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Sie sah auf ihren Bauch hinab, die Hände darüber verkrampft, und zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben hörte sie Bercelak lachen. Und was noch erschütternder war … sie mochte diesen Klang irgendwie!

»Du hast nur Hunger, Rhiannon«, sagte er freundlich. »Tu, was ich dir sage, und wir werden bald essen. Versprochen.«

Verdrossen aufstöhnend rutschte sie von dem Felsblock und ging hinüber zur Feuerstelle. Wie er gesagt hatte, lagen Kartoffeln und anderes Gemüse neben einem großen Topf voll Wasser. Eine weitere Schüssel mit Wasser stand daneben. Sie kauerte sich nieder und musterte das Essen vor sich. Tatsächlich betrachtete sie das Essen ungefähr fünf Minuten lang, bis sie hörte, wie der Nichtswürdige seinen langen Körper über sie beugte, seine Schnauze direkt hinter ihr, und sagte: »Was genau tust du da?«

Sie ignorierte den Schauer, den seine tiefe Stimme in ihrem Körper auslöste. Verdammt, sie musste ihn ignorieren! »Ich überlege mir meinen Plan.«

»Zum Kartoffelkochen brauchst du einen Plan?«

»Alles im Leben braucht einen Plan, Nichtswürdiger. Ich tue nicht einfach wahllos irgendwas und hoffe, dass alles gut wird.«

»Aber wo ist der Reiz dabei? Der Spaß?«

»Spaß?« Sie sah ihn über ihre Schulter an. »Wann hast du jemals Spaß?«

»Ich habe Spaß!«, schnappte er beleidigt. »Falls es dich interessiert: Ich bin eine sehr spaßige Person.«

»Ach ja?« Sie drehte sich zu ihm um. »Und was machst du zum Spaß?«

»Viele Dinge.«

»Haben die meisten dieser Dinge etwas damit zu tun, etwas umzubringen?«

»Gelegentlich«, grummelte er.

»Eben.«

»Und was machst du zum Spaß?«

Sie zuckte die Achseln. »Ich genieße es, wenn die Leute aus dem Dorf in der Nähe meiner Höhle um ihr Leben rennen.« Sie grinste. »Dieses ganze Geschrei.«

Er schüttelte den Kopf, und die Spitze seiner Schnauze rieb an ihrem menschlichen Körper. »Das ist immerhin mal etwas.«

Der Nichtswürdige lehnte sich zurück und ging wieder zu dem Kadaver hinüber. Sie musste zugeben, zumindest vor sich selbst, dass der Braten köstlich roch. Und verdammt noch maclass="underline" er auch.

»Ich muss sagen, Prinzessin, ich bin überrascht, dass du dich immer noch nicht zurückverwandeln konntest.«

Sie zuckte die Achseln. »Meine Fähigkeiten waren immer schon schwächer als die meiner Mutter.«

»Das kommt mir komisch vor. Weiße Drachen sind bekannt für ihre Kräfte.«

»Tja, anscheinend bin ich die Ausnahme von dieser Regel.« Sie musterte eine Kartoffel. Komisch aussehendes Gemüse. »Meine Magie war immer schwächer, und ich bin viel kleiner als die meisten Drachen. Einer der Zauberer, der mich ausgebildet hat, nannte mich den Kümmerling des Wurfs.«

»Das war gemein von ihm. Ich kann ihn für dich töten, wenn du willst.«

Rhiannon konnte ein überraschtes Lächeln kaum unterdrücken. Niemand hatte ihr je angeboten, jemanden für sie zu töten – zumindest keiner, dem sie geglaubt hatte. Aber sie glaubte Bercelak. »Nein, nein. Das ist nicht nötig. Er hat nur die Wahrheit gesagt.«

»Tja, es gibt einen Unterschied dazwischen, die Wahrheit zu sagen, und einfach ein echter Mistkerl zu sein.«

»Weißt du, du bist nicht …« Sie unterbrach sich unvermittelt, aber die schwarzen Augen des Drachen richteten sich sofort auf sie.

»Was bin ich nicht?«

»Na ja … du bist nicht ganz, was ich erwartet hatte.«

»Und was hattest du erwartet?«

»Um es mit deinen Worten zu sagen … einen echten Mistkerl, denke ich.« Definitiv keinen, der ihr Essen kochte. Und er hatte sie nicht ein einziges Mal angeschrien. Sie hatte ihn wirklich … brutaler erwartet. Brutal und tödlich, und dass er nicht zufrieden war, bis sie weinte … was sie niemals tun würde.

