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»Wovon zum Teufel reden Sie?« schnarrte er, während sein pausbäckiges Gesicht zitterte. In normalen Zeiten hätte Dambois mich damit vielleicht nicht durchkommen lassen, aber auch er hatte in den letzten paar Wochen die Grenze seiner Belastbarkeit überschritten.

Ich plapperte: »Nachricht von Mitzi! Sie sagte, es sei kritisch. Ein Cab wartet schon - Sie haben gerade noch Zeit, zum Shuttlehafen zu kommen...«

»Aber Mitzi ist in...« Er unterbrach sich und musterte mich unsicher.

»In Rom, richtig«, nickte ich. »Von da hat sie ja auch angerufen. Sie sagte, es sei jeden Augenblick mit einer langen Prioritätsorder zu rechnen, und jemand müsse auf dem Mond sein, um sie entgegenzunehmen. Also kommen Sie schon, Val!« bettelte ich, schnappte seine Aktentasche, seinen Hut, seinen Reisepaß; expedierte ihn aus der Tür, auf den Lift, ins Cab. Eine Stunde später rief ich beim Shuttleport an, um nachzufragen, ob er an Bord des Fluges gegangen sei,

Sie erzählten mir, das sei er.

»Dixmeister!« rief ich. Dixmeister erschien augenblicklich unter der Tür, das Gesicht gerötet, ein halbes Sojasandwich in einer Hand; in der anderen hielt er immer noch sein Phon. »Dixmeister, diese neuen Spots, die ich gerade auf Band aufgenommen habe, ich will, daß sie heute abend gesendet werden.«

Er schluckte einen Mundvoll Soja hinunter. »Aber ja, Mr. Tarb, ich nehme an, das läßt sich machen, aber eigentlich hatten wir andere Spots vorgesehen...«

»Tauschen Sie die Spots aus«, befahl ich. »Neue Anweisungen von ganz oben. Ich möchte, daß diese neuen Spots in einer Stunde ausgestrahlt werden, zur Hauptsendezeit. Stornieren Sie alle anderen; benutzen Sie die neuen. Tun Sie's, Dixmeister.« Und er trabte immer noch kauend los, um es zu veranlassen.

Es war Zeit, in den Ring zu steigen.

Sobald Dixmeister außer Sicht war, stand ich auf, verließ mein Büro und schloß die Tür hinter mir. Ich würde sie nicht wieder öffnen, wenigstens nicht in derselben Welt. Sehr wahrscheinlich würde ich sie überhaupt nie wieder öffnen.

Mein neues Büro war erheblich weniger luxuriös als mein altes, besonders, was seine Lage betraf: unten in Kellergeschoß sechs. Trotzdem, wenn man bedachte, wie wenig Zeit ich ihnen gelassen hatte, hatte die Verwaltung ihr bestes getan. Sie hatten alles eingebaut, worum ich gebeten hatte, einschließlich einer Wand von einem Dutzend Schirmen für die direkte Mitschau einer jeden Eingabe, die ich wählte. Es gab ein Dutzend Schreibtische, die alle von Angehörigen meines neuen Expertenteams besetzt waren. Am besten aber war, daß die Bauabteilung ein paar alte Türen geschlossen und ein paar neue gebrochen hatte, wie befohlen. Es bestand nicht länger ein direkter Zugang vom Korridor zum Fernmelderaum. Der einzige Weg in das Nervenzentrum der Agentur führte durch meine neue Zimmerflucht von ehemaligen Lagerräumen. Der kleine Kabuff, wo früher die Bereitschaftstechniker während ihres Dienstes gedöst hatten, war leer, und seine Tür hatte jetzt ein Schloß. Die Techniker selbst waren lange fort, weil ich ihnen allen eine Woche freigegeben hatte, mit der Begründung, daß das System automatisch und narrensicher sei und ich den Versuch machen wolle, es eine Zeitlang völlig unbemannt zu lassen. Zuerst hatten sie zweifelnd dreingeschaut, bis ich sie überzeugt hatte, daß niemandes Job bedroht sei, aber dann waren sie nur zu freudig verschwunden.

Kurz gesagt, die Räumlichkeiten waren genau so, wie ich es angeordnet hatte, mit allem, was mir für den Erfolg meines Unternehmens nötig erschienen war. Ob das auch ausreichend war, war eine völlig andere Frage, aber jetzt war es zu spät, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich setzte mein bestes und zuversichtlichstes Lächeln auf, während ich mich Jimmy Paleologue an seinem »Empfangs«tisch im Korridor näherte. »Hast du alles, was du brauchst?« fragte ich jovial.

