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Jefri malte seine Familie und versuchte, es Welpen verständlich zu machen.

Tag für Tag fiel das Sonnenlicht von weiter oben auf die Wände. Manchmal war der Raum jetzt dunkel. Mindestens einmal täglich kamen Rudel, um mit Welpen zu reden. Das war eins von den wenigen Dingen, die die Kleinen von Jefri losreißen konnten. Welpen saß dann unter den Balkons und kreischte und krächzte hinauf zu den Erwachsenen. Es war ein Klassenzimmer! Sie ließen Rollen herab, damit er sie sich anschaute, und zogen die wieder hoch, die er gekennzeichnet hatte.

Jefri saß schweigend da und beobachtete den Unterricht. Er zappelte, rief den Lehrern aber nichts mehr zu. Noch ein bisschen, und er würde mit Welpen richtig reden. Noch ein bisschen, und Welpen könnte für ihn herausfinden, wo Mutti und Vati und Johanna waren.

Manchmal sind Schrecken und Schmerz nicht die besten Hebel; Betrug ist, wenn er funktioniert, die eleganteste und billigste Art der Manipulation. Nachdem Amdiranifani die Sprache der Pfahlwesen fließend sprach, ließ Stahl ihn eine Erklärung über den ›tragischen Tod‹ von Jefris Eltern und seinem Zuchtgeschwister abgeben. Das Flenser-Fragment hatte Einwände dagegen, doch Stahl wollte schnell die unangefochtene Kontrolle erlangen.

Nun schien es, als könnte das Fragment Recht gehabt haben; er hätte wenigstens die Hoffnung aufrechterhalten sollen, dass das Zuchtgeschwister lebte. Stahl blickte ernst zu dem Amdiranifani-Experiment hinab. »Was können wir tun?«

Das junge Rudel schaute vertrauensvoll empor. »Jefri ist so schrecklich traurig wegen seiner Eltern und seiner Schwester.« Amdiranifani benutzte viele Worte der Pfahlwesen, oft ohne Notwendigkeit: Schwester statt Zuchtgeschwister. »Er hat nicht viel gegessen. Er will nicht spielen. Es macht mich sehr traurig.«

Stahl behielt die Loge auf der anderen Seite im Auge. Das Flenser-Fragment war dort. Es versteckte sich nicht, obwohl die meisten von seinen Gesichtern nicht vom Kerzenlicht erhellt wurden. Bisher war sein Problemverständnis hervorragend gewesen. Doch das Fragment hatte den starren Blick wie in alten Zeiten, als ein Fehler Verstümmelung oder Schlimmeres bedeuten konnte. Gut so. Der Einsatz war jetzt höher als je zuvor; wenn die Angst, die Stahl an den Kehlen gepackt hielt, ihm zum Erfolg verhelfen konnte, dann war sie willkommen. Er schaute aus der Loge hinab und legte auf alle seine Gesichter den Ausdruck zärtlichen Mitgefühls für den Kummer des armen Jefris. »Du musst nur dafür sorgen, dass es — er — versteht: Niemand kann seine Eltern oder Schwester wieder zum Leben erwecken. Aber wir wissen jetzt, wer die Mörder sind. Wir tun alles, was in unseren Kräften steht, um uns gegen sie zu verteidigen. Sag ihm, wie schwer das ist. Holzschnitzerheim ist ein Reich, das seit Jahrhunderten besteht. In einem Kampf sind wir ihnen nicht ebenbürtig. Deshalb brauchen wir alle Hilfe, die er uns geben kann. Er muss uns beibringen, wie man das Schiff seiner Eltern benutzt.«

Das Welpenrudel senkte einen Kopf. »Ja. Ich will es versuchen, aber…« Die drei Glieder bei Jefri machten tiefe grunzende Töne. Das Fremde saß mit gesenktem Kopf da und hielt sich die tentakelbewehrten Pfoten vor die Augen. Das Geschöpf befand sich seit etlichen Tagen in diesem Zustand und wurde immer verschlossener. Nun schüttelte es heftig den Kopf und machte scharfe kleine Laute, höher als gewöhnlich.

»Jefri sagt, er weiß nicht, wie das Schiff funktioniert. Er ist nur ein kleiner…« Das Rudel suchte nach einer Übersetzung. »Er ist wirklich sehr jung. Wisst Ihr, so wie ich.«

Stahl nickte verständnisvoll. Es war eine offensichtliche Folge der Solo-Natur der Fremden, und dennoch unheimlich: Jedes von ihnen begann ganz als Welpe. Jedes von ihnen war wie Stahls experimentelle Welpenrudel. Das Wissen der Eltern wurde durch das Gegenstück zur Zwischenrudel-Sprache übermittelt. Das machte es leicht, das Geschöpf irrezuführen, war aber jetzt verdammt lästig. »Trotzdem, wenn es irgendetwas gibt, was er uns helfen kann zu erklären.«

Wieder Grunzen von dem Pfahlwesen. Stahl sollte diese Sprache lernen. Die Klänge waren einfach, diese armseligen Geschöpfe benutzten ihre Mäuler zum Sprechen, wie ein Vogel oder eine Waldschnecke. Vorerst war er von Amdiranifani abhängig. Vorerst war das in Ordnung, das Welpenrudel vertraute ihm. Noch ein Glückstreffer. Bei einigen wenigen von seinen neueren Experimenten hatte es Stahl mit Liebe versucht, statt mit Flensers ursprünglicher Kombination von Furcht und Liebe; es hatte eine schmale Chance gegeben, dass dies günstiger sein könnte. Mit einer Menge Glück war Amdiranifani in die Liebeskategorie geraten. Selbst seine Ausbilder hatten negative Stimuli vermieden. Das Rudel würde alles glauben, was er sagte — und das Pfahlwesen, hoffte Stahl, ebenfalls.

Amdiranifani übersetzte: »Da ist noch etwas; er hat mich schon früher danach gefragt. Jefri weiß, wie man die anderen Kinder« — das Wort bedeutete eigentlich ›Welpenrudel‹ — »im Schiff aufwecken kann. Ihr seht überrascht aus, mein Fürst Stahl?«

Obwohl er nicht länger voller Schrecken von monströsen Zusammenballungen von Verstand träumte, wollte Stahl vorerst keine weiteren hundert Fremden herumlaufen lassen. »Ich habe nicht gewusst, dass sie so einfach aufgeweckt werden können… Aber wir sollten es nicht jetzt gleich tun. Wir haben Mühe, Nahrung zu finden, die Jefri essen kann.« Das war wahr, das Geschöpf war ein unglaