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Ein Toter lag auf einem schmalen Tisch, ein kleiner, dunkelhäutiger Mann. Er hatte ein seltsames Ding auf dem Kopf, eine Art Metallhaube, von der Drähte zu einer klickenden, surrenden Maschine an einer Wandseite führten.

Die Maschine kannte ich; einmal hatte ich sie auf der Akademie gesehen. Man nannte sie Gehirnpumpe. Ein elektronischer Apparat war dies, der die Gedanken aus dem Geist eines Menschen und all seine Geheimnisse herausziehen konnte, allerdings von einem lebenden Gehirn. Es war eine häßliche Maschine, und ich sah noch genau das Plakat vor mir, das im Museum unter dieser Maschine gehangen hatte:

DER GEBRAUCH DIESER MASCHINE IST UNGESETZLICH LAUT INTERNATIONALEM ÜBEREINKOMMEN. SELBST IN KLEINEN DOSEN BEWIRKT EIN ANSCHLUSS GEHIRNSCHÄDEN. EIN LÄNGERDAUERNDER ANSCHLUSS FÜHRT UNWEIGERLICH ZUM TOD.

Der Affenbutler sagte: »Sie wollten doch Catroni sehen? Da ist er. Ist doch mausetot, was?«

»Sie haben ihn getötet!« rief ich scharf. »Er ist nicht mit meinem Onkel ertrunken. Vielleicht ist mein Onkel überhaupt nicht ertrunken! Ich werde dies berichten bei...«

Der Affe griff mit einem langen Arm aus und versetzte mir einen ungeheuren Stoß. In diesen Hängeschultern und langen Armen war eine unglaubliche Kraft, und ich flog durch den halben Raum. »Halt die Klappe«, hörte ich ihn von weither sagen, und dann ging er und schloß hinter sich die Tür.

Einige Zeit verging. Ich versuchte die Tür zu öffnen, wußte jedoch schon vorher, daß ich eingesperrt und in einer Falle war. Da saß ich nun zusammen mit dem Toten vor dieser klickenden, surrenden Maschine und konnte über den Zusammenbruch all meiner Pläne nachdenken.

Die Tür ging auf. Es war wieder der Butter. Bei ihm befand sich mit gefesselten Händen und zornblitzenden Augen ein großer schwarzer Mann — Gideon.

»He, du kriegst Gesellschaft«, höhnte der Affenbutler. »Ich laß euch jetzt allein. Habt eine Menge miteinander zu reden.«

Er schob Gideon so heftig herein, daß er taumelte. Die Tür wurde hinter ihm abgesperrt.

15. Am Grund der Tiefen

Einige Zeit verging. Gideon und ich unterhielten uns kurz. Dann hatten wir nichts mehr, worüber zu reden war. Er hatte draußen vor Sperrys Quartier auf mich gewartet, war überfallen und hereingeschleppt worden; wir waren gefangen.

Gideon hatte recht behalten.

Er lief ruhelos herum, probierte, suchte und spähte. Ich saß ruhig da und versuchte zu überlegen. Wirklich, wir waren in einer verzweifelten Lage. Mein Zweifel an Hallam Sperry hat-ten sich mehr als bestätigt. Er war zwar der Bürgermeister von Marinia, aber trotzdem ein Schurke und Verbrecher. Als Gefangene in seinem Heim waren wir hilflos. Und wir konnten nicht auf Hilfe von außen zählen, denn wer wäre da gewesen, um uns zu helfen? Bob Eskow hatte geleugnet, mich zu kennen, falls er überhaupt meine Mitteilung erhalten hatte.

Die Polizei — gut, sie würde uns helfen, aber dazu müßte sie wissen, in welchen Schwierigkeiten wir waren, und das erfuhr sie ja nicht. Meine Ausweispapiere waren nur bedingt gültig, und wenn ich nicht rechtzeitig beim Inspektor erschien, würde das Paßamt die ganze Sache vergessen. Und Gideon war selbst so etwas wie ein Ausgestoßener, der in Kelly's Königreich hauste, ohne Familie, ohne Freunde, die sich über seine Abwesenheit Gedanken machten.

Nein, auf Hilfe von außen konnten wir nicht hoffen.

Noch weniger auf Hilfe von innen.

Da sagte Gideon: »Jim, komm mal hierher.«

Ich schaute zu ihm hinüber. Er stand neben der klickenden, summenden Maschine und hielt etwas in der Hand, eine Spule mit einem metallischen Faden. »Jim, das war auf der Aufnahmespule«, sagte er aufgeregt. »Wahrscheinlich ist es das, was aus Catroni selbst herausgezogen wurde.«

Ich machte einen möglichst großen Bogen um die Leiche auf dem Tisch und ging zu ihm. Es war gespenstisch, im Gehirn eines Toten herumzupicken. »Was ist damit? « fragte ich.

