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Eignerin Limmende schaute wieder in die Kamera. »Entschuldigen Sie den Verfolgungswahn einer alten Polizistin, aber ich halte es für möglich, dass Sie zur PEST gehören.« Limmende hob die Hand, als wollte sie Einwürfen zuvorkommen, doch der Rotschopf sperrte nur überrascht den Mund auf. »Wenn wir Ihnen glauben, müssen wir akzeptieren, dass es etwas Nützliches und Gefährliches in dem Sternensystem gibt, zu dem wir alle unterwegs sind. Weiterhin müssen wir akzeptieren, dass sowohl Sie als auch die Pestflotte besonders geeignet sind, dieses Ding zu nutzen. Wenn wir gegen sie kämpfen, wie Sie es verlangen, dann werden danach wahrscheinlich nur noch wenige von uns am Leben sein. Sie allein werden den Preis erhalten. Wir haben Angst, als was Sie sich dann erweisen könnten.«

Einen langen Augenblick schwieg Pham Nuwen. Die Wildheit wich allmählich aus seinem Gesicht. »Sie haben da ein gewichtiges Argument, Eignerin Limmende. Und ein Dilemma. Gibt es irgendeinen Ausweg?«

»Skrits und ich haben es erörtert. Egal was wir tun, sowohl wir als auch Sie müssen schreckliche Risiken eingehen… Nur, die anderen Möglichkeiten sind noch schrecklicher. Wir sind bereit, Ihren Rat in der Schlacht anzunehmen, falls Sie zuerst Ihr Schiff zu uns zurücklenken und uns an Bord kommen lassen.«

»Wenn wir den Vorsprung bei dieser Verfolgung aufgeben, meinen Sie?«

Limmende nickte.

Pham öffnete und schloss den Mund, doch es kamen keine Worte heraus. Er schien um Luft zu ringen. Ravna sagte: »Wenn Sie dann nicht siegen, ist alles verloren. Jetzt haben wir wenigstens sechzig Stunden Vorsprung. Das reicht vielleicht, um eine Mitteilung über dieses Artefakt nach draußen zu senden, selbst wenn die Pestflotte überlebt.«

Skrits Gesicht verzog sich, ein karikaturhaftes Lächeln. »Sie können nicht beides haben. Sie wollen, dass wir alles auf Ihre Behauptungen hin aufs Spiel setzen. Wir sind bereit, dafür zu sterben, nicht aber, Bauern in einem Spiel von Ungeheuern zu sein.« Die letzten Worte hatten einen seltsamen Ton, abgesehen von der zornigen Art, wie sie gesagt wurden. Und nun gab es keine Bewegung mehr im Bild von der Flottenzentrale außer schlecht synchronisierten Lippenbewegungen. Glimfrell zog Svensndots Blick auf sich und deutete auf die Störleuchten auf seinem Kommunikationspult.

Skrits’ Stimme fuhr fort: »Und Gruppenkapitän Svensndot: Sie haben strikten Befehl, die gesamte weitere Kommunikation mit diesem unbekannten Schiff über einen Kanal…« Das Bild erstarrte, und es kamen keine Worte mehr.

Ravna: »Was ist passiert?«

Glimfrell machte einen Laut zwischen Zwitschern und Schnauben: »Wir verlieren die Verbindung mit der Flottenzentrale. Unsere effektive Bandbreite ist auf zwanzig Bit pro Sekunde gesunken und nimmt weiter ab. Skrits’ letzte Übertragung enthielt kaum hundert Bit«, ergänzt von der Software der Ølvira, um den Anschein von Leserlichkeit zu erwecken.

Kjet deutete ärgerlich auf den Bildschirm. »Schalt das verdammte Ding aus.« Wenigstens müsste er sich die Animationen nicht länger ansehen. Und er wollte nicht hören, was er als Jan Skrits’ letzten Befehl vermutete.

Tirroll sagte: »Hei, warum lassen wir ihn nicht an? Wir würden vielleicht keinen großen Unterschied merken.« Glimfrell kicherte über den Witz seines Bruders, doch seine Innenfinger huschten über das Kommunikationspult, und der Bildschirm zeigte den Sternenhimmel. Die beiden Dirokime konnten Bürokraten nicht ausstehen.

