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Sie lächelte, und die Verwirrung wurde lauter, war aber angenehm. »Ich… hatte es nicht… so gesehen. Jetzt ist die Zeit für Veränderung…«

Wanderer ging mitten in sie hinein. Die beiden Rudel standen für einen Moment da, umhalsten sich, und die Gedanken flossen zu einem süßen Chaos zusammen. Ihre letzte klare Erinnerung war, wie sie die Stufen hinauf in seine Hütte stolperten.

Spät am Nachmittag brachte Holzschnitzerin den Bilderkasten in Scrupilos Laboratorium. Als sie eintraf, waren Scrupilo und Feilonius schon da. Schreiber Yaqueramaphan war ebenfalls zugegen, stand aber weiter von den anderen entfernt, als es die Höflichkeit erfordern mochte. Sie hatte eine Diskussion unterbrochen. Vor ein paar Tagen hätte derlei Gezänk sie nur deprimiert. Nun zog sie ihr Lahmes in den Raum und betrachtete die anderen durch die Augen des Sabberers — und lächelte. Holzschnitzerin fühlte sich so gut wie seit Jahren nicht mehr. Sie hatte ihren Entschluss gefasst und danach gehandelt, und nun lagen neue Abenteuer vor ihr.

Schreibers Mienen hellten sich auf, als sie eintrat. »Habt Ihr Wanderer untersucht? Wie geht es ihm?«

»Er ist in Ordnung, einfach in Ordnung.« Huch, sie brauchte ihnen nicht zu zeigen, wie sehr in Ordnung er wirklich war. »Ich meine, er wird vollständig genesen.«

»Euer Majestät, ich bin Euch und den Ärzten sehr dankbar. Wickwracknarb ist ein gutes Rudel, und ich… ich meine, sogar ein Pilger kann die Glieder nicht alle Tage wechseln wie die Kleidung.«

Holzschnitzerin nickte beiläufig zum Zeichen ihrer Zustimmung. Sie ging in die Mitte des Raumes und legte den Bilderkasten des Fremden dort auf den Tisch. Am ehesten glich es einem großen rosa Kissen — mit Schlappohren und einer sonderbaren Tiergestalt, die auf den Deckel genäht war. Nachdem sie anderthalb Tage lang damit gespielt hatte, verstand sie es ziemlich gut, das Ding zu öffnen. Wie immer erschien das Gesicht des Zweibeiners und machte Mundgeräusche. Wie immer wurde Holzschnitzerin für einen Moment von ehrfürchtiger Bewunderung ergriffen, als sie das bewegliche Mosaik sah. Eine Million bunte ›Einzelteile‹ musste absolut synchron auftauchen und sich bewegen, um die Illusion zu erzeugen. Dennoch geschah es jedesmal auf exakt dieselbe Weise. Sie drehte den Bildschirm, sodass Scrupilo und Feilonius ihn sehen konnten.

Yaqueramaphan schob sich an die anderen heran und reckte ein paar Köpfe, um zu schauen. »Du hältst den Kasten immer noch für ein Tier?«, sagte er zu Feilonius. »Vielleicht solltest du ihm Süßigkeiten zu essen geben, damit er uns seine Geheimnisse verrät, hm?« Holzschnitzerin lächelte in sich hinein. Schreiber war kein Pilger, Pilger hängen zu sehr vom guten Willen ab, als dass sie umhergingen und an die Mächtigen Spitzen austeilten.

Feilonius ignorierte ihn einfach. Alle seine Augen waren auf sie gerichtet. »Euer Majestät, nehmt es mir bitte nicht übel. Ich — wir vom Rat — müssen Euch abermals bitten. Dieser Bilderkasten ist zu wichtig, als dass er in den Mündern eines einzigen Rudels bleiben dürfte, selbst eines so großartigen wie Ihr. Bitte. Überlasst es uns anderen, wenigstens, wenn Ihr schlaft.«

»Ich nehme es nicht übel. Wenn ihr darauf besteht, könnt ihr an meinen Untersuchungen teilnehmen. Weiter werde ich nicht gehen.« Sie blickte ihn unschuldig an. Feilonius war ein hervorragender Spionagechef, ein mittelmäßiger Verwaltungsbeamter und ein inkompetenter Wissenschaftler. Vor einem Jahrhundert hätte sie seinesgleichen zur Feldarbeit hinausgeschickt, wenn er überhaupt geblieben wäre. Vor einem Jahrhundert hatte kein Bedarf an Spionagechefs bestanden, und ein Verwalter war genug gewesen. Nun hatten sich die Dinge geändert. Gedankenverloren schnüffelte sie an dem Bilderkasten; vielleicht würden sich die Dinge abermals ändern.

