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Nun kehrte er plötzlich zurück. Durch die Luft!

Das Landeboot der ADR war eine wunderbare Sache und nicht annähernd so fremdartig, wie es ihm mitten in der Schlacht erschienen war. Zwar hatten sie noch nicht herausgefunden, wie man es für automatischen Flug programmieren konnte. Vielleicht würden sie es nie herausfinden. Inzwischen funktionierte dieser kleine Flieger mit einer Elektronik, die nicht viel mehr war als eine Art bessere Mechanik. Der Agrav selbst erforderte ständiges Nachregeln, und die Steuerelemente waren über den gesamten Bug verteilt — passend für die Wedel eines Skrodfahrers oder die Glieder eines Rudels. Mit Hilfe der Raumleute und der Dokumentation der ADR hatte Pilger nur ein paar Tage gebraucht, den Dreh herauszufinden, wie man dieses Ding flog. Es kam nur darauf an, seinen Geist auf all die verschiedenen Aufgaben zu verteilen. Die Zeit des Lernens waren glückliche Stunden gewesen, ein bisschen unheimlich, als er fast ohne Kontrolle dahinschwebte, einmal in einer irrsinnigen Schleife, die ihn beinahe endlos nach oben beschleunigen ließ. Doch schließlich war die Maschine wie eine Verlängerung seiner Kiefer und Pfoten.

Seit sie aus den purpurnen Höhen herabstiegen und in die Wolken eintraten, hatte Ravna immer unbehaglicher dreingeblickt. Nach einem besonders magenumdrehenden Auf und Ab sagte sie: »Wirst du imstande sein, ordentlich zu landen? Vielleicht hätten wir damit warten sollen, bis« — ungch! — »du besser fliegen kannst.«

»O ja, o ja. Wir werden wirklich gleich an dieser, ähm, Wetterfront vorbei sein.« Er tauchte unter die Wolken und glitt ein paar Dutzend Kilometer ostwärts. Hier war das Wetter klar, und es war eigentlich sowieso ihre Richtung. Im Stillen nahm er sich vor, keine Flugkunststücke zu seinem Vergnügen mehr zu veranstalten…, zumindest auf dem Hinweg.

Da meldete sich sein zweiter Passagier zu Wort, erst das zweite Mal auf dem zweistündigen Flug. »Mir hat es gefallen«, sagte Grünmuschel. Pilger fand ihre Voderstimme bezaubernd: größtenteils in einem engen Frequenzbereich, aber mit kleinen sehr hohen Tönen von den Rechteckschwingungen. »Es war… es war, als ob man knapp unter der Brandung fährt und fühlt, wie sich die Wedel mit dem Meer bewegen.«

Wanderer hatte sich große Mühe gegeben, die Skrodfahrerin kennen zu lernen. Das Geschöpf war die einzige nichtmenschliche Fremde auf der Welt und schwerer zu begreifen als die Zweibeiner. Sie schien die meiste Zeit zu träumen und vergaß alles außer dem, was ihr immer wieder geschah. Zum Teil war daran ihr primitiver Skrod schuld, hatte ihm Ravna gesagt. Wenn er an die Fahrt von Grünmuschels Partner durch die Flammen dachte, glaubte Pilger das. Draußen zwischen den Sternen gab es Dinge, die noch seltsamer als die Zweibeiner waren — es ließ Pilgers Vorstellungskraft erschaudern.

Am Horizont sah er einen dunklen Ring, und einen weiteren dahinter. »Sehr bald werden wir Sie in eine echte Brandung bringen.«

Ravna: »Das sind die Inseln?«

Wanderer schaute auf die Kartenbildschirme, während er einen Blick zur Sonne warf. »Ja, sie sind es«, obwohl es eigentlich keine Rolle spielte. Der Westliche Ozean war über zwölftausend Kilometer breit und überall in den Tropen mit Atollen und Inselketten gesprenkelt. Diese Gruppe lag einfach nur ein wenig isolierter als andere; die nächste Siedlung der Insulaner befand sich fast zweitausend Kilometer entfernt.

Sie waren über der ersten Insel. Pilger flog einen Bogen um sie und bewunderte die tropischen Farne, die sich an die Korallen klammerten. Jetzt, bei Ebbe, lagen ihre knochigen Wurzeln frei. Keinerlei flaches Land hier; er flog weiter zur nächsten Insel, einer großen mit einer hübschen freien Fläche gleich innerhalb des Ringwalls. Er brachte das Boot in glattem Gleitflug herunter und setzte ohne die geringste Erschütterung auf.

Ravna Bergsndot schaute ihn mit einer Art Verdacht an. Oh, oh. »He, ich werde besser, findest du nicht?«, sagte er schwach.

