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Was für Vrinimi ein plötzlicher, unglaublicher Geldstrom ist, bedeutet für euch andere eine nicht abzuschätzende Katastrophe.

Daher erwägt Windsang bei Debley Tief eine erhebliche — und dauernde -Erweiterung unserer Dienstleistungen: den Bau von fünf zusätzlichen Haupttransceivern. Selbstverständlich wird das enorme Kosten verursachen. Transceiver sind niemals billig, und Debley Tief hat nicht ganz die Geometrie, derer sich Relais erfreut. Wir gehen davon aus, dass die Kosten über viele Jahrzehnte guter Geschäfte hinweg amortisiert werden müssen. Wir können es nicht ohne deutliches Engagement der Kunden in Angriff nehmen. Um den Bedarf festzustellen und zu sichern, dass wir bauen, was wirklich gebraucht wird, gründen wir eine zeitweilige Nachrichtengruppe, die Interessengruppe Windsang-Erweiterung, die bei Windsang moderiert und archiviert wird. Sende- und Empfangsgebühren werden in dieser Gruppe für Transceiver-Zweig-Kunden nur zehn Prozent unseres üblichen Satzes betragen. Wir fordern euch, unsere Transceiver-Zweig-Kunden, auf, diese Dienstleistung zu nutzen, um miteinander zu sprechen und zu entscheiden, was ihr in Zukunft mit einiger Sicherheit von der Vrinimi-Org erwarten könnt und wie ihr zu unserem Angebot steht. Wir warten auf Antwort von euch.

NEUN

Danach schlief Ravna gut. Der Vormittag war halb vorbei, als sie allmählich wieder munter wurde. Ihr Telefon klingelte mit monotoner Beharrlichkeit, laut genug, um in die angenehmsten Träume zu dringen. Sie öffnete die Augen, desorientiert und glücklich. Sie lag da und hielt fest in den Armen… ein großes Kissen. Verdammt. Er war schon weg. Sie ließ sich für eine Sekunde zurückfallen und erinnerte sich. Diese letzten beiden Jahre war sie einsam gewesen, und bis vergangene Nacht hatte sie nicht einmal gewusst, wie einsam. Glück, derart unerwartet, derart heftig… war etwas Seltsames.

Das Telefon klingelte unbeirrt weiter. Schließlich rollte sie sich aus dem Bett und trottete durchs Zimmer; dieser technoprimitive Unsinn müsste seine Grenzen haben. »Ja?«

Es war ein Skrodfahrer. Grünmuschel? »Entschuldigen Sie, dass ich Sie belästige, Ravna, aber — ist mit Ihnen alles in Ordnung?« Der Fahrer verstummte.

Ravna kam plötzlich zu Bewusstsein, dass sie vielleicht ein wenig sonderbar aussah: ein breites Grinsen über beide Backen, die Haare nach allen Richtungen abstehend. Sie fuhr sich mit der Hand über den Mund, um ein Lachen zurückzuhalten. »Ja, mir geht es gut.« Gut! »Was ist?«

»Wir möchten Ihnen für Ihre Hilfe danken. Wir hätten uns nie träumen lassen, dass Sie so eine hochgestellte Persönlichkeit sind. Wir hatten Hunderte von Stunden lang versucht, die Org zu überzeugen, dass sie nach den Flüchtlingen Ausschau halten soll. Doch nach dem Gespräch mit Ihnen war keine Stunde vergangen, und wir erhielten die Mitteilung, dass die Suche unverzüglich aufgenommen wird.«

»Hm.« Wie das? »Das ist wunderbar, aber ich bin nicht sicher, ob ich… Wer bezahlt denn dafür?«

»Ich weiß nicht, aber es ist wirklich sehr teuer. Man hat uns gesagt, dass ein Basis-Transceiver für die Suche eingesetzt wird. Wenn irgendwer auf Sendung ist, müssten wir es binnen Stunden wissen.«

Sie plauderten noch ein paar Minuten lang. Ravna fand allmählich wieder die Zusammenhänge, während sie die Ereignisse der letzten zehn Stunden nach Dienst und Vergnügen sortierte. Sie hatte halbwegs damit gerechnet, dass die Org sie in der Wandergesellschaft abhören würde. Vielleicht hatte Grondr die Geschichte einfach dort gehört und ihr vollen Glauben geschenkt. Doch erst tags zuvor hatte er über die Überlastung der Transceiver geklagt. Jedenfalls war es eine gute Nachricht — vielleicht eine außerordentlich gute. Wenn sich die wüste Geschichte der Fahrer bewahrheitete, war die Straumli-PERVERSION vielleicht weniger als transzendent. Und wenn das Flüchtlingsschiff über Hinweise verfügte, wie man sie zu Fall bringen konnte, konnte vielleicht sogar der Straumli-Bereich gerettet werden.

