er sich ständig gefragt, warum er es überhaupt versuchte. Er hatte immer gedacht, eine Königin müsse ihren Hofstaat bei sich haben. Andererseits würde Annwyl niemals eine normale Königin sein.

»Ich habe so eine Ahnung, Frau, dass du das alles schon geplant hast.«

Ihre Augen sprühten vor Begeisterung, als sie sich aufsetzte und sich von ihm losmachte. »Ich habe mir das alles schon genau überlegt. Die Soldaten können Schutzwälle außerhalb der Schlucht aufbauen. So wären wir geschützt. Und natürlich werde ich nur meine besten und vertrautesten Männer einsetzen. Morfyd und Brastias können sich um das Tagesgeschäft auf Garbhán kümmern. Das ist sowieso alles todlangweilig. Es geht die ganze Zeit nur um Bauholz und Getreide und … igitt! Es interessiert mich einfach beim besten Willen nicht.« Er schüttelte den Kopf und grinste, als sie fortfuhr: »Deine Familie und die anderen Drachen werden sich hier sicherer fühlen, wenn sie es wagen, uns zu besuchen. Und wenn es irgendeinen Vorstoß auf unseren Thron gibt, kann Morfyd uns Bescheid sagen. Und jetzt, wo deine Mutter auf unserer Seite ist, können wir alle niederschlagen, die uns in die Quere kommen. Wir zerquetschen sie wie Ameisen!«

Den letzten Teil sprach sie zu Ende als erzähle sie ihm von einem schönen Kleid, das sie fertigen ließ oder von neuen Pferden, die sie kaufte. Nicht dass sie tatsächlich über ein Bündnis sprach, das es in den Dunklen Ebenen seit mehr als tausend Jahren nicht mehr zwischen Menschen und Drachen gegeben hatte. Ein Bündnis, das sie eindeutig zu nutzen beabsichtigte.

Er starrte sie an, nicht sicher, was er sagen sollte.

»Komm schon, Fearghus. Du kannst mir nicht sagen, dass es nicht verflucht genial ist!«

Er lachte. »Ja, Annwyl. Es ist verflucht genial.« Fearghus beugte sich vor und rieb seine Nase an ihrem Hals, während seine Finger ihre harten Nippel streichelten.

Sie kicherte und schob sein Gesicht weg. »Das ist keine Antwort, Drache!«

»Oh, du wolltest wirklich eine Antwort? Ich dachte, du hättest dich schon entschieden.«

Sie zuckte die Achseln, ein alles andere als unschuldiges Lächeln auf den Lippen. »Das stimmt. Ich wollte nur höflich sein.«

Er starrte sie an, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«

»Was meinst du mit Nein?«

Er streckte sich neben ihr aus, seine Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Ich meine Nein. Ich glaube nicht.«

Annwyl schubste ihn. »Warum nicht?«

Jetzt zuckte er die Achseln. »Mir ist einfach nicht danach.«

Annwyl verschränkte die Arme vor ihrem prachtvollen Busen, der ihm nie aus dem Kopf gegangen war. »Wirklich?«

»Annwyl, ich lebe schon seit deutlich mehr als hundert Jahren allein. Ich bin daran gewöhnt, für mich zu sein. Ich denke, das braucht ein bisschen … Überzeugungsarbeit deinerseits.«

»Überzeugungsarbeit?« Sie hob eine Augenbraue. »Wie viel Überzeugungsarbeit?«

»Na ja, ich bin ein sturer Drache. Sehr stur. Wir sprechen hier von Stunden, wenn nicht Tagen an Überzeugungsarbeit … oder auch Jahren.« Er sah ihr in die grünen Augen. »Vielleicht ein ganzes Leben.«

Annwyl streckte sich auf seiner Brust aus, den Kopf auf einen Arm gestützt. »Dann fange ich wohl besser gleich damit an.«

»Ja, das wäre wohl besser, Weib.«

Annwyl küsste ihn. Und Fearghus ließ sie nie wieder los.

