Выбрать главу

»Nein, aber der Boß meint —«

»Es ist mir völlig egal, was der Boß meint!«

Jared trat einen Schritt zurück und lauschte. Die Senioren murrten ungeduldig. Sie mißbilligten seinen Eigensinn. Wenn er nicht irgend etwas unternahm — und zwar sofort —, dann saß er in der Falle!

»In der Ursprungswelt gibt es ein Ungeheuer«, stieß er hervor. »Ich war draußen hinter einer Fledermaus her und —«

»In der Ursprungswelt?« fragte Senior Maxwell ungläubig.

»Ja! Und dieses Monstrum — es stank bestialisch und —«

»Begreifst du überhaupt, was du getan hast?« sagte der Primär scharf. »Abgesehen von Mord und dem Versetzen sperriger Objekte ist das Übersteigen der Barriere das schlimmste Verbrechen.«

»Aber dieses Wesen! ich versuche euch doch zu erklären, daß ich etwas Böses gehört habe!«

Die Stimme des Primars übertönte sogar das Klappern des Echowerfers. »Was im Namen des Allmächtigen Lichts hast du in der Ursprungswelt erwartet? Warum, glaubst du wohl, haben wir Gesetze, warum ist die Barriere errichtet worden?«

»Das verlangt nach strenger Bestrafung«, erklärte Romel.

»Du hast still zu sein!« herrschte ihn der Primär an.

»Die Strafgrube?« schlug Maxwell vor.

»Wie? Was?« knurrte Haverty. »Das ist doch wohl nicht gut möglich, solange die Verhandlungen über eine Verbindung andauern.«

Jared versuchte es noch einmal. »Dieses Wesen — es —«

»Wie wäre es mit sieben Wachperioden Absonderung und Arbeit?« fuhr Haverty fort. »Wenn er es wieder tut — zwei Schwangerschaftsperioden in der Grube.«

»Mild genug«, stimmte Maxwell zu. Aber er ließ die allgemeine Erkenntnis unausgesprochen, daß nur ein einziger Gefangener mehr als zehn Wachperioden in der Grube verbracht hatte, und daß man ihn eine ganze Schwangerschaftsperiode lang hatte fesseln müssen, bevor er wieder harmlos geworden war.

Der Primär ergriff wieder das Wort. »Wir machen die Verhängung der milden Strafe davon abhängig, daß Jared die Verbindung akzeptiert.«

Die Senioren schlugen anerkennend auf die Steinplatten.

»Während du deine Strafe verbüßt«, sagte der Primär zu Jared, »kannst du dich auf einen Besuch im Oberen Schacht zu den fünf Vorbereitungsperioden auf eine Verbindung einstellen.«

Immer noch glucksend verließ Romel Fenton hinter den Senioren die Grotte.

Als sie allein waren, sagte Jared zum Primär: »Wie gemein, so mit seinem eigenen Sohn umzuspringen!«

Der ältere Fenton zuckte die Achseln.

»Warum lassen wir uns überhaupt mit den Leuten da oben ein?« fuhr Jared nörglerisch fort. »Wir haben doch bisher auch allein gegen die Zerver gekämpft, oder etwa nicht?«

»Sie vermehren sich zu rasch und brauchen immer mehr Nahrung.«

»Wir stellen Fallen auf! Wir produzieren mehr Nahrung!«

Jared lauschte dem Kopfschütteln seines Vaters. »Im Gegenteil. Wir werden weniger produzieren. Du vergißt die drei heißen Quellen, die vor nicht ganz dreißig Wachperioden versiegten. Das bedeutet tote Mannapflanzen — nicht mehr soviel Nahrung für die Tiere und uns.«

Jared spürte, wie ihn die Sorge um seinen Vater anrührte. Sie standen jetzt im Grotteneingang, und die von seinem Vater reflektierten Töne verrieten, daß er immer mehr abmagerte. Auch das Haar war dünn, wenn auch stolz nach hinten gekämmt.

»Warum denn ausgerechnet ich und nicht Romel?« beschwerte sich Jared.

»Er ist nicht ehelich geboren.«

Jared begriff nicht, welchen Unterschied das hier machte. Aber er ließ es auf sich beruhen. »Dann eben irgendein anderer! Da sind Randel und Many und —«

»Der Boß und ich haben engere Kontakte diskutiert, seit du ein Dreikäsehoch warst. Und ich habe dich in seiner Vorstellung zu einer Art Superwesen erhöht.«

Die Stille war vielleicht die schwerste Strafe für Jared.

Die Stille und das Abrackern.

