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Und der Verräter flüsterte ihr ins Ohr: »Jetzt wird er fragen, ob ich ärztliche Hilfe brauche, und wenn er darauf besteht…, wird unsere Plauderei schnell zu Ende sein.«

Doch Pilgers einzige Antwort war ein Chor von mitfühlender Besorgnis. »Die verdammten Arschlöcher setzen sich einfach draußen hin«, wisperte Feilonius irritiert.

Das Schweigen zog sich einen Moment lang hin, und dann sagte Wanderers menschliche Stimme, der Hofnarr aus dem Datio, in deutlichem Samnorsk: »Mach keine Dummheiten, Feilonius, alter Junge.«

Feilonius stieß einen Laut höflicher Verwunderung aus — und drängte sich enger um sie. Sein Messer grub sich einen Zentimeter tief zwischen Johannas Rippen, ein schmerzender Dorn. Sie fühlte, wie die Klinge zitterte, spürte den Atem seines Glieds auf ihrer blutigen Haut.

Pilgers Stimme fuhr fort, selbstsicher und wissend: »Ich meine, wir wissen, was du vorhast. Dein Rudel beim Lazarett ist völlig zerbrochen, hat das bisschen, was er wusste, Holzschnitzerin gestanden. Glaubst du, dass du bei ihr mit deinen Lügen durchkommst?

Wenn Johanna tot ist, bleiben von dir nur blutige Fetzen übrig.« Er summte eine verhängnisvolle Melodie aus dem Datio. »Ich kenne sie gut, die Königin. Sie scheint so ein gütiges Rudel zu sein — aber was meinst du, woher Flenser seine grässliche Schöpferkraft hatte? Töte Johanna, und du wirst herausfinden, um wie viel ihr Genie in diesen Dingen das Flensers übertrifft.«

Das Messer wurde zurückgezogen. Noch einer von Feilonius sprang an die Fensterschlitze, und die beiden bei Johanna lockerten ihren Griff. Er strich mit der Klinge sanft über ihre Haut. Überlegte er? Ist Holzschnitzerin wirklich so furchteinflößend? Die vier an den Fenstern schauten in alle Richtungen, zweifellos zählte Feilonius die Wachrudel und schmiedete fieberhaft Pläne. Als er schließlich antwortete, sprach er Samnorsk: »Die Drohung wäre glaubhafter, wenn sie nicht aus zweiter Hand käme.«

Pilger kicherte. »Stimmt. Aber wir haben uns denken können, was geschehen wäre, wenn sie sich genähert hätte. Du bist ein vorsichtiger Kerl, du hättest Johanna augenblicklich umgebracht und einen Berg von Lügen aufgetischt, ehe du überhaupt gehört hättest, was die Königin weiß. Aber einen armen Pilger vorbeischlendern zu sehen… Ich weiß, dass du mich für einen Dummkopf hältst, nicht viel besser als Schreiber Yaqueramaphan.« Wanderer stolperte über den Namen und verlor für einen Moment seinen schnoddrigen Ton. »Jedenfalls kennst du jetzt die Lage. Wenn du daran zweifelst, dann schicke deine Wachen hinter das Unterholz und sieh dir an, was die Königin dort rings um dich postiert hat. Johannas Tod bedeutet nur deinen. Apropos, ich nehme an, dass dieses Gespräch noch Zweck hat?«

»Ja. Sie lebt.« Feilonius nahm den Knebel aus Johannas Mund. Sie drehte den Kopf, einen Kloß im Halse. Tränen rannen ihr übers Gesicht. »Pilger, o Pilger!« Die Worte waren kaum mehr als ein Wispern. Sie holte schmerzhaft Atem und konzentrierte sich darauf, laut zu sein. Helle Flecke tanzten ihr vor den Augen. »He, Pilger!«

»He, Johanna. Hat er dich verletzt?«

»Etwas, ich…«

»Das reicht. Sie lebt, Pilger, aber das lässt sich leicht ändern.« Feilonius stopfte ihr den Knebel nicht wieder in den Mund. Johanna sah, wie er nervös die Köpfe aneinander rieb, während er immerzu am Fenstersims entlanglief. Er trillerte etwas von ›Pattsituation‹ .

Wanderer erwiderte: »Sprich Samnorsk, Feilonius. Ich möchte, dass Johanna dich versteht — und du kannst ziemlich genauso glatt reden wie in Rudelsprache.«

»Wie dem auch sei.« Die Stimme des Verräters klang gleichmütig, aber seine Glieder liefen weiter nervös auf und ab. »Die Königin muss begreifen, dass wir hier Gleichstand haben. Gewiss werde ich Johanna töten, wenn ich nicht ordentlich behandelt werde. Doch selbst dann könnte es sich Holzschnitzerin nicht leisten, mich zu verletzen. Ist dir klar, welche Falle Stahl am Margrum-Steig aufgestellt hat? Ich bin der Einzige, der weiß, wie man sie vermeiden kann.«

»Große Sache. Ich hatte ohnehin nie vor, den Margrum-Steig hinaufzugehen.«

»Ja, aber du zählst nicht, Pilger. Du bist eine zusammengeflickte Promenadenmischung. Holzschnitzerin wird verstehen, wie gefährlich diese Situation ist. Stahls Streitkräfte sind all das, was ich geleugnet habe, und ich habe ihnen jedes Geheimnis geschickt, das ich von meinen eigenen Untersuchungen am Datio aufschreiben konnte.«

»Mein Bruder lebt, Pilger«, sagte Johanna.

