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Das Gebäude war größtenteils dunkel, und Dodger liebte die Dunkelheit. Zufrieden stellte er fest, dass der Boden mit Teppichen ausgelegt war – nicht besonders klug, wenn man eine Botschaft leitete und wissen wollte, ob ungebetene Gäste herumstreunten. Marmorböden waren dafür besser geeignet, wusste Dodger. Manchmal, wenn man nachts darauftrat, klangen sie laut wie eine Glocke. Wenn er früher des Nachts auf Steinfliesen gestoßen war, hatte er sich hingelegt und war gekrochen, um keine Geräusche zu verursachen.

Jetzt lauschte er an Türen, stand hinter Vorhängen und hielt sich von der Küche fern, da man nie wusste, ob noch Bedienstete auf den Beinen waren. Und die ganze Zeit über stahl er. Er stahl auf die gleiche methodische Art und Weise, mit der Solomon wundervolle kleine Objekte herstellte, und er lächelte bei diesem Gedanken, denn nun ließ Dodger wundervolle kleine Objekte verschwinden. Er stahl Schmuck, er knackte jedes Schloss, suchte in jeder Schublade und in jedem Boudoir. Zweimal stahl er in Zimmern, in denen er die Umrisse von Schlafenden wahrnahm. Er scherte sich nicht darum, nichts schien ihn aufhalten zu können – vielleicht war es die Lady, die ihn unsichtbar machte. Er arbeitete schnell und verstaute jeden Gegenstand in einem kleinen Beutel aus Samt im größeren Bündel, damit nichts im falschen Moment klirrte oder klapperte, denn wenn etwas im falschen Moment klirrte oder klapperte, dauerte es nicht mehr lange, bis man am Galgen baumelte.

Mitten im Gebäude, in einem großen Schreibtisch, der seine Geheimnisse zunächst nicht preisgeben wollte und Dodgers Fingern und seinen kleinen Freunden erstaunlich lange Widerstand leistete, fand er Hauptbücher und andere Unterlagen, unter ihnen Manuskripte und Schriftrollen mit rotem Wachs, das immer sehr teuer wirkte. Das Wappen auf einigen der Dokumente kannte er, und ob.

Als er in diesem bedeutsamen, stillen Zimmer stand, dachte er: Ich sollte ihnen irgendeinen Hinweis hinterlassen. Und dann wusste er, was zu tun war. Sie sollen wissen, wer es gewesen ist, dachte er. Weil … Oh, ich könnte alles in Flammen aufgehen lassen, oder? Alle diese Öllampen und Vorhänge. Die vielen Treppen, alle diese Menschen, die oben schlafen. Dodger war noch immer zornig, aber in der warmen Dunkelheit des Raums war er – was auch immer er sonst gewesen sein mochte – kein Mörder. Sie sollen bezahlen, wie ich es bestimme, entschied er, und dieser Moment rettete alle Bewohner vor einem feurigen Tod, was sie natürlich nicht wussten. Sie blieben nur am Leben, weil Dodger, der lautlose Eindringling in ihrer schlafenden Welt, ihnen Gnade gewährte.

Er fühlte sich besser, als er die Situation auf diese Weise betrachtete. Als er weiterschlich, dachte er: Ich habe immer beteuert, dass ich kein Held bin, und ich bin auch kein Held, aber wäre ich jemals einer gewesen, dann hier und jetzt, hundertpro. Schließlich habe ich verhindert, dass eine ganze Botschaft mit vielen Menschen dem Feuer zum Opfer fällt.

Und so, kurz vor Morgengrauen, hatte er das Botschaftsgebäude verlassen und die Stallung nebenan erreicht. Er wusste, dass er dort jeden Moment auf Stallburschen und Pferdeknechte treffen konnte, aber das tat nichts zur Sache, er bewegte sich einfach noch leiser und vorsichtiger, fand den Wagenschuppen, und ja, dort stand die Kutsche mit dem ausländischen Wappen an der Seite. Dodger kniete nieder und betastete die Räder. Bei einem Rad stellte er fest, dass ein Metallteil festsaß und am Rand des Rads kratzte. Dodger versuchte es zu lösen, was ihm jedoch erst mithilfe einer sehr nützlichen kleinen Brechstange gelang. Das Teil flog fort, und er fing es auf, erhob sich, trat näher an das Wappen heran und kratzte so tief wie möglich einen Namen ins Holz: KASPER.

