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Er erreichte den Nebentunnel, durch den Mogan und er hierhergekommen waren. Ein paar Schritte später begannen die Reflexionen seiner Klapplaute Eindrücke von der sonoren Hohlheit der Ursprungswelt zu seiner Linken zu vermitteln.

Dann schloß er die Faust um die Klicksteine und erstickte den Lärm, wich vor den Geräuschen zurück, die sich ihm näherten — direkte Geräusche, die er viele Herzschläge früher hätte auffangen müssen.

Stimmen — viele Stimmen. Der Tunnel war voll von Ungeheuern! Er konnte sogar ihren Geruch wahrnehmen. Mit ihm hatte sich der charakteristische Duft der Zerver vermischt — zweifellos bewußtlose Gefangene, von den Dämonen verschleppt.

Er zog sich von der Tunnelmitte zurück und duckte sich zwischen zwei Ausbuchtungen, wobei er zuvor sicherstellte, daß er sich auch wirklich in einer Echolücke befand. Allerdings fiel ihm ein, daß er auch in einer Lichtlücke stehen mußte, wenn er sich vor den Wesen verbergen wollte. Er wich noch weiter zwischen die Gesteinsbuckel zurück.

Nun begann er Licht zu spüren, das in den Spalt drang. Da er jedoch mit dem Stoff der Ungeheuer, der schon anfing, ihm das Hörvermögen zu rauben, nichts mehr zu tun haben wollte, schloß er fest die Augen.

Nachdem er sich das Hörmuster der Ungeheuer und Zerver scharf eingeprägt hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit dem Gespräch zu, das zwei der vorbeiwandernden Dämonen miteinander führten:

»… froh, daß wir uns entschlossen haben, mit den Zervern endlich zum Schluß zu kommen.«

»Ich auch. Bei ihnen ist es halb so schwierig, weil sie schon ihre Augen zu benutzen wissen.«

»Sie sind leicht aufzuklären. Denk dagegen nur einmal an die letzte Gruppe aus dem Oberen…«

Das Gespräch wurde von einem anderen überlagert, als zwei weitere Dämonen vorbeikamen:

»… verdammt interessant, dieses Zerv-Phänomen. Thorndyke will es genau studieren.«

»So ausgefallen ist das nun auch wieder nicht. Sobald die Strahlung einmal zu genetischen Veränderungen führt, muß man wohl mit jeder Art von Mutation rechnen, einschließlich eines Sehvermögens im Infrarotbereich.«

Viele Worte blieben Jared unverständlich. Er konnte sich auch nicht erinnern, den Namen ›Thorndyke‹ in der Hierarchie der Nukleardämonen jemals gehört zu haben.

Das letzte Mitglied der Prozession ging vorbei, und Jared kauerte enttäuscht in seiner Nische. Er hatte aufmerksam gelauscht und die Ausdünstungen eingesogen. Aber unter den Gefangenen war keine Spur von Della zu entdecken gewesen.

Er hatte sich beinahe schon entschlossen, den Weg zum Unteren Schacht fortzusetzen, als er noch einen Dämon von der Barriere her kommen hörte. Um ein Haar wäre er aus seinem Versteck hervorgestürmt: Im selben Augenblick fing er Dellas Duft auf.

Er hielt die Augen fest geschlossen, damit ihn die Lichteindrücke nicht abzulenken vermochten, und wartete gespannt. Endlich befand sich das Wesen genau vor dem Spalt; Jared sprang es an, stieß ihm mit voller Wucht die Schulter in die Rippen.

Della fiel schlaff auf ihn, aber er kämpfte sich frei und griff das Ungeheuer an. Es gelang ihm, dessen Kehle zu umklammern, aber er verzichtete darauf, es zu würgen, um keine Zeit zu verlieren. Statt dessen ließ er mehrmals seine Faust gegen das Kinn des Wesens sausen, bis es zusammensank.

Er nahm das Mädchen auf die Schulter, schnippte mit den Fingern, um sich zurechtzufinden, und raste dann in die vorübergehende Sicherheit der Ursprungswelt. So gut es ging interpretierte er den Widerhall der Schnipplaute und überquerte die Zentrallichtung. Als Versteck wählte er eine der Hütten.

Im Innern ließ er Della zu Boden gleiten und setzte sich an die Öffnung, aufmerksam nach verdächtigen Geräuschen horchend.

Hunderte von Herzschlägen vergingen, bevor er Dellas Rückkehr ins Bewußtsein spürte. Er hörte ihr tiefes Atmen, eilte zu ihr und konnte ihr gerade noch die Hand auf den Mund pressen, bevor sie einen Schreckensschrei ausstieß.

