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Er steckte einen Kopf durch die Luke — und zuckte zurück. Die Akustik war tödlich. Er begriff, worüber sich die Weißjacks beklagten. Wie konnten die Fremden das aushalten? Einen nach dem anderen zwang er sich durch die Öffnung.

Echos schrien auf ihn ein — schlimmer als von ungepolstertem Quarz. Er zwang sich zur Ruhe, wie er es so oft in der Gegenwart des Meisters getan hatte. Die Echos ließen nach, waren aber immer noch eine wilde Horde, die in den Wänden ringsum wütete. Nicht einmal seine besten Weißjacks hielten es hier länger als fünf Minuten aus. Der Gedanke ließ Stahl seine Haltung straffen. Disziplin. Stille heißt nicht immer Unterordnung, sie kann auch Jagd bedeuten. Er blickte sich um und ignorierte dabei das heulende Gemurmel.

Licht kam von bläulichen Streifen an der Decke. Als sich seine Augen eingewöhnt hatten, sah er, was seine Leute ihm beschrieben hatten: Das Innere bestand nur aus zwei Räumen. Er stand im größeren — einem Frachtraum? In der gegenüberliegenden Wand war eine Luke, und dahinter das zweite Zimmer. Die Wände hatten keine Kanten. Sie verliefen in Winkeln zueinander, die nicht mit der Außenhülle zusammenpassten; es musste toten Raum geben. Ein Luftzug wehte stoßweise durchs Zimmer, doch die Luft war viel wärmer als draußen. Er war nie an einem Ort gewesen, der ein stärkeres Gefühl von Macht und Bösem vermittelt hätte. Sicherlich war das nur ein akustischer Effekt. Sie würden etwas absorbierendes Füllmaterial hereinbringen, ein paar Seitenreflektoren, und das Gefühl würde verschwinden. Dennoch…

Das Zimmer war voller Särge, jenen, die nicht verbrannt waren. Der Ort stank noch nach dem Körpergeruch der Fremden. Schimmel wuchs in den dunkleren Ecken. In gewisser Weise war das beruhigend: Die Fremden atmeten und schwitzten wie andere Lebewesen, und bei all ihren wunderbaren Erfindungen konnten sie den eigenen Bau nicht sauberhalten. Stahl ging an den Särgen entlang. Die Kästen ruhten auf Regalen mit Seitenborden. Wenn die draußen hier gewesen waren, musste der Raum gerammelt voll gewesen sein. Unbeschädigt waren die Särge Wunder feiner Handwerksarbeit. Warme Luft drang aus Schlitzen an den Seiten hervor. Er schnüffelte: komplex, leicht bedrückend, aber nicht der Geruch des Todes. Und nicht die Quelle des überwältigenden Gestanks nach dem Schweiß der Fremden, der überall hing.

Jeder Sarg hatte ein an der Oberseite angebrachtes Fenster. Welcher Aufwand, um den Überbleibseln einzelner Glieder Ehre zu erweisen! Stahl sprang auf einen der Särge und schaute nach unten. Der Leichnam war vollkommen erhalten, das blaue Licht ließ alles gefroren erscheinen. Er reckte einen zweiten Kopf über den Rand des Kastens und erhielt einen zweiten Blickwinkel auf das Geschöpf darin. Es war viel kleiner als die beiden, die sie unter dem Schiff umgebracht hatten. Es war sogar kleiner als dasjenige, das sie gefangen genommen hatten. Manche von Stahls Beratern glaubten, die kleinen seien Welpen, vielleicht noch nicht entwöhnt. Das ergab Sinn; ihr Gefangener ließ nie Gedankentöne hören.

Zum Teil um der Disziplin willen starrte er lange Zeit auf das sonderbare flache Gesicht des Fremden. Das Echo seines Denkens war ein andauernder Schmerz, der seine Aufmerksamkeit aufzehrte und verlangte, er solle endlich gehen. Lass den Schmerz andauern. Er hatte schon Schlimmerem widerstanden, und die Rudel draußen sollten wissen, dass Stahl stärker als jedes von ihnen war. Er konnte den Schmerz bezwingen und größeres Verständnis erlangen… Und dann würde er sie bis zum Umfallen arbeiten lassen — den Raum auspolstern und den Inhalt studieren.

So starrte Stahl fast ohne zu denken auf das Gesicht. Das Schreien in den Wänden schien ein wenig nachzulassen. Das Gesicht war so hässlich. Er hatte die verkohlten Leichen draußen betrachtet, ihre kleinen Kiefer und die regellos missgebildeten Zähne bemerkt. Wie konnte das Geschöpf essen?