Eine unbewohnte Insel, von endlosem Meer umgeben. Die ursprünglichen Erinnerungen waren jetzt verwischt; es war sein Rum gewesen, der in den Inselreichen geboren worden war. Doch woran er sich erinnerte, passte alles: die hochstehende Sonne, die berauschende Luftfeuchtigkeit, die Hitze, die durch seine Pfoten drang. Das Paradies. Rums Spur, die noch immer in ihm lebte, war am glücklichsten von allen. Die Jahre schienen dahinzuschmelzen; ein Teil von ihm war heimgekehrt.

Sie halfen Grünmuschel auf den Erdboden hinab. Ravna behauptete, der Skrod sei eine minderwertige Nachahmung, die neuen Räder ein improvisierter Anbau. Dennoch war Pilger beeindruckt: Die vier Ballonreifen hatten jeder eine eigene Achse. Die Fahrerin schaffte es fast bis zum Rücken des Korallengürtels ohne Hilfe von Ravna oder von ihm. Doch ganz oben, wo die tropischen Farne am dichtesten standen und ihre Wurzeln jeden Pfad überwucherten, mussten er und Ravna ein bisschen helfen, indem sie den Skrod anhoben und zogen.

Dann waren sie auf der anderen Seite und konnten den Ozean sehen.

Nun lief ein Teil von Pilger voran, teils, um den leichtesten Weg hinab zu finden, teils, um ans Wasser zu kommen und den Geruch von Salz und faulendem Schwemmholz zu riechen. Es war fast Niedrigwasser, und eine Million kleiner Tümpel — manche nicht mehr als von Steinen umgebene Pfützen — lag unter der Sonne. Drei von ihm liefen von Tümpel zu Tümpel und betrachteten die Wesen, die darin lagen. Als die seltsamsten Dinge der Welt waren sie ihm erschienen, als er zum ersten Mal zu den Inseln gekommen war. Geschöpfe mit Schalen, Nacktschnecken in allen Größen und Farben, Tierpflanzen, aus denen tropische Farne werden würden, wenn sie jemals weit genug landeinwärts festsäßen.

»Wo möchten Sie sitzen?«, fragte er die Skrodfahrerin. »Wenn wir jetzt gleich die ganze Strecke bis zur Brandung hinausgehen, werden Sie bei Hochwasser einen Meter tief unter Wasser sein.«

Die Fahrerin antwortete nicht. Doch alle ihre Wedel wiesen jetzt zum Wasser hin. Die Räder ihres Skrods drehten sich mit einem sonderbaren Mangel an Koordination. »Wir wollen sie näher zum Wasser bringen«, sagte Ravna nach einer Weile.

Sie erreichten einen halbwegs flachen Streifen Korallen, von Löchern und Rinnen durchsetzt, die nicht tiefer als ein paar Zentimeter waren. »Ich werde schwimmen gehen, eine gute Stelle suchen«, sagte Wanderer. Alle von ihm liefen hinab, wo die Korallen aus dem Wasser ragten; schwimmen ging man nicht nur teilweise. He he. Tatsache war, dass wenige Festlandbewohner gleichzeitig schwimmen und denken konnten. Die meisten von ihnen glaubten, dass im Wasser eine Verrücktheit steckte. Wanderer wusste allerdings, dass es einfach an dem großen Unterschied der Schallgeschwindigkeiten zwischen Luft und Wasser lag. Zu denken, während alle Trommelfelle unter Wasser waren, musste so ähnlich wie die Benutzung der Radioumhänge sein: Man brauchte dazu Disziplin und Übung, und manche lernten es nie. Aber die Insulaner waren schon immer großartige Schwimmer gewesen und hatten es zur Meditation benutzt. Ravna glaubte sogar, die Rudel könnten von Walherden abstammen!

Wanderer kam an den Rand der Korallen und schaute hinab. Plötzlich erschien ihm die Brandung nicht mehr als ganz freundliche Sache. Bald würde er herausfinden, ob Rums Geist und seine eigenen Erinnerungen der Wirklichkeit gerecht wurden. Er zog seine Jacken aus.

Alle auf einmal. Am besten tut man es mit allen auf einmal. Er sammelte sich und platschte ungeschickt ins Wasser. Verwirrung, Köpfe raus und rein. Halt alle unten. Er paddelte umher und hielt alle Köpfe unten. Alle paar Sekunden streckte er eine einzelne Nase aus dem Wasser und holte mit diesem Glied Luft. Ich kann es immer noch! Seine sechs schlüpften durch Schwärme von kleinen Kraken hindurch, tauchten einzeln zwischen gebogene grüne Pflanzenwedel. Das Zischen des Meeres war rings um ihn wie die Denklaute eines riesigen schlafenden Rudels.