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Sie schnalzte mit den Krallen ihrer rechten Klaue, und die Reihe von Männern neben ihr flog rückwärts. Mit einem Schnippen ihrer Klaue setzte sie eine weitere Reihe von Soldaten in Brand, ohne überhaupt ihr Maul öffnen oder einen Zauber laut aussprechen zu müssen.

Die Männer verwirrte ihre Fähigkeit, ihnen Schaden zuzufügen, ohne viel mehr zu tun als in ihre Richtung zu denken, und das verschaffte ihr die Gelegenheit, an den Seilen zu ziehen, die sie festhielten. Dabei zerrte sie die Soldaten zu sich heran, und als sie nah genug waren, trat sie auf sie und genoss die kleinen matschigen Geräusche, die sie dabei machten.

Während sie denen, die sie ins Visier genommen hatten, den Rest gab, vernichtete Bercelak die anderen. Das Breitschwert steckte immer noch in seinem Rücken, aber er schien es nicht mehr zu bemerken oder sich darum zu kümmern.

Nachdem sie sich das Seil von der Kehle gerissen hatte, erledigte sie die wenigen Soldaten, die vor ihr davonliefen, mit ihrer Flamme. Um vor Bercelak anzugeben, ließ sie sie um die Bäume peitschen. Die Flamme machte einen Bogen um die Männer, bis sie vor ihnen war und sie in Feuer einhüllte.

Sie sah zu Bercelak hinüber und lächelte. »Nicht schlecht, was?«

»Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst zum Schloss zurücklaufen? Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?«

Er war wütend, was sie in die Defensive drängte. »Ich habe getan, was nötig war. Und ich würde es wieder tun. Und ich schulde dir, Nichtswürdiger, keinerlei Erklärung, egal, was ich tue!«

»Ach so?«, bellte er, während er sich abmühte, das Breitschwert zu erreichen, das in seinem Rücken steckte, »dann kann ich mich also nicht darauf verlassen, dass du einfache Anweisungen befolgst? Das willst du mir damit ja wohl sagen!«

»Was ich dir sagen will … oh!« Sie eilte um ihn herum und riss ihm ohne das geringste Mitleid den Stahl aus dem Rücken.

Sein schmerzerfülltes Gebrüll gellte durch das ganze Tal.

Sie schleuderte die Waffe zu Boden. »Was ich dir sagen will, ist: Ich habe getan, was ich für richtig hielt. Ich werde immer tun, was ich für richtig halte. Auch dich beschützen, wenn ich es für notwendig halte!«

»Ich brauche deinen Schutz nicht!«

»Und ich brauche dich nicht!«

Sie ging um ihn herum und wollte das Tal verlassen, doch sein Schwanz hakte sich in ihren ein und riss sie zurück.

»Rhiannon, warte.«

»Nein!« Doch solange ihre Schwänze ineinander verkeilt waren, konnte sie nicht gehen. Und Bercelak ließ sie nicht los. »Lass mich los, Nichtswürdiger!«

»Hör auf, mich so zu nennen!«

»Dann hör auf, dich so zu benehmen!«

Beide hatten sich jetzt geduckt, die Schwänze ineinander verhakt, und umkreisten einander. Beide waren in Sekunden bereit zum Angriff.

»Du machst alles so kompliziert, Prinzessin!«

»Nein, tu ich nicht! Du musst mich nicht wie ein kleines Kind behandeln, Bercelak. Ich muss nicht ständig beschützt werden! Ich kann nicht Königin sein, wenn du dauernd eingreifst und mir sagst, was ich tun soll.«

Er blieb stehen. »Ich habe nur versucht, dich zu beschützen. Es ist meine Aufgabe, für deine Sicherheit zu sorgen.«

»Nein, ist es nicht! Wenn ich je Königin bin, werde ich dafür Wachen haben. Sie werden mich vor Feinden schützen. Aber ich werde nicht mit ihnen ins Bett gehen.«

Seine schwarzen Augen richteten sich auf ihr Gesicht. »Das will ich dir auch nicht geraten haben.«

Endlich kicherte sie. »Das hatte ich auch nicht vor.«

»Gut«, grummelte er, während er einige Schritte auf sie zu machte. »Ich würde all diese Wachen wirklich ungern ohne Grund umbringen müssen.«

Rhiannon grinste und bewegte sich um ihn herum, während sich ihre Körper einander immer mehr näherten. »Ich werde immer auf deinen Rat hören, Bercelak. Aber du musst mir zutrauen, dass ich die Entscheidungen treffe, die ich für nötig halte.«

Er sah ihren Körper an, antwortete aber nicht.

