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Sie setzte sich schlaftrunken auf, während wir darauf warteten, daß der Schlepper sich ankoppelte und uns zum Terminal bugsierte. Sie zog ein Gesicht. »Na, ist es nicht toll, wieder daheim zu sein?« fragte ich und grinste sie an.

Sie beugte sich über mich, um aus dem Fenster zu starren. »Klar doch«, sagte sie, aber ihr Tonfall war weit von jeder Begeisterung entfernt. »Ich wünschte...«

Aber ich fand nie heraus, was sie wünschte, weil sie in einen heftigen Hustenanfall ausbrach. »Mein Gott!« keuchte sie, »was ist denn das für ein Zeug?«

»Das ist die gute alte New Yorker Stadtluft!« erklärte ich ihr. »Du bist zu lange weg gewesen - du hast vergessen, wie sie ist!«

»Wenigstens könnten sie sie filtern«, beklagte sie sich. Nun, natürlich war sie gefiltert, aber ich machte mir nicht die Mühe, sie zu korrigieren. Ich war zu sehr damit beschäftigt, unsere Sachen aus den Gepäcknetzen zu holen und mich zum Aussteigen anzustellen. Es war sieben Uhr vormittags Ortszeit. Noch waren nicht allzu viele Leute im Terminal, was ein Plus war, aber das Minus, das das in der Gleichung wieder aufwog, war der Mangel an Gepäckträgern. Mitzi zottelte mürrisch hinter mir drein zur Gepäckausgabe, wo ich eine Überraschung erlebte. Die Überraschung hieß Valentine Dambois, Senior-Vizepräsident und Assoziierter Generalmanager, rosige Wangen, blinzelnde blaue Augen, die rundliche Figur in wackelnder Bewegung, als er herübergeeilt kam, um uns zu begrüßen.

Ich sagte mir, daß ich nicht hätte überrascht sein müssen - ich hatte gute Arbeit auf der Venus geleistet, und ich hatte nie bezweifelt, daß die Agentur mich zuvorkommend behandeln würde, wenn ich zurückkam. Aber nicht so zuvorkommend! Man wurde nicht morgens um diese Uhrzeit von einem Direktor der Starklasse willkommen geheißen, wenn man nicht etwas ganz Besonderes war. Voller guten Mutes und großer Hoffnung streckte ich also die Hand aus. »Schön, Sie zu sehen, Val«, begann ich...

Und er lief einfach an mir vorbei. Direkt zu Mitzi.

Val Dambois war ein tonnenförmiger kleiner Mann, und das fetteste an ihm war sein Gesicht; wenn er lächelte, sah es aus wie ein Halloween-Kürbis. Das Lächeln, das er Mitzi schenkte, war wie ein Kürbis, der gerade dabei war, in zwei Hälften zu zerplatzern. »Mitzi-Witzi!« schrie er, obwohl er nur einen halben Meter von ihr entfernt war und rasch näher kam. »Ich hab' dich vermißt, du süßer kleiner Furz!« Er schlang die Arme um sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihr einen dicken Kuß zu geben.

Sie erwiderte den Kuß nicht. Sie zog den Kopf zurück, so daß der Kuß nur bis zu ihrem Kinn gelangte.

»Hallo«, sagte sie, »Val.«

Sein Gesicht verfiel. Einen Augenblick lang glaubte ich, Mitzi hätte sich jede Beförderungschance, die sie jemals gehabt harte, zunichte gemacht, aber Dambois leistete großartige Restaurierungsarbeiten an seinem Lächeln. Als er es wieder aufsetzte, war es so gut wie neu, und er tätschelte liebevoll, aber hastig ihr Hinterteil. Mit einem leisen Lachen trat er zurück. »Du hast einen ganz schönen Schnitt gemacht«, sagte er voller Wärme. »Ich ziehe den Hut vor dir, Mitzi!«

Natürlich wußte ich nicht, wovon er sprach. Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, daß auch Mitzi es nicht wußte, weil ein flüchtiger Schatten ihre Augen umwölkte und ihr Kinn sich spannte, aber Dambois sah bereits mich an. »Hab' wohl das Boot verpaßt«, sagte er freundlich - mit wehmütiger Freundlichkeit, hieß das, und einer winzigen Spur von Verachtung.

Nun war ich nicht allzu überrascht von der Art und Weise, wie Dambois Mitzi begrüßte. Hier und da hatte es ein paar Gerüchte über Mitzi und ein oder zwei Direktoren der Starebene gegeben, Val Dambois eingeschlossen. Es bedeutete mir nichts. Zum Teufel, es ist ein rauher Weg, den man zurücklegen muß, wenn man im Werbegeschäft an die Spitze will. Wenn man vorankommen kann, indem man den richtigen Parteien ein bißchen Freude spendet, warum nicht? Aber sie hatte nichts von irgendeinem Schnitt zu mir gesagt. »Wovon reden Sie eigentlich, Val?« fragte ich.

