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»Daniel, so?« Skudder schüttelte den Kopf, als amüsiere ihn diese Antwort. »Willst du nicht absteigen, Raoul?« fragte er harmlos. »Es spricht sich so schlecht, wenn ich zu dir aufsehen muß.«

Raoul zögerte. Nicht nur Charity bemerkte, daß er einen sehr langen, fast verständigen Blick mit R'hen tauschte, ehe er Skudders Befehl endlich nachkam. Mit einer Bewegung, die so fließend war, als hätte er das schon unzählige Male gemacht, schwang er sich aus dem Nacken der Reitlibelle und kam federnd vor Skudder auf dem Boden auf. Skudder musterte ihn kalt, dann drehte er sich herum und winkte Charity.

Widerwillig setzte sie sich in Bewegung. Jeder einzelne Schritt kostete sie große Kraft, und es wurde schwerer, je mehr sie sich den Insektenmonstern näherte. Es war wie damals, im Sternenschiff, als sie der fremden Technik der Außerirdischen das erste Mal gegenübergestanden hatte, und später in New York, beim Kampf gegen die Monsterkrieger - es war, als spürte etwas in ihr das unsagbar Fremde, Böse, das die Seele dieser titanischen Kreaturen ausmachte. Plötzlich war sie sehr sicher, daß Niles recht gehabt hatte, als er behauptete, Moron symbolisiere die dunkle Seite der kosmischen Kräfte.

Skudder machte eine komplizierte Handbewegung, die sowohl sie als auch R'hen einschloß. »Ich nehme an, Daniel hat ihn geschickt, um Captain Laird abzuholen«, sagte er. »Er ist zu früh. Sag ihm das.«

Raoul schluckte nervös. Er hatte Angst, das war unübersehbar.

Unsicher wandte er sich um, legte den Kopf in den Nacken und rief R'hen einige Worte in einer schrillen, völlig unverständlichen Sprache zu, die nur aus Pfeif- und Klicklauten zu bestehen schien.

»Dein Freund ist sehr talentiert«, sagte sie.

Skudder nickte und schwieg, aber Raoul hatte die Worte deutlich gehört. Nervös sah er zu Charity hinüber und wandte sich erst nach einer Weile wieder an R'hen. Der Libellenreiter antwortete in der gleichen Sprache, die er allerdings ungleich besser als Raoul beherrschte.

»Nun?« fragte Skudder lauernd.

Raoul druckste einen Moment herum. »Er ... er sagt, er weiß nichts von Captain Laird«, sagte er schließlich. »Er sagt, Daniel ... hat ihn geschickt, um ... um die Exekution zu überwachen.«

»So, sagte er das?« Skudder klang nicht einmal besonders überrascht.

Raoul wich seinem Blick aus und schwieg.

»Weißt du was, Raoul?« fuhr Skudder nach einer Sekunde fort, noch immer im gleichen, fast beiläufigen Tonfall. »Ich glaube dir kein Wort.«

»Was willst du damit sagen?« fragte Raoul.

»Mir geschehen in letzter Zeit ein paar Zufälle zuviel«, antwortete Skudder. »Du bist ihnen ganz zufällig begegnet, wie? Ebenso zufällig wie vorgestern, als ich dich zurückgeschickt habe. Weißt du, ich habe mich schon die ganze Zeit über gefragt, woher Daniel wußte, daß sie die Tiefen sucht.«

»Woher soll ich das wissen?« sagte Raoul gepreßt. Nervös sah er sich um. Die Straße rings um die Reiterkolonne war jetzt schwarz vor Sharks.

»Ich denke schon, daß du es weißt«, sagte Skudder ruhig. »Unser Freund Daniel ist immer ziemlich gut informiert, findest du nicht? So gut, als gäbe es hier jemanden, der ihn auf dem laufenden hält.«

Aus den Reihen der Sharks erklang jetzt ein drohendes Murren.

Ein paar der Männer rückten näher, blieben aber wieder stehen, als eine der Käferkreaturen drohend den Schädel hob.

»Willst du behaupten, daß ich ein Spitzel bin?« fragte Raoul trotzig.

Skudder nickte. »Ja.«

Es dauerte eine ganze Weile, bis Raoul reagierte. Und als er es tat, schien er eingesehen zu haben, daß es wenig Sinn hatte, weiter zu leugnen. In seinen Augen stand ein trotziges Funkeln.

»Gut, du hast recht«, sagte er wütend. »Ich arbeite für Daniel.«

Ein wütender Schrei gellte irgendwo hinter ihm auf. Charity sah, wie einige der Sharks abermals näher rückten. Ein paar Messer wurden gezogen. Jemand entsicherte ein Gewehr.