Während sie sich verzweifelt wehrte, flüsterte er: »Ich bin's — Jared. Wir sind in der Ursprungswelt.«

Als ihre Angst abgeklungen war, ließ er sie los und erzählte ihr, was geschehen war.

»O Jared!« rief sie schließlich. »Suchen wir unsere Welt, solange wir noch Gelegenheit dazu haben!«

»Wir können es erst riskieren, wenn wir sicher sind, daß keine Dämonen mehr in den Tunnels herumlaufen.«

Erschöpft ließ sie ihren Kopf auf seinen Arm sinken. »Wir finden eine schöne Welt, nicht wahr?«

»Die beste. Wenn sie nicht ganz so ist, wie wir sie uns wünschen, bauen wir sie uns zurecht.«

»Wir brauchen zuerst eine Grotte und dann —« Sie zögerte. »Horch! Was ist das?«

Zuerst hörte er nichts. Als es dann ganz still wurde, vernahm er ein schwaches Wumm-wumm, wumm-wumm. Es hörte sich an, als schlüge man Felsbrocken oder noch Härteres aneinander. Aber im Augenblick beschäftigte ihn mehr, daß Della es als erste gehört hatte. Konnte seine Begegnung mit der Strahlung schon einen solchen Grad von Taubheit bewirkt haben? Oder lag es lediglich daran, daß ihn die Erinnerung an Eindrücke durch Lichtimpulse verwirrte, daß er vergaß, wie man seine Ohren gebrauchte?

»Was ist das?« fragte sie und stand auf.

»Ich weiß es nicht.« Er tastete sich hinaus. »Es scheint von der nächsten Hütte zu kommen.«

Er betrat das Gebäude nebenan und lauschte dem aus einer viereckigen Öffnung im Boden dringenden Geräusch. Della klammerte sich an seine Hand, und er spürte, wie sie zusammenfuhr, als sie diesen künstlichen Krater zervte.

Er trat näher und horchte in das Loch hinab, das nicht senkrecht, sondern in spitzem Winkel verlief. Jetzt hörte er das Wumm-wumm deutlich durch eine regelmäßige Reihe von Erhebungen moduliert, die sich an der ganzen unteren Oberfläche des schrägen Tunnels entlang erstreckten.

»Soviel ich hören kann, führen Stufen hinunter«, sagte er.

»Wohin?«

Er zuckte die Achseln.

»Jared, ich habe Angst.«

Aber er dachte angestrengt nach; ein Fuß schwebte über der ersten Stufe. »Die Legende sagt, das Paradies sei nicht weit von der Ursprungswelt.«

»Da unten ist kein Paradies! Wenn wir uns schon auf den Weg machen wollen, dann suchen wir doch nach unserer eigenen Welt.«

Er machte den ersten Schritt, zögerte vor dem zweiten. Zu seinem Kummer hatte er gefunden, daß die Strahlung der Ursprungswelt nahe lag. Aber das bedeutete nicht, daß sich nicht auch das Paradies hier irgendwo befand.

Überdies war seine Aufmerksamkeit so sehr auf das Wumm-wumm gerichtet, daß ihn nichts anderes interessierte. Es war ein merkwürdiges, verzauberndes Geräusch, das ihn hinablockte.

Wumm-wumm-bramm, wumm-wumm-bramm…

Die Klicks waren grob und doch zart. Sie waren scharf und präzis, erstaunlich klar. Es kam ihm vor, als töne in weiter Ferne ein Superechowerfer — ein Gerät, dessen Reflexionen so vollkommen waren, daß nicht die geringste Einzelheit der Umgebung verborgen blieb.

Selbst mit seinem durch die Unendlichkeit der Nuklearteufel beeinträchtigten Hörvermögen konnte er Merkmale der Steine um sich herum erkennen, wie sie auf andere Weise niemals zu entdecken gewesen wären. Jeder Riß und jede Vertiefung in allen Stufen, jede Fissur in der Wand, die winzigen Erhebungen und Einbuchtungen der Flächen — alles war deutlich hörbar. Die Lautmuster, die sich ihm darboten, waren beinahe so vollkommen wie jene unheimlichen Eindrücke, die durch seine Augen in ihn gedrungen waren, als ihn alles Licht der Strahlung überschüttet hatte!

Widerstandslos vor der Verlockung dieses herrlichen Echowerfers eilte er nach unten. Er glaubte sich der vollkommensten künstlichen Echoquelle zu nähern, die jemals erdacht worden war. Ein solches Echogerät konnte natürlich nur im Paradies existieren.

Wumm-bramm, klack-klick… Wumm-bramm, klack-klick, sptt…