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Und schließlich … Er wandte sich langsam von einer Seite zur anderen. Die See war eine einzige Masse britischer Schiffe; vor ihm an Land wimmelte es von Soldaten. Er hätte zwar niemals laut zugegeben, dass ihn dieser Anblick beeindruckte – doch sein Kragen schnürte ihm die Kehle zu. Ihm wurde bewusst, dass er die Luft angehalten hatte, und er zwang sich zum Ausatmen.

Jetzt kam die Artillerie ans Ufer. Sie wurde auf gefährlich schwankenden flachen Kähnen transportiert, die mit fluchenden Soldaten bemannt waren. Die Munitionswagen und ihre Zugpferde und -ochsen, die weiter südlich an Land gekommen waren, trampelten als Gischt sprühende, mit Sand verklebte Herde über den Strand und wieherten und brüllten protestierend. Es war die größte Armee, die er je gesehen hatte.

»Sir, Sir!« Er senkte den Blick und sah einen kleinen, pausbäckigen Privatgefreiten vor sich, der wohl nicht älter war als William selbst und der sehr nervös war.

»Ja?«

»Eure Pike, Sir. Und Euer Pferd ist da«, fügte der Gefreite hinzu und wies auf den hochgewachsenen, schmalen Braunen, dessen Zügel er in der Hand hatte. »Mit den besten Empfehlungen von Hauptmann Griswold, Sir.«

William ergriff die Signalpike, die zwei Meter lang war und deren polierter Stahl selbst unter dem bewölkten Himmel schwach glänzte. Ihr Gewicht sandte einen Schauer der Erregung durch seinen Arm.

»Danke. Und Ihr seid …?«

»Oh. Perkins, Sir.« Der Gefreite salutierte ihm hastig. »Dritte Kompanie, Sir, man nennt uns die Hacker.«

»Ist das so? Nun, hoffentlich werden wir Euch reichlich Gelegenheit verschaffen, Euren Namen zu rechtfertigen.« Perkins sah ihn verständnislos an.

»Danke, Perkins«, sagte William und entließ den Gefreiten mit einer Geste.

Er nahm das Pferd am Zügel, und Freude stieg in ihm auf. Es war die größte Armee, die er je gesehen hatte. Und er gehörte dazu.

Er hatte mehr Glück, als er gedacht hatte, wenn auch nicht so viel, wie er gehofft hatte. Seine Kompanien würden in der zweiten Angriffswelle marschieren, hinter den Infanteristen der Vorhut und der Artillerie. Kein garantierter Kampfeinsatz also, aber dennoch eine gute Chance, wenn die Amerikaner nur halb so gut kämpften, wie man es ihnen nachsagte.

Die Mittagsstunde war vorbei, als er seine Pike hob und rief: »Vorwärts, marsch!« Das drückende Wetter hatte sich in heftigem Regen entladen, eine willkommene Erlösung von der Hitze.

Jenseits des Strandes machte ein schmaler Waldstreifen einer weiten, herrlichen Ebene Platz. Wogendes Gras lag vor ihnen, gesprenkelt mit Wildblumen, deren Farben im gedämpften Regenlicht leuchteten. Weit vor sich konnte er Vogelschwärme sehen – Tauben? Wachteln? –, die sich trotz des Regens in die Luft erhoben, von den vorbeimarschierenden Soldaten aufgescheucht.

Seine Kompanien bewegten sich ungefähr in der Mitte der vorrückenden Angriffslinie. Sie wanden sich in ordentlichen Kolonnen hinter ihm durch das Gelände, und er sandte im Geiste einen dankbaren Gedanken an General Howe. Als rangniedrigen Stabsoffizier hätte man ihn normalerweise für Kurierdienste eingeteilt, der zwischen den Kompanien auf dem Feld hin und her eilte, um Befehle aus Howes Hauptquartier zu überbringen und Botschaften zwischen den beiden anderen Generälen, Sir Henry Clinton und Lord Cornwallis, hin- und herzutragen.

Doch da er so spät gekommen war, kannte er keinen der anderen Offiziere und war nicht mit der Aufstellung der Armee vertraut; er hatte nicht die geringste Ahnung, wer wer war, ganz zu schweigen davon, wo sie sich befinden sollten. Als Kurier wäre er nutzlos gewesen. General Howe, der inmitten des Wirrwarrs der kommenden Invasion irgendwie einen Moment Zeit für ihn gefunden hatte, hatte ihn nicht nur ausnehmend höflich begrüßt, sondern ihm auch die Wahl gelassen: Hauptmann Griswold zu begleiten und seine Anweisungen zu befolgen – oder das Kommando über einige verwaiste Kompanien zu übernehmen, deren eigener Leutnant krank geworden war.

