Es raschelte im Gras, und ich sah eine kleine Gophernatter auf der Jagd hindurchgleiten. Der Anblick eines lebendigen Wesens tröstete mich, auch wenn ich sonst nicht viel für Schlangen übrighatte. Ich lächelte, als ich den Blick hob und sah, dass Bienen einen der alten Bienenstöcke umschwärmten, die immer noch am Ende des Gartens standen.
Zuletzt richtete ich meine Augen auf das Salatbeet; dort war sie gestorben. In Gedanken hatte ich ständig die Blutlache vor mir gesehen, hatte mir vorgestellt, dass sie noch da war, ein unauslöschlicher Fleck, der in der Wüste aus entwurzelten Salatköpfen und welken Blättern dunkel in den Boden gesickert war. Doch es war fort; nichts kennzeichnete die Stelle außer einem Hexenring aus Pilzen, die ihre kleinen weißen Köpfe aus dem wilden Gras steckten.
»Ich erhebe mich und gehe nun«, sagte ich leise. »Und geh nach Innisfree, eine Hütte dort zu bauen aus Weidgeflecht und Lehm; neun Bohnenreihen pflanz ich, einen Stock für die Honigbiene, und lebe allein im summenden Wald.« Einen Moment hielt ich noch inne, und als ich mich dann abwandte, fügte ich flüsternd hinzu: »Und meinen Frieden find ich dort, denn langsam kommt er über mich.«
Dann schritt ich hastig über den Pfad; es war nicht nötig, mich den Ruinen des Hauses zuzuwenden oder der weißen Sau. Daran würde ich mich mühelos erinnern. Was den Maisspeicher und den Hühnerstall anging – hat man einen davon gesehen, hat man alle gesehen.
Ich konnte die kleine Ansammlung von Pferden, Maultieren und Menschen sehen, die sich im langsamen Chaos des unmittelbar bevorstehenden Aufbruchs vor der Hütte auf und ab bewegten. Doch ich war noch nicht ganz bereit, Lebewohl zu sagen, und trat in den Wald, um mich zu sammeln.
Das Gras, das den Pfad säumte, war hoch und strich sanft am Saum meiner mit Gewichten beschwerten Röcke entlang. Dann wurden sie von etwas berührt, das schwerer war als Gras, und als ich zu Boden blickte, sah ich Adso. Ich hatte gestern fast den ganzen Tag nach ihm Ausschau gehalten; typisch für ihn, in letzter Minute aufzutauchen.
»Da bist du ja«, sagte ich anklagend zu ihm. Er fixierte mich mit seinen großen, ruhigen Seladonaugen und leckte sich die Pfote. Impulsiv hob ich ihn auf und drückte ihn an mich, sodass ich die Vibrationen seines Schnurrens spürte und den weichen, dichten Pelz seines silbrigen Bauches.
Er würde es gut haben; das wusste ich. Der Wald war seine persönliche Futterkammer, und Amy Higgins hatte ihn gern. Sie hatte mir versprochen, ihn bei schlechtem Wetter mit Milch und einem warmen Fleckchen am Herd zu versorgen.
»Dann geh nur«, murmelte ich und setzte ihn auf den Boden. Einen Moment lang stand er da, und sein Schwanz bewegte sich langsam hin und her, während er mit erhobenem Kopf nach Nahrung oder interessanten Gerüchen suchte, dann lief er ins Gras und verschwand.
Ich beugte mich ganz langsam mit verschränkten Armen vor und wurde von lautlosem, heftigem Weinen geschüttelt.
Ich weinte, bis mir der Hals schmerzte und ich keine Luft mehr bekam, dann setzte ich mich ins Gras, zusammengekrümmt wie ein getrocknetes Blatt, und die Tränen, die ich nicht aufhalten konnte, fielen mir auf die Knie wie die ersten dicken Tropfen eines heraufziehenden Gewitters. O Gott. Es war erst der Anfang.
Ich rieb mir die Augen und verteilte die Nässe, versuchte, den Schmerz fortzuwaschen. Ein weiches Tuch berührte mein Gesicht, und als ich schluchzend aufblickte, kniete Jamie vor mir, ein Taschentuch in der Hand.
»Es tut mir leid«, sagte er leise.
»Es ist nicht … Mach dir keine Gedanken, ich bin … Er ist ja nur ein Kater«, sagte ich, und wieder legte sich der Schmerz wie ein festes Band um meine Brust.
»Aye, ich weiß.« Er kam neben mich, legte mir den Arm um die Schultern und zog meinen Kopf auf seine Brust, während er mir sanft das Gesicht abtupfte. »Aber um die Kinder konntest du nicht weinen. Oder um das Haus. Oder dein Gärtchen. Oder die arme tote Kleine und ihr Kind. Aber wenn du um dein Kätzchen weinst, bist du sicher, dass du aufhören kannst.«
»Woher weißt du das?« Meine Stimme war belegt, aber das Band um meine Brust war nicht mehr ganz so eng.
Er stieß einen leisen, reumütigen Laut aus.
»Weil ich auch nicht um all das weinen kann, Sassenach. Und ich habe keine Katze.«
Ich schluchzte auf, wischte mir ein letztes Mal über das Gesicht und putzte mir die Nase, bevor ich ihm das Taschentuch zurückgab, das er in seinen Sporran steckte, ohne eine Miene zu verziehen.
Herr, hatte er gesagt. Gib, dass ich genug bin. Dieses Gebet hatte sich in mein Herz gebohrt wie ein Pfeil, als ich es hörte und dachte, dass er um Hilfe dafür bat zu tun, was getan werden musste. Doch das war ganz und gar nicht das, was er gemeint hatte – und als mir dämmerte, was er gemeint hatte, zerriss es mir das Herz.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und wünschte mir so sehr, ich hätte seine Gabe, dieses Talent zu sagen, was mein Herz empfand, und zwar so, dass es für ihn keinen Zweifel gab. Doch ich hatte es nicht.
»Jamie«, sagte ich schließlich. »O Jamie. Du bist … alles. Immer.«
Eine Stunde später verließen wir Fraser’s Ridge.
Kapitel 13
Unrast
Ian nahm sich einen Sack Reis, um ihn als Kopfkissen zu benutzen, und legte sich hin. Es war zwar ein hartes Kissen, aber er mochte das Flüstern der kleinen Körner, wenn er den Kopf drehte, und den schwachen Geruch nach Stärke. Rollo bohrte seine Schnauze unter das Plaid und rutschte prustend an Ians Körper entlang, bis sich seine Nase gemütlich in Ians Achselhöhle bohrte. Ian kratzte dem Hund sanft die Ohren, dann legte er sich zurück und beobachtete die Sterne.
Der Mond war eine Sichel, so schmal wie ein abgeschnittener Fingernagel, und die Sterne leuchteten riesig und hell im Schwarzlila des Himmels. Er fand den Gürtel des Orion und daneben den Großen Wagen. Würde er in Schottland dieselben Sterne sehen?, fragte er sich. Daheim in den Highlands hatte er nie besonders auf die Sterne geachtet, und in Edinburgh konnte man im Rauch der Kaminfeuer überhaupt keine Sterne sehen.
Seine Tante und sein Onkel lagen auf der anderen Seite des glimmenden Feuers, so dicht beieinander, dass sie aussahen wie ein Baumstamm, während sie sich aneinander wärmten. Er sah ihre Decken zucken, dann zur Ruhe kommen, dann erneut zucken, dann abwartende Ruhe. Er hörte sie flüstern, zu leise, um die Worte auszumachen, doch die Absicht dahinter war auch so eindeutig.
Er atmete betont regelmäßig, ein wenig lauter als sonst. Ein kurzer Moment, dann begannen die verstohlenen Bewegungen von Neuem. Es war schwer, Onkel Jamie etwas vorzumachen, doch manchmal möchte ein Mann einfach, dass man ihm etwas vormacht.
Seine Hand ruhte sacht auf der Stirn des Hundes, und Rollo seufzte, während sein warmer, schwerer Hundekörper an Ians Seite erschlaffte. Wenn der Hund nicht gewesen wäre, hätte er niemals im Freien schlafen können. Nicht dass er jemals tief oder länger schlief – doch immerhin konnte er sich hin und wieder den Bedürfnissen seines Körpers ergeben, weil er sich darauf verließ, dass Rollo jeden Schritt lange vor ihm hören würde.
»Vorerst bist du sicher«, hatte Onkel Jamie in der ersten Nacht ihrer Reise zu ihm gesagt. Er war zu nervös gewesen, um einzuschlafen, selbst mit Rollos Kopf auf seiner Brust, und er hatte sich ans Feuer gesetzt und in der Glut herumgestochert, bis sich die Flammen klar und hell in die Nacht erhoben.