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Ich sagte, in dieser Reihenfolge: »Ich kann damit fertigwerden«, was erheblich mehr Hoffnung als Überzeugung war, und »Ich fühle mich wie jemand, auf dessen Schultern zwei ganze Planeten lasten«, was stimmte.

Er nickte. »Denken Sie nur stets daran«, sagte er, »wenn Sie einen fallenlassen müssen, vergewissern Sie sich, daß es der richtige ist.«

»Klar, Val«, sagte ich. Aber welches war der richtige?

Da Mitzi nicht gesagt hatte, daß ich nicht weiter in dem Condo bleiben dürfte, tat ich es einfach. Ich erwartete nicht, daß sie in jener ersten Nacht dort sein würde, und das war sie auch nicht. Ich war aber nicht ganz allein. Val Dambois hatte dafür gesorgt, daß ich ein gewisses Maß an Gesellschaft hatte. Als ich vor dem Büro ein Pedicab herbeirief, bemerkte ich einen muskulösen Burschen, der hinter mir herbummelte, und derselbe Mann lungerte gegenüber von Mitzis Condo herum, als ich am Morgen herauskam. Es war mir egal. Sie ließen mich im Büro in Ruhe, obwohl ich das Gegenteil vielleicht nicht einmal bemerkt hätte. Ich war beschäftigt. Ich wollte dieses Gewicht zweier Welten von meinen Schultern herunter haben, und der einzige Weg, das zu erreichen, war, ihren Krieg für sie zu gewinnen... irgendwie.

Es waren ein Dutzend Werbespots mit den Leitthemen der Wahl vorzubereiten und nur wenige Tage Zeit dafür. Ich setzte Dixmeister darauf an, Sendezeiten zu organisieren und der Produktionsabteilung die Hölle heiß zu machen. Ich übernahm vollständig Talentsuche und Drehbuch.

Wenn ein Projektleiter normalerweise sagt, er übernimmt Talentsuche und Drehbuch, dann meint er damit, daß er ungefähr ein halbes Dutzend Kopfjäger hat, die Talente für ihn aufspüren, und wenigstens ebensoviele Werbetexter, die die Drehbücher entwickeln; was er macht, ist vor allem, Arschtritte zu verteilen, um sicherzustellen, daß sie ihre Arbeit tun. Bei mir war es ein bißchen anders. Ich hatte den Stab, und ich verteilte Arschtritte. Aber ich hatte auch eigene Pläne. Sie waren noch nicht sehr klar in meinem Kopf. Sie waren weit davon entfernt, zufriedenstellend zu sein, selbst für mich. Und es gab niemanden, von dem ich sie abprallen lassen konnte, um zu sehen, wie hoch sie sprangen. Aber sie waren es, was mich sechzehn Stunden am Tag im Büro hielt statt der nur zehn oder zwölf, die ich sonst dort verbracht hätte. Es war nicht so schlimm; was sonst hätte ich mit meiner Zeit anfangen sollen?

Ich wußte, was ich sonst mit meiner Zeit hätte anfangen wollen, aber Mitzi war - war - was soll ich sagen? Außerhalb meiner Reichweite? Nicht wirklich; wir schliefen jede Nacht zusammen, die sie sich in der Stadt aufhielt. Aber außerhalb meines Zugriffs, weil das Bett der einzige Ort war, wo ich sie sah, und auch da nicht oft. Ich hatte den ganzen Veeniestock mit meinen Neuigkeiten in Aufregung versetzt, und sie schwärmten in alle Richtungen. Wenn Mitzi in der Stadt war, verbrachte sie jede Minute bei Geheimversammlungen auf oberster Ebene; und wenn sie nicht bei Versammlungen hier war, dann war sie es anderswo auf der Erde. Oder außerhalb der Erde, denn eine volle Woche lang hielt sie sich auf dem Mond auf und tauschte heimliche, verschlüsselte Nachrichten mit einer Nachnahmesendung aus Port Kathy auf der Venus aus.

Eines Nachts hatte ich schon die Hoffnung auf sie aufgegeben und war eingeschlafen, als ich mitten in einem wirklich gemeinen Traum über einen Schläger von der Kommission für faire Handelspraktiken, der gerade dabei war, neben mir ins Bett zu kriechen, aufwachte und feststellte, daß tatsächlich jemand neben mir ins Bett kroch und dieser Jemand Mitzi war.