»Sie hat es Ihnen nicht erzählt?« Er schürzte seine dicken Lippen und grinste. »Ihre Schadenersatzklage gegen die Bahngesellschaft. Sie haben sich außergerichtlich geeinigt - sechs Millionen Dollar und ein paar zerquetschte - es wartet in diesem Augenblick schon alles auf der Agenturbank auf sie!«

Ich brauchte zwei Anläufe, bevor ich herausbrachte: »Sechs... sechs Mill...«

»Sechs Millionen Dollar, steuerfrei und zur freien Verfügung, genau!« freute er sich. Der Mann war so glücklich, als sei das Geld sein eigenes - vielleicht harte er ja irgendeine Absicht, es dazu zu machen. Ich räusperte mich.

»Diese Schadenersatzklage...«, setzte ich an, aber Mitzi lehnte sich an mir vorbei, um auf etwas zu zeigen.

»Da, das ist meine«, sagte sie, als die Reisetaschen vom Fließband zu kommen begannen. Val sprang vor, wuchtete sie schnaufend herunter und stellte sie neben ihr ab.

»Was ich sagen wollte...« setzte ich an. Keiner hörte zu.

Während er einen dicklichen Arm um Mitzis Hüfte schlang - so weit jedenfalls, wie er ihn herum bekam, sagte Dambois joviaclass="underline" »Tja, das wäre die erste Tasche, 's kommen vielleicht nicht mehr als noch zwanzig oder so, wie?«

»Nein, das ist die einzige. Ich reise gern mit leichtem Gepäck«, sagte sie und wand sich aus seinem Arm.

Dambois blickte sie vorwurfsvoll an. »Du hast dich sehr verändert«, beklagte er sich. »Ich glaube, du bist sogar größer geworden.«

»Kommt davon, wenn man auf einem leichteren Planeten ist.« Das war natürlich ein Scherz. Die Venus ist nur eine Winzigkeit kleiner als die Erde. Aber ich lachte nicht, weil ich darüber nachdachte, wieso Mitzi sich so einen tüchtigen Batzen Kleingeld an Land gezogen hatte und ich nicht - dann wurde das aus meinen Gedanken verdrängt, als ich sah, was das Fließband entlangkam.

»Oh, Scheiße«, schrie ich. Es war das Gepäckstück, das ich mit »Vorsicht - nicht werfen - nicht stürzen« gekennzeichnet hatte - der Schiffskoffer mit den stabilen Seiten und dem Doppelschloß. Es hatte nicht ausgereicht, um ihn zu retten. Der Koffer sah aus, als sei irgendwer mit einem der Raumfahrzeugschlepper über eine Ecke davon gefahren. Eine Seite war zerdrückt wie ein eingefallenes Souffle und ließ einen aromatischen Labber aus Schnaps, Kölnischwasser, Zahnpasta und weiß-Gott-was durchsickern. Natürlich hatte ich alles, was zerbrechlich war, hineingepackt.

»Was für eine Schweinerei«, beklagte sich Dambois. Er machte ein paarmal ungeduldig "tsk" und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich wollte Ihnen eigentlich anbieten. Sie mitzunehmen«, sagte er. »Aber wirklich - das Zeug in meinem Wagen würde ihn wochenlang vollstinken - und ich nehme an, Sie haben noch mehr Gepäck...«

Ich kannte mein Verslein. »Fahrt nur zusammen vor«, sagte ich düster. »Ich nehme ein Taxi.« Ich sah ihnen nach, wie sie weggingen, und grübelte eine Menge darüber nach, warum man mir nicht gestattet hatte, mich der Schadensersatzklage anzuschließen, aber noch mehr grübelte ich eigentlich in diesem Augenblick, ob ich zur Gepäckreklamationsstelle flitzen oder auf den Rest meiner Sachen warfen sollte.

Ich traf die falsche Entscheidung, ich entschloß mich zu warten. Nachdem das letzte Gepäckstück schon lange abgeholt worden war und das Fließband zu laufen aufgehört hatte, begriff ich, daß ich ein Problem hatte.

Als ich das Problem darlegte, bot mir der Aufsichtsbeamte, der dafür zuständig war, alle Verantwortung für alles, was je geschah, abzulehnen, an, daß er die fehlenden Stücke suchen werde, falls ich das wollte, während ich die Schadensmeldung ausfüllte, falls ich glaubte, das sei der Mühe wert - obwohl es ihm sehr so erschien, sagte er, als sei der Schaden an meinem Koffer eine alte Sache.