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»Also hast du die Medaillen verliehen. Treue für Ehre.«

»Ja. Du hast den Sinn nicht erfasst, weil du die Klauensprache nicht verstehst. Ich habe groß hervorgestrichen, wie gut sie es gemacht hatten. Ich habe silberne Spangen an Rudel verteilt, die auch nur die geringste Tüchtigkeit bei dem Überfall bewiesen haben. Das war nützlich. Ich habe meine Gründe für diesen Feldzug wiederholt — die Wunder, die das Datio schildert, und wie viel wir verlieren, wenn Stahl seinen Willen bekommt. Aber diese Argumente haben sie schon früher gehört, und sie zielen auf weit entfernte Dinge, die sie sich kaum vorstellen können. Das Neue, was ich ihnen heute gezeigt habe, waren du und Scrupilo.«

»Wir?«

»Ich habe euch über den grünen Klee gelobt. Solos tun oft mutige Dinge. Manchmal sind sie halbwegs klug, oder sie reden, als ob sie es wären. Doch allein wäre Scrupilos Fragment nicht viel mehr als ein guter Messerfechter. Er wusste, wie man die Kanone benutzt, hatte aber weder die Pfoten noch die Münder, um etwas Rechtes damit anfangen zu können. Und auf sich allein gestellt, hätte er nie herausgefunden, wohin er schießen sollte. Du dagegen bist ein Zweibeiner. In vielerlei Hinsicht bist du hilflos. Du kannst überhaupt nicht anders denken, als für dich allein, doch du kannst es tun, ohne die anderen rings um dich zu stören. Zusammen habt ihr etwas getan, was kein Rudel mitten im Überfall durch ein Wolfsnest vermochte. Also habe ich meiner Armee erzählt, wie gut unsere beiden Rassen zusammenarbeiten könnten, wie jede die uralten Mängel der anderen ausgleicht. Zusammen sind wir einen Schritt näher daran, das Rudel aller Rudel zu sein. Wie geht es Scrupilo?«

Johanna lächelte schwach. »Es ist alles gut gegangen. Nachdem er einmal imstande war, dort hinauszugehen und seine Medaille in Empfang zu nehmen« — sie tastete nach der Brosche, die an ihrem Kragen steckte, ein schönes Stück, eine Ansicht von Holzschnitzerins Stadt —, »nachdem er das getan hatte, war er völlig verändert. Du hättest ihn danach bei den Kanonieren sehen sollen. Sie haben ihre eigene Treue-Ehre-Sache gemacht, und dann haben sie eine Menge Bier getrunken. Scrupilo hat ihnen alles erzählt, was wir getan haben. Er ließ mich sogar dabei helfen, es vorzuführen… Du glaubst wirklich, die Armee hat geschluckt, was du über Menschen und Klauenwesen gesagt hast?«

»Ich glaube schon. In meiner eigenen Sprache kann ich sehr beredt sein. Ich habe mich entsprechend gezüchtet.« Holzschnitzerin schwieg eine Weile. Ihre Welpen tapsten über den Teppich und drückten die Nasen gegen Johannas Hände. »Außerdem… vielleicht ist es sogar wahr. Pilger ist sich dessen sicher. Du bist imstande, in einem Zelt mit mir zu schlafen und trotzdem zu denken. Das ist etwas, das er und ich nicht können; auf unsere Weise haben wir beide lange gelebt, und ich glaube, wir sind jeder mindestens so klug wie die Menschen und die anderen Geschöpfe im Jenseits, von denen das Datio spricht. Aber ihr Solowesen könnt beieinander stehen und denken und bauen. Ich möchte wetten, dass im Vergleich zu uns die Solorassen die Wissenschaften sehr schnell entwickelt haben. Nun aber, mit eurer Hilfe, werden sich die Dinge vielleicht auch für uns rasch ändern.« Die beiden Welpen zogen sich zurück, und Holzschnitzerin legte die Köpfe auf die Pfoten. »Das ist es jedenfalls, was ich meinen Leuten erzählt habe. Du solltest versuchen, jetzt etwas Schlaf zu bekommen.«

Am Boden jenseits des Zelteingangs erschienen schon Flecken von Sonnenlicht. »In Ordnung.« Johanna zog die Oberkleidung aus. Sie legte sich hin und zog eine leichte Decke über sich. Die meisten von Holzschnitzerin schienen schon zu schlafen. Wie üblich, waren ein oder zwei Augenpaare offen, doch ihre Intelligenz würde beschränkt sein — und jetzt eben sahen sogar sie müde aus. Komisch. Holzschnitzerin hatte so viel mit dem Datio gearbeitet, ihre menschliche Stimme erfasste sowohl Gefühle als auch die Aussprache. Gerade eben hatte sie so müde geklungen, so traurig.