Aufgrund meiner Erschöpfung brauchte ich lange, um völlig wach zu werden, und als ich es geschafft hatte, war Mitzi bereits eingeschlafen. Als ich sie so anschaute, konnte ich sehen, daß sie noch erheblich erschöpfter war als ich. Hätte ich Mitleid gehabt, hätte ich schweigend die Arme um sie gelegt und uns beide die Nacht durchschlafen lassen. Aber das konnte ich nicht. Ich stand auf und machte etwas von diesem seltsam schmeckenden echten Kaffee für sie und setzte mich auf die Bettkante, bis sie ihn roch und sich regte. Sie wollte nicht aufwachen. Sie hatte sich so unter der Bettdecke vergraben, daß nur die obere Hälfte ihres Kopfes und gerade genug von ihrer Nase hervorlugte, daß ihr Atmen noch sichtbar war, und ein warmer Geruch nach schlafender Frau vermischte sich mit dem Aroma des Kaffees. Sie warf sich verdrießlich auf die andere Seite des Bettes hinüber, wobei sie etwas murmelte - alles, was ich verstehen konnte, waren ein paar Worte darüber, »Zünder auszuwechseln«. Ich wartete. Dann veränderte sich ihr Atemrhythmus, und ich wußte, daß sie wach war.

Sie schlug die Augen auf. »Hallo, Tenny«, sagte sie.

»Hallo, Mitzi.« Ich streckte ihr die Kaffeetasse entgegen, aber sie ignorierte sie einen Augenblick lang und schaute mich nur trübe darüber hinweg an.

»Möchtest du wirklich heiraten?«

»Darauf kannst du wetten, wenn...«

Sie erwartete nicht von mir, daß ich den Satz beendete. Sie nickte. »Ich auch«, sagte sie. »Wenn.« Sie schob sich gegen die Kissen hoch und nahm die Tasse. »Nun«, sagte sie, den Gegenstand auf unbestimmte Zeit vertagend, »wie läuft's?«

Ich meinte: »Ich habe ein paar ziemlich heiße neue Themen für unsere Werbung. Vielleicht sollte ich sie mit dir besprechen.«

»Warum? Du hast die Leitung.« Dieses Thema war ebenfalls abgehakt. Ich streckte die Hand aus und beruhte ihre Schulter. Sie rückte nicht weg, aber sie sprach auch nicht darauf an. Es gab eine Menge anderer Punkte, die ich gerne diskutiert hätte. Wo wir leben würden. Ob wir Kinder haben wollten, und welchen Geschlechts. Was wir zur Kurzweil tun würden, und - das neu Verlobten immer liebe Thema - wie sehr und auf welch ganz besondere Weisen wir einander liebten...

Ich sagte keines von diesen Dingen. Statt dessen fragte ich: »Was hast du mit "Zünder auswechseln" gemeint, Mitzi?«

Sie setzte sich kerzengerade auf, so daß Kaffee in die Untertasse schwappte, und funkelte mich an. »Was zum Teufel fragst du da, Tenn?« schnappte sie.

Ich sagte: »Das klingt mir ganz so, als hättest du darüber gesprochen, Ausrüstungsgegenstände zu sabotieren. Campbell-Projektoren, richtig? Womöglich schleust ihr Leute in die limbischen Einheiten ein, um die Geräte zu vermasseln.«

»Sei endlich still, Tenn.«

»Weil, wenn ihr das macht«, fuhr ich vernünftig fort, »dann glaube ich nicht, daß es funktionieren wird. Sieh mal, der Flug zur Venus dauert ziemlich lange, und sicher werden sie Bereitschaftspersonal haben, das in turnusmäßigen Schichten wach bleibt. Sie werden nichts anderes zu tun haben, als die Ausrüstung wieder und wieder zu überprüfen. Alles, was ihr kaputtmacht, werden sie reichlich Zeit haben zu reparieren.«

Das erschütterte sie. Sie stellte die Tasse neben dem Bett ab und starrte mich an.

»Das andere, was mir daran Sorgen macht«, fuhr ich fort, »ist, daß, wenn sie herausfinden, daß es Sabotage gegeben hat, sie anfangen werden, nach dem zu suchen, der es war. Sicher, die Werbefritzen-Abwehrleute sind dick, dumm und gücklich - sie haben sich lange über nichts Sorgen machen müssen. Aber ihr könntet sie vielleicht aufwecken.«

»Tenny«, explodierte sie, »halt dich da raus. Tu deinen eigenen verdammten Job. Überlaß uns die Sorge um die Sicherheit!«

Also tat ich, was ich schon von Anfang an hätte tun sollen. Ich knipste das Licht aus und schlüpfte neben ihr ins Bett und nahm sie in die Arme. Wir sprachen nicht mehr. Während wir in den Schlaf hinüberglitten, merkte ich, daß sie weinte. Ich war nicht überrascht. Es war eine höllische Art für ein frisch verlobtes Paar, seine Zeit zu verbringen, aber anders ging es im Augenblick nicht. Wir konnten ganz einfach nicht mühelos miteinander sprechen, denn sie hatte ihre Geheimnisse, die zu bewahren sie verpflichtet war.