»Das kann ich durchaus sein … im Kampf. Wenn ich zu Hause bin, halte ich das nicht für nötig.«

Während sie die Kartoffel quetschte, um zu sehen, ob sie saftig wie Obst war, murmelte sie: »Es gibt Leute, die sagen, du seist grausam. Herzlos. Und das sagen nicht nur unsere Feinde.«

»Und wer sagt solche Dinge?«

»Du willst wohl, dass ich dir das sage, damit du hingehen kannst und sie zur Strecke bringen? Ich habe nicht vergessen, dass du Bercelak der Rachsüchtige warst, bevor du Bercelak der Große wurdest.«

»Weißt du, warum ich diesen Namen hatte?«

»Nein.« Und es sollte ihr auch egal sein, aber sie war irgendwie neugierig.

»Wegen Soaic.«

Aaah, Soaic. Sie hatte ihn einmal rangelassen. Es war nicht schlecht gewesen, aber nichts, was sie in ihr Tagebuch geschrieben hätte. Außerdem hatte er Angst vor ihr. Das hatten sie alle. Um ehrlich zu sein, war ihr Ruf nicht viel besser als der von Bercelak, und sie war noch nie neben dem Drachen aufgewacht, mit dem sie schlafen gegangen war. Sie schlichen sich immer davon, als fürchteten sie, sie würde aufwachen und sie einfach so zum Zeitvertreib umbringen.

»Aye. Soaic.« Sie zuckte die Achseln. »Er hatte viel über dich zu sagen.«

Bercelak goss eine Flüssigkeit über den bratenden Kadaver. »Das dachte ich mir schon. Kennst du die Narbe, die Soaic an seiner rechten Hinterhand hat? Die nicht einmal seine Schuppen verdecken können?«

»Aye. Die hat er aus der Schlacht von …«

»Die hat er von mir – als ich ihn von der Hüfte bis zur Klaue aufgeschlitzt habe.«

»Warum hättest du das tun sollen?« Da sie nicht wusste, was sie sonst mit der dummen Kartoffel in ihrer Hand machen sollte, warf Rhiannon sie ins Wasser.

»Hast du die vorher geputzt?«

Knurrend stand sie auf und wandte sich zu ihm um. »Hast du mir gesagt, dass ich sie zuerst putzen soll?«

»Du hast wirklich noch nie vorher selbst gekocht?«

»Ich bin nicht nur eine Prinzessin – sodass ich das nicht tun muss –, ich bin außerdem ein Drache. Die ganze Welt ist voller Vieh. Warum sollte ich Zeit damit verschwenden, irgendwas zu kochen?«

»Hast du nie Zeit mit Menschen verbracht? Überhaupt nie?«

»Nur, wenn ich mit ihnen rede, bevor ich sie fresse. Aber das mache ich nicht oft. Ich finde, wenn sie anfangen zu schluchzen, ist es schwerer, in Ruhe zu essen.«

Bei diesen Worten lachte er. Bercelak hatte nie über irgendetwas gelacht. Zumindest munkelte man das bei Hof. Aber sie hatte ihn schon zweimal zum Lachen gebracht. Sie. Rhiannon biss sich auf die Lippen, um nicht stolz zu lächeln.

Bercelak verwandelte sich, schnappte sich eine schwarze Hose und zog sie über.

Sie runzelte die Stirn, verwirrt, warum er Kleider anzog. Er sah ihren Ausdruck und zuckte die Achseln. »Vertrau mir, Prinzessin. Es ist viel einfacher, wenn ich angezogen bin.«

Mit einem ablehnenden Schnauben wandte sie sich von ihm ab. Rhiannon schloss die Augen und mühte sich ab, die Schönheit des Drachen zu ignorieren. Und all diese kleinen Narben von seinen Kämpfen machten ihn nur noch schöner. Noch nie hatte sie so auf ein männliches Wesen reagiert, egal ob Mensch oder Drache. Vielleicht war es wegen diesem widerspenstigen menschlichen Körper, den sie ertragen musste. Sie wusste es nicht – aber sie wusste, dass es ihr nicht gefiel.

»Du hast mir nicht gesagt, warum du Soaic angegriffen hast.«

»Er hat schlecht von meinem Vater gesprochen.« Er griff um sie herum, zog die Kartoffel aus dem kochenden Wasser und warf sie beiläufig zurück auf den Haufen. »Ich erlaube niemandem, so über meinen Vater zu reden.«

»Mir hast du es erlaubt.« Rhiannon zuckte zusammen. »Das habe ich nicht so gemeint.« Was, wenn der Mistkerl es gar nicht gemerkt hatte?

Er zupfte behutsam an einer ihrer Haarsträhnen. »Stimmt, aber ich hatte auch nicht vor, mich mit Soaic zu paaren.«

Sie drehte sich langsam zu ihm um. Auch wenn er sie nicht berührte, stand er doch so nah wie möglich bei ihr. Sie konnte ihn riechen, und er roch ziemlich gut. Nicht nach Parfüm wie manche Mitglieder des Königshauses. Es war auch nicht der Geruch nach Blut wie bei jenen, die weniger darauf achteten, sich zu säubern.