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Entscheidung. Pham wandte sich wieder den anderen zu. Er gab sich Mühe, scharfe Befehle in vernünftig klingende Wünsche umzuwandeln. »Pilger! Pilger! Ich brauche Holzschnitzerins Hilfe. Wir müssen in die Burg.«

Pilger brauchte nicht eigens überzeugt zu werden, obwohl er voller Fragen war. »Du wirst über die Mauern fliegen?«, fragte er, als er auf ihn zu sprang.

Pham lief bereits zum Boot. Er schubste Pilger an Bord, kletterte dann hinterher. Nein, er würde nicht versuchen, das verdammte Ding zu fliegen. »Nein, benutze nur den Lautsprecher, damit deine Chefin einen Weg nach drinnen findet.«

Sekunden später hallte Rudelsprache über den Berghang. Nur noch Minuten. Nur noch Minuten, und ich werde dem GEGENMITTEL gegenüberstehen. Und obwohl er keine bewusste Vorstellung hatte, was daraus werden könnte, spürte er die Gottsplitter zu einer letzten Übernahme aufwallen, zu einem letzten Akt vom Willen des ALTEN. »Wo ist die Pestflotte, Rav?«

Ihre Antwort kam sofort. Sie hatte die Schlacht unten beobachtet und den Hammer, der von oben herabkam. »Achtundvierzig Lichtjahre entfernt.« Undeutlicher Wortwechsel abseits vom Mikrofon. »Sie sind ein bisschen schneller geworden. Sie werden in sechsundvierzig Stunden im System sein… Tut mir Leid, Pham.«

CRYPTO: 0

EMPFANGEN VON: ADR ad hoc

SPRACHPFAD: Triskweline, SjK-Einheiten

ANSCHEINEND VON: Sandor Schiedsintelligenz

[Nicht der übliche Sender, aber von Zwischenstationen bestätigt. Sender ist vielleicht eine Filiale oder eine Reservestation.]

GEGENSTAND: Unsere letzte Botschaft?

VERTEILER:

Pestgefahr

Interessengruppe Kriegsbeobachter

›Wo sind sie jetzt‹ , Ausrottungs-Log

DATUM: 72,78 Tage seit dem Untergang von Sjandra Kei

SCHLAGWÖRTER: Netz-Großangriff, der Untergang von Sandor Schiedsintelligenz

TEXT DER BOTSCHAFT:

Soweit wir es feststellen können, sind alle unsere Stationen im Hohen Jenseits von der PEST aufgesogen worden. Wenn möglich, ignoriert alle Botschaften von diesen Stationen. Bis vor vier Stunden bestand unsere Organisation aus zwanzig Zivilisationen an der Obergrenze. Was von uns übrig ist, weiß nicht, was es sagen oder tun soll. Es ist jetzt alles so langsam und trübe und stumpf; wir sind nicht dafür geschaffen, so weit unten zu leben. Wir haben vor, uns nach dieser Sendung aufzulösen.

Für jene, die weitermachen können, wollen wir mitteilen, was geschehen ist. Der neue Angriff kam unvermittelt. Unsere letzten Eindrücke von Oben sind, dass die PEST plötzlich in alle Richtungen ausgriff und ihre gesamte unmittelbare Sicherheit opferte, um so viel Rechenkapazität wie möglich zu erwerben. Wir wissen nicht, ob wir ihre Kraft einfach unterschätzt hatten oder ob die PEST nun selber zum Äußersten entschlossen ist — und verzweifelte Risiken eingeht.

Bis vor 3000 Sekunden waren wir noch einem schweren Überfall über die internen Netze unserer Organisation ausgesetzt. Das hat aufgehört. Vorübergehend? Oder ist das die Grenze des Angriffs? Wir wissen es nicht, aber wenn ihr wieder von uns hört, werdet ihr wissen, dass die PEST uns erwischt hat.

Lebt wohl.

CRYPTO: 0

EMPFANGEN VON: ADR ad hoc

SPRACHPFAD: Optima -› Acquileron -› Triskweline, SjK-Einheiten

VON: Gesellschaft für rationale Forschungen

[Wahrscheinlich ein Einzelsystem im Mittleren Jenseits, 7500 Lichtjahre antispinwärts von Sjandra Kei]

GEGENSTAND: Das Gesamtbild

SCHLAGWÖRTER: Die PEST, Die Schönheit der Natur, Nie dagewesene Gelegenheiten

ZUSAMMENFASSUNG: Das Leben geht weiter

VERTEILER:

Pestgefahr

Gesellschaft für rationales Netzwerk-Management

Interessengruppe Kriegsbeobachter

DATUM: 72,80 Tage seit dem Untergang von Sjandra Kei

TEXT DER BOTSCHAFT:

Es ist immer amüsant, Leute zu sehen, die sich selbst für den Nabel des Weltalls halten. Nehmt zum Beispiel die gegenwärtige Ausbreitung der PEST [folgen Verweise für Leser, die nicht an diese Gefahren- und Nachrichtengruppen angeschlossen sind]. Die PEST ist eine bisher nicht dagewesene Veränderung in einem begrenzten Teilgebiet an der Obergrenze des Jenseits — weit entfernt von den meisten meiner Leser. Ich bin sicher, dass es für viele die äußerste Katastrophe ist, und gewiss fühle ich mit jenen, doch auch eine kleine Belustigung darüber, dass diese Leute irgendwie glauben, ihr Missgeschick sei das Ende von allem. Das Leben geht weiter, Leute.

