Выбрать главу

»Jefri?«

»Ich…« Nachdenken! »Welche Seite scheint aufwärts zu führen?«

»Eine Sekunde.« Das vordere Glied lief ein kleines Stück in einen der Zweige hinein.

»Geh nicht zu weit!«, rief Jefri.

»Keine Angst. Ich… er wird wissen, wie er zurückkommt.« Dann hörte er das Tappen des Rückkehrenden, und das vordere Glied berührte mit der Nase seine Wange. »Der rechte führt aufwärts.«

Sie waren noch keine fünfzehn Meter weitergegangen, als Amdi etwas zu hören glaubte. »Verfolgt uns jemand?«, fragte Jefri.

»Nein. Ich meine, ich weiß nicht recht. Warte. Höre… Hörst du? Klitsch, ditsch.« Öl!

Sie hielten nicht mehr an. Jefri bewegte sich schneller denn je den Tunnel hinauf. Sein Kopf stieß gegen die Decke, er fiel auf die Ellbogen, rappelte sich ohne zu denken auf und eilte weiter. Ein dünner Blutfaden tropfte ihm die Wange hinab.

Selbst er konnte jetzt das Öl hören.

Die Seiten des Tunnels schlossen sich um seine Schultern. Vor ihm sagte Amdi: »Eine Sackgasse — oder wir sind an einem Ausgang!« Kratzgeräusche. »Ich kann ihn nicht bewegen.« Der Welpe wandte sich um und schlängelte sich zwischen Jefris Beinen vorbei. »Schiebe am oberen Ende, Jefri. Wenn der Ausgang so ist wie der, den ich in der Kuppel gefunden habe, geht er oben auf.«

Der verdammte Tunnel wurde direkt vor der Tür eng. Jefri stellte die Schultern schräg und presste sich vorwärts. Er drückte gegen das obere Ende der Tür. Es bewegte sich vielleicht einen Zentimeter weit. Er kroch noch ein Stückchen weiter, so eng zwischen die Wände gepresst, dass er nicht einmal tief Luft holen konnte. Jetzt drückte er, so sehr er nur konnte. Der Stein drehte sich ganz weg, und Licht strömte ihm ins Gesicht. Es war kein volles Tageslicht, vor der Außenwelt waren sie noch hinter steinernen Winkeln verborgen — doch es war der glücklichste Anblick, den Jefri jemals gesehen hatte. Noch einen halben Meter, und er würde draußen sein — nur dass er jetzt feststak.

Er wand sich ein kleines Stück voran, und alles schien nur noch schlimmer zu werden. Hinter ihm drängte sich Amdi. »Jefri! Meine Hinterpfoten stecken im Öl. Es hat den ganzen Tunnel hinter uns ausgefüllt.«

Panik. Eine Sekunde lang konnte Jefri keinen Gedanken fassen. So nahe, so nahe. Er konnte jetzt Farben sehen, seine blutverschmierten Hände. »Zurück! Ich werde meine Jacke ausziehen und es wieder versuchen.«

Zurückzukriechen war an sich schon fast unmöglich, so gründlich hatte er sich eingeklemmt. Schließlich schaffte er es. Er drehte sich auf die Seite, zerrte die Jacke herunter.

»Jefri! Zwei von mir unter… Öl. Kann nicht atmen.« Die Welpen drängten sich zu ihm herauf, das Fell schlüpfrig vom Öl. Schlüpfrig!

»Moment!« Jefri fuhr mit der Hand durch das Fell, schmierte sich die Schultern mit Öl ein. Er streckte die Arme am Kopf vorbei und benutzte die Fersen, um sie wieder in die Enge zu schieben. Hinter ihm machte der Rest von Amdi pfeifende Geräusche. Er saß fest. Schieben. Schieben. Ein Zentimeter, noch einer. Und dann war er bis zu den Achselhöhlen heraus, und es ging leicht.

Er ließ sich zu Boden fallen und langte zurück, um den nächsten Teil von Amdi zu erfassen. Der Welpe entwand sich seinen Händen. Er blubberte etwas, das weder nach Klauen- noch nach Menschensprache klang. Jefri sah, wie die dunklen Schatten von mehreren Gliedern an etwas außer Sicht zerrten. Eine Sekunde später rollte ein kalter, nasser Fellklumpen aus der Dunkelheit in seine Arme. Noch eine Sekunde, und der nächste kam. Jefri legte die beiden auf den Boden und wischte eine klebrige Masse von ihren Schnauzen. Eins rollte auf die Füße und schüttelte sich. Das andere begann zu würgen und zu husten.

Inzwischen kamen die übrigen von Amdi aus dem Loch. Alle acht waren mit Öl bedeckt. Sie wankten benommen zu einem Haufen zusammen und wischten sich gegenseitig an den Trommelfellen. Ihr Surren und Krächzen ergab keinen Sinn.