»Bercelak?«

»Was?«

»Ich hätte eigentlich gern eine Antwort.«

Er richtete den Blick wieder auf ihr Gesicht. »Eine Antwort worauf?«

»Deine Aufmerksamkeit scheint mir nachzulassen.«

»Eigentlich nicht.« Sein Blick wanderte wieder über ihre Drachengestalt. »Du bist ein Drache, Rhiannon.«

»Aye, Bercelak. Das bin ich.«

»Dann komm zu mir. Ich habe vor, dich als Drache zu nehmen.«

Sie wusste, wie dieses Spiel gespielt wurde, auch wenn sie bisher niemanden für würdig gehalten hatte. Bis jetzt.

Mit einem Kopfschütteln, bei dem ihr weißes Haar um sie fiel, entgegnete sie: »Du wirst mich erst fangen müssen, Nichtswürdiger.«

Dann stieg sie in die Abenddämmerung auf, ihren Liebhaber dicht auf den Fersen.

Es war ihr Schrei, der ihn am nächsten Morgen weckte. Bercelak rappelte sich auf und sah sich in der Umgebung nach weiteren Soldaten um. Doch alles, was er sah, war eine kreischende Rhiannon.

Eine kreischende menschliche Rhiannon.

»Sieh mich an! Was ist passiert?«

Er hatte keine Ahnung. Als sie schließlich ausgelaugt gewesen waren, nachdem sie eine Menge anderer Verwendungsmöglichkeiten für ihre Schwänze gefunden hatten, hatte die Erschöpfung des Tages und der Nacht sie schließlich eingeholt und es war fast schon eine Ohnmacht, die sie umfangen hatte, und kein Schlaf.

Doch während sie schliefen, hatte Rhiannon der Drache eingerollt an seine Seite geschmiegt gelegen, und ihr leises Knurren im Schlaf hatte ihn zufriedener gemacht als er es je zuvor gewesen war.

Dennoch stand sie jetzt im grellen Licht der zwei Sonnen vor ihm. Als Mensch. Es war ihm nicht wichtig, ob Rhiannon Mensch oder Drache war. Solange sie ihm gehörte. Doch er wusste, dass es sie störte und das bedeutete, dass er es in Ordnung bringen musste.

»Rhiannon …«

»Sieh dir diese spindeldürren Dinger an!« Ihre Arme wedelten wild über ihrem Kopf. »Und all diese weiche, nutzlose Haut!«

Wenn sie versuchen wollte, ihn heiß zu machen, dann schaffte sie das ganz gut.

Sie drehte sich um und deutete auf ihren Hintern. »Und ich mag mich irren, aber ich glaube, dieses Ding ist noch größer als es für einen Menschen meiner Größe normal wäre. Wie kann das angehen?«

Rasch verwandelte sich Bercelak. »Rhiannon, beruhige …«

»Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen! Das hat mir diese Schlampe angetan, und sie wird dafür bezahlen!«

Sie stürmte davon, und Bercelak hatte alle Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Jede andere, davon war er überzeugt, hätte nur große Reden darüber gehalten, die Königin herauszufordern. Doch Rhiannon traute er alles zu, vor allem, wenn sie so wütend war. Doch konnte er sie jetzt nicht vor ihre Mutter treten lassen. Ganz zu schweigen von den Wachen, die der Königin nie von der Seite wichen. Rhiannon war immer noch ein Mensch – und würde das auch offenbar bleiben, solange der Zauber ungebrochen war –, und ihre Kräfte waren nicht annähernd so stark wie als Drache. Und da er in all den Jahrzehnten, die er sich an ihrem Hof aufgehalten hatte, nie erlebt hatte, dass die Königin menschliche Gestalt annahm, bezweifelte er, dass sie es jetzt tun würde, wenn ihre Tochter sie herausforderte. In Wahrheit war er sich relativ sicher, dass nichts die Königin dazu bringen konnte, sich in einen Menschen zu verwandeln, solange Rhiannon noch atmete.

»Ich wünschte, du würdest mal für eine Sekunde Ruhe geben, damit wir reden können.«

»Reden? Worüber?«

»Darüber, was wir als Nächstes tun müssen.«

»Abgesehen davon, meine Mutter umzubringen? Ich habe keine Ahnung!«

Bercelak nahm ihren Arm, zog sie heran und drehte sie zu sich um. »Das geht uns beide an, Rhiannon. Dich und mich. Was dich verletzt, betrifft mich auf dieselbe Art.«