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Eudail mhòir a shluagh an gomhain

Dhòirt iad d’fhuil an dè

’S chuir iad do cheann air stob daraich

Tacan beag bhod chrè.

(Du Liebster aller Völker der Welt,

Gestern vergossen sie dein Blut

und haben deinen Kopf auf einen Eichenspieß gesteckt

und ihn neben dich gestellt.

Òbhan, òbhan òbhan ìri

Òbhan ìri ò!

Òbhan, òbhan òbhan ìri

’S mòr mo mhulad’s mor.

(O weh mir, o weh

O weh mir, denn mein Schmerz ist groß.)

Ich winkte ihm zu und schlug den Seitenpfad ein, der zur oberen Lichtung führte. Alle nannten diese Stelle das neue Haus, obwohl das Einzige, das darauf hindeutete, dass es dort einmal ein Haus geben könnte, ein Stapel Baumstämme und einige Pflöcke im Boden waren, die durch Schnüre miteinander verbunden waren. Diese sollten den Standort und den Grundriss des Hauses markieren, das Jamie als Ersatz für das Haupthaus bauen wollte – wenn wir zurückkamen.

Ich sah, dass er die Pflöcke umgesetzt hatte. Das große Vorderzimmer war noch größer geworden, und der Raum an der Rückseite, der als Sprechzimmer für mich vorgesehen war, hatte eine Art Auswuchs bekommen, vielleicht eine separate Kräuterkammer.

Der Architekt saß splitternackt auf einem Baumstamm und betrachtete sein Königreich.

»Du hast mich wohl erwartet, wie?«, fragte ich. Ich legte mein Schultertuch ab und hängte es über den nächstbesten Ast.

»Ja.« Er lächelte und kratzte sich die Brust. »Ich dachte mir schon, dass dich der Anblick meines nackten Hinterteils entflammen würde. Oder war es vielleicht Bobbys?«

»Bobby hat kein nacktes Hinterteil. Weißt du eigentlich, dass du vom Hals abwärts kein einziges graues Haar hast? Warum ist das wohl so?«

Er blickte an sich hinunter, um sich zu betrachten, doch es stimmte. Die flammende Masse seines Haars war nur von einzelnen Silbersträhnen durchzogen, während sein Bart – er hatte den Winterwuchs vor ein paar Tagen ebenso mühsam wie sorgfältig entfernt – mit reichlich Weiß durchsetzt war. Doch das Haar auf seiner Brust war nach wie vor von dunkler rotbrauner Farbe und das darunter ein Pelz aus leuchtendem Rot.

Er kämmte mit den Fingern nachdenklich durch die sprießenden Blätter und senkte den Blick.

»Ich glaube, er versteckt sich«, sagte er und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Willst du mir helfen, ihn zu suchen?«

Ich trat vor ihn und kniete mich dienstbeflissen hin. Der fragliche Gegenstand war zwar durchaus zu sehen, sah aber nach dem kalten Bad zugegebenermaßen noch ein wenig erschrocken aus und hatte einen höchst interessanten Blauton angenommen.

»Nun«, sagte ich, nachdem ich ihn einen Moment betrachtet hatte. »Jede große Eiche hat einmal als kleines Früchtchen angefangen. Habe ich zumindest gehört.«

Die Wärme meines Mundes ließ ihn erschauern, und ich hob unwillkürlich die Hände, um seine Hoden zu umfassen.

»Großer Gott«, sagte er, und seine Hände legten sich wie segnend leicht auf meinen Kopf.

»Was hast du gesagt?«, fragte er wenig später.

»Ich habe gesagt«, sagte ich und tauchte auf, um Luft zu holen, »ich finde deine Gänsehaut sehr erotisch.«

»Oh, ich habe noch mehr davon«, versicherte er mir. »Zieh dein Hemd aus, Sassenach. Ich habe dich fast ein halbes Jahr nicht mehr nackt gesehen.«

»Ähm … nein, das stimmt«, pflichtete ich ihm zögernd bei. »Und ich weiß nicht genau, ob ich das möchte.«

Eine seiner Augenbrauen hob sich.

»Warum denn nicht?«

»Weil ich mich wochenlang nur im Haus aufgehalten habe, ohne Sonnenlicht und Bewegung. Ich sehe wahrscheinlich aus wie eine von diesen Maden, die man unter einem Stein findet – fett, weiß und schwammig.«

»Schwammig?«, wiederholte er und begann zu grinsen.

»Schwammig«, wiederholte ich würdevoll und schlug die Arme um mich selbst.