Skudder hob hastig die Hand. »Nicht«, sagte er. »Laßt ihn reden.«

»Ich arbeite für Daniel!« wiederholte Raoul trotzig. »Und? Das tun wir doch alle, oder?«

»Du bist ein mieser, kleiner Verräter«, sagte Skudder kalt.

»Ach, bin ich das?« Raoul reckte kampflustig das Kinn vor. »Vielleicht bin ich nur ein wenig vernünftiger als du.«

»Indem du uns bespitzelst?«

»Indem ich dafür sorge, daß wir nicht alle umgebracht werden!« schrie Raoul. »Verdammt, hast du wirklich geglaubt, mit dieser idiotischen Idee durchzukommen? Du hättest Daniel keine fünf Minuten damit täuschen können!« Er schüttelte zornig den Kopf.

»Du bist zu weich, Skudder«, sagte er. »Du riskierst das Leben aller hier, um ... um dieses Pack zu retten.«

Skudder blickte ihn lauernd an. »Was wird das, Raoul?« fragte er. »Eine kleine Palastrevolution? Bist du scharf auf meinen Posten?«

»Nein«, fauchte Raoul. »Ich bin scharf darauf, weiterzuleben.«

»Hast du uns deshalb an Daniel verkauft?« fragte Skudder ruhig.

»Verkauft!« Raoul schnaubte. »Wach endlich auf, Skudder! Du träumst, wenn du glaubst, daß du irgend etwas ohne Daniels Einverständnis tun könntest. Verdammt, ja, ich arbeite für ihn, aber ich habe es für uns getan. Glaubst du wirklich, auch nur einer von uns wäre noch am Leben, wenn er es nicht wollte?«

»Und was schlägst du vor?« fragte Skudder, noch immer in diesem ruhigen, fast beiläufigen Ton. »Daß wir vierhundert Leute erschießen, nur weil Daniel es so will?«

Für eine Sekunde wurde es still; absolut still, aber Charity sah das Entsetzen auf den Gesichtern der Sharks. Keiner außer ihnen und Raoul hatte bisher von Daniels Befehl gewußt. Sie begann sich zu fragen, ob sie die Sharks nicht trotz allem falsch eingeschätzt hatte.

»Du hast gar keine andere Wahl«, sagte Raoul trotzig. »Sie oder wir.«

»Und du glaubst, ich würde das akzeptieren? Wie lange bist du jetzt bei uns, Raoul - zehn Jahre? Und du hast in der ganzen Zeit nicht begriffen, daß wir uns nichts vorschreiben lassen. Auch nicht von Daniel.«

»Idiot«, sagte Raoul kalt. »Du hast nichts begriffen, Skudder. Wir haben von Anfang an nur hier gelebt, weil Moron es wollte.« Wütend deutete er auf die Reiter hinter sich. »Sie sind die wahren Herren hier!«

»O ja, und es geht euch ja so gut unter ihrer Herrschaft«, mischte sich Niles ein. »Sie geben euch ein paar Waffen und Treibstoff und sehen im übrigen zu, wie ihr ihre Schmutzarbeit erledigt und zum Dank auch noch verreckt, ohne es zu merken.«

Skudder sah ihn verwirrt an. »Was soll das heißen.«

Niles schürzt wütend die Lippen. »Ich wollte es euch nicht sagen«, antwortete er. »Ich wollte zusehen, wie ihr alle vor die Hunde geht, Skudder. Aber jetzt ...« Er machte eine weit ausholende Handbewegung. »Wer hat euch erlaubt, in dieser Stadt zu leben? Daniel?«

Skudder nickte verwirrt, während sich auf Raouls Gesicht ein Ausdruck ungläubigen Schreckens ausbreitete. »Ja. Wieso?«

»Weil sie euch umbringt, eure famose Stadt«, antwortete Niles hart.

»Was willst du damit sagen?«

Niles lächelte dünn. »Hast du dich nie gefragt, was es wohl gewesen ist, das diese Stadt zerstört hat?« fragte er. »Nein? Ich will es dir sagen: Es war eine Atombombe. Hier ist alles verstrahlt. Es ist lange her, aber die Strahlung reicht noch immer, um euch irgendwann umzubringen.«

»Das ist nicht wahr!« protestierte Skudder.

»Nein?« Niles lachte böse. »Deine Leute sterben nicht manchmal einfach so? Ihr leidet nicht unter einer Krankheit, bei der ihr erst Ausschlag bekommt und dann immer schwächer werdet?«

»Er lügt!« behauptete Raoul. Er klang nicht sehr überzeugend.

»Nein«, sagte Charity. »Er sagt die Wahrheit.«

»Du weißt überhaupt nichts!« brüllte Raoul. Wütend sprang er vor, packte Charity beim Arm und versetzte ihr einen Stoß.