Anschließend ging er mit finsterer Miene und eiserner Entschlossenheit von einer Box zur nächsten, führte ihre Bewohner auf eine nahe gelegene Koppel und schloss das Tor hinter ihnen, denn alle wussten, dass Pferde so dumm waren, bei einem Feuer Zuflucht im Stall zu suchen, weil sie sich dort sicher wähnten – eine Angewohnheit, die erklärte, warum Pferde nicht die Welt regierten. Sie trabten ziellos umher, während Dodger ein Holzstück anzündete und es auf einen großen Heuballen warf. Dann machte er sich durch die nächste Gasse auf und davon, begleitet von dem angenehmen Gefühl, das Richtige getan zu haben, indem er nichts falsch gemacht hatte. Er lief zum Fluss, während hinter ihm das Knacken von Holz und die Schreckensrufe der Menschen immer lauter wurden.

Natürlich weckte ihn Solomon nur kurz nach der üblichen Zeit, wobei es zu berücksichtigen galt, dass er nach der köstlichen Mahlzeit am vergangenen Abend etwas länger als sonst geschlafen hatte. Solomon hatte auch beschlossen, Dodger etwas länger schlummern zu lassen, weil er den Inhalt des nützlichen Bündels untersuchen wollte, denn ohne eine gewisse Neugier wäre er nicht Solomon gewesen. Als Dodger also erwachte und hinter dem Vorhang hervorkam, saß ein strahlender Solomon am Tisch und hatte auf einem Samttuch reichlich Schmuck sowie einige Hauptbücher und Schriftrollen ausgebreitet.

»Mmm, Dodger, ich weiß nicht genau, was du letzte Nacht angestellt hast, aber da ich nicht ohne Weisheit bin, kann ich mir vorstellen, dass du vielleicht eine Rechnung mit jemandem zu begleichen hattest. Natürlich weißt du, dass ich nichts vom Stehlen halte, aber ich habe mit Gott gesprochen, und er ist mit mir der Meinung, dass du unter den gegebenen Umständen den Wunsch verspürt haben könntest, das Gebäude in Brand zu setzen.«

Dodger wirkte für einen Moment verlegen und sagte dann: »Äh, ich habe die Ställe in Brand gesetzt, Sol, weil dort die verdammte Kutsche stand.«

Solomon runzelte kummervoll die Stirn. »Mmm, vermutlich hast du vorher die Pferde herausgelassen.«

»Natürlich«, bestätigte Dodger.

»Und mmm was ist schon Schmuck?«, fuhr der alte Mann fort. Seine Miene hellte sich wieder auf. »Nur glänzende Steine. Und du hast ein sehr gutes Auge. Wirklich gut. Aber ich darf wohl sagen, dass einige dieser Chiffrierbücher von großer Bedeutung für die Regierung sein könnten. Hier stehen Berichte in verschiedenen Sprachen geschrieben, die in gewissen Kreisen großen Schaden anrichten könnten, während andere höchst erfreut darüber wären.«

Dodger fiel nichts anderes ein als zu fragen: »Du bist mir … nicht böse?« Und: »Du kannst alles lesen?«

Der alte Mann schenkte ihm seinen hochmütigsten Blick. »Mmm, ich kann die meisten europäischen Sprachen lesen, mit Ausnahme vielleicht von Walisisch, das ich ein bisschen schwierig finde. Eins dieser Dokumente ist die Kopie einer Nachricht über den Zaren von Russland, der offenbar etwas mmm Ungehöriges mit der Frau des französischen Botschafters angestellt hat. Du liebe Güte, was so alles passiert … Ich frage mich, was geschähe, wenn es bekannt würde. Dodger, wenn du nichts dagegen hast … Ich halte es für ratsam, jemanden wie Sir Robert mit dieser Information vertraut zu machen, die nur eine von vielen ist, über die die Regierung Ihrer Majestät Bescheid wissen sollte. Ich werde dafür sorgen, dass Sir Robert dieses Material auf mmm diskrete Weise erhält.«

Er zögerte. »Natürlich sehe ich keinen Grund, ihn auf den Schmuck hinzuweisen. Der übrigens ein Vermögen wert ist. Allein die Rubine. Vielleicht ein Geschenk, das du von einem Prinzen und seinem Vater erhalten hast? Du weißt, ich bin kein Hehler, aber ich kenne einige Personen, die uns diese Sachen abnähmen, und bestimmt kann ich einen annehmbaren Preis dafür aushandeln. Ja, ich bin sogar sicher, denn immerhin gehen die Betreffenden wie ich zur Synagoge, und früher oder später muss jeder mit dem Teufel verhandeln, und bei solchen Gelegenheiten ist Gott geneigt, ihm zu einem guten Preis zu verhelfen. Natürlich bekommst du nicht den vollen Wert, aber ich schätze, dass du nach meinen Verhandlungen ein zweites Vermögen besitzen wirst. Vielleicht eine Mitgift für deine junge Dame?«