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»So, da geht unser Ausflug zu den Affen«, brummte ich. »So ein elendes Pech . . .«

Bob sah grimmig drein. Er stieß mich leicht an und machte eine Kopfbewegung zur Brücke. »Jim, der Commander hätte uns auch dann gerufen, wenn es nicht erlaubt gewesen wäre, oben zu sein. Schau mal.«

Ich schaute. Auf der Wetterbrücke stand der Commander, und er sah nicht mehr uns an, sondern überwachte aufmerksam die Anlegemanöver. Neben ihm stand jedoch der Zweite Offizier, Cadet Captain Sperry und schaute mit einem besonders befriedigten Gesichtsausdruck zu uns herüber.

Wir hatten also keinen Landurlaub in Gibraltar, sondern verbrachten unsere dienstfreie Zeit mit Liegestützen im Trainingsraum des Tankstützpunkts. Allzu schlimm war es nicht, immer zehn Minuten scharfe Übung, dann fünf Minuten Pause, alles in allem immer zwei Stunden. Aber in einer der Pausen entdeckte Bob etwas, das wir uns nicht erklären konnten.

Die Lademaschinen arbeiteten um die Pocatello, und das war normal; man erwartet, daß ein Seeschiff in einer Tankstation aufgetankt wird, und die in genau abgemessenen Abständen aufgestellten Uranpatronen, jede in einem kleinen Strahlungsdichten Behälter, waren nichts Neues für uns.

Bis Bob entdeckte, daß die Patronen vom Schiff kamen.

»Nein! Da wird Brennstoff ausgeladen?« bemerkte ich ungläubig. ,,Aber das ist doch verrückt! Wir haben dreißigtausend Meilen vor uns!«

Bob wischte sich schweratmend die Stirn, denn ihm machten solche Übungen mehr zu schaffen als mir. Er schüttelte den Kopf. »Die brauchen wir nicht«, sagte er. »Eine einzige Ladung würde diese Konservenbüchse zwei- oder dreimal mit Leichtigkeit um die ganze Erde bringen. Das ist nur unsere Notration. Trotzdem ist es recht komisch.«

Da waren wir einer Meinung. Dann hörten wir die Pfeife, und das Dutzend, das für kleinere Vergehen zu büßen hatte, nahm die Übungen wieder auf. Und wir vergaßen den Brennstoff für eine Weile.

Gegen Abend war die Pocatello wieder unterwegs, diesmal zum Flottenstützpunkt Neapel. Es war ziemlich langweilig. Kurz vor dem Golf von Neapel tauchten wir auf und fuhren zwischen Ischia und Capri bei Sonnenaufgang in die Bucht. Ich hatte die Frühwache und sah die Sonne über dem Vesuv aufgehen.

Und da kamen dann die schlechten Nachrichten: Die Kreuzfahrt war abgesagt.

Offiziell wurde kein Grund dafür angegeben, es wurde nur mitgeteilt, daß wir zu unserer Basis zurückzukehren hatten. Aber das Gerücht war nun erklärt, und nach dem, was wir, Bob und ich, in Gibraltar gesehen hatten, glaubten wir auch an dessen Wahrheit: Uranmangel.

Ich glaube, nicht ein Mann auf dem Schiff nahm den Befehl leicht, denn wir hatten uns sehr lange schon auf diese Kreuzfahrt gefreut. Für mich war sie mehr gewesen als nur eine angenehme Übungsfahrt, denn ich hatte gehofft, meinen Onkel Stewart Eden sehen zu können, wenn wir nach Marinia kamen.

Das war jetzt alles natürlich gestrichen.

Am frühen Morgen kam der Befehl zur Rückkehr zu den Bermudas. Die Pocatello wurde verproviantiert und konnte erst gegen Abend auslaufen. Bob Eskow und ich hatten Landurlaub für den Nachmittag, aber als wir im Walboot saßen, waren wir gedrückter Stimmung.

An Land wurden wir aber wieder fröhlicher. Keiner von uns beiden war jemals weit von zu Hause weg gewesen. Neapel erschien uns wie eine andere Welt, die von meinem New London und Bobs New York so weit entfernt war wie der Mond.

Wir liefen durch alte, enge Straßen, über den breiten, eleganten Boulevard am Wasser, tranken im Herzen der Stadt einen dicken, heißen Kaffee aus winzigen Tässchen. Und als wir dasaßen, kam ein magerer Mann mit freundlichem Lächeln auf seinem dunklen Gesicht zu uns. »Scusi, Signori«, sagte er. Da er die seeblaue Uniform mit den Ankern des italienischen Tiefseeflottenkommandos trug, standen wir auf.