»Ich weiß noch nicht«, antwortete er, doch er legte die Spule ein. »Es muß aber etwas sehr Wichtiges sein, wenn Hallam Sperry diesen Catroni umbringen muß, um daran zu kommen.«

Er führte den Metallfaden durch ein dünnes Loch zu einem Abspielgerät und legte einen Schalter um. Die Spule begann sich langsam zu drehen und glitt durch einen magnetischen Scanner. Er setzte die Kopfhörer auf, die an der Maschine hingen; sie waren kleiner als jene, die der Tote auf dem Kopf hatte, aber im Muster ähnlich. Einen zweiten Satz reichte er mir.

Ich setzte ihn auf und war sofort viele hundert Meilen entfernt im Kopf eines anderen Mannes. Ich sah, was er sah, fühlte, was er fühlte. Ich beobachtete eine Szene, die sich weit weg vor Monaten abgespielt hatte.

Sie waren in dem Seewagen, Catroni und mein Onkel Stewart und ein Mann namens Westervelt, von dem Sperry gesagt hatte, er sei spurlos verschwunden.

Ich hörte sie miteinander reden, als sei ich dabei; ich sah sie herumgehen, dies und jenes tun, die Geräte bedienen, Hebel bewegen, die den Wagen in die Tiefe schickten.

Dies war nämlich meines Onkels eigener Seewagen, der mit der neuen Edenitbeschichtung versehen war und einen sehr viel größeren Druck als die bisherige Beschichtung aushalten sollte.

Sechs Meilen tief war er nun, sechs Meilen, und noch immer gingen sie tiefer. Mit jedem Faden Tiefe wurden neue Rekorde aufgestellt, und die milchig glänzende Edenit-Panzerung hielt auch diesem ungeheuren Druck stand!

Mein Onkel Stewart klatschte Catroni auf den Rücken. »Es geht«, sagte er lachend. Catroni nickte ungeduldig. Seine Augen hingen am Tiefenmesser vor ihm. In Catronis Helm hörte ich ein gefährliches Flüstern, wortlos zwar, aber verständlich. Mich schauderte, ich lauschte und beobachtete und wußte, was nun kommen mußte.

Noch tiefer sank der Wagen, während Ingenieur Westervelt Geräte nachstellte und Catroni das steigende Niveau der Flüssigkeit in den Schwebetanks anpaßte. Stewart Eden führte sein kleines Schiff. Er sah aus wie ein Krieger, der gegen die Teufelsgötter des sagenhaften Atlantis kämpfte.

Manchmal war die Sicht etwas wolkig getrübt, als sei Catro-nis Aufmerksamkeit auf innere Gedanken gerichtet, die sich nicht mit der Szene vor ihm beschäftigten. Ich sah, daß der kleine Seewagen immer tiefer ging, bis er in fast acht Meilen Tiefe auf dem schlammigen Meeresboden zur Ruhe kam.

Dann war eine wolkige Pause, als verberge Catroni seine Gedanken sogar vor sich selbst. Aber dann und wann konnte ich doch einen Blick erhaschen, einen von meinem Onkel, von Westervelt und Catroni selbst, die eine schimmernde Edenitrü-stung anlegten, die Schleusen überprüften und schließlich auf den Seeboden hinausstiegen. Hier war jetzt sehr wenig zu sehen. Die hellen Flutleuchten des Seewagens, die auf der Oberfläche fünfzig Meilen weit zu erkennen waren, gingen in den Strömungen des Ozeanbodens fast unter. Der Boden selbst war ohne Merkmale, nur Schlamm.

Catroni und mein Onkel kamen miteinander zurück. Wester-velt stand an den Schleusenpumpen, um sie einzulassen. Dann verschwanden Westervelt und mein Onkel in den Maschinenraum.

Und Catroni tat das, wofür man ihn bezahlt hatte.

Während Westervelt und mein Onkel im Maschinenraum waren, entlud Catroni durch Kurzschluß drei ganze Reihen der Kaltröhrenzellen, die das Lebensblut des Schiffsantriebs waren. Er flutete alle Ballasttanks und zerschlug die wundervollen Pumpen, die Stewart Eden gegen den mächtigen Druck konstruiert hatte. Systematisch vernichtete er auch die sonische Verständigungsausrüstung.

Dann wartete er auf die Rückkehr meines Onkels und Westervelts. Als sie kamen, schlüpfte er an ihnen vorbei und rechnete damit, daß sie nicht auf die Instrumentenanzeiger sehen würden. Er wußte, daß auf den ersten Blick von seiner Arbeit nichts zu sehen war, denn er hatte die Pumpendeckel wieder aufgelegt, und die Kaltröhrenzellen sahen so wie immer aus.

An der Schleuse machte er auch die Druckanzüge aus Spezia-ledenit unbrauchbar, die mein Onkel und Westervelt getragen hatten.