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Die Herren Morons schienen einen Hang zur Dramatik zu haben, aber nicht über viel Originalität zu verfügen.

Skudder machte eine ärgerliche Handbewegung zu Raoul.

»Verschwinde. Paß auf, daß die da oben keinen Blödsinn machen.«

Raoul schien widersprechen zu wollen, aber Skudder warf ihm einen so eisigen Blick zu, daß er wie ein geprügelter Hund den Kopf einzog und sich beeilte, seinem Befehl zu folgen. Charity schauderte, als er an ihr vorüberging.

»Du magst ihn nicht, wie?« fragte Skudder plötzlich. Charity drehte sich zu ihm herum und begriff erst jetzt, daß sich ihre Gefühle ziemlich deutlich auf ihrem Gesicht widergespiegelt haben mußten.

»Nein«, gestand sie. »Er ist mir unheimlich.«

Skudder nickte. »Mir auch«, sagte er. »Aber er ist ein guter Mann. Einer der wenigen hier, denen ich traue. Vielleicht der einzige.«

Er zuckte mit den Schultern, drehte sich zum Funkempfänger und starrte das flimmernde ›M‹ auf dem Bildschirm fast feindselig an.

Charity wollte etwas sagen, aber sie hatte plötzlich das sehr sichere Gefühl, daß Skudder nicht antworten würde. Erneut und noch stärker spürte sie, daß irgend etwas in ihm vorging.

Nur um überhaupt etwas zu sagen, deutete sie auf den indianischen Federschmuck, der Skudders Waffensammlung krönte.

»Ist der echt?« fragte sie.

Skudder sah nicht einmal auf. Aber er nickte. »Er gehörte meinem Vater. Und vor ihm dessen Vater.«

Es dauerte einen Moment, bis Charity begriff. Überrascht sah sie Skudder an. »Du bist ein Indianer?«

»Ein Hopi«, verbesserte sie Skudder. »Indianer habt ihr uns genannt. Für viele von uns ist das ein Schimpfwort.«

Ein heller Pfeifton drang aus dem Funkgerät, und Skudder straffte sich sichtlich. Ein angespannter Ausdruck trat auf seine Züge. Das rote ›M‹ auf dem Bildschirm flackerte für eine Sekunde und erstarrte dann wieder, und dann drang eine Stimme aus dem Gerät: »Skudder? Habt ihr sie?«

Charity erstarrte. Die Übertragung war schlecht und die Stimme verzerrt, aber es war eine Stimme, die sie schon einmal gehört hatte!

Ungläubig starrte sie das Bildsprechgerät über Skudders Schulter hinweg an.

»Was ist los?« fuhr die Stimme ungeduldig fort, als Skudder nicht antwortete. »Habt ihr sie gefangen?«

Skudder antwortete auch jetzt noch nicht. Statt dessen ergriff er Charity unsanft beim Arm, zog sie an den Tisch heran und postierte sie so, daß ihr Gesicht in den Aufnahmewinkel der Kamera geriet.

Sekundenlang geschah gar nichts. Das rote Videoauge unter dem Bildschirm starrte sie an, und Charity spürte eine immer größer werdende Bestürzung in sich, als sie an die Stimme dachte, die aus dem Empfänger gekommen war.

Das rote ›M‹ auf dem Bildschirm begann zu flackern und erlosch, und zum ersten Mal, seit Skudder Daniels Stimme gehört hatte, sah er nun auch sein Gesicht.

Und Charity auch.

»Stone? Sie? Sie sind ... sind Daniel?« Charitys Stimme drückte den mit Entsetzen gemischten Unglauben hundertmal deutlicher aus, als ihre Worte es gekonnt hätten. Der Anblick lahmte sie.

Das Gesicht auf dem Bildschirm nickte. »Es freut mich, daß Sie mich wiedererkennen, Captain Laird - nach all der Zeit«, sagte Stone. »In der Tat - ich bin derjenige, den unser Freund Skudder als Daniel kennt. Mein wirklicher Name hat mir nie gefallen.«

»Aber ... aber wieso?« stammelte Charity »Warum Sie? Wie ... wieso sind Sie ...«

Stone unterbrach sie mit einer raschen Geste. »Ich kann mir Ihre Verwirrung gut vorstellen, Captain Laird«, sagte er. »Aber die Erklärung ist ganz einfach. Ich bin vor Ihnen aufgewacht. Ich hoffe, meine kleine Sicherheitsmaßnahme im Hangar hat Sie vor schweren Verletzungen bewahrt.«

»Vor mir?« murmelte sie, rein automatisch und ohne eigentlich wirklich zu wissen, was sie sagte. »Aber -«

