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Und ließ mich mit Danny Dixmeister zurück. »Schade«, sagte er, während er den Kopf in Richtung des Schirms schüttelte, der immer noch meine Untersuchungsergebnisse zeigte. »Sie hätten vielleicht einmal eine ganz gute Zukunft vor sich gehabt, Tarb, wenn Sie nicht süchtig geworden wären.«

»Aber das ist nicht fair, Danny! Ich wußte doch nicht...«

Er wirkte ehrlich überrascht. »Fair? Sicher, campbellen ist etwas Neues - ich glaube nicht, daß Sie wachsam genug waren. Aber die Zonen für limbische Reklame sind deutlich gekennzeichnet.«

»Deutlich!« höhnte ich. »Es ist ein schmutziger, gemeiner Trick, und Sie wissen es! Bestimmt würde Ihre eigene Agentur so etwas nie tun, um Waren abzusetzen!«

Dixmeister schürzte die Lippen. »Die Frage«, sagte er, »hat sich bisher nicht gestellt, weil die Konkurrenz über die Patente verfügt. Nun, prechen wir über Sie. Sie begreifen wohl, Tarb, daß irgendeine Art von Spitzenposition jetzt nicht mehr für Sie in Frage kommt.«

»Nun machen Sie aber mal einen Punkt, Danny! Das sehe ich überhaupt nicht. Ich habe gerade ein paar lausige Jahre auf der Venus für die Agentur eingelegt!«

»Es ist einfach eine Frage der Sicherheit«, erläuterte er. »Sie sind ein Moke-Kopf. Für eine Mokie-Koke würden Sie alles tun, einschließlich Ihre Großmutter verraten - oder sogar die Agentur. Also können wir ganz einfach nicht das Risiko eingehen, Sie in irgendeinem Hochsicherheitsbereich arbeiten zu lassen - ganz zu schweigen davon«, fügte er gemein hinzu, »daß Sie einen gewissen Mangel an moralischem Rückgrat gezeigt haben, indem Sie sich überhaupt süchtig haben machen lassen.«

»Aber mein Dienstalter! Mein Kündigungsschutz! Meine Leistungen...«

Er schüttelte ungeduldig den Kopf. »Oh, wir werden natürlich etwas für Sie finden. Aber nichts Kreatives. Wie sind Ihre Schreibmaschinenkenntnisse, Tarb? Nein? Das ist bedauerlich - nun, das ist schließlich ein Problem für die Personalabteilung.«

Ich richtete einen Augenblick lang einen Blick auf ihn. »Danny«, sagte ich, »ich muß Ihnen das Leben schwerer gemacht haben, als ich dachte, als Sie mein Handlanger waren.«

Er antwortete nicht. Er bedachte mich nur mit einem Blick, der ebenso kryptisch wie lang war. Ich war aus dem Raum hinaus, den Lift hinauf zur Personalabteilung - Allgemeine Dienste im fünften Stock und wartete mit den frischen, jungen Collegeabsolventen und den Semiverwendbaren mittleren Alters, bevor ich diesen Blick richtig deuten konnte. Es war keine Abneigung oder auch nur Triumph. Es war Mitleid.

Wovon Dr. Mosskristal mir nichts gesagt hatte, war einer der Nebeneffekte der Campbellisierung. Depressionen. Sie hatte mich nicht gewarnt, und als sie kamen, erkannte ich sie nicht als das, was sie waren. Ich vermute, gerade das macht Depressionen aus. Wenn man sie hat, scheinen sie einfach die Verfassung zu sein, in der sich die Welt befindet. Man denkt nie als Problem von ihnen, nur als Seinzustand.

Und ich hatte eine Menge Grund, deprimiert zu sein. Sicher, sie fanden Arbeit für mich. Werbegraphiken austragen, den Stars unserer Werbespots Blumen zu bringen, auf die Straße hinauslaufen, um für jemanden aus den Chefetagen ein Pedicab herbeizuwinken und anzuhalten, Sojaburger und Coffiest für die Sekretärinnen holen - oh, ich hatte eine Million Dinge zu tun! Als Mädchen für alles, das nach Belieben herumkommandiert wurde, arbeitete ich härter, als ich es jemals als Werbetexter der Starklasse getan hatte, aber natürlich bezahlten sie mir für diese Art von Arbeit kein Starklassengehalt. Ich mußte das See-Condo aufgeben. Es machte mir nichts aus. Wozu brauchte ich einen solchen Luxus, außer um Gäste zu bewirten, und wen gab es denn noch zum Bewirten? Mitzi hatte sich in eine vornehmere Sphäre hinaufbegeben. Alle meine alten Freundinnen waren versetzt oder verheiratet oder befördert, und die neue Ernte wollte anscheinend nicht mit jemandem anbändeln, der auf Eis lag.

