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Johanna sagte abrupt: »Er könnte Jefri umbringen.«

Oder das Sternenschiff in die Luft sprengen. »Ravna, irgendwelche Fortschritte mit Stahl?«

Über das Kom kam ihre Stimme zurück: »Nein. Die Drohungen sind jetzt ein bisschen durchsichtiger, und sein Samnorsk wird schwerer zu verstehen. Er versucht, Geschütze vom Norden her heranzuschaffen; ich glaube, er weiß nicht, wie viel ich sehen kann… Er hat Jefri immer noch nicht ans Radio zurückgeholt.«

Johanna erbleichte, doch sie sagte nichts. Ihre Hände stahlen sich herauf, um eine von Pilgers Pfoten zu drücken.

Blaustiel war während der ganzen Rettungsaktion sehr still gewesen, zuerst, weil er mit der Steuerung alle Wedel voll zu tun hatte, dann, weil das Mädchen und das Rudel so viel zu sagen hatten. Pham hatte bemerkt, dass ein Teil von Pilger höflich in der Nähe des Fahrers herumgeschnüffelt hatte. Blaustiel war anscheinend nicht verärgert über diese Beachtung; seine Rasse hatte eine Menge Erfahrung mit anderen.

Nun aber machte der Fahrer »brap«, um Aufmerksamkeit zu erhalten. »Herr Pham, vor der Burg ist etwas im Gange.«

Pilger war fast im selben Moment bei der Sache; ein Kopf half dem anderen, durch ein Fernrohr zu schauen. »Ja. Es ist die Haupt-Ausfallpforte, die aufgeht. Aber warum sollte Stahl jetzt Rudel hinausschicken? Holzschnitzerin wird Kleinholz daraus machen.« Der Feind war tatsächlich Feldinfanterie. Die Rudel kamen in einer Reihe aus dem breiten Loch herausgerannt, ganz wie Soldaten in Phams Erinnerung. Sobald sie aber den Eingang passiert hatten, teilten sie sich in Gruppen zu vier bis sechs Hunden und schwärmten rings um die Burg aus.

Pham lehnte sich vor und versuchte, so weit wie möglich an den Mauern entlang zu schauen. »Vielleicht nicht. Die Burschen rücken nicht vor. Sie bleiben in Schussweite der Schützen auf den Mauern.«

»Tja. Aber wir haben ja noch Geschütze.« Pilgers perfekte Menschenimitation brach für eine Sekunde ab, und ein Akkord der Klauensprache erfüllte das Cockpit. »Etwas ist wirklich seltsam. Es ist, als ob sie versuchten, jemanden am Herauskommen zu hindern.«

»Gibt es weitere Eingänge?«

»Wahrscheinlich. Und eine Menge von kleinen Tunneln, gerade mal ein Glied weit.«

»Ravna?«

»Stahl redet jetzt überhaupt nicht. Er hat etwas von Verrätern gesagt, die die Burg unterwandert haben. Jetzt empfange ich nur noch Klauenkollern.« Auf den Burgzinnen konnte Pham Soldaten erkennen, die sich über denen am Boden von einer Schießscharte zur anderen bewegten. Etwas hatte das Rattennest aufgestört.

Johanna Olsndot hatte eine Vision von beängstigender Dichte; ihre freie Hand war zur Faust geballt, die Lippen zuckten schwach. »Die ganze Zeit habe ich ihn für tot gehalten. Wenn sie ihn jetzt umbringen, werde ich…« Plötzlich wurde ihre Stimme lauter: »Was tun die da?« Schmiedeeiserne Kessel waren auf die Mauerkronen geschleppt worden.

Pham konnte es sich denken. Bei Belagerungskämpfen auf Canberra waren ähnliche Dinge vorgekommen. Er blickte das Mädchen an und hielt den Mund. Wir können nichts machen.

Das Pilger-Rudel war nicht so freundlich — oder nicht so herablassend. »Es ist Öl, Johanna. Sie wollen jemanden in den Mauern töten. Aber wenn er herauskommen kann… Blaustiel, ich habe etwas über Lautsprecher gelesen. Kann ich einen benutzen? Wenn Jefri in den Mauern ist, kann Holzschnitzerin Stahls Soldaten ohne Gefahr vom Feld und von den Zinnen wegputzen.«

Pham wollte gerade Einwände machen, aber der Fahrer hatte schon einen Kanal geöffnet. Pilgers Klauenstimme ertönte über den Berghang hinweg. Entlang der Burgmauern drehten sich Köpfe. Für sie musste die Stimme wie die eines Gottes klingen. Die Akkorde und Triller hielten noch einen Moment an, dann verstummten sie.

