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»Nein, das nicht. Ich habe ihre Hälse zwischen den Kiefern, und sie merken es noch immer nicht. Du hast Recht, Tyrathect, sie lieben mich wirklich.« Und wie ich sie dafür hasse. »Wenn ich bei ihnen bin, hängt das Pfahlwesen ständig an mir, nahe genug, um mir die Kehle durchzuschneiden oder die Augen auszustechen, dabei umarmt und streichelt er mich nur. Und erwartet, dass ich seine Liebe erwidere. Ja, sie glauben mir jedes Wort, aber der Preis ist eine endlose Unverschämtheit.«

»Ruhe bewahren, lieber Schüler. Das A und O der Manipulation ist, sich einzufühlen, ohne innerlich berührt zu werden.« Das Fragment hielt wie üblich kurz vor dem Abgrund inne. Doch diesmal fühlte Stahl sich eine Antwort zischen, ehe ihm seine Reaktion überhaupt zu Bewusstsein kam.

»Halt… mir… keine Vorträge! Du bist nicht Flenser. Du bist ein Fragment. Scheiße! Du bist jetzt das Fragment eines Fragments. Ein Wort, und du wirst in Stücke geschnitten, in tausend kleine Stücke.« Er versuchte das Zittern zu unterdrücken, das sich über seine Glieder ausbreitete. Warum habe ich ihn denn nicht früher getötet? Ich hasse Flenser mehr als alles in der Welt, und es wäre so einfach. Aber das Fragment war immer so unersetzlich, irgendwie das Einzige, was zwischen Stahl und dem Misserfolg stand. Und Stahl hatte ihn wirklich unter Kontrolle.

Und das Solo duckte sich in sehr zufrieden stellender Angst. »Setz dich auf! Gib mir deinen Rat anstatt deiner Vorträge, und du wirst leben… Warum auch immer, ich kann unmöglich das Rätselraten mit diesen Welpen fortführen. Ein paar Minuten lang kann ich es vielleicht tun, oder wenn andere Rudel zugegen sind, die sie von mir fern halten, aber nicht dieses endlose Geliebe. Noch eine Stunde davon, und ich… ich weiß, dass ich sie umbringen werde. So. Ich will, dass du mit Amdijefri sprichst. Erkläre die ›Situation‹ . Erkläre…«

»Aber…« Das Solo blickte ihn erstaunt an.

»Ich werde zuschauen; ich denke nicht daran, dir diese beiden zu überlassen. Du sollst nur die Unterredungen aus der Nähe führen.«

Das Fragment ließ die Schultern hängen und verbarg nicht den Schmerz darin. »Wenn das dein Wunsch ist, mein Fürst.«

Stahl bleckte alle seine Zähne. »Das ist es. Aber denke daran, ich werde bei allem Wichtigen zugegen sein, insbesondere bei direkten Funkverbindungen.« Er winkte dem Solo zu, den Wehrgang zu verlassen. »Geh jetzt und lass dich von den Kindern umarmen, lerne selber etwas Selbstkontrolle.«

Nachdem das Vermummte gegangen war, rief er Sreck auf den Wehrgang hinauf. Die nächsten paar Stunden verbrachte er mit der Inspektion der Verteidigungsanlagen und in Planbesprechungen mit seinem Stab. Stahl war sehr überrascht, wie sehr die Regelung des Welpen-Problems seine geistige Verfassung verbessert hatte. Seine Berater schienen das zu empfinden, sie entspannten sich so weit, dass sie gehaltvolle Vorschläge unterbreiteten. Wo die Breschen in den Mauern nicht repariert werden konnten, würden sie Todesfallen bauen. Die Geschütze aus den Werkstätten im Norden würden vor Tagesende eintreffen, und einer von Srecks Leuten hatte einen Ersatzplan für die Nahrungs- und Wasserversorgung ausgearbeitet. Berichte von den Fernspähern zeigten stetige Fortschritte, ein Ausdünnen der feindlichen Nachhut; sie würden den größten Teil ihrer Munition einbüßen, ehe sie den Schiffsberg erreichten. Selbst jetzt fiel kaum ein Schuss auf dem Berg.

Als die Sonne sich im Süden erhob, war Stahl wieder auf den Wehrgängen und legte sich zurecht, was er den Sternenleuten sagen würde.