Da wir gerade von Eis sprechen, das, was ich am meisten von daheim vergessen hatte, war, wie es war, zu frieren. Ich meine FRIEREN, kursiv und in Großbuchstaben. Es war so kalt, daß der Atem der Pedicab-Kulis wie Dampf um ihre Gesichter stand und sie auf den vereisten Straßen schlidderten und stolperten. So kalt, daß ich mir manchmal beinahe wünschte, wegen der Bewegung mit ihnen zu tauschen, statt in dem harten, nackten Sitz zu hocken, während meine Zähne von der winterlichen New Yorker Luft wehtaten - na ja, ich sagte »beinahe«. Sogar ein Botenjunge zu sein, war immer noch besser, als ein Cab zu ziehen.

Besonders jetzt, da es kalt wurde. Jene sechs Jahre auf der Venus hatten mein Blut dünner werden lassen. Selbst wenn ich es mir hätte leisten können, sehr oft auszugehen, war das Bedürfnis dazu einfach nicht da. Also verbrachte ich meine Tage im Botenwarteraum und meine Abende zu Hause, während ich mir Werbespots im Omni-V ansah oder mich mit meinen neuen Zimmergenossen unterhielt, wenn sie anwesend waren - herumsitzend. Meistens einfach bloß herumsitzend. Und es war eine ziemliche Überraschung, als der Summer ertönte und ich Besuch bekam - und dieser Besuch Mitzi war.

Wenn sie gekommen war, um nett zu sein, hatte sie eine merkwürdige Vorstellung davon, wie man das macht. Sie sah sich mit gerümpfter Nase und fest zusammengepreßten Lippen um, als röche die Wohnung nach Fäulnis. Sie schien die Zwillings-Stirnrunzelfalten zwischen ihren Brauen jetzt die ganze Zeit zu tragen. »Tenn«, sagte sie streng, »du mußt dich wieder aus dem hier heraushieven! Schau dich an! Schau dir diesen Müllhaufen an! Schau dir an, was für ein Trümmerfeld du aus deinem Leben gemacht hast!«

Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und versuchte zu sehen, was sie meinte. Natürlich, als ich mir die See-Condo-Zahlungen nicht länger erlauben konnte, hatte ich mich anders arrangieren müssen. Es war nicht einfach gewesen. Aus dem Vertrag herauszukommen, hatte mich den Großteil meines angesparten Lohns gekostet, und dieses Teilzeit-Condo war so ungefähr alles, was ich mir leisten konnte. Es stimmte, daß meine Zimmerkameraden ziemlich schlampig waren. Einer war auf Junk-Food, der andere hatte sich auf eine dieser endlosen Sammlungen von Fastsilber-Miniatur-Präsidentenbüsten aus der San Jacinto-Münze eingelassen. Aber trotzdem! »So schlimm ist es auch wieder nicht«, verteidigte ich mich.

»Es ist dreckig. Wirfst du denn nie diese alten Moke-Flaschen hinaus? Tenn, ich weiß, es ist schwierig, aber es gibt Leute, die jedes Jahr erfolgreich den harten Entzug mitmachen...«

Ich lachte. Sie tat mir aufrichtig leid, weil sie einfach nicht begriff, wie es war, da sie niemals selbst süchtig gewesen war. »Mitzi«, sagte ich, »bist du darum hergekommen - um mir zu sagen, was für ein Trümmerfeld ich aus meinem Leben gemacht habe?«

Sie blickte mich einen Augenblick lang schweigend an. »Nun, ich nehme an, die Kur ist ziemlich gefährlich«, gab sie zu, während sie nach einem Platz zum Sitzen Ausschau hielt. Ich räumte ein paar von Nelson Rockwells hethitischen Kaisern und ein paar von Charlie Bergholms Taco-Verpackungen vom zweiten Stuhl. »Ich bin mir selbst nicht ganz sicher, warum ich hierhergekommen bin«, sagte sie. Sie nahm sorgfältig den Sitz in Augenschein, bevor sie sich setzte.

Ich sagte bitter: »Wenn du dich nur eine Runde mit mir im Heu wälzen willst, vergiß es.« Ich deutete auf die geschlossene Bettbox, wo sich gerade Rockwell, mein Zwei-bis-zehn-Zimmerkamerad, seinen Anteil an Pennzeit holte.

Sie - ich hätte beinahe gesagt, errötete, aber ich vermute, färbte sich dunkler ist ein besseres Wort. »Ich glaube, irgendwie fühle ich mich verantwortlich«, sagte sie.

»Weil du mir nicht von der Schadenersatzklage erzählt hast? Weil du mich hast pleite gehen lassen, während du Millionen eingeheimst hast? Wegen so ein paar Kleinigkeiten?«