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»Sie hätten mir sagen müssen, wie gefährlich diese Frau ist«, fügte er hinzu.

Daniel schwieg eine ganze Weile, und als er endlich weitersprach, klang er zu Skudders Überraschung kaum noch zornig, sondern beinahe amüsiert. »Das ist typisch Captain Laird«, murmelte er. »Ich hätte es wissen müssen. Trotzdem ...« Der Tonfall änderte sich wieder und wurde befehlend und kalt wie gewohnt. »... ihr müßt sie einfangen. Und nach Möglichkeit lebend.«

»Einfangen?« Skudder lachte ganz leise. »Wie stellen Sie sich das vor? Sie hat eine unserer Maschinen gestohlen. Sie kann überall sein.«

»Dann sucht sie!« befahl Daniel barsch. »Du hast genug Männer.«

Skudder schnaubte. »Hören Sie!« sagte er erregt. »Ich brauche eine Armee, wenn ich die Ebene nach einem einzelnen Menschen durchkämmen soll. Und selbst, wenn wir sie ...«

»Das mit der Armee ist eine gute Idee«, unterbrach ihn Daniel kalt. »Ich könnte dir eine schicken, Skudder, Willst du das?«

Er sprach nicht weiter, aber Skudder überhörte die kaum verhohlene Drohung nicht, die in seinen Worten mitschwang. Ein Gefühl hilfloser Wut machte sich in ihm breit. Aber er widersprach nicht mehr, sondern schüttelte nur stumm den Kopf.

»Gut«, fuhr Daniel fort. »Dann haben wir uns verstanden. Du hast zweiundsiebzig Stunden, Captain Laird zu finden. Ach - und noch etwas«, fügte er spöttisch hinzu. »Wenn du sie findest, paß auf dich auf, ja? Sie ist gefährlich.«

Das rote ›M‹ auf dem Bildschirm erlosch, aber Skudder starrte die flimmernde Mattscheibe noch sehr lange an, ehe er sich wütend vorbeugte und das Gerät ausschaltete. Irgendwann, dachte er grimmig, würde er es Daniel heimzahlen. Wer immer er sein mochte.

3

Charity hatte das Gebirge verlassen, und das Wunder, auf das sie gehofft hatte, war tatsächlich eingetreten: Obwohl sie mehrmals die grellen Scheinwerfer gesehen hatte und ihr einmal eine der Maschinen fast bis auf Sichtweite nahe gekommen war, hatte man sie nicht entdeckt - was aber wohl daran lag, daß die Sharks sie für einen der ihren gehalten haben mußten. Charity hatte sich nach überraschend kurzer Zeit an das Motorrad gewöhnt. Außerdem hatte sie sich Gurks Rat zu Herzen genommen; statt nach Norden lenkte sie die Harley nach Süden, in die gewaltige Ebene hinein, die sie von der Höhe des Passes aus gesehen hatte. Sie fuhr eine gute Stunde - die letzten vierzig Minuten mit ausgeschaltetem Scheinwerfer -, ehe sie es wagte, die Maschine anzuhalten und sich einen Lagerplatz für die Nacht zu suchen.

Sie verbarg die Maschine sorgfältig, suchte sich einen überhängenden Felsen und rollte sich darunter zum Schlaf zusammen; allerdings nicht, ohne ihre Waffe griffbereit neben sich zulegen und den Körperschild des Anzuges einzuschalten.

Zumindest die zweite Vorsichtsmaßnahme erwies sich als berechtigt.

Sie wachte in der Nacht nicht auf, aber am nächsten Morgen sah sie im Sand neben sich eine Anzahl kleiner Klauenabdrücke. Etwas war in der Nacht gekommen, hatte sich einen gehörigen elektrischen Schlag geholt und sich wieder getrollt.

Beim ersten Licht des neuen Tages fuhr sie weiter, nachdem sie auf einen der Felsen geklettert und eine Weile vergeblich nach Verfolgern Ausschau gehalten hatte. Sie war durstig, und doch wagte sie es noch nicht, den knappen Wasservorrat in ihrer Feldflasche anzugreifen. Sie schätzte, daß es kaum später als sechs Uhr morgens war, aber die Sonne brannte bereits unbarmherzig vom Himmel. Der Tag würde sehr heiß werden.

Zum Glück hatte sie wenigstens genügend Treibstoff. Die Harley verfügte über zwei große, jeweils dreißig Liter fassende Reservetanks, die die Stelle der früheren Packtaschen einnahmen.