Es war fast wie früher, als die Pläne sich gut entwickelten und der Erfolg wunderbar, aber erreichbar schien. Und dennoch — all die Stunden seit seinem Gespräch mit dem Solo hatten im Hintergrund seines Denkens die kleinen Krallen der Furcht gesteckt. Stahl schien zu herrschen. Das Flenser-Fragment schien zu gehorchen. Doch obwohl es über Meilen ausgebreitet war, schien das Rudel besser beisammen zu sein als jemals zuvor. Oh, früher hatte das Fragment oft Ausgeglichenheit vorgetäuscht, doch seine innere Spannung hatte immer durchgeschimmert. Neuerdings schien es mit sich selbst zufrieden zu sein, fast… selbstgefällig. Das Flenser-Fragment war verantwortlich für die Streitkräfte des Reichs südlich des Schiffsbergs, und ab heute — nachdem Stahl ihm die Zuständigkeit aufgezwungen hatte — würden die Vermummten jeden Tag bei Jefri sein. Egal, dass die Motive dafür aus Stahls Innerem gekommen waren. Egal, dass sich das Fragment offensichtlich in einem Zustand qualvoller Erschöpfung befand. Im Vollbesitz seines Genies hätte der Große einen Waldwolf glauben machen können, Flenser sei seine Königin. Und weiß ich wirklich, was er den Rudeln jenseits meiner Hörweite sagt? Kann es sein, dass mir meine Spione Lügen über ihn auftischen?

Nun, da er für einen Augenblick frei von den unmittelbaren Sorgen war, gruben sich diese kleinen Krallen tiefer. Ich brauche ihn, ja. Aber mein Spielraum für Irrtümer ist jetzt kleiner. Nach einer Weile rührte er eine frohe Saite an und akzeptierte das Risiko. Notfalls würde er anwenden, was er an dem zweiten Satz Umhänge gelernt und kunstreich vor Flenser Tyrathect verborgen hatte. Notfalls würde das Fragment erfahren, dass der Tod so schnell wie das Radio sein kann.

Selbst als er den Geschwindigkeitsausgleich flog, benutzte Pham den Ultraantrieb. Das würde ihnen Stunden für den Rückflug ersparen, aber es war ein riskantes Spiel, für das die ADR niemals konstruiert worden war. Die ADR sprang im ganzen Sonnensystem herum. Ein wirklich glücklicher Sprung war alles, was sie brauchten, und ein wirklich unglücklicher, in den Planeten hinein, würde sie das Leben kosten — ein guter Grund, warum dieses Spiel normalerweise nicht gespielt wurde.

Nachdem er stundenlang an der Flugautomatik herumgefummelt oder mit dem Ultraantrieb Roulette gespielt hatte, zitterten dem armen Pham sachte die Hände. Jedesmal, wenn die Klauenwelt wieder in Sicht kam — oft nur ein ferner blauer Lichtpunkt —, starrte er sie eine Sekunde lang an. Ravna sah, wie in ihm der Zweifel wuchs: Seine Erinnerung sagte ihm, dass er sich gut mit Technik auf niedrigem Niveau auskennen sollte, doch manche der einfachsten Anlagen auf der ADR waren fast nicht zu durchschauen. Oder vielleicht waren seine Erinnerungen an seine Sachkenntnis, an die Dschöng Ho, ein billiger Schwindel.

»Die Pestflotte. Wie lange noch?«, fragte Pham.

Grünmuschel beobachtete das Navigationsfenster aus der Kabine der Skrodfahrer. Es war in der letzten Stunde das fünfte Mal, dass die Frage gestellt wurde, dennoch klang ihre Antwort ruhig und geduldig. Vielleicht erschienen ihr die wiederholten Fragen sogar natürlich. »Abstand neunundvierzig Lichtjahre. Geschätzte Ankunftszeit achtundvierzig Stunden. Sieben weitere Schiffe sind ausgefallen.« Ravna konnte substrahieren: Einhundertundzweiundfünfzig waren noch unterwegs zu ihnen.

Blaustiels Voder übertönte den seiner Partnerin. »In den letzten zweihundert Sekunden sind sie etwas schneller als zuvor geworden, aber ich glaube, das ist eine örtliche Abweichung in den Bedingungen des Grundes. Herr Pham, Sie machen es gut, aber ich kenne mein Schiff. Wir könnten ein bisschen mehr Zeit herausholen, wenn Sie mir die Steuerung erlauben würden. Bitte…«

»Ruhe!« Phams Stimme war scharf, die Worte aber kamen fast automatisch. Es war ein Wortwechsel — oder der Abbruch davon —, der fast ebenso oft vorkam, wie Phams Frage nach dem Stand der Pestflotte.