»Oh… Du bist eine Art Rekordhalter für Verrat, nicht wahr, Feilonius? Alles, was du uns gesagt hast, war Lüge, während Stahl die ganze Wahrheit über uns erfahren hat. Du denkst, das bedeutet, dass wir dich nicht zu töten wagen?«

Gelächter, und Feilonius hörte auf, hin und her zu gehen. Er sieht, wie er die Dinge wieder in den Griff bekommt. »Mehr als das, ihr braucht meine Kooperation mit allen Gliedern. Gut, ich habe die Anzahl feindlicher Agenten in Holzschnitzerins Truppen übertrieben, aber ein paar habe ich wirklich — und vielleicht hat Stahl andere eingeschleust, von denen ich nichts weiß. Wenn ihr mich jemals festnehmt, werden die Flenser-Armeen davon erfahren. Vieles von dem, was ich weiß, wird nutzlos sein — und ihr werdet euch einem unverzüglichen, überwältigenden Angriff ausgesetzt sehen. Du verstehst? Die Königin braucht mich.«

»Und woher sollen wir wissen, dass das nicht wieder Lügen sind?«

»Das ist ein Problem, nicht wahr? Nur zu vergleichen mit dem, wie meine Sicherheit gewährleistet werden kann, wenn ich erst einmal den Feldzug gerettet habe. Das geht zweifellos über deinen Mischlingsverstand. Holzschnitzerin und ich müssen miteinander sprechen, wechselseitig sicher und ungesehen. Bring ihr diese Botschaft. Sie kann die Hintern dieses Verräters nicht kriegen, aber wenn sie zur Zusammenarbeit bereit ist, kann sie ihre eigenen retten!«

Draußen war Stille, unterstrichen vom Quietschen von Tieren in den nahen Bäumen. Schließlich lachte Pilger überraschend auf. »Mischlingsverstand, hm? Gut, in einem Punkt hast du mich erwischt, Feilonius. Ich bin überall auf der Welt herumgekommen, und meine Erinnerungen reichen ein halbes Jahrtausend zurück — aber von allen Schurken und Verrätern und Genies bist du der Gipfel an blanker Unverschämtheit!«

Feilonius stieß einen Akkord in der Klauensprache aus, unübersetzbar, aber ein Zeichen behaglichen Vergnügens. »Es ist mir eine Ehre.«

»Also gut, ich werde deine Argumente der Königin überbringen. Ich hoffe, dass ihr beide schlau genug seid, um euch zu einigen… Noch etwas: Die Königin verlangt, dass Johanna mit mir kommt.«

»Die Königin verlangt? Das klingt mir eher nach deinen Mischlingsgefühlen.«

»Kann sein. Aber es wird beweisen, dass du es ernst meinst mit deinem Vertrauen. Betrachte es als meinen Preis für Zusammenarbeit.«

Feilonius wandte sämtliche Köpfe Johanna zu und überlegte schweigend. Dann spähte er ein letztes Mal durch alle Fenster hinaus. »Also gut, du kannst sie haben.« Zwei sprangen zur Eingangsluke der Hütte hinab, während ein weiteres Paar sie dorthin zog. Seine Stimme war sanft und nahe an ihrem Ohr. »Der verdammte Pilger. Lebendig wirst du mir Scherereien mit der Königin bereiten.« Sein Messer fuhr durch ihr Gesichtsfeld. »Stell dich mir bei ihr nicht entgegen. Ich werde diese Angelegenheit überleben und immer noch mächtig sein.«

Er hob die Tür hoch, und Tageslicht strömte ihr blendend übers Gesicht. Sie blinzelte; da waren ein Büschel Zweige und die Wand der Hütte. Feilonius schob und zog ihre Trage auf den Waldboden und kollerte gleichzeitig seinen Wachen zu, sie sollten auf ihren Posten bleiben. Er und Wanderer plauderten höflich miteinander und vereinbarten, wann der Pilger wiederkommen würde.

Einer nach dem anderen trottete Feilonius zurück durch die Luke in die Hütte. Pilger kam näher und packte die Griffe vorn an der Trage. Einer von seinen Welpen langte aus der Jackentasche, um an ihrem Gesicht zu schnüffeln. »Bist du in Ordnung?«