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Ich glaube, mein Vater hätte das Kriegsgericht gewählt, doch Eskow hätte nichts davon gehabt, wenn er das getan hätte. Das Gericht hätte mit Rücksicht auf den vorigen Unfall gegen ihn entschieden, und ich mochte nicht die Möglichkeit auf mich nehmen, im Dienst zu bleiben, während Eskow aus dem glei-chen Grund unehrenhaft entlassen wurde.

Wir schieden beide aus.

Auch jetzt kam ich noch nicht auf die Idee, daß hinter dieser ganzen Geschichte andere als disziplinäre Gründe stecken könnten.

Schweren Herzen schickte ich meinem Onkel ein langes Radiogramm, um ihm zu schildern, was geschehen war, und dann packte ich meine Sachen.

7. Der Brief aus den Tiefen

Die Antwort war ein kurzes Radiogramm:

BESTÄTIGT. KINN HOCH. BRIEF FOLGT. STEWART EDEN.

Der Brief kam eine Woche später. Mir wäre lieber gewesen, es hätte eine Ewigkeit gedauert.

Es war ein ungewöhnlich langer, blauer Umschlag, und links oben las ich Namen und Adresse des Anwalts meines Onkels. Ich riß ihn auf; drei Dinge fielen heraus: ein Scheck über einen Betrag, bei dessen Anblick mir fast die Augen aus dem Kopf fielen; eine schmale gelbe Karte mit meines Onkles Gekritzel in Scharlachrot: »Mach Dir nichts draus, Jim. Ich hätte das erwarten müssen. Ist nicht Dein Fehler. Komm nach Thetis. Ich werde Dich dort treffen und es Dir erklären.«

Das war eine geheimnisvolle Mitteilung, die ich zweimal las. Ich wurde mir nicht darüber klar, was mein Onkel damit gemeint haben könnte. Ob er geglaubt hatte, ich würde die Schwierigkeiten nicht schaffen? Aber er hatte ja erwähnt, es sei nicht mein Fehler. Unruhig besah ich mir das letzte Ding.

Sofort vergaß ich alles andere. Es war dies ein Brief, sorgfältig auf blaues Cellutan getippt, mit einem Kopf, auf dem ich „Wallace Faulkner, Rechtsanwalt« las. Mr. James Eden c/o United States Tiefsee-Akademie Klasse Drei, Crew Fünf

Sehr geehrter Herr,

ich bedaure unendlich, Ihnen mitteilen zu müssen, daß Ihr Onkel Stewart Eden tot ist. Kurz nachdem er Ihnen den beigeschlossenen Brief geschrieben hatte, ging er an Bord eines Kreuzers nach Seven Dome. Die Route von Thetis dorthin verläuft über den Eden Tiefen; während der Überquerung dieser Tiefen in viertausend Faden Tiefe (l Faden = 6 Fuß = 1,829 m) und auf normalem Kurs wurden vom Schiff Ihres Onkels SOS-Signale aufgefangen. Sie brachen in der Mitte ab, und weiterer Kontakt konnte nicht mehr hergestellt werden.

Selbstverständlich unternahmen die örtlichen Seebehörden alle Anstrengungen, mit Ihrem Onkel wieder Verbindung aufzunehmen, leider ohne Erfolg. Mir teilte man mit, es bestehe keine Möglichkeit für sein Überleben.

Ich nehme an, Sie wissen, daß Sie der Alleinerbe sind. Ich muß Sie jedoch warnen, daß Ihr Onkel kein sehr wohlhabender Mann war.

Im wesentlichen besteht sein Besitz aus achtzig Anteilen einer Firma, die unter dem Namen Marine Mines, Ltd. bekannt ist. Das ist die Firmenmehrheit, da nur hundert Anteile ausgegeben wurden. Der Wert dieser Anteile ist problematisch. Der Nominalwert ist pro Stück tausend Dollar, aber unter normalen Bedingungen gibt es dafür keinen Markt.

Vor einigen Jahren hat diese Firma bei der Regierung von Marinia einen Antrag gestellt auf die Ausbeutungsrechte der Eden Tiefen mit den alleinigen Oberflächen-und Mineralrechten. Das ist das bedeutendste Besitztum der Firma. Es ist durchaus möglich, daß der Boden der Eden Tiefen Minerallager von hohem Wert enthält, doch ist die Erschließung schwierig, da existierende Formen von Seefahrzeugen und Tiefseeausrüstungen in solchen Tiefen noch nicht erfolgreich eingesetzt werden konnten. Es ist möglich, daß Ihres Onkels Tod auf einen Versuch zurückzuführen ist, die größere Tiefenreichweite seiner Ausrüstung so auszuprobieren, daß der Boden der Eden Tiefen ausgebeutet werden kann. Trifft dies zu, so war sein Versuch leider erfolglos.