Scrupilo nahm Schreibers Frage ernst. »Ich sehe drei Möglichkeiten, mein Herr. Erstens, dass er Zauberei ist.« Feilonius zuckte von ihm weg. »Wirklich, der Kasten kann unser Verständnis so weit übersteigen, dass er tatsächlich Zauberei ist. Aber das ist die eine Ketzerei, die Holzschnitzerin niemals akzeptiert hat, also werde ich sie höflicherweise ausschließen.« Er warf Holzschnitzerin ein sardonisches Lächeln zu. »Zweitens, dass er ein Tier ist. Ein paar im Rat dachten das, als Schreiber ihn zum ersten Mal sprechen ließ. Aber er sieht wie ein ausgestopftes Kissen aus, sogar bis hin zu der komischen Gestalt, die auf die Seite gestickt ist. Was wichtiger ist: Er reagiert auf äußere Einflüsse in perfekter Wiederholung. Das ist etwas, das ich kenne. Es ist das Verhalten einer Maschine.«

»Das ist deine dritte Möglichkeit?«, sagte Schreiber. »Aber eine Maschine zu sein, heißt, bewegliche Teile zu haben, und außer den…«

Holzschnitzerin winkte mit einem Schwanz ab. Scrupilo konnte stundenlang so weitermachen, und sie sah, dass Schreiber derselbe Typ war. »Ich sage, lasst uns mehr herausfinden, und dann Spekulationen anstellen.« Sie tippte auf die Ecke des Kastens, genauso, wie es Schreiber bei der ersten Vorführung getan hatte. Das Gesicht des Fremden verschwand aus dem Bild, an seiner Stelle erschien ein verwirrendes Farbmuster. Es gab ein Geprassel von Klängen, dann nur noch das Summen in mittlerer Tonlage, das der Kasten immer machte, wenn er offen war. Sie wussten, dass der Kasten hohe Töne hören und dass er mit dem rechteckigen Belag im unteren Teil fühlen konnte. Doch der Belag war an sich eine Art Bildschirm: bestimmte Befehle veränderten das Gitter von Berührungspunkten zu ganz neuen Mustern. Als sie das zum ersten Mal getan hatten, hatte der Kasten keinerlei weitere Befehle angenommen. Feilonius war sicher gewesen, dass sie ›das kleine Fremde getötet‹ hatten. Doch sie hatten den Kasten geschlossen und wieder geöffnet — und er verhielt sich wie eh und je. Holzschnitzerin war sich fast sicher, dass sie das Ding weder durch Sprechen noch durch Berührung in irgendeiner Weise beschädigen konnten.

Holzschnitzerin probierte abermals die bekannten Signale in der üblichen Reihenfolge. Die Ergebnisse waren sichtbar und identisch mit denen beim letzten Mal. Man brauchte aber nur die Reihenfolge irgendwie zu verändern, und die Wirkung war anders. Sie wusste nicht, ob sie Scrupilo zustimmen sollte: Der Kasten verhielt sich mit der Wiederholbarkeit einer Maschine…, die Vielfalt seiner Reaktionen glich jedoch eher der eines Tieres.

Hinter ihr schoben Schreiber und Scrupilo Glieder vor. Ihre Köpfe waren hoch in die Luft gereckt, angestrengt bemüht, einen klaren Blick auf den Bildschirm zu bekommen. Das Surren ihrer Gedanken kam lauter und lauter. Holzschnitzerin versuchte sich zu erinnern, was sie als Nächstes vorgehabt hatte. Schließlich wurde ihr der Lärm einfach zu viel. »Wollt ihr beiden bitte zurückgehen! Ich kann die eigenen Gedanken nicht mehr hören.« Das ist doch kein Chor.

»Verzeihung… Geht es so?« Sie wichen etwa fünfzehn Fuß zurück. Holzschnitzerin nickte. Die beiden Glieder waren keine zwanzig Fuß voneinander entfernt. Scrupilo und Schreiber mussten wirklich scharf darauf sein, den Bildschirm zu sehen. Feilonius hatte den rechten Abstand und eine Miene wachen Interesses aufrechterhalten.

»Ich habe einen Vorschlag«, sagte Schreiber. Die Anstrengung, sich über Scrupilos Gedanken hinweg zu konzentrieren, machte seine Stimme undeutlich. »Wenn man das Vierdrei-Quadrat berührt und sagt« — er machte die fremden Klänge, sie waren alle leicht nachzuahmen —, »dann zeigt der Schirm eine Ansammlung von Bildern. Sie scheinen den Quadraten zu entsprechen. Ich glaube, wir… wir bekommen eine Auswahl angeboten.«

Hm. »Der Kasten könnte am Ende uns unterweisen.« Wenn das eine Maschine ist, brauchen wir ein paar neue Definitionen. »… Gut, spielen wir damit.«

Drei Stunden vergingen. Zum Schluss war sogar Feilonius ein bisschen näher an den Bildschirm herangerückt, der Lärm im Raum war hart an der Grenze zum vernunftlosen Chaos. Und jeder machte Vorschläge: »Sagt dies«, »drückt dort«, »als er voriges Mal jenes gesagt hat, sind wir so und so vorgegangen«. Es gab verwickelte farbige Muster, hier und da mit etwas, das geschriebene Sprache sein musste. Winzige zweibeinige Gestalten trippelten über den Bildschirm, verschoben Symbole, öffneten kleine Fenster… Schreiber Yaqueramaphans Gedanke war ganz richtig gewesen. Die ersten Bilder waren wirklich eine Auswahl. Doch manche davon führten zu weiteren Auswahlbildern. Die Möglichkeiten verzweigten sich — wie ein Baum, sagte Schreiber. Er hatte nicht völlig Recht: Manchmal kamen sie an einen früheren Punkt zurück, es war ein sinnbildliches Netz von Straßen. Viermal gerieten sie in Sackgassen und mussten den Kasten schließen, um von vorn zu beginnen. Feilonius zeichnete fieberhaft Karten der Pfade. Das würde von Nutzen sein, es gab Stellen, die sie wiedersehen wollen würden. Doch selbst ihm war klar, dass es zahllose andere Pfade gab, Stellen, wohin blindes Probieren niemals führen würde.