Gleichzeitig ist klar, dass viele Leser diesen Ereignissen nicht die gebührende Beachtung schenken — sicherlich, weil sie nicht sehen, was daran wirklich wichtig ist. Im letzten Jahr sind wir Zeugen der Etablierung eines neuen Ökosystems in einem Teilgebiet des Hohen Jenseits sowie anscheinend der Ermordung etlicher MÄCHTE geworden. Wenngleich weit entfernt, sind diese Ereignisse beispiellos.

Schon oft habe ich dies das Netz der Million Lügen genannt. Nun, Leute, jetzt haben wir eine Gelegenheit, die Dinge zu betrachten, solange die Wahrheit noch deutlich sichtbar ist. Mit etwas Glück lösen wir vielleicht einige grundlegende Rätsel um die Zonen und die MÄCHTE.

Ich ersuche die Leser, die Ereignisse unterhalb der PEST aus so vielen Blickwinkeln wie möglich zu beobachten. Insbesondere sollten wir das verbliebene Relais bei Debley Tief nutzen, um die Beobachtungen zu beiden Seiten der von der PEST befallenen Region zu koordinieren. Das wird teuer und mühsam, da in der befallenen Region nur Stationen im Mittleren und Unteren Jenseits zur Verfügung stehen, doch es wird sich lohnen.

Allgemeine Sachgebiete für die Beobachtung:

Die Natur der Netzkommunikation der PEST: die Kreatur ist teils MACHT und teils Hohes Jenseits, und damit unendlich interessant.

Die Natur der jüngsten Großen Flutwelle im Unteren Jenseits unterhalb der PEST: Dies ist ein weiteres Ereignis ohne eindeutigen Präzedenzfall. Jetzt ist es an der Zeit, es zu untersuchen…

Die Natur der Pestflotte, die sich nun einem nicht dem Netz angeschlossenen System im Unteren Jenseits nähert: Dies ist die letzten Wochen über von großem Interesse für ›Kriegsbeobachter‹ gewesen, jedoch größtenteils aus blödsinnigen Gründen (wen kümmern schon Sjandra Kei und die Aprahant-Hegemonie; Lokalpolitik ist für die Einheimischen). Die wirkliche Frage sollte allen außer den Hirngeschädigten klar sein: Warum hat die PEST so weit von ihrer natürlichen Zone entfernt diese gewaltige Anstrengung unternommen?

Wenn es noch irgendwelche Schiffe in der Umgebung der Pestflotte gibt, ersuche ich sie, ›Kriegsbeobachter‹ auf dem Laufenden zu halten. Wenn das nicht möglich ist, sollten einheimische Zivilisationen dafür entschädigt werden, wenn sie Ultrawellen-Spuren weiterleiten.

All dies ist sehr teuer, aber lohnend, die Beobachtung des Äons. Und die Kosten werden nicht lange andauern. Die Flotte der PEST müsste jeden Moment beim Zielstern eintreffen. Wird sie anhalten und etwas bergen? Oder werden wir sehen, wie eine MACHT die Systeme zerstört, die sich ihr entgegenstellen? Wie dem auch sei, wir genießen die einmalige Gelegenheit.

EINUNDVIERZIG

Ravna ging über das Feld unter die wartenden Rudel. Der dicke Rauch war weggeweht worden, doch der Geruch danach lag noch schwer in der Luft. Der Berghang eine Brandwüste. Von oben her hatte Stahls Burg wie der Mittelpunkt einer großen schwarzen Warze ausgesehen, viele Hektar natürlicher und von Rudeln bewirkter Zerstörung rings um den Berggipfel.

Die Soldaten machten ihr schweigend Platz. Mehr als einer warf einen beklommenen Blick auf das gelandete Sternenschiff hinter ihr. Sie ging langsam an ihnen vorbei zu den Wartenden hin. Unheimlich, wie sie so dasaßen, wie Leute bei einem Picknick, denen aber die Anwesenheit der anderen lästig ist. Das musste bei ihnen einer engen Stabsbesprechung entsprechen. Ravna ging auf das Rudel in der Mitte zu, das, welches auf Seidenmatten saß. Kunstvolles hölzernes Filigran-Schnitzwerk hing um die Hälse der Erwachsenen, doch manche von ihnen sahen alt und krank aus. Und vor ihnen saßen zwei Welpen. Sie traten exakt vor, als Ravna das letzte Stück freien Bodens überquerte.