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Und sie sah so süß und so müde aus auf dem kleinen Bildschirm; und ich wünschte mir, daß... Nein, ich »wünschte mir nicht, daß«. Ich hoffte bloß. Zwischen mir und Mitzi stand zu viel auf dem Spiel, um sich, etwas Spezielles zu wünschen.

Sie nahm nicht ab, als ich versuchte, sie zu Hause anzurufen.

Der Weg, alle meine Wünsche hinsichtlich Mitzi wahr werden zu lassen, war, bestmögliche Arbeit bei Politik zu leisten; und darum machte ich den nächsten Vormittag für den armen kleinen Dixmeister zur Hölle. »Die Arbeit ist vergeudet«, schrie ich ihn an, »weil die Besetzungsabteilung anscheinend über dem Job eingeschlafen ist!« Natürlich war er direkt für die Besetzungsabteilung verantwortlich.

»Ich tue mein Bestes«, schmollte er, und ich schüttelte nur den Kopf.

»Die Kandidatenauswahl«, erklärte ich, »ist eines der wichtigsten Ereignisse einer politischen Kampagne.« Er schmollte immer noch, gab sich aber den Anschein eines eifrigen Nickens. Nun, natürlich wußte das jeder. Schon in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war erwiesen worden, daß ein Kandidat nicht viel schwitzen durfte; er mußte wenigstens fünf Prozent größer sein als der Durchschnitt, so daß er keine Kiste brauchte, um bei einer Debatte darauf zu stehen. Sein Haar konnte grau sein, aber er mußte reichlich davon haben. Man wollte nicht, daß er zu fett war (aber auch nicht zu dürr), und vor allem mußte er seine Sprüche aufsagen können, als glaubte er wirklich an sie.

»Unbedingt, Mr. Tarb«, sagte Dixmeister indigniert. »Das sage ich auch immer dem Zentralen Besetzungsbüro, die ganze Liste...«

»Es reicht nicht, Dixmeister. Von jetzt an führe ich die erste Vorauswahl selber durch.«

Sein Kinn fiel ihm herunter. »Aber, Mr. Tarb, Mr. Sarms hat mich das immer machen lassen.«

»Mr. Sarms ist nicht mehr hier. Besetzungsaufruf ist um neun Uhr im Großen Saal. Füllen Sie ihn.« Und ich winkte ihn aus dem Zimmer und schloß die Tür, weil meine nächste Mokie schon eine halbe Stunde überfällig war.

Und ob er den Saal füllte, alle neunhundert Sitze bis auf die erste Reihe. Das war meine - meine und die meiner Sekretärin und meines Make-up-Burschen und meines Regisseurs. Ich kam den Mittelgang entlang, ohne nach rechts oder links zu schauen, winkte das Gefolge auf seine Plätze und sprang hinauf auf die Bühne. Sofort kam Dixmeister aus den Seitenkulissen hereingehüpft. »Ruhe!« brüllte er. »Ruhe für Mr. Tarb!« Ich stand da und musterte sie, während ich darauf wartete, daß die Stimmung der Zuhörerschaft mich erreichte. Eigentlich waren sie schon ruhig genug, denn sie wußten, wo sie waren. Dies war der Saal, wo der Alte seine Anfeuerungsversammlungen für alle leitenden Angestellten abhielt, wo wichtige Ernennungen durchgeführt und uns feierlich neue Großaufträge erteilt wurden. Jeder der neunhundert Sitze hatte eigene Rückenlehne, Armstütze, Polster und Phonbuchse - die leitenden Angestellten der Agentur reisten erster Klasse! Und die neunhundert Leute, die das Zentrale Besetzungsbüro uns geschickt hatte, entstammten ihrer Herkunft nach fast alle der Verbraucherklasse.

Darum waren sie stumm vor Ehrfurcht, und als ich ihrer Gefühle gewahr wurde, wußte ich, wie ich sie nehmen mußte. Ich machte eine das ganze Auditorium umfassende Bewegung mit dem Arm. »Gefällt Ihnen, was Sie hier sehen?« fragte ich. »Wollen Sie so etwas auch für Ihr eigenes Leben haben? Nichts leichter als das! Sorgen Sie einfach dafür, daß ich Sie mag. Sie werden jeder einzeln hier auf die Bühne gerufen werden und zehn Sekunden erhalten, um sich darzustellen. Zehn Sekunden! Das ist nicht viel, nicht wahr? Aber mehr Sekunden hat auch ein Blitzspot nicht, und wenn Sie es in diesem Auditorium nicht schaffen, können Sie den Job nicht für T., G. & S. zur Hauptsendezeit machen. Nun, was machen Sie mit Ihren zehn Sekunden? Das bleibt ganz Ihnen überlassen. Sie können singen. Eine Geschichte erzählen. Sagen, was Ihre Lieblingsfarbe ist. Um meine Stimme bitten - alles! Aber was Sie sagen, ist gleichgültig, wenn Sie es nur schaffen, daß ich Sympathie für Sie empfinde und den Wunsch verspüre, Ihnen zu helfen, gewählt zu werden - sorgen Sie dafür, daß ich Sie mag!«

Ich nickte Dixmeister zu. Während der Make-up-Bursche mir hinunter auf meinen Platz half, sprang Dixmeister vor und bellte: »Erste Reihe! Von links beginnen! Sie da am Ende - auf die Bühne!«

Dixmeister sprang hinunter auf den Sitz neben mir, wobei er seine Blicke unruhig zwischen meinem Gesicht und dem Schauspieler vor uns verteilte. Der Schauspieler war groß, mit struppigem Haar und hellen Augen unter struppigen Brauen. Ein sympathisches Gesicht, o ja. Er hatte auch über sein Stückchen nachgedacht. »Ich vertraue Ihnen allen!« dröhnte er, »und Sie können Marty O'Loyre vertrauen, weil Marty O'Loyre Sie liebt. Bitte, helfen Sie Marty O'Loyre mit Ihrer Stimme am Wahltag!«

Dixmeister stach mit dem Finger nach der Zeitmessung, und das Ergebnis blinkte vom Monitor herauf: 10,0 Sekunden. Dixmeister nickte. »Großartiges Timing, und drei Namenswiederholungen.« Er musterte mein Gesicht im Versuch, zur richtigen Zeit in die richtige Richtung zu springen. »Guter Sheriff-Kandidat?« mutmaßte er. »Zuverlässig, stark, herzlich...«