Johanna langte unter ihrer Decke hervor, um den Hals von Holzschnitzerins Nächstem, dem Blinden, zu streicheln. »Glaubst du, was du allen erzählt hast?«, fragte sie leise.

Einer der ›Wachköpfe‹ schaute zu ihr herüber, und ein sehr menschliches Seufzen schien aus allen Richtungen zu kommen. Holzschnitzerins Stimme war sehr schwach. »Ja…, aber ich habe große Angst, dass es keine Rolle mehr spielt. Sechshundert Jahre lang hatte ich das rechte Selbstvertrauen. Doch was am Südhang geschehen ist…, hätte nicht geschehen dürfen. Es wäre nicht geschehen, wenn ich Feilonius’ Rat gefolgt wäre und die Neue Straße genommen hätte.«

»Aber wir hätten gesehen werden können…«

»Ja. In jedem Falle ein Versagen, verstehst du nicht? Feilonius hat genaue Informationen aus den höchsten Räten des Flensers. Aber in Dingen des Alltags ist er ein ziemlich sorgloser Narr. Ich wusste das und dachte, ich könnte es ausgleichen. Aber die Alte Straße war in viel schlechterem Zustand, als ich mich erinnerte; das Wolfsnest hätte sich niemals dort festsetzen können, wenn es in den letzten paar Jahren mehr Verkehr gegeben hätte. Wenn Feilonius seine Patrouillen ordentlich geführt hätte, oder ich ihn, wären wir niemals überrascht worden. Statt dessen sind wir beinahe überrannt worden — und mein einziges verbliebenes Talent scheint es zu sein, diejenigen, die mir vertrauen, glauben zu machen, ich wüsste noch, was ich tue.« Sie öffnete ein zweites Paar Augen und machte die Geste eines Lächelns. »Sonderbar. Diese Dinge habe ich nicht einmal Pilger gesagt. Ist das noch ein ›Vorteil‹ menschlicher Beziehungen?«

Johanna tätschelte den Hals des Blinden. »Vielleicht.«

»Jedenfalls glaube ich, was ich über die Dinge gesagt habe, die sein könnten, aber ich fürchte, meine Seele wird womöglich nicht stark genug sein, sie wahr werden zu lassen. Vielleicht sollte ich die Führung an Pilger oder Feilonius abgeben; darüber muss ich nachdenken.« Holzschnitzerin unterband mit einem »Psst« Johannas überraschten Widerspruch.

»Schlaf jetzt bitte.«

ZWEIUNDDREISSIG

Es hatte eine Zeit gegeben, da Ravna glaubte, ihr winziges Schiff könnte den ganzen Weg bis zum Grund unbemerkt fliegen. Zusammen mit allem anderen hatte sich das geändert. Momentan war die Aus der Reihe II vielleicht das berühmteste Sternenschiff, von dem das Netz wusste. Eine Million Rassen beobachteten die Verfolgungsjagd. Im Mittleren Jenseits sendeten ausgedehnte Antennenschwärme in ihre Richtung und lauschten den Geschichten — größtenteils Lügen —, die die Verfolger der ADR ausstrahlten. Sie konnte diese Lügen natürlich nicht direkt hören, aber die Übertragungen, sie sie empfing, waren so deutlich, als befänden sie sich in einem Hauptkanal.

Ravna brachte einen Teil jedes Tages mit der Lektüre der Nachrichten zu, um Hoffnung zu finden, um sich selbst zu beweisen, dass sie richtig handelte. Mittlerweile wusste sie ziemlich sicher, wer Jagd auf sie machte. Zweifellos würden dem sogar Pham und Blaustiel zustimmen. Warum sie verfolgt wurden und was sie am Ende finden könnten, war jetzt der Gegenstand endloser Spekulationen im Netz. Wie immer war die Wahrheit, was immer das sein mochte, gut zwischen Lügen versteckt.

CRYPTO: 0

EMPFANGEN VON: ADR ad hoc

SPRACHPFAD: Triskweline, SjK-Einheiten