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»Beim Allmächtigen Licht!« sagte Jared vorwurfsvoll. »Nimm doch die Hände herunter! Ich sag' es dir schon rechtzeitig, wenn ein Hindernis auftaucht.«

Die nächste Echowelle verriet, daß der andere die Achseln zuckte. »Na schön, ich kann eben mit den Echosteinen nicht umgehen«, erwiderte er mürrisch und beschleunigte seine Schritte.

Jared folgte ihm. Er mußte Owens Mut anerkennen. Der andere war zwar vorsichtig, aber sobald das letzte, entscheidende Echo eine unausweichliche Situation zeigte, in der man sich endgültig mit einem natürlichen Feind oder einem Zerver auseinanderzusetzen hatte, gab es keinen entschlosseneren Kämpfer als ihn.

Zerver, Riesenfledermäuse und bodenlose Gruben, das waren die Belastungen des Daseins, dachte Jared. Ohne sie wäre die Welt hier unten mit ihren Gängen so sicher wie das Paradies selbst, bevor der Mensch dem Allmächtigen Licht den Rücken gedreht und, der Legende zufolge, die verschiedenen Welten aufgesucht hatte, in denen Menschen und Zerver jetzt wohnten.

Im Augenblick jedoch beanspruchten ausschließlich die Fledermäuse seine Aufmerksamkeit. Ein Tier ganz besonders — ein brutales, räuberisches Wesen, das ein Schaf gerissen hatte.

Er spuckte angewidert aus, als er sich an die Flüche seines Schießlehrers erinnerte: »Stinkende, lichtverdammte Kreaturen aus dem Inneren der Strahlung!«

»Was sind diese Riesenflugtiere eigentlich?« hatte einer der jungen Bogenschützen gefragt.

»Sie sahen ursprünglich genauso aus wie die harmlosen, kleinen Fledermäuse, deren Abfall wir für die Pflanzen sammeln. Aber zu irgendeinem Zeitpunkt ließen sie sich mit dem Teufel ein. Kobalt oder Strontium nahmen eines dieser Tiere mit hinab in die Strahlung und schufen daraus ein Superwesen. Von ihm stammen alle die Riesenfledermäuse ab, mit denen wir es jetzt zu tun haben.«

Jared füllte den Gang mit forschenden Echos. Owen, der halsstarrig die Führung beibehielt, setzte den Weg jetzt vorsichtiger fort, ließ die Füße über den Boden schleifen, statt richtige Schritte zu tun.

Jared lächelte über die Eigenheit des anderen, die Augen stets geschlossen zu halten. Diese Gewohnheit haftete. Sie entsprach dem Glauben, daß die Augen selbst dadurch geschützt und für die Wiederkehr des Großen Allmächtigen Lichts bewahrt werden sollten.

Aber an Owen ließ sich nichts aussetzen, versicherte sich Jared, bis auf die Tatsache, daß er die Legenden zu wörtlich nahm. Zum Beispiel jene, das Licht habe mißbilligt, daß der Mensch die Mannapflanze entdeckte, deswegen sei er aus dem Paradies vertrieben und in die ewige Dunkelheit gestoßen worden, was das auch immer sein mochte.

Ein Klappern der Steine, und Owen war da — nur wenige Schritte voraus. Wieder ein Klappern, und er war verschwunden. In der Zwischenzeit ein Angstgeschrei und der Aufprall eines Körpers auf den Fels. Dann: »Um des Lichts willen! Hol mich hier heraus!«

Weitere Echos zeigten eine Grube, die bis dahin in der Echolücke vor Owen gewesen war.

Jared stellte sich an den Rand des Kraters und ließ seinen Speer hinab. Der andere klammerte sich daran und begann sich hochzuziehen. Aber Jared entriß ihm den Speer und warf sich auf den Boden. Die Krallen der herabschießenden Fledermaus verfehlten ihn knapp.

»Wir machen die Bestie unschädlich!« frohlockte er.

Er orientierte sich an den schrillen Schreien des Tieres, das wendete, Höhe gewann und zum zweiten Angriff ansetzte. Jared stemmte sich hoch, stützte den Speer in einer Felsspalte ab und zielte auf die heranbrausende Kreatur.

Das dreihundert Pfund schwere Ungetüm raste auf Jared zu und schleuderte ihn zu Boden. Er stand wieder auf, fühlte warmes Blut an seinem Arm, wo ihn eine Kralle erwischt hatte.

»Jared! Ist dir etwas passiert?«

»Bleib unten! Sie kommt vielleicht zurück!« Er tastete mit der Hand am Boden entlang und fand seinen Bogen.

Aber alles blieb still. Die Fledermaus hatte sich wieder zurückgezogen, diesmal vermutlich mit einer Speerwunde.