Um ganz offen zu sein: das Projekt, diesen Claim zu erschließen und die Vorkommen abzubauen, ist visionär und nicht in die Wirklichkeit umzusetzen. Der gewaltige Druck von etlichen tausend Faden Wasser allein schon läßt den Plan als nicht realisierbar erscheinen, und außerdem sind diese Tiefen auch von vielen gefährlichen Tiefseekreaturen bewohnt wie dem Benthoctopus und einem noch fast unbekannten Tier namens K'Wapti. Auch die fabulöse Seeschlange soll dort unten hausen, obwohl dies natürlich noch nicht erwiesen ist.

Glücklicherweise habe ich unter meinen Klienten eine Person, die bereit ist zu Spekulationen in dieser Beziehung, so daß eine vage Möglichkeit besteht, daß neue Techniken eine Ausbeute gestatten. Sie wissen vielleicht, daß im Moment solche neuen Techniken nicht bekannt sind. Außerdem müssen nach den Seegesetzen solche Claims innerhalb von acht Jahren bewiesen werden, oder sie fallen wieder in staatlichen Besitz zurück. Das heißt also, die Minenarbeiten müssen innerhalb dieser Zeit in Angriff genommen werden.

Diese Achtjahresperiode endet am 1. Februar des nächsten Jahres. Sie werden einsehen, daß nicht genügend Zeit verbleibt, neue, in Kürze vielleicht entwickelte Techniken einzusetzen.

Aus diesem Grund würde ich Ihnen allen Ernstes raten, jedes Angebot zu akzeptieren, das man Ihnen für diesen Besitz macht. Ich bin autorisiert, Ihnen vierhundert Dollar pro Anteil dieses Blockes von achtzig Anteilen der Marine Mines Ltd. zu bieten, also insgesamt zweiunddreißigtausend Dollar. Erhöht kann dieser Preis nicht werden.

Bitte, informieren Sie mich über Radio sofort, daß Sie diesen Vorschlag annehmen. Ich habe schon den Verkaufsvertrag entworfen und werde ihn unterzeichnen, sobald ich von Ihnen dazu ermächtigt werde. Mein Klient könnte sein Angebot jederzeit zurückziehen, so daß Eile geboten erscheint. Ich versichere Ihnen, auf dem offenen Markt würden die Anteile nicht annähernd soviel einbringen.

Der Rest des Besitzes Ihres Onkels umfaßt auch den Seewagen, in dem er unterwegs war, und der aller Wahrscheinlichkeit nach nie geborgen werden kann; ferner ein paar persönliche Besitztümer, die Ihnen mit Tiefsee-Post zugehen.

Sie können sich darauf verlassen, daß ich Ihre Interessen mit dem gleichen Eifer vertrete, wie ich die Ihres Onkels wahrgenommen habe.

Ihr Radiogramm mit der Autorisierung zum Verkauf der Anteile erwarte ich umgehend.

Mit tiefstem Mitgefühl für Ihren schweren Verlust verbleibe ich

Ihr ergebenster Diener Wallace Faulkner.

8. Der Mann im weißen Anzug

Der Tod von Onkel Stewart war ein sehr schmerzlicher Schock für mich, um so mehr, als er so brutal meinem Ausscheiden aus dem Dienst folgte. Aber meine persönlichen Sorgen vergaß ich fast, als ich Faulkners Brief las, der ebenso unter diesem Verlust zu leiden schien. Wenn ich nur diese Kreuzfahrt so, wie vorgesehen, hätte vollenden können! Dann hätte ich ihn in Marinia gesehen . ..

Aber es hatte keinen Sinn, Tränen über etwas zu vergießen, das sich doch nicht ändern ließ. Ich sprach in New York mit Bob Eskow darüber, wohin ich von der Akademie aus geflogen war. Er war mit mir einer Meinung, daß Faulkners Brief ebenso viele Fragen stellte wie beantwortete, und vielleicht sollte ich das Angebot dieses ungenannten Klienten nicht allzu schnell annehmen. Dieser Besitz bedeutete jedoch wenig für mich, wenn ich ihn verglich mit dem großen persönlichen Verlust, den ich durch den Tod meines einzigen lebenden Verwandten erlitten hatte.

Seit so vielen Jahren hatte ich mich darauf gefreut, zusammen mit ihm die Wunder von Marinia zu erforsehen! Der Tiefsee-Service hätte mich sicher in diese Gegend abgestellt, dann hätten wir einander oft sehen können, und sicher hätten wir auch vieles zusammen unternommen.

Mir erschien es unmöglich, daß er tot sein könnte.

Ich beschloß, sofort nach Marinia zu reisen, um zu sehen, ob irgendeine Möglichkeit bestünde, doch meines Onkels Leiche zu finden und danach die Ausbeutungsmöglichkeiten der Eden Tiefen zu prüfen. Unmöglich? Nein, das Wort kannte ich noch nicht.