Er hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt, und nun saß er stolz im Sattel, die Pike in ihre Schlinge gehakt, und führte Männer in den Kampf. Er reckte sich ein wenig und freute sich daran, wie sich der rote Wollstoff des neuen Uniformrocks auf seinen Schultern anfühlte, freute sich an seinem ordentlich geflochtenen Pferdeschwanz, dem steifen Lederkragen an seinem Hals und dem kleinen Gewicht seiner Offiziershalsberge, jenes winzigen Überrestes einer römischen Rüstung. Er hatte fast zwei Monate keine Uniform mehr getragen, und trotz der Regenfeuchte war es ein göttliches Gefühl.

Eine leichte Kavalleriekompanie war in ihrer Nähe unterwegs; er hörte den Ruf ihres Offiziers und sah, wie sie vorrückten und sich einer etwas weiter entfernten Baumgruppe zuwandten. Hatten sie etwas gesehen?

Nein. Eine gewaltige Wolke von Amseln stieb aus den Bäumen auf und lärmte dabei so sehr, dass viele der Pferde scheuten. Die Reitersoldaten durchkämmten die Bäume mit gezogenen Säbeln und hieben hier und da auf einen Ast ein, doch sie stellten sich nur zur Schau. Falls sich jemand dort versteckt gehalten hatte, war er fort, und die Kavalleristen kehrten verärgert zur Vormarschlinie zurück.

Er setzte sich im Sattel zurück und lockerte seine Finger, die die Pike umkrallt gehalten hatten.

Keine Amerikaner in Sicht – doch das war auch nicht zu erwarten. Unterwegs als Kundschafter hatte er genug gesehen und gehört, um zu wissen, dass eigentlich nur echte Kontinentaltruppen organisiert kämpften. Er hatte Milizen gesehen, die auf Dorfplätzen exerzierten; hatte gemeinsam mit Männern gegessen, die zu solchen Milizen gehörten. Keiner von ihnen war Soldat gewesen – wenn man sie in Gruppen exerzieren sah, wirkten sie lächerlich, denn sie waren kaum in der Lage, in gerader Linie zu marschieren, geschweige denn im Gleichschritt –, doch fast alle waren erfahrene Jäger, und er hatte so viele von ihnen Wildgänse oder Truthähne im Flug schießen sehen, dass er die Verachtung der meisten britischen Soldaten nicht teilte.

Nein, wenn sich Amerikaner in der Nähe befanden, würde das erste Warnsignal wahrscheinlich sein, dass Männer tot zu Boden fielen. Er winkte Perkins herbei, um den Korporälen die Order zu überbringen, den Männern Wachsamkeit zu befehlen. Sie sollten ihre Waffen geladen halten. Er sah, wie sich einer der Korporäle beim Erhalt dieser Nachricht abrupt aufrichtete – offenbar betrachtete er sie als Affront –, doch der Mann leistete der Anordnung Folge, und Williams Anspannung ließ ein wenig nach.

Seine Gedanken kehrten zu seiner Reise zurück, und er fragte sich, wann – und wo – er wohl mit Hauptmann Richardson zusammentreffen würde, um ihm die Ergebnisse seiner Erkundungen zu überbringen.

Er hatte sich den Großteil seiner Beobachtungen unterwegs eingeprägt und nur das Nötigste niedergeschrieben. Diese Notizen befanden sich codiert in einem kleinen Bändchen des Neuen Testaments, das ihm seine Großmutter geschenkt hatte. Er hatte es in der Tasche seines Zivilrocks auf Staten Island zurückgelassen. Jetzt, da er unbeschadet an den Busen der Armee zurückgekehrt war, sollte er seine Beobachtungen vielleicht in förmlichen Berichten aufschreiben? Er könnte …

Irgendetwas ließ ihn in den Steigbügeln aufstehen, gerade rechtzeitig, um das Aufblitzen und dann den Knall von Musketenfeuer aus dem Wald zu seiner Linken mitzubekommen.

»Halt!«, rief er, als er sah, dass seine Männer begannen, ihre Waffen anzulegen. »Wartet!«

Die Entfernung war zu groß, und eine andere Infanteriekolonne befand sich näher am Wald. Diese nahm nun Gefechtsstellung ein und feuerte eine Salve in den Wald; die erste Reihe kniete am Boden, und die zweite feuerte über ihre Köpfe hinweg. Das Feuer wurde aus dem Wald erwidert; er sah einen oder zwei Männer fallen, andere stolperten, doch die Gefechtslinie schloss sich wieder.