Svensndot beachtete sie nicht und schaute auf das verbliebene Kom-Fenster. Der Kanal zu Pham und Ravna war eine Breitband-Bildübertragung fast ohne Interpretation; es würde keine perversen Feinheiten geben, wenn er zusammenbrach. »Tut mir Leid. In den letzten paar Tagen haben wir eine Menge Scherereien mit der Verbindung gehabt. Anscheinend ist dieser Zonensturm der schlimmste seit Jahrhunderten.« In der Tat wurde es noch schlimmer: Die Hälfte der Ultraspur-Bildschirme zeigte nur zufälligen Müll.

»Sie haben den Kontakt zu Ihrem Kommando verloren?«, fragte Ravna.

»Für den Moment…« Er schaute Pham an. Die Augen des Rotschopfs waren noch ein bisschen glasig. »Sehen Sie… Mir tut es sogar noch mehr Leid, wie sich die Dinge entwickelt haben, aber Limmende und Skrits sind kluge Leute. Man kann ihren Standpunkt verstehen.«

»Seltsam«, unterbrach ihn Pham. »Die Bilder waren seltsam.« Er klang geistesabwesend.

»Sie meinen, was wir aus der Flottenzentrale weitergeleitet haben?« Svensndot erklärte die Sache mit der geringen Bandbreite und der miesen Leistung seiner Schiffsprozessoren hier unten am Grund.

»Also muss ihr Bild von uns ebenso schlecht gewesen sein… Ich frage mich, wofür sie mich gehalten haben.«

»Ähm…« Gute Frage. Wenn man Pham Nuwen betrachtete: Struppiges rotes Haar, rauchgraue Haut, eine Singsang-Stimme. Wenn derlei Schlüsselmerkmale gesendet wurden, würde der Bildschirm in der Flottenzentrale etwas ziemlich anderes zeigen als den Menschen, den Kjet sah. »… Moment mal. So funktioniert die Animation nicht. Ich bin sicher, dass sie ein ziemlich deutliches Bild von Ihnen bekommen haben. Sehen Sie, zu Beginn der Übertragung werden ein paar Bilder mit hoher Auflösung gesendet. Die werden dann als Grundlage für die Animation benutzt.«

Pham starrte ihn ausdruckslos an, fast, als nehme er ihm das nicht ab und erwarte, dass Kjet selbst es überdenke. Ja verdammt, die Erklärung stimmte, zweifellos hatten Limmende und Skrits den Rotschopf als Menschen gesehen. Und doch war da etwas, das Kjet beunruhigte… Limmende und Skrits hatten beide wie auf alten Aufnahmen ausgesehen.

»Glimfrell! Überprüfe den Datenfluss, den wir von der Zentrale empfangen haben. Haben sie irgendwelche Startbilder gesendet?«

Glimfrell brauchte nur Sekunden. Er stieß einen lauten Pfiff der Überraschung aus. »Nein, Chef. Und da alles ordentlich verschlüsselt war, hat unser Ende seinen Teil einfach mit alten Reklamebildern erledigt.« Er sagte etwas zu Tirroll, und die beiden zwitscherten schnell. »Hier unten scheint nichts zu funktionieren. Vielleicht ist es bloß wieder das Programm.« Doch Glimfrell schien an seine Vermutung nicht recht zu glauben.

Svensndot wandte sich wieder dem Bild von der Aus der Reihe zu. »Sehen Sie. Der Kanal zur Flottenzentrale war voll verschlüsselt, unter Verwendung von einmaligen Mustern, denen ich mehr traue als dem, womit wir uns jetzt unterhalten. Ich kann nicht glauben, dass es eine Imitation war.« Dennoch stieg in Kjet beklemmende Übelkeit hoch. Es war wie in den ersten Minuten der Schlacht um Sjandra Kei, als ihm aufging, wie gründlich sie ausmanövriert worden waren, als er begriff, dass jeder, den er zu beschützen versuchte, ermordet werden würde. »Hei, wir werden Verbindung zu anderen Schiffen aufnehmen. Wir werden die Position der Zentrale überprüfen…«

Pham Nuwen hob eine Augenbraue. »Vielleicht war es keine Imitation.« Ehe er mehr sagen konnte, begann einer der Skrodfahrer — der mit dem Höheren Skrod — laut zu sprechen. Er rollte über das, was die Raumdecke zu sein schien, und schob die Menschen beiseite, um dicht an die Kamera zu kommen. »Ich habe eine Frage!« Die Sprache des Voders klang gestört, fast unverständlich. Die Ranken des Wesens rasselten trocken gegeneinander, so erschüttert, wie Kjet Svensndot es nur jemals gehört hatte. »Meine Frage: Gibt es Skrodfahrer an Bord Ihres Flaggschiffs?«