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Beispielsweise gab es da eine Frage, die ein Leser aufgeworfen hat: »Wenn Zonen des Denkens existieren, wie in diesem Roman beschrieben, würden dann nicht die Folgen dieser Tatsache von den Astronomen des späten 20. Jahrhunderts beobachtet werden?« Ich glaube, die Antwort auf diese Frage lautet »nein«. Eine der unerlässlichen Regeln astronomischer Forschung ist, dass man das Vorliegen von Artefakten nur dann zur Erklärung interstellarer Rätsel in Betracht ziehen darf, wenn partout keine andere Erklärung funktioniert. Und da unsere Astronomie-Theoretiker im Aufstellen plausibler Erklärungen für Himmelsrätsel Geniales leisten, wären sie wohl klug genug, um die Existenz der Zonen niemals zugeben zu müssen.

Diese Erklärung fand ich tröstlich, doch im Laufe der 90er Jahre wurde mir klar, dass jede intelligente Spezies mit echter Raumfahrt in der Langsamen Zone — selbst wenn sie nie weit von ihrem heimatlichen Sonnensystem wegkommt — schwerlich umhin könnte, wenn schon nicht die Zonen selbst zu entdecken, so doch zumindest die großartigen Überlicht-Reiche des Jenseits. Stellen Sie sich beispielsweise vor, wie die optische Astronomie aussehen wird, wenn wir über Basisdistanzen von 100 Astronomischen Einheiten und über synthetische Blendenteleskope verfügen, deren einzelne Spiegel 100 bis 1000 Meter Durchmesser haben. Derlei Optik war das Thema von mindestens zwei Science-Fiction-Romanen (etwa Charles Sheffields Cold as Ice). Wenn man nicht zusätzliche Komplikationen annimmt, zeigt einfache Arithmetik, dass es solch ein System von Observatorien Leuten in der Langsamen Zone erlauben würde, die Raumfahrtaktivitäten Tausende von Lichtjahren weit im Jenseits zu sehen. Und wenn eine Spezies der Langsamen Zone tatsächlich andere Sternensysteme besucht und kolonisiert, würde sie in Sonnensystemen, die auf exzentrischen Bahnen um die Galaxis laufen, früher oder später auf Artefakte aus dem Jenseits stoßen. In meinem Roman Eine Tiefe am Himmel kommt just solch eine Entdeckung vor. Es war harte Arbeit für mich, dafür zu sorgen, dass die Romanhelden die Wahrheit nicht vollständig erkannten!

In Ein Feuer auf der Tiefe hatte ich eine Menge Spaß mit dem Bekannten Netz, dem größten zusammenhängenden Internet, das die Helden meiner Geschichte kennen. (Vielleicht gibt es im Weltall ja Billionen von größeren Netzen, aber den Leuten in dieser Geschichte sind sie per definitionem unbekannt!) Ein Großteil von Ein Feuer auf der Tiefe entstand in den späten 80er Jahren, dem goldenen Zeitalter von Internet-Nachrichtengruppen. Man sieht das am Tonfall der Sendungen und an der Art der Texte. Mir war klar, dass das auf Leser in den 90ern und später sehr altmodisch wirken könnte, also habe ich versucht, die Geschichte zukunftssicher zu machen, indem ich betonte, dass das Bekannte Netz interstellare Ausmaße hat und mit überlichtschneller Kommunikation Millionen von Teilnehmern verbindet, die alle die Größe eines Sonnensystems haben — so dass also die Langstrecken-Bitraten und Wartezeiten auf plausible Weise unserem irdischen Internet der 80er Jahre ähneln könnten (ich weiß allerdings nicht, ob jemand meine Erklärung akzeptiert).

Auf jeden Fall ist es interessant, sich ein Netz von solchen Ausmaßen vorzustellen. Da gibt es nicht nur Millionen Netze von der Größe eines Sonnensystems (und jedes davon viel umfangreicher als unser planetares Internet), auch die kulturellen und physischen Unterschiede zwischen den Teilnehmern können gewaltig sein. Dieses Problem wird dadurch verschärft, dass oft Sendungen durch Gebiete weitergeleitet werden müssen, die noch fremdartiger sind. Die Schwierigkeiten der Übersetzung — und natürlich der Abrechnung — wären überaus interessant.

Ich habe noch mehr Geschichten geschrieben, die im Zonen-Universum spielen. Die Reihenfolge, in der sie erschienen sind, hat allerdings nichts mit der chronologischen Abfolge der Ereignisse im Zonen-Universum zu tun — was zu einiger Verwirrung geführt hat. 1988 hat Baen Books meine Novelle The Blabber veröffentlicht (später dann auch in The Collected Stories of Vernor Vinge bei Tor Books, 2001, enthalten). Das war im Grunde eine Fortsetzung zu Ein Feuer auf der Tiefe. Ich schrieb die Novelle, nachdem ich als Hintergrund das Zonen-Universum und die Klauenwesen ausgearbeitet hatte, jedoch bevor ich die Einzelheiten des Romans kannte. Man könnte meinen, das Vorhandensein solch einer Geschichte würde die Planung des Romans erschweren. In gewissem Maße trifft das zu, doch häufiger lieferte The Blabber Randbedingungen und Inspiration für den Roman. Und die offensichtlichen Widersprüche zwischen der Novelle und Ein Feuer auf der Tiefe werden vielleicht Stoff für spätere Enthüllungen liefern.

So wie beim Schreiben von Software ist es oft nützlich, »Entwicklungsanker« in Geschichten einzubauen. Diese Anker sollen interessante Querverweise auf Ereignisse außerhalb der Geschichte bieten, Querverweise, die den Autor nicht allzu sehr einengen, wenn es schließlich Zeit ist, die Geschichte jener Ereignissen zu erzählen. In Ein Feuer auf der Tiefe ist die Information über Pham Nuwens Rolle bei der Dschöng Ho solch ein Anker. Denn das wurde zum Ausgangspunkt für meinen späteren Roman Eine Tiefe am Himmel, der lange vor Ein Feuer auf der Tiefe spielt.

Bis heute ist das alles, was aus dem Universum der Zonen des Denkens veröffentlicht ist. Ich habe etliche Seiten zu einer viel später spielenden Fortsetzung geschrieben, die wohl mit The Blabber beginnen dürfte. Interessant wäre es auch, die Abenteuer Pham Nuwens unmittelbar nach dem Ende von Eine Tiefe am Himmel weiter zu verfolgen. Nun, hoffentlich werden diese beiden noch nicht geschriebenen Geschichten eines Tages fertig sein.

Vernor Vinge, am 31. Dezember 2003

Vernor Vinge

Ein Feuer auf der Tiefe

Roman

Überarbeitete Neuausgabe

Mit einem Nachwort des Autors

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

HEYNE SCIENCE FICTION

Band 06/8322

Titel der amerikanischen Originalausgabe

A FIRE UPON THE DEEP

Deutsche Übersetzung von Erik Simon

Redaktion: Wolfgang Jeschke und Sascha Mamczak

Copyright © 1992, 2004 by Vernor Vinge

Copyright © 2004 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH

www.heyne.de

Printed in Germany 4/04

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels

Druck und Bindung: Bercker, Kevelaer

ISBN 3-453-88125-7