Ravnas Stimme meldete sich einen Augenblick später: »Was immer ihr jetzt getan habt, es hat Stahl zum Äußersten getrieben. Ich kann ihn kaum noch verstehen; er scheint zu schildern, wie er Jefri foltern will, wenn wir die Holzschnitzer nicht zurückziehen.«

Pham grunzte: »Also gut. Bring uns hoch, Blaustiel.« Es war ein gutes Gefühl, sich von den feinsinnigen Manövern zu verabschieden.

Blaustiel brachte das Boot in die Luft. Sie flogen vorwärts, nicht viel schneller, als ein Mensch laufen kann. Hinter ihnen kamen mehr von Holzschnitzerins Truppen aus der Deckung des Hanges. Diese Burschen waren nach Phams Beschuss weit zurückgezogen worden; vielleicht würde alles entschieden sein, ehe sie die Burg erreichten… Doch noch immer reichte Holzschnitzerins Kriegsmacht weit und war tödlich: Rauchwolken und Feuerblitze erschienen entlang der Zinnen, gefolgt von scharfen Knallen. Der Versuch, Jefri Olsndot umzubringen, würde Stahl sehr teuer zu stehen kommen.

»Können wir den Strahler benutzen, um Stahls Soldaten von der Mauer fernzuhalten?«, fragte Johanna.

Pham wollte nicken, dann bemerkte er, was bei der Burg geschah. »Da, das Öl.« Dunkle Tümpel breiteten sich zwischen den feindlichen Rudeln und den von ihnen bewachten Mauern aus. Solange sie nicht wussten, wo das Kind hervorkommen würde, wäre es besser, keine Brände zu entfachen.

Pilger: »Och.« Dann rief er wieder etwas durch den Lautsprecher. Holzschnitzerins Artillerie verstummte.

»Gut«, sagte Pham, »jetzt alle Augen auf die Mauer. Flieg außen entlang, Blaustiel. Wenn wir das Kind eher als Stahls Kerle sehen, haben wir vielleicht eine Chance.«

Ravna: »Sie sind gleichmäßig über alle Seiten außer Norden verteilt. Ich glaube nicht, dass Stahl eine Ahnung hat, wo sich der Junge befindet.«

Wenn man den Himmel herausfordert, ist der Einsatz hoch. Und ich hätte gewinnen können. Wenn er mich nicht verraten hätte. Ich hätte gewinnen können. Doch nun waren die Masken gefallen, und nichts zählte außer der blanken physischen Gewalt des Feindes. Stahl kämpfte die besinnungslose Hysterie der letzten Minuten in sich nieder. Wenn ich nicht den Himmel haben kann, kann ich sie immer noch mit zur Hölle nehmen. Amdijefri töten, das Schiff zerstören, nach dem es die Besucher so sehr verlangte — vor allem seinen verräterischen Lehrer vernichten.

»Mein Fürst?« Es war Sreck.

Stahl wandte ihm einen Kopf zu. Die Zeit für Hysterie war vorbei. »Wie kommt das Fluten voran?«, fragte er sanft. Er würde nicht wieder nach Tyrathect fragen.

»Fast fertig. Das Öl bildet Tümpel jenseits der Burgmauern.« Die beiden Rudel zuckten zusammen, als eine von Holzschnitzerins Bomben knapp unter dem Wehrgang explodierte. Ihre Truppen hatten schon den halben Weg übers Feld zurückgelegt — und Stahls Armbrustschützen waren mit dem Fluten der Tunnel und der Beobachtung der Ausgänge beschäftigt. »Vielleicht haben wir die Verräter ausgespült, mein Fürst. Kurz bevor Holzschnitzerin das Feuer wieder aufgenommen hat, haben wir etwas an der Südostmauer gehört. Aber ich fürchte, dass die Raumleute alles sehen werden, was wir dort tun.« Seine Köpfe wippten krampfhaft auf und ab.

Wie seltsam, Sreck zerbrechen zu sehen, ging es Stahl beiläufig durch den Sinn. Sreck besaß die Loyalität eines Uhrwerks, doch nun versagte seine wohlgeordnete Welt, und ihm blieb nichts, was ihn gehalten hätte. Nichts blieb als der Wahnsinn, aus dem er geboren worden war.

Wenn Sreck nahe am Zerbrechen war, dann ging die Belagerung von Schiffsberg ihrem Ende entgegen. Nur noch eine Weile, mehr verlange ich jetzt nicht. Stahl zwang seinen Gliedern einen zuversichtlichen Ausdruck auf. »Ich verstehe. Du hast richtig gehandelt, Sreck. Wir können immer noch siegen. Ich weiß, wie diese Pfahlwesen denken. Wenn du das Kind töten kannst, vor allem vor ihren Augen, wird das ihren Willen brechen — genauso, wie Welpen mit den richtigen Schrecken gebrochen werden können.«