Jefri wandte sich von seinem Freund ab und ging auf das Licht zu. Sie waren durch eine Wendung in der Mauer verdeckt — zum Glück. Um die Ecke herum hörte er die Kommandorufe von Stahls Soldaten. Er kroch bis zur Kante und spähte hervor. Einen Augenblick lang glaubte er, sie beide seien wieder im Burghof; es waren so viele Soldaten da. Doch dann sah er die freie Bergflanke und den Rauch, der aus dem Tal aufstieg.

Was nun? Er warf einen Blick zurück auf Amdi, der noch immer fieberhaft seine Trommelfelle säuberte. Die Akkorde und Summtöne klangen jetzt vernünftiger, und alle von Amdi bewegten sich. Er wandte sich wieder dem Hang zu. Einen Moment lang war ihm fast danach, zu den Soldaten hinauszulaufen. Sie waren so lange seine Beschützer gewesen.

Eins von Amdi stieß gegen sein Bein und schaute selbst. »He. Da ist ja ein richtiger Ölsee zwischen uns und Herrn Stahls Soldaten. Ich…«

Das Donnern war laut, aber nicht wie bei einer Schießpulver-Explosion. Es dauerte fast eine Sekunde, dann wurde es zu einem Brüllen im Hintergrund. Zwei weitere von Amdi streckten Nasen um die Ecke herum. Der See war zu einem tosenden Flammenmeer geworden.

Blaustiel hatte das Boot in zweihundert Meter Entfernung von der Burgmauer gebracht, gegenüber der Stelle, wo sich die Rudel gesammelt hatten. Nun schwebte der Lander gerade in Mannshöhe über dem Moos. »Schon dass wir hier sind, treibt die Rudel weg«, sagte Pilger.

Pham warf einen Blick über die Schulter. Holzschnitzerins Truppen hatten wieder das Feld gewonnen und rannten auf die Burgmauern zu. Noch sechzig Sekunden, höchstens, und sie würden auf Stahls Rudel treffen.

Aus Blaustiels Voder kam ein lautes Brap, und Pham blickte nach vorn. »Bei der Flotte«, sagte er leise. Rudel auf den Wehrgängen hatten mit einer Art Flammenwerfer in die Öltümpel unter den Burgmauern gefeuert. Blaustiel flog ein wenig näher heran. Lange Öltümpel erstreckten sich parallel zu den Mauern. Die feindlichen Rudel auf der Außenseite waren jetzt fast völlig von ihrer Burg abgeschnitten. Ausgenommen eine dreißig Meter breite Lücke, stand der Abschnitt, den sie bewacht hatten, in hellen Flammen.

Das Boot federte ein wenig höher, in dem vom Feuer erzeugten Luftwirbel schwankend und weggleitend. An vielen Stellen stieß das Öl gegen den schrägen Mauerfuß. Diese Mauern waren komplizierter als die Burgen von Canberra — an vielen Stellen hatte es den Anschein, als seien kleine Labyrinthe oder Höhlen in den Mauerfuß eingebaut. Sieht bei einem Verteidigungsbau ziemlich blöd aus.

»Jefri!«, schrie Johanna und zeigte auf die Mitte des nicht in Brand gesteckten Abschnitts. Pham erhaschte einen Blick auf etwas, das sich hinter das Mauerwerk zurückzog.

»Ich habe ihn auch gesehen.« Blaustiel kippte das Boot und glitt seitlich auf die Wand zu. Johannas Hand schloss sich um Phams Arm, drückte und rüttelte. Sie konnte zwischen den Rufen des Pilgers kaum ihre eigene Stimme hören. »Bitte, bitte, bitte«, sagte sie immerzu.

Einen Moment lang sah es so aus, als ob sie es schaffen würden: Stahls Truppen waren ein gutes Stück hinter ihnen, und obwohl unter ihnen Teiche von Öl lagen, waren diese noch nicht in Brand. Sogar die Luft schien ruhiger als vorher zu sein. Und bei alledem brachte es Blaustiel fertig, die Kontrolle zu verlieren. Er verpasste es, eine leichte Neigung auszugleichen, und das Boot glitt seitwärts in den Boden. Es war ein langsamer Aufprall, doch Pham hörte, wie eine der Landestützen brach. Blaustiel arbeitete an der Steuerung, und die andere Seite des Gefährts setzte auf. Der Strahler steckte mit der Mündung in der Erde fest.

Phams Blick heftete sich auf den Skrodfahrer. Er hatte gewusst, dass es dazu kommen würde.

Ravna: »Was ist passiert? Könnt ihr aufsteigen?«