Ein paar Minuten vergingen, der Lärm und die Hässlichkeit vermengten sich wie im Traum… Und dann erlebte Stahl aus seiner Trance heraus einen Alptraum von Schrecken: Das Gesicht bewegte sich. Die Veränderung war gering und erfolgte sehr, sehr langsam. Doch im Verlauf von ein paar Minuten hatte sich das Gesicht verändert.

Stahl fiel von dem Sarg, die Wände schrien Grauen zurück. Ein paar Sekunden lang glaubte er, der Lärm würde ihn umbringen. Dann fand er mit ruhigem Denken wieder zu sich selbst. Er kroch abermals auf den Kasten. Alle seine Augen starrten durch den Kristall, warteten wie ein Rudel auf Jagd… Die Veränderung war regelmäßig. Das Fremde in dem Kasten atmete, aber fünfzigmal langsamer als jedes normale Glied. Er ging zu einem anderen Kasten, beobachtete das Geschöpf darin. Irgendwie waren sie alle am Leben. In diesen Kästen wurde ihr Leben einfach verlangsamt.

Er blickte von den Kästen auf, fast wie benommen. Dass der Raum nach Bösem stank, war eine Klangillusion — und auch die reinste Wahrheit.

Das Pfahlwesen war weit entfernt von den Tropen gelandet, weitab von den Großkollektiven; vielleicht hatte es geglaubt, die nordwestliche Arktis sei eine rückständige Wildnis. Es war mit Hunderten seiner Welpen gekommen. Diese Kästen waren wie Larvenhüllen: Das Rudel würde landen, die Kleinen großziehen — von der Zivilisation unbemerkt. Stahl fühlte, wie sich ihm bei dem Gedanken die Felle sträubten. Wenn das fremde Rudel nicht überrascht worden wäre, wenn sich Stahls Truppen auch nur eine Spur weniger aggressiv gezeigt hätten — es wäre das Ende der Welt gewesen.

Stahl stolperte zur Außenluke, indes seine Ängste immer lauter von den Wänden zurückgeworfen wurden. Dennoch hielt er für einen Moment inmitten der Schatten und der Schreie inne. Als seine Glieder die Leiter hinabschritten, bewegte er sich gelassen, jede Jacke ordentlich an ihrem Platz. Seine Berater würden von der Gefahr früh genug erfahren, doch sie würden niemals Furcht in ihm sehen. Er ging leichten Schritts über das dampfende Erdreich, unter dem Schiffsrumpf hervor. Doch selbst er konnte einen schnellen Blick zum Himmel nicht unterdrücken. Das war ein Schiff, ein Rudel Fremde. Es hatte das Pech gehabt, auf die Bewegung zu stoßen. Dennoch war der Sieg darüber zum Teil Glückssache gewesen. Wie viele andere Schiffe würden landen, waren schon gelandet? Blieb ihm genug Zeit, aus seinem Sieg zu lernen?

Stahls Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, zu seinem Beobachtungshorst über dem Schloss. Jene erste Begegnung mit dem Schiff lag viele Zehntage zurück. Die Gefahr bestand noch, doch nun verstand er sie besser, und wie alle großen Gefahren barg sie große Verheißungen in sich.

Auf der Außenmauer glitt Flenser im Wartestand durch die zunehmende Dämmerung. Stahls Augen folgten dem Rudel, wie es unter den Fackeln einherging und eins nach dem anderen abwärts verschwand. Es war eine schreckliche Menge von dem Meister in diesem Fragment; es hatte vieles an der Landung des Fremden früher als jeder andere verstanden.

Stahl warf einen einzigen raschen Blick über die im Dunkel versinkende Berglandschaft, als er sich umwandte und den Weg die Wendeltreppe hinab antrat. Es war ein langer, beengter Abstieg, der Ausguck befand sich an der Spitze eines Turms von vierzig Fuß. Die Treppe war kaum fünfzehn Zoll breit, die Decke weniger als dreißig Zoll über den Stufen. Kalter Stein drängte von allen Seiten heran, so dicht, dass es keine Echos gab, die die Gedanken hätten verwirren können — jedoch auch so dicht, dass der Verstand in einen langen Schlauch gepresst wurde. Die Spirale hinaufzusteigen, erforderte eine verdrehte, auseinandergezogene Haltung, die jeden Angreifer zur leichten Beute eines Verteidigers im Horst machte. So war die Militärarchitektur. Für Stahl war das Steigen durch die enge Finsternis eine angenehme Übung.

Die Treppe mündete in einen öffentlichen Korridor, zehn Fuß breit, mit Ausweichnischen aller fünfzig Fuß. Sreck und ein Leibwächter erwarteten ihn.