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Johanna.

Amdi hörte auf zu weinen. Drei von ihm betrachteten Tyrathect von vorn, hinten und der Seite. Der Rest drängte sich noch an Jefri. »Wir trauen dir immer noch nicht, Tyrathect«, sagte Jefri.

»Gut, gut. Ich bin ein Rudel von verschiedenen Teilen. Vielleicht nicht völlig vertrauenswürdig.«

»Zeig uns alle Löcher.« Lass uns entscheiden.

»Dazu reicht die Zeit nicht…«

»Gut, aber fang damit an. Und während du das tust, übermittle weiter, was Herr Stahl gerade sagt.«

Das Solo ließ den Kopf wippen, und wieder erklang der mehrfache Redefluss der Rudelsprache. Das Vermummte kam unter Schmerzen auf die Füße und führte die beiden Kinder einen Nebentunnel hinab, wo die Öllampen fast leergebrannt waren. Das lauteste Geräusch hier unten war das leise Tropfen von Wasser. Der Ort war kein Jahr alt, dennoch — abgesehen von den rauen Kanten des behauenen Steins — wirkte er uralt.

Welpen weinte wieder. Jefri streichelte den Rücken des einen, das an seiner Schulter hing. »Bitte, Amdi, übersetze für mich.«

Nach kurzer Zeit drang Amdis Stimme zögernd an sein Ohr. »Herr Stahl fragt wieder, wo wir sind. Tyrathect sagt, dass wir von einer herabgestürzten Decke im inneren Flügel eingeschlossen sind.« In der Tat hatten sie vor ein paar Minuten gehört, dass sich das Mauerwerk verschob, doch es hatte weit weg geklungen. »Herr Stahl hat gerade die übrigen von Tyrathect losgeschickt, um Herrn Sreck zu holen und uns auszugraben. Herr Stahl klingt so… anders.«

»Vielleicht ist er es nicht wirklich«, flüsterte Jefri zurück.

Langes Schweigen. »Nein. Er ist es. Er wirkt nur so wütend, und er verwendet seltsame Wörter.«

»Große Worte?«

»Nein. Schlimme. Von Schneiden und Töten… Ravna und dich und mich. Er… er mag uns nicht, Jefri.«

Das Solo blieb stehen. Sie hatten die letzte Wandlampe passiert, und es war zu dunkel, als dass man irgendetwas außer schemenhaften Umrissen sehen konnte. Er zeigte auf eine kleine Stelle an der Wand. Amdi langte nach vorn und drückte gegen den Stein. Die ganze Zeit über sprach Herr Tyrathect weiter und berichtete von den Vorgängen draußen.

»In Ordnung«, sagte Amdi, »es geht auf. Und es ist groß genug für dich, Jefri. Ich denke…«

Tyrathects Menschenstimme sagte: »Die Raumleute sind wieder da. Ich sehe ihr kleines Boot… Ich bin gerade noch rechtzeitig weggekommen. Stahl wird allmählich misstrauisch. Noch ein paar Sekunden, und er wird überall suchen lassen.«

Amdi schaute in die dunkle Öffnung. »Ich meine, wir gehen«, sagte er leise und traurig.

»Hm-ja.« Jefri langte hinab, um eine von Amdis Schultern zu berühren. Das Glied führte ihn zu einem in scharfkantigen Stein geschnittenen Loch. Wenn er die Schultern einzog, war Platz genug, um hineinzukriechen. Einer von Amdi ging vor ihm hinein. Die anderen würden folgen. »Ich hoffe, es wird nicht noch enger.«

Tyrathect: »Das dürfte es nicht. Alle diese Gänge sind für Rudel in leichter Rüstung entworfen worden. Wichtig ist eins: Bleibt in Gängen, die nach oben führen. Geht immer weiter, und ihr werdet schließlich nach draußen gelangen. Phams fliegendes Gefährt ist weniger als, äh, fünfhundert Meter von den Mauern entfernt.«

Jefri konnte nicht einmal über die Schulter zurückschauen, um mit dem Vermummten zu sprechen. »Was, wenn uns Herr Stahl innerhalb der Mauern verfolgt?«

Kurzes Schweigen. »Das wird er vermutlich nicht tun, wenn er nicht weiß, wo ihr hineingegangen seid. Es würde zu lange dauern, ehe er euch findet. Aber« — die Stimme wurde mit einem Mal sanfter — »es gibt Öffnungen oben auf den Mauern. Falls feindliche Soldaten versuchen, sich von außen hereinzuschleichen, muss es einen Weg geben, um sie in den Tunneln zu töten. Er könnte Öl in die Tunnel hinabschütten.«

Die Möglichkeit ängstigte Jefri nicht. Im Augenblick klang sie nur bizarr. »Dann müssen wir uns beeilen.«

Jefri krabbelte voran, während die übrigen von Amdi hinter ihm hereinkrochen. Er war schon etliche Meter tief im Stein, als er Amdis Stimme hinten am Eingang hörte, wo sein letztes Glied noch stand: »Wird mit Euch alles in Ordnung gehen, Herr Tyrathect?«

Oder ist das alles auch nur eine Lüge? dachte Jefri.