Bercelak und Rhiannon

1

»Du hast nach mir verlangt, Königin Addiena?«

Die Königin sah nicht einmal von ihrem Buch auf. »Fällt es dir so schwer, mich Mutter zu nennen?«

Genau genommen … ja. »Du hast nach mir verlangt, Mutter

Seufzend legte die Königin ihr Buch nieder und sah ihre älteste Tochter an. »Wie ich diesen Hohn liebe.«

Rhiannon, Erstgeborene der Drachenkönigin, Erstgeborene Tochter, Weiße Drachenhexe und zukünftige Erbin des Throns der Königin, setzte sich auf ihre Hinterbeine. Sie strich sich die langen weißen Haare aus den Augen und starrte ihre rothaarige und rot geschuppte Mutter an. »Können wir es einfach hinter uns bringen? Ich habe noch was zu tun.«

»Ach ja? Was denn?«

Verdammt. Sie hatte eigentlich gar nichts zu tun; sie wollte nur nicht hier sein. Rhiannon und ihre Mutter hatten sich noch nie verstanden. Hatten nie gelernt, sich gegenseitig zu tolerieren. Es ging sogar eine Geschichte am Hof der Königin herum, dass die frisch geschlüpfte Rhiannon ihre Mutter in den Hals gebissen hatte, als diese versuchte, ihre neue Tochter zu herzen. Doch Rhiannon glaubte das keine Sekunde. Natürlich konnte sie sich vorstellen, dass sie ihre Mutter gebissen hatte, aber sie glaubte nicht, dass ihre Mutter versucht hatte, sie zu herzen.

»Was ich zu tun habe ist meine Sache. Können wir das Ganze hier einfach beschleunigen?«

»Na schön.« Ihre Mutter rückte etwas vor, und Rhiannons ganzer Körper spannte sich, als sie sich näherte, vor allem, als sie sah, dass sich der Wächter der Königin ihr ebenfalls näherte. »Ich habe eine Entscheidung getroffen.«

Rhiannons Augen wurden schmal. »Worüber?«

»Über dich. Es ist Zeit, dass wir dir einen Gefährten suchen. Dass du in Besitz genommen wirst. Und ich habe deinen Gefährten bereits ausgesucht. Einen meiner besten Krieger. Bercelak der Große.«

Mit einem schnaubenden Lachen sah Rhiannon ihre Mutter an. »Bercelak der Große? Meinst du nicht eher Bercelak der Rachsüchtige? Und diese Eidechse von niederer Geburt ist dein auserwählter Gefährte für mich?« Sie lachte lauter. »Du bist verrückt geworden!«

Die blauen Augen ihrer Mutter glitzerten gefährlich in der schummrigen Kammer. »Er ist derjenige, den ich ausgesucht habe. Er ist derjenige, der dich in Besitz nehmen wird.«

Rhiannons Lachen erstarb unter dem kühlen Blick ihrer Mutter. »Was? Warum?«

Als der rote Drache sie nur anstarrte, explodierte Rhiannon. »Du gefühlloses, hinterlistiges Miststück!«

Ihr Inneres schrie, wenn sie an Bercelak den Rachsüchtigen dachte. Er war ein Kriegsherr ihrer Mutter und als gefährlich, gemein und überhaupt unangenehm berüchtigt. In all den Jahren, die sie ihn kannte, hatte sie ihn nie jemanden anlächeln sehen … bis auf sie. Und das auch nur einmal. Ständig beobachtete er sie, ignorierte die Standesregeln, bis sie ihm irgendwann in aller Ehrlichkeit gesagt hatte, er solle aufhören sie anzustarren wie ein Pferd, das an einem Spieß briet, oder sie würde ihm die Hörner vom Kopf reißen. Er hatte sie daraufhin nur angelächelt. Das war das erste und einzige Mal gewesen. Als sie ihm gedroht hatte. Das wertete sie nicht als ein gutes Zeichen.

Damals hatte sie befürchtet, sie würde sich vor einer erzwungenen Inbesitznahme schützen müssen. Sie waren selten, aber sie kamen vor. Dann hatten die Drachenkriege begonnen. Ein Kampf, Drache gegen Drache, im Streben nach Macht. Als bester Kämpfer ihrer Mutter führte Bercelak diesen Krieg an, und seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen.

Doch die Kriege waren vorbei, die Herrschaft ihrer Mutter gesichert. Und anscheinend hatte ihre Mutter vor, ihn für seinen treuen Dienst zu belohnen – mit ihr.