»Hallo«, sagte ich zögernd, »wir können kein Italienisch, Sir.«

Der Mann zuckte die Schultern. »Ich spreche ein bißchen Englisch«, antwortete er langsam. »Bitte, entschuldigen Sie die Störung, aber Sie sind doch von diesem amerikanischen Tiefseeboot?«

»Ja, natürlich«, antwortete Bob lachend. »Ich bin TiefseeKadett Eskow, und das ist Kadett Eden.« Er streckte die Hand aus, und der Italiener schüttelte sie strahlend.

»Wußte ich's doch!« rief er. »Erlauben Sie mir, Sie in Neapel willkommen zu heißen, Gentlemen. Ich bin Sotto-Tenente Vittorio di Laterani, zu Ihren Diensten.«

Im gleichen Moment wurden Bob und ich uns darüber klar, daß wir mit einem Offizier mit Kommando sprachen und standen stramm. Er erwiderte unsere Ehrenbezeigung voll Höflichkeit und sagte, er freue sich riesig über unser Schiff im Hafen; gleichzeitig bot er uns für den Nachmittag seine Dienste als Führer an.

Wir sahen einander an, Bob und ich, und wir freuten uns über dieses Angebot.

Di Laterani war gerade zwanzig und seit einem Jahr Offizier. Derzeit war er stationiert bei der Marinebasis Neapel, denn sein eigener Unterseekreuzer, die Pontevecchio, lag zu einer großen Überholung im Trockendock. Bis zum Ende der Überholung hatte er viel Zeit, und wir akzeptierten natürlich sein Angebot, uns auf eine Tour mitzunehmen, sehr gerne.

Es war ein herrlicher Nachmittag, doch er nahm ein schlimmes Ende.

Während des Nachmittags hatte der Vesuv etwas stärker geraucht als gewöhnlich. Wir saßen in einem winzigen Hotel bei einem Expresso und schauten auf den Golf hinaus, als der Sturm zuschlug.

Tenente di Laterani sprang auf, als der erste Donner rumpelte. »Madre mia!« schrie er. »Kommt, Gentlemen, wir müssen uns beeilen. Bei starkem Regen ist die Straße den Berg hinab nicht passierbar. Und wenn Sie Ihr Schiff erreichen wollen ...«

Wir erreichten es nicht. Die Pocatello war weg.

Wir versuchten alles. Der Tenente schämte sich, weil er daran schuld war, daß wir unser Schiff versäumt hatten, und raste mit seinem winzigen Auto zum Basis-Hauptquartier, um für uns eine Transportmöglichkeit zu finden — ein Torpedo-Boot, ein Flugzeug, irgend etwas, das uns zu unserem Schiff bringen konnte, ehe es so weit vom Land entfernt war, daß es für die Rückreise tauchte. Aber der Sturm hielt die Flugzeuge am Bo-den, und als di Laterani endlich einen Torpedobootskommandanten gefunden hatte, der uns hinausbringen wollte, kam über den Radarschirm eine Sichtmeldung herein: »Amerikanischer Tiefsee-Kreuzer getaucht, kein Rückruf möglich.«

Wir hatten also unser Schiff versäumt.

Wir mußten uns nun beim amerikanischen Sektionsoffizier melden und die bittere Pille unserer Strafe schlucken.

Ich glaube, es wäre unter den vorliegenden Umständen noch erträglich gewesen, hätten wir unser Schiff in Gibraltar erreicht, doch es ging nicht. Der Sektionsoffizier hatte Mitleid mit uns und gab der Pocatello unsere Geschichte durch mit der Bitte, in Gibraltar aufzutauchen, so daß wir dorthin fliegen und wieder an Bord gehen könnten. Erst Stunden später kam die Antwort zurück: »Ersuchen abgelehnt. Erwähnte Kadetten werden auf dem Luftweg zur Akademie zurückkehren.

Brand Sperry, Zweiter Offizier Diensttuender Kommandant.«

Am nächsten morgen gingen wir an Bord eines zivilen Linienjets und machten uns auf den trübseligen Rückweg.

Als wir in der Akademie ankamen, begegneten wir nur steinernen Gesichtern. Der Kommandant persönlich rief uns zurück. Wir seien eine Schande für den Service, sagte er, und Eskows Unfall vom Jahr vorher erscheine jetzt in einem ganz anderen Licht und sei wohl beabsichtigt gewesen. Ich, hielt er mir vor, tue mir einiges zugute auf den Ruf meines Onkels und meines Vaters. Wir wurden vor die Wahl gestellt: entweder aus dem Service ausscheiden, oder vor ein Kriegsgericht gehen.