Er spitzte die Lippen und atmete langsam aus, während er mich mit zur Seite gelegtem Kopf betrachtete.

»Ich habe es zwar gern, wenn du fett bist, aber ich weiß genau, dass du es nicht bist«, sagte er, »weil ich seit Ende Januar jeden Abend deine Rippen spüre, wenn ich die Arme um dich lege. Was die weiße Farbe betrifft – du bist weiß, seit ich dich kenne; das wird mich kaum erschrecken. Und schwammig –« Er streckte eine Hand aus und winkte mir einladend mit den Fingern. »Ich glaube, das könnte mir gefallen.«

»Hmm«, sagte ich immer noch zögernd. Er seufzte.

»Sassenach«, sagte er, »ich habe gesagt, ich habe dich seit einem halben Jahr nicht mehr nackt gesehen. Das heißt, wenn du jetzt dein Hemd ausziehst, bist du das Beste, das mir seit einem halben Jahr vor die Augen kommt. Und weiter kann ich mich, glaube ich, in meinem Alter sowieso nicht zurückerinnern.«

Ich lachte, und ohne weitere Umstände stand ich auf und zog an dem Bändchen, das den Halsausschnitt meines Hemdes zusammenhielt. Ich wand mich, um es mir auf die Füße sinken zu lassen.

Er schloss die Augen. Dann holte er tief Luft und öffnete sie wieder.

»Ich bin geblendet«, sagte er leise und hielt mir die Hand hin.

»Geblendet wie von einem Schneefeld in der Sonne?«, fragte ich skeptisch. »Oder wie vom Anblick einer Gorgo?«

»Beim Anblick einer Gorgo wird man zu Stein, nicht blind«, unterrichtete er mich. »Obwohl –«, er betastete sich versuchsweise mit dem Zeigefinger, »es durchaus noch passieren kann, dass ich zu Stein werde. Kommst du jetzt um Himmels willen zu mir?«

Ich kam.

Ich schlief in Jamies Wärme ein und erwachte einige Zeit später wohlig in sein Plaid gehüllt. Ich räkelte mich und alarmierte damit ein Eichhörnchen über mir, das auf einen Ast hinausrannte, um einen besseren Überblick zu haben. Offenbar war es nicht mit dem zufrieden, was es sah, denn es fing an zu schimpfen und zu plappern.

»Ach, gib Ruhe«, sagte ich gähnend und setzte mich hin. Das Eichhörnchen legte Protest gegen diese Bewegung ein und wurde hysterisch, was ich jedoch ignorierte. Zu meiner Überraschung war Jamie fort.

Ich dachte, er wäre vielleicht einfach nur in den Wald gegangen, um sich zu erleichtern, doch ein rascher Blick in alle Richtungen brachte nichts zutage, und auch als ich mich auf die Beine kämpfte, das Plaid an mich geklammert, sah ich keine Spur von ihm.

Ich hatte nichts gehört: Wenn jemand gekommen wäre, wäre ich doch gewiss aufgewacht – oder Jamie hätte mich geweckt. Ich spitzte sorgfältig die Ohren, doch das Eichhörnchen war wieder zum Alltag übergegangen, und ich hörte nichts als die normalen Geräusche eines Waldes, in dem sich der Frühling regt: das Murmeln und Rauschen des Windes im frischen Grün der Bäume, unterbrochen vom gelegentlichen Knacken eines fallenden Astes, oder das Klappern der fallenden Kiefernzapfen aus dem letzten Jahr; den fernen Ruf eines Eichelhähers, das Gezwitscher eines Schwarms von Karolinakleibern auf Futtersuche, das Rascheln eines hungrigen Maulwurfs im Laub des Winters.

Der Eichelhäher lärmte nach wie vor; ein zweiter hatte jetzt mit schrillen Alarmrufen eingestimmt. Vielleicht war das die Richtung, in die Jamie gegangen war.

Ich wickelte mich aus dem Plaid und zog mir das Hemd und die Sandalen an. Es ging jetzt auf den Abend zu; wir – oder zumindest ich – hatten lange geschlafen. In der Sonne war es noch warm, aber im Schatten unter den Bäumen war es kalt, und ich legte mir mein Schultertuch um und nahm Jamies Plaid als Bündel mit – er würde sicher froh sein, es zu bekommen.

Ich folgte dem Ruf der Eichelhäher bergauf, fort von der Lichtung. An der weißen Quelle nistete ein Pärchen; ich hatte es erst vor zwei Tagen beim Nestbau gesehen.