Nachdem sich Grünmuschel verabschiedet hatte, ging Ravna in der Wohnung umher, brachte sich in Ordnung und wog verschiedene Möglichkeiten gegeneinander ab. Ihre Handlungen wurden zweckmäßiger, fast erreichte sie ihre normale Geschwindigkeit. Es gab eine Menge, was sie nachprüfen wollte.

Dann klingelte wieder das Telefon. Diesmal sah sie sich den Anrufer an, ehe sie sich einschaltete. Huch! Es war Grondr Vrinimikalir. Sie strich sich mit der Hand die Haare zurück; sie sahen immer noch strubbelig aus, und dieses Telefon brachte keine Täuschung zustande. Plötzlich bemerkte sie, dass auch Grondr nicht besonders blendend aussah. Sein Gesichts-Chitin war fleckig, sogar über manche von den Sprenkeln hinweg. Sie nahm den Anruf entgegen.

»Ah!« Seine Stimme quäkte erst einmal, fand dann den normalen Ton. »Danke, dass Sie sich gemeldet haben. Ich hätte früher angerufen, aber die Lage war allzu… chaotisch.« Wo war nur seine kühle Distanz hin? »Ich möchte nur, dass Sie wissen: Die Org hatte damit nichts zu tun. Wir sind bis vor ein paar Stunden völlig überfahren worden.« Er erging sich in einer zusammenhanglosen Beschreibung, wie massive Nachfrage die Ressourcen der Org aufgesogen hatte.

Während er erzählte, holte Ravna eine Zusammenfassung von Relais’ gegenwärtigen Geschäften auf den Bildschirm. Bei allen MÄCHTEN: Sechzig Prozent Umleitung? Auszüge von KomKosten:

Sie überflog rasch die Meldung von Windsang. Die Gasbeutel waren so aufgeblasen wie eh und je, doch ihr Angebot, Relais zu ersetzen, war wahrscheinlich ernst gemeint. Just dergleichen hatte Grondr befürchtet.

»… Der ALTE verlangte immer mehr und mehr. Als wir schließlich erkannten, was los war, und ihm entgegneten… Nun ja, wir waren nahe daran, ihm Gewalt anzudrohen. Wir haben wirklich die Mittel, sein abgesandtes Schiff zu zerstören. Nicht abzusehen, worin seine Rache hätte bestehen können, aber wir sagten dem ALTEN, dass seine Forderungen schon jetzt im Begriff waren, uns zu vernichten. Den MÄCHTEN sei Dank schien er nur belustigt zu sein; er zog sich zurück. Er beschränkt sich jetzt auf einen einzelnen Transceiver, und der ist mit der Suche nach einem Signal befasst, womit wir nichts zu tun haben.«

Hmm. Ein Rätsel wäre gelöst. Der ALTE musste in der Wandergesellschaft herumgeschnüffelt und die Geschichte der Skrodfahrer mitgehört haben. »Vielleicht kommt dann alles ins Lot. Aber es ist wichtig, ebenso hart zu bleiben, wenn der ALTE noch einmal versucht, uns zu missbrauchen.« Die Worte waren schon heraus, ehe sie sich überlegte, wem sie da eigentlich Ratschläge erteilte.

Grondr schien es nicht zu beachten. Zumindest war er es, der sich beeilte, ihr beizupflichten. »Ja, ja. Ich kann Ihnen sagen, wenn der ALTE ein gewöhnlicher Kunde wäre, würden wir ihn wegen dieses Betrugs für immer auf die schwarze Liste setzen… Aber wenn er gewöhnlich wäre, hätte er uns nie hereinlegen können.«

Grondr fuhr sich mit weißen Wurstfingern übers Gesicht. »Kein gewöhnlicher Jenseiter hätte unsere Aufzeichnungen über die Baggerexpedition verändern können. Nicht einmal jemand von der Obergrenze hätte in die Müllhalde einbrechen und die Überbleibsel manipulieren können, ohne dass wir es überhaupt merkten.«

Bagger? Überbleibsel? Es dämmerte Ravna, dass sie und Grondr von verschiedenen Dingen sprachen. »Was hat denn der ALTE eigentlich getan?«