Die Antwort kam in dem üblichen, zynischen Tonfalclass="underline" »Ich gedenke auf die Füße zu fallen. Erinnert euch bitte daran, dass ich euch geholfen habe.«

Und dann wurde die Luke geschlossen, und sie krochen in das Dunkel hinein.

Verhandlungen, Scheiße. Für Pham stand es außer Zweifel, dass Stahls Idee von ›wechselseitig sicherem Treffen‹ der Deckmantel für einen Hinterhalt war. Selbst Ravna ließ sich von den neuen Vorschlägen des Rudels nicht täuschen. Wenigstens bedeutete es, dass Stahl jetzt improvisierte — dass er über alle Szenarien und Pläne hinaus war. Leider lieferte er ihnen immer noch keinerlei Ansatzpunkt. Pham hätte für ein paar Stunden ohne Störung bei dem GEGENMITTEL mit Freuden sein Leben gegeben, aber wenn sie auf Stahls Bedingungen eingingen, würden sie tot sein, ehe sie jemals das Innere des Flüchtlingsschiffs zu sehen bekamen.

»Bleib in Bewegung, Blaustiel. Ich will, dass wir Stahl auf die Seele drücken, ohne ein gutes Ziel abzugeben.«

Der Fahrer winkte mit einem Wedel Zustimmung, und das Boot stieg kurz vom Moos auf, schwebte hundert Meter parallel zu den Burgmauern und senkte sich wieder. Sie befanden sich im Niemandsland zwischen den Streitkräften von Holzschnitzerin und Stahl.

Johanna Olsndot fuhr herum, um ihn zu betrachten. Das Boot war jetzt sehr voll, Blaustiel an der Fahrersteuerung im Bug ausgestreckt, Pham und Johanna in die Sitze dahinter gequetscht — und ein Rudel namens Pilger an jeder freien Stelle dazwischen. »Selbst wenn du das Kom-Gerät orten kannst, schieß nicht. Jefri könnte in der Nähe sein.« Seit zwanzig Minuten versprach Stahl, Jefri würde jeden Moment wieder dasein.

Pham musterte ihr schmutzbedecktes Gesicht. »Ja, wir werden nicht schießen, wenn wir nicht genau sehen, was wir treffen.« Das Mädchen nickte kurz. Sie konnte nicht viel älter als vierzehn sein, aber sie war ein guter Soldat. Die Hälfte der Leute, die er in der Dschöng Ho gekannt hatte, wäre nach alledem in schlappe Hysterie verfallen. Und von den Übrigen hätten nur wenige einen besseren Lagebericht als Johanna und ihr Freund geben können.

Er betrachtete das Rudel. Es würde eine Weile dauern, sich an diese Kerle zu gewöhnen. Zuerst hatte er geglaubt, dass zweien von den Hunden zusätzliche Köpfe sprössen — dann hatte er bemerkt, dass die kleinen nur Welpen waren, die in Jackentaschen getragen wurden. Der ›Pilger‹ war aufs ganze Boot verstreut; welchen Teil von ihm sollte er ansprechen? Er entschied sich für den Kopf, der in seine Richtung schaute. »Irgendwelche Theorien, wie wir mit Stahl verfahren sollen?«

Das Samnorsk des Rudels war besser als Phams: »Stahl und Flenser sind so gerissen wie nur irgendwas, das ich in Johannas Datio gesehen habe. Und Flenser ist eiskalt.«

»Flenser? Hab nicht gewusst, dass es jemanden mit diesem Namen gibt… Da war ein ›Herr Schneider‹ , mit dem wir gesprochen haben. Eine Art Gehilfe von Stahl.«

»Hmm. Er ist raffiniert genug, den Lakaien zu mimen… Ich wünschte, wir könnten zurückfliegen und mit Holzschnitzerin darüber plaudern.« Die Aufforderung war kunstvoll in seinem Tonfall verpackt. Einen Augenblick lang fragte sich Pham, wie viel Prozent von dem Rudelvolk derart flexibel waren. Sie könnten eine Rasse verteufelt guter Kauffahrer abgeben, wenn sie jemals in den Raum vorstießen.

»Dazu haben wir leider keine Zeit. Wirklich, wenn wir nicht sofort hinein können, haben wir alles verloren. Ich hoffe nur, dass Stahl das nicht ahnt.«

Die Köpfe ordneten sich auf subtile Weise neu. Das größte Glied, das mit dem aus der Jacke herausragenden abgebrochenen Pfeilschaft, rückte näher an das Mädchen heran. »Nun, wenn Stahl das Sagen hat, dann gibt es eine Chance. Er ist sehr schlau, aber wir glauben, er läuft Amok, wenn es hart auf hart geht. Dass ihr Johanna gefunden habt, lässt ihn wahrscheinlich den eigenen Schwänzen nachjagen. Haltet ihn unausgeglichen, und ihr könnt mit ein paar groben Fehlern rechnen.«