Er zog seine Schreitischschublade gerade weit genug zurück, um mir die Schockspistole darin zu zeigen, bevor er mein Lächeln erwiderte. Wenn eine Spur von Anspannung in dem Lächeln lag, so konnte man ihm das nicht zum Vorwurf machen. Nachdem er das Entgiftungszentrum überstanden hätte, hatte man ihm wieder seinen alten Job als Campbell-Techniker versprochen; dann hatte ich ihn gefunden und ihn zu diesem ziemlich aussichtslosen Manöver überredet. »Gert und ich haben ein Einwickelnetz an der Tür montiert und ein weiteres eben innerhalb deines Zimmers«, berichtete er. »Alle außer Nels Rockwell sind bewaffnet - er schafft es nicht, den Arm weit genug zu heben, um zu schießen. Er sagt, er hätte gern eine limbische Granate an den Körper geschnallt - "kämpfen bis zum letzten Atemzug" und so, du weißt schon. Was denkst du darüber?«

»Ich denke, daß er für uns gefährlicher wäre als für irgend jemand sonst«, lächelte ich, obwohl mir tatsächlich in den Sinn kam, daß die Idee ihre Verdienste hatte. Aber nicht limbisch. Explosiv. Vielleicht sogar eine Mini-Atombombe. Wenn die Lage schlimm genug wurde, würden wir vielleicht alle eine nette, saubere Verdampfung anstelle der Alternative willkommen heißen... ich vergaß diesen Gedanken wieder und betrat die Zimmerflucht.

Gert Martels sprang auf und riß mich an sich, um mich zu umarmen. Sie war von allen meinen Leuten am schwierigsten zu rekrutieren gewesen - man hatte sie nicht aus dem Militärgefängnis herauslassen wollen, nicht einmal, nachdem ich meinen Agenturrang in die Waagschale geworfen hatte; es hatte schließlich eines Stellenangebotes an den Gefängniskommandanten bedurft -, und sie war auch am dankbarsten für die Chance. »Ach, Tenny«, lachte - schluchzte sie - es war eigentlich etwas von beidem - »wir tun es wirklich!«

»Es ist halb getan«, erklärte ich ihr. »Die ersten Spots müßten jeden Augenblick laufen.«

»Sie haben schon angefangen!« rief die dicke Marie von ihrer Couch an der Wand. »Wir haben gerade Gwenny gesehen - sie war großartig!« Gewndolyn Baltic war die jüngste meiner Rekruten, fünfzehn Jahre alt und mit einer schrecklichen Geschichte. Ich hatte sie durch Nelson Rockwell gefunden; sie war das Produkt eines kaputten Zuhauses, als man ihrer Mutter wegen wiederholter Kreditkartenbetrügereien das Gehirn ausgebrannt und ihr Vater lieber Selbstmord begangen hatte, als sich einer Entgiftung für seine Mico-Hype-Sucht zu stellen. Sie war meine Wahl dafür gewesen, die »Marsch der Dollars«-Kampagne anzuführen, um Gelder für mehr und bessere Entgiftungszentren zu sammeln. Ich hatte das ausgesucht, als erstes zu laufen, weil es der Einstieg war, das, was die Drehbuchannahme-Leute der Sender wahrscheinlich am wenigsten so schocken würde, daß sie sich genötigt fühlten, einzugreifen. »Sie war grandios«, strahlte Marie, und die kleine Gwenny errötete.

Wenn sie bereits angefangen hatten, konnten wir bald mit einer Reaktion rechnen. Sie kam binnen zehn Minuten. »Wir kriegen Gesellschaft«, rief Jimmy Paleologue vom Korridor, und als ich sah, wer es war, befahl ich ihm, ihn hereinzulassen.

Es war Dixmeister, der mit dringenden Nachrichten heruntergeeilt kam. »Mr. Tarb!« begann er, wurde aber abgelenkt von den dicht bevölkerten Schreibtischen. Nicht von den Schreibtischen, genaugenommen; mehr von denjenigen, die an den Schreibtischen saßen. »Mr. Tarb?« fragte er nörgelig. »Sie haben Talente hier? Schauspieler?«

»Für den Fall, daß wir sie für Wiederholungsaufnahmen in letzter Minute benötigen«, sagte ich glatt und gestikulierte zu Gert hinüber, die Hand von der Schockpistole in ihrer Schreibtischschublade zu nehmen. »Sie wollten etwas von mir?«