Sie würde ungefähr sechshundert Meilen mit diesem Ding fahren können. Theoretisch. Praktisch kam sie nicht einmal zwanzig Meilen weit, ehe ihre Fahrt zum ersten Mal unterbrochen wurde.

Zuerst war es nur ein winziger dunkler Punkt, der vor ihr auf dem Horizont auftauchte, ein schwarzes Etwas, das mit sonderbar starren Bewegungen vorwärts krabbelte. Aber aus dem einen Punkt wurden zwei, dann fünf, und schließlich waren es so viele, daß Charity es aufgab, sie zählen zu wollen. Sie nahm Gas weg und ließ die Harley über die flachen Hügel rollen. Die schwarzen Punkte auf dem Horizont wuchsen ganz langsam heran. Und obwohl Charity sie immer noch nicht richtig erkennen konnte, bekam sie ein ziemlich mulmiges Gefühl. Eine sonderbare Erinnerung blitzte in ihren Gedanken auf und erlosch sofort wieder.

Sie entschloß sich anzuhalten. Ächzend stemmte sie die Maschine auf den Ständer, kletterte umständlich auf den Sattel und löste den Feldstecher von ihrem Gürtel. Aus den drei oder vier Dutzend ameisengroßen Punkten wurde eine riesige Armee elefantengroßer braunschwarzer Giganten, die vor ihr über die Ebene zog. Charitys Hände krampften sich so fest um

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Treppe an und ließ den Motor der Harley noch zwei- dreimal aufbrüllen, ehe sie abstieg; falls sich dort Menschen verbargen, sollten sie nicht glauben, daß sie sich etwa anpirschen wollte. Sie kam in friedlicher Absicht.

Charity stieg ab, entfernte sich ein paar Schritte von der Maschine und sah weiter aufmerksam zum Haus hinüber. Hinter der geschwärzten Eingangstür rührte sich nichts, aber Charity glaubte, Blicke zu spüren, die sich auf sie richteten.

Und ihr Gefühl täuschte sie nicht. Im Haus blieb es weiter still, aber hinter sich vernahm sie plötzlich ein Poltern, und als Charity sich herumdrehte, stand sie einem kleinwüchsigen, grauhaarigen Mann gegenüber, der aus der Ruine des heruntergebrannten Schuppens trat. In seiner Hand lag eine kleine Waffe, die drohend auf ihr Gesicht zielte.

Charity hob ganz langsam die Hände, versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen und trat einen Schritt auf den Grauhaarigen zu.

Sofort machte der Mann mit der Waffe eine bedrohliche Handbewegung.

»Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte sie, sehr langsam und übermäßig betont, damit er ihre Worte auch verstand, aber er antwortete nicht, sondern starrte sie nur weiter aus seinen dunklen, tiefliegenden Augen an. Er war eine Handbreit kleiner als sie, aber von sehr kräftigem Wuchs, und seine Haut war so sonnenverbrannt, daß sie sich im ersten Moment nicht einmal sicher war, einem Weißen gegenüberzustehen. Sein Haar war strähnig und begann vor der Zeit auszufallen, und auf seinen Wangen glänzten Bartstoppeln.

Seine Hände waren über und über mit kleinen, weißen Narben bedeckt, und seine Kleider bestanden eigentlich nur noch aus Fetzen.

»Verstehen Sie mich?« fragte sie, als der Grauhaarige noch immer schwieg.

Er nickte, sagte aber auch jetzt noch kein Wort, sondern kam näher, wobei er ihr mit Gesten zu verstehen gab, ein Stück vom Motorrad wegzugehen. Charity gehorchte.

Hinter ihr polterte es abermals, und als sie vorsichtig den Kopf drehte, sah sie, daß die Haustür geöffnet worden war. Zwei Gestalten traten heraus - ein dunkelhaariger Mann, jung genug, um der Sohn des Grauhaarigen sein zu können, und eine schlanke Frauengestalt.

Es war das Mädchen, das sie am Abend zuvor vor den Sharks gerettet hatte.

»Das ist sie!« sagte das Mädchen heftig. »Ich bin ganz sicher. Schieß sie nieder, Dad!«

Charity zuckte zusammen und drehte sich hastig wieder herum.

Zum Glück schien Dad nicht ganz so blutrünstig zu sein wie seine undankbare Tochter, denn er schoß nicht; aber er senkte die Waffe auch nicht, sondern kam drohend näher, und er machte eine befehlende Geste. Charity verstand, was er wollte. Fast behutsam legte sie ihre beiden Waffen vor sich in den Sand, zog unaufgefordert auch noch ihr Messer aus dem Gürtel, legte es daneben und hob wieder die Hände.