Owen kletterte aus dem Krater. »Bist du verletzt?«

»Es sind nur ein paar Kratzer.«

»Hast du sie erledigt?«

»Bei der Strahlung, nein! Aber ich weiß, wo sie sich verbirgt.«

»Das will ich gar nicht wissen. Gehen wir nach Hause.«

Jared klopfte mit dem Bogen auf den Fels und lauschte. »Sie ist in die Ursprungswelt geflohen — dort vorne.«

»Kehren wir um, Jared!«

»Nicht, bevor ich die Fangzähne der Kreatur in meinem Beutel habe.«

»Du wirst sie ganz woanders haben!«

Aber Jared ging weiter. Widerstrebend folgte Owen.

Einige Zeit später fragte er: »Bist du wirklich entschlossen, die Dunkelheit zu finden?«

»Ich finde sie, und wenn ich das ganze Leben dazu brauche.«

»Warum suchst du überhaupt das Böse?«

»Weil ich in Wirklichkeit auf etwas anderes lausche. Die Dunkelheit ist vielleicht nur ein Schritt auf dem Wege dorthin.«

»Was meinst du?«

»Das Licht.«

»Das Große Allmächtige Licht«, erinnerte ihn Owen, einen der Lehrsätze zitierend, »ist in den Seelen guter Menschen gegenwärtig —«

»Nehmen wir einmal an«, unterbrach ihn Jared, »das Licht sei nicht Gott, sondern etwas anderes?«

Die religiöse Empfindung des anderen war verletzt. Jared spürte es an seinem atemlosen Schweigen, an der Beschleunigung des Pulses.

»Was könnte das Allmächtige Licht sonst sein?« fragte Owen schließlich.

»Ich weiß es nicht. Aber ich bin davon überzeugt, daß es etwas Gutes ist. Und wenn ich es finde, wird für die ganze Menschheit das Leben schöner sein.«

»Wie kommst du darauf?«

»Wenn die Dunkelheit mit dem Bösen zusammenhängt und Licht ihr Gegensatz ist, muß das Licht gut sein. Und wenn ich die Dunkelheit finde, kann ich mir vielleicht auch eine Vorstellung über die Natur des Lichts machen.«

Owen schnaubte. »Das ist lächerlich. Du hältst also unseren Glauben für falsch?«

»Nicht alles. Das Ganze ist vielleicht nur verzerrt. Du weißt ja, was geschieht, wenn eine Geschichte von Mund zu Mund weitergegeben wird. Stell dir nur einmal vor, was damit passieren könnte, wenn sie von Generation zu Generation wandert.«

Jared wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Gang zu, als die Echos der klappernden Steine einen großen, hohlen Raum in der Felswand zu seiner Rechten verrieten.

Sie standen im gewölbten Zugang zur Ursprungswelt, und Jareds Echoklicks verloren sich in der Stille einer unermeßlichen Weite. Er holte aus der Tasche das größte, härteste Paar Echosteine. Er mußte sie mit beträchtlicher Gewalt gegeneinanderschlagen, um Töne von einer Lautstärke zu erzeugen, die bis in die fernsten Winkel drangen.

Zuerst — die Fledermaus. Der Gestank verriet, daß sie sich hier irgendwo befinden mußte. Aber keines der wiederkehrenden Echos trug den stofflichen Eindruck ledriger Flügel oder eines weichen Pelzkörpers mit sich.

»Die Fledermaus?« fragte Owen besorgt.

»Sie versteckt sich«, erwiderte Jared. Um seinen Freund von der Gefahr abzulenken, fügte er hinzu: »Wieviel schaffst du? Was kannst du hören?«

»Eine unheimlich große Welt.«

»Richtig. Weiter.«

»Unmittelbar vor uns — Weichheit. Ein oder zwei Büschel —«

»Mannapflanzen. Sie wachsen rings um eine einzelne, heiße Quelle. Ich höre auch viele leere Gruben, Gruben, wo kochendes Wasser den Energiehunger Tausender von Pflanzen stillt. Aber sprich nur weiter.«

»Dort drüben links ein Teich — ein sehr großer sogar.«

»Gut!« lobte Jared. »Von einem Fluß gespeist. Was sonst?«

»Ich — Strahlung! Etwas Unheimliches. Viele merkwürdige Dinge.«

Jared trat näher. »Das sind Wohnungen — ringsherum an den Wänden.«

»Aber das begreife ich nicht«, sagte Owen verwirrt und folgte Jared. »Sie befinden sich im Freien!«

»Als Leute hier lebten, brauchten sie ihre Ruhe nicht in Grotten zu suchen. Sie errichteten Mauern und Räume im Freien.«