»Gut drei Jahre«, unterbrach sie Stone. »Die Energieversorgung Ihres Tanks hat ein wenig länger gehalten als meine.« Er lächelte. »So einfach ist das. Ich habe versucht, sie aufzuwecken, aber ... ich verstehe nicht viel von Computern. Und ich wollte Sie nicht aus Versehen umbringen - also zog ich es vor, Sie schlafen zu lassen und auf eigene Faust aufzubrechen. Allerdings ließ ich eine kleine ... Vorrichtung zurück, die mich benachrichtigte, sobald Sie den Bunker verließen.«

»Aber wieso ...« Charity brach ab, starrte Stone eine Sekunde lang aus ungläubig aufgerissenen Augen an und spürte plötzlich eine Woge ungläubigen Zornes. »Sie ... Sie arbeiten für ...«

»Für Moron, ja«, sagte Stone. »So wie auch Sie bald, meine Liebe.«

»Ich? Sie sind ja verrückt.«

»Keineswegs«, erwiderte Stone trocken. »Oh, ich habe nicht anders gedacht als Sie, als ich erwachte, glauben Sie mir.« Er lachte bitter. »Stone gegen den Rest der Welt ... Sie werden auch noch einsehen, daß es sinnlos ist, gegen sie kämpfen zu wollen.«

»Sie ... Sie elender Verräter«, murmelte Charity.

Stone lachte wieder. Die Beschimpfung schien ihn nicht sonderlich zu stören. »Erinnern Sie sich an das, was ich Ihnen gesagt habe, als wir uns das letzte Mal gesehen haben? Ich will nur überleben.«

»Indem Sie Ihr Volk an eine Horde außerirdischer Monster verkaufen?«

»Jetzt ist nicht der Moment, darüber zu streiten«, sagte Stone sanft. »Aber wir haben noch viel Zeit, miteinander zu reden.«

Charity antwortete nicht. In ihrem Kopf herrschte noch immer ein völliges Durcheinander. Sie begriff nur, daß Daniel Stone war, Stone, der Mann, der sie gezwungen hatte, in den Tank zu steigen, während rings um sie herum die Welt in Stücke brach, und daß er ganz offensichtlich für die Invasoren arbeitete.

»Aber warum?« flüsterte sie. »Stone, Sie ... Sie können nicht für diese ... diese Ungeheuer arbeiten! Sie haben doch mit eigenen Augen gesehen, was sie getan haben!«

»Später«, sagte Stone noch einmal. Sein Gesicht wirkte plötzlich fast gelangweilt, und irgendwie glaubte Charity einen harten, zynischen Zug um seine Mundwinkel zu sehen.

»Bitte, Stone!« begann sie noch einmal, aber wieder unterbrach er sie.

»Später. Ich lasse Sie so schnell wie möglich hierher bringen, keine Sorge. Bis dahin wird Ihnen niemand etwas antun. Skudder?«

Skudder trat an ihr vorbei und blickte in die Kameralinse. Er wirkte verstört. »Ja?«

»Du bereitest alles vor. Ich schicke einen Gleiter, der Captain Laird abholt. Bis dahin behandelst du sie wie einen Gast, ist das klar? Du haftest mir persönlich für ihre Sicherheit.« Er sprach sehr schnell, als stünde er unter Zeitdruck. »Ich komme persönlich mit dem Gleiter und hole sie ab. Bis morgen.« Charity sah, wie er den Arm ausstreckte, als wolle er das Funkgerät ausschalten.

»Warte noch«, sagte Skudder hastig.

Stone sah ungeduldig auf. »Was ist denn noch?«

Skudder zögerte. »Wir haben ... die Tiefen gefunden«, sagte er.

»Ich weiß«, erwiderte Stone unwillig. »Und?«

»Die Gefangenen«, sagte Skudder. »Was tun wir mit ihnen? Es sind zu viele, um sie hierzubehalten.«

»Gefangene?« Stone runzelte unwillig die Stirn. »Ihr habt Gefangene gemacht? Das war ... nicht vorgesehen.«

»Sie haben aufgegeben«, erklärte Skudder. »Es gab kaum einen Kampf. Sie hatten keine Chance, und sie wußten es.«

Stone überlegte einen Moment. Dann zuckte er mit den Schultern. »Tötet sie«, sagte er.

Charity unterdrückte im letzten Moment einen ungläubigen Aufschrei, und auch Skudder fuhr sichtlich zusammen. »Das ... das ist nicht dein Ernst, Daniel«, stammelte er. »Es sind über vier ...«