Abfall aus der Welt der kleinen Fledermäuse holen, im Grillengebiet tote Insekten als Dünger für den Mannagarten sammeln. Den Überlauf der kochenden Krater umleiten. Sich um das Vieh kümmern, die Hühner mit der Hand füttern, bis sie ihr eigenes Futter fanden.

Und die ganze Zeit kein Wort. Niemand sprach mit ihm, außer um Anweisungen zu geben. Keine Echosteine für scharfes Hören. Völlig isoliert vom Kontakt mit anderen.

Die erste Wachperiode dauerte eine Ewigkeit; die nächste zwei Ewigkeiten. Die dritte brachte er mit der Pflege des Mannagartens zu, wobei er jeden in die tiefste Strahlung verdammte, der sich ihm näherte, weil alle nur Befehle erteilten — bis auf einen.

Das war Owen — der Anweisungen zur Ausschachtung einer neuen Grotte weitergab. Jared hörte die besorgten Falten in seinem Gesicht.

»Wenn du denkst, daß du hier eigentlich neben mir arbeiten müßtest«, sagte Jared, gegen das Schweigegebot verstoßend, »dann laß dir etwas anderes einfallen. Ich habe dich dazu gebracht, die Barriere zu übersteigen.«

»Darüber habe ich mir auch den Kopf zerbrochen«, gab Owen zu. »Aber nicht so sehr wie über etwas anderes.«

»Worüber?« fragte Jared und breitete Dünger aus.

»Ich bin es nicht wert, ein Überlebender zu sein. Nicht mehr, seit ich mich in der Ursprungswelt so feige benommen habe.«

»Vergiß die Ursprungswelt.«

»Ich kann nicht.« Owens Stimme klang bedrückt, als er sich entfernte. »Was ich an Mut hatte, habe ich hinter der Barriere gelassen.«

»Verdammter Narr!« rief Jared leise. »Bleib weg von dort!«

Er verbrachte die vierte Periode in Einsamkeit; nicht einmal Anweisungen wurden ihm erteilt. Bei der fünften versuchte er sich zu beglückwünschen, daß er wenigstens dem Krater entkommen war. Aber in der sechsten begriff er unter quälenden Muskelschmerzen, daß man ebensogut die schwerere Strafe hätte verhängen können. Und bevor die letzte peinigende Arbeit zu Ende ging, wünschte er sich in den Strafkrater!

Er stemmte eine letzte Steinplatte in einer der neuen Grotten an die richtige Stelle, brachte den Echowerfer für die Schlafperiode zum Stillstand und kroch erschöpft in die Fenton-Nische.

Romel schlief, aber der Primär lag noch wach. »Ich bin froh, daß du es überstanden hast«, sagte er zu seinem Sohn. »Ruh dich aus. Morgen wird man dich in den Oberen Schacht führen, damit die Vorbereitung für die Verbindung beginnen kann.« Jared war zu schwach, um widersprechen zu können. Er sank auf seinen Sims.

»Ich muß dir etwas mitteilen«, fuhr sein Vater fort. »Die Zerver machen anscheinend wieder Gefangene. Owen ging vor vier Wachperioden zum Pilzesammeln. Seither ist er verschwunden.«

Jared war plötzlich hellwach und spürte, daß er gar nicht so erschöpft war, wie er angenommen hatte. Als der Primär eingeschlafen war, holte er sich seine Echosteine und verließ die Untere Schachtwelt, abwechselnd Owens unbesonnenen Stolz verfluchend und sich um seine Sicherheit sorgend.

Er kämpfte gegen den Wunsch, sich irgendwo niederzulassen und ewig zu schlafen, erreichte die Stelle, an der sie auf das Zerverkind gestoßen waren, hastete weiter, entlang dem schnell dahinschießenden Fluß, hinein in den kleineren Tunnel. Er lotete die Tiefe jedes Kraters aus, kam zur Barriere und überkletterte sie mühsam. Auf der anderen Seite stieß er mit dem Fuß gegen etwas Vertrautes — Owens Köcher!

Daneben lagen ein zerbrochener Speer und zwei Pfeile. Den Bogen fand Jared mit Hilfe der Echosteine an der Wand, in zwei Stücke zerbrochen. Er eilte zur Barriere zurück, den Geruch des Wesens aus der Ursprungswelt in der Nase.

Owen hatte nicht einmal Gelegenheit gehabt, seine Waffen einzusetzen.

3

Am Eingang zum Oberen Schacht brachten die fremden Töne des Zentralechowerfers Jared grobe Eindrücke einer Welt, die in vielem der seinigen glich, mit Grotten, Arbeitsgebieten und Ställen. Dazu kam noch ein natürlicher Sims, der an der rechten Wand entlanglief und sich in der Nähe dem Boden zuneigte.