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Kein Problem dort. Ich schob mein Handgelenk in die Abtaster, und der Datenspeicher erkannte meine Sozialversicherungsnummer auf der Stelle, obwohl doch wenigstens zehn Jahre vergangen waren, seit ich sie das letzte Mal gebraucht hatte. »Oh«, sagte die Wächterin, die meinen Status musterte, als das Erkennungslicht grün aufleuchtete, »Sie sind Mr. Tarb. Schon, Sie wieder bei uns zu sehen!« Natürlich hatte das einen falschen Unterton. Nach ihrem Aussehen zu urteilen, war sie noch zur Schule gegangen, als ich das letzte Mal das Agenturgebäude betreten hatte, aber sie hatte das Herz am rechten Fleck. Ich gab ihr einen freundlichen Klaps aufs Hinterteil und stolzierte zum Lift. Und die erste Person, die ich im Fünfundvierzigsten sah, als ich den Handgriff losließ, war Mitzi Ku.

Ich hatte vierundzwanzig Stunden Zeit gehabt, um über meinen Unmut wegen der Sache mit der Klage hinwegzukommen. Eigentlich hatte das nicht gereicht, aber wenigstens waren die scharfen Kanten des Neids ein wenig stumpfer geworden, und sie sah wirklich gut aus. Nicht perfekt. Obwohl sie aus ihren Bandagen heraus war, verriet einem jene komische Unscharfe rings um Augen und Mund, daß sie Plastifleisch trug, wo der Heilungsprozeß noch nicht ganz abgeschlossen war. Aber sie lächelte mich vorsichtig an, als sie mich begrüßte. »Mitzi«, sagte ich, und die Worte platzten unerwartet aus meinem Mund - ich hatte nicht gewußt, daß ich sie gedacht hatte, »sollte ich die Leute von der Bahn nicht auch verklagen?«

Sie wirkte verlegen. Was sie geantwortet hätte, weiß ich nicht, weil hinter ihr plötzlich Val Dambois auftauchte. »Zu spät, Tarb«, sagte er. Es waren nicht die Worte, die mich störten. Es war der verächtliche Tonfall und das Grinsen. »Die Verjährungsfrist, wissen Sie? Wie ich Ihnen sagte, Sie haben das Boot verpaßt. Komm, Mitzi, wir können den Alten nicht warten lassen...«

Der Morgen brachte einen Schock nach dem anderen; der Alte war derjenige, zu dem ich eigentlich wollte. Mitzi gestattete Dambois, ihren Arm zu nehmen, aber sie zögerte, um mich genau zu betrachten. »Geht es dir gut, Tenny?« fragte sie.

»Mir geht's prima...« Na ja, im Großen und Ganzen, nicht mitgerechnet ein leicht angeschlagenes Ego. »Vielleicht bin ich ein bißchen durstig, weil es hier drinnen so heiß ist. Weißt du zufällig, ob es in diesem Stockwerk einen Mokie-Koke-Automaten gibt?«

Dambois bedachte mich mit einem giftigen Blick. »Manche Scherze«, knirschte er, »zeugen ganz einfach von schlechtem Geschmack.«

Ich sah zu, wie er davonstürzte, Mitzi hinter sich herziehend zum Heiligtum des Alten. Ich setzte mich hin und versuchte so auszusehen, als hätte ich mich nur entschlossen, meine Füße hier einen Augenblick auszuruhen.

Der Augenblick erwies sich als mehr als eine Stunde.

Natürlich dachte sich niemand etwas dabei. Drüben in ihrer eigenen Ecke der Zelle beschäftigte sich die Sek³ des Alten angelegentlich mit ihrem Kommunikator und ihrem Datensichtschirm und blickte nur dann und wann auf, um mich auf die Art anzulächeln, für die man sie bezahlte. Leute, die nur eine Stunde warten, um den Alten zu sehen, dankten normalerweise dem Himmel für diese Gnade, da die meisten Menschen ihn überhaupt nie zu sehen bekamen. Der alte Gatchweiler war eine lebende Legende, ein armer Junge von Verbraucherherkunft, der aus unbedeutenden Anfängen aufgestiegen war, um einen so grandiosen Coup abzuziehen, daß darüber immer noch in den Bars der Chefetagen geflüstert wurde. Zwei der größten alteingesessenen Agenturen hatten in flammenden Skandalen Schiffbruch erlitten, der alte B. J. Taunton wegen Vertragsbruch geschnappt, Fowler Schocken tot und seine Agentur in Trümmern. Ihre Agenturen hatten eine geisterhafte Existenz als leere Rümpfe weitergeführt, von den Neunmalklugen für immer abgeschrieben. Dann war Horatio Gatchweiler aus dem Nichts erschienen, um die Wrackteile zu schlucken und sie in T., G. & S. zu verwandeln. Niemand schrieb Taunton, Gatchweiler und Schocken ab! Wir waren Spitze beim Verkauf von Dienstleistung. Unsere Klienten führten die Verkaufshitparaden an, und was Dienstleistungen anbetraf, nun kein Tausend-Dollar-pro-Schuß-Hengst hatte seine Stuten jemals so gründlich bedient wie wir die Verbraucher. Ein Name, der Wunder wirkte, Horatio Gatchweiler! Es war fast buchstäblich ein Name, der Wunder wirkte, denn er war wie der unaussprechliche Name Gottes. Niemand sprach ihn je aus. Hinter seinem Rücken war er »der Alte«, vor seinem Angesicht nichts als »Sir«.

Also war es nichts neues für mich, in dem winzigen Vorzimmer seiner Sek³ zu sitzen, während ich vorgab die stündlichen Ausgaben der Werbezeit auf dem Tischbildschirm zu studieren. Es war sogar eine Ehre. Wenigstens wäre es das gewesen... bis auf den mürrischen, nagenden Ärger angesichts der Tatsache, daß er Mitzi und Val Dambois den Vorrang gegeben harte.

Als die Sek³ des Alten mich endlich an die Sek² weiterleitete, die mich zur Sekretärin führte, die mich in sein eigenes Privatbüro einließ, gab er sich aufrichtig Mühe, mich herzlich zu empfangen. Er stand zwar nicht auf oder so etwas, dröhnte aber jovial ein »Immer nur rein mit Ihnen, Färb«, aus seinem Sessel. »Gut, Sie wieder bei uns zu haben, Junge!«

Ich hatte fast vergessen, wie großartig sein Büro war - zwei Fenster! Natürlich waren bei beiden die Rouleaus heruntergezogen; man kann nicht riskieren, daß jemand einen Bündelstrahl gegen das Glas richtet, um die Schwingungen geheimer Gespräche im Inneren aufzufangen. »Tarb ist mein Name«, äußerte ich.

»Natürlich ist er das! Und Sie sind wieder da nach einer Dienstzeit auf der Venus - gute Arbeit. Natürlich«, fügte er hinzu, während er pfiffig zu mir aufblickte, »war nicht alles daran gut, nicht wahr? Auf Ihrem Personalbogen befindet sich ein kleiner Vermerk, den dorthinzusetzen Sie wahrscheinlich niemanden bestochen haben...«

»Das mit der Agenturparty kann ich erklären, Sir...«

»Natürlich können Sie das! Und ich werde Ihnen nicht im Wege stehen. Ihr jungen Leute, die ihr euch freiwillig für eine Dienstzeit auf der Venus meldet, macht euch um uns verdient - niemand erwartet von euch, diese Art von Leben ohne ein bißchen, äh, nervliche Belastung auszuhalten.« Er lehnte sich verträumt zurück. »Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, Färb«, sagte er zur Decke, »aber vor langer Zeit war ich selbst einmal auf der Venus. Bin nicht da geblieben. Ich habe ihre Lotterie gewonnen, wissen Sie.«

Ich war verblüfft. »Lotterie? Ich hatte keine Ahnung, daß die Veenies jemals eine Lotterie veranstaltet haben. Es scheint so gar nicht zu ihrem Charakter zu passen.«

»Haben sie auch nie wieder«, lachte er schallend, »weil ein Werbefritze den ersten Preis gemacht hat! Danach gaben sie die Idee sofort wieder auf - außerdem erklärten sie mich zur Persona non grata, also machte ich mich auf die Socken nach Hause!« Er gluckste einige Sekunden stillvergnügt angesichts der Leichtfertigkeit der Veenies in sich hinein. »Natürlich«, sagte er, wieder nüchtern werdend, »habe ich meine Fähigkeiten auf dem neueren Stand gehalten, während ich auf der Venus war.« Nach der Art zu urteilen, wie er mich ansah, wußte ich, daß es eine Frage war.

Ich hatte auch die richtige Antwort parat. »Ich auch, Sir«, sagte ich eifrig. »Bei jeder nur möglichen Gelegenheit! Die ganze Zeit! Zum Beispiel - nun, ich weiß nicht, ob Sie jemals das Innere eines dieser Läden gesehen haben, die die Veenies Lebensmittelgeschäfte nennen...«

»Hab' hunderte davon gesehen, Junge«, dröhnte er jovial.

»Tja, dann wissen Sie, wie inkompetent sie sind. Schilder wie "Diese Tomaten gehen, wenn Sie sie heute essen, andernfalls verderben sie" und Fertiggerichte kosten das Doppelte wie die Zubereitung der gleichen Speise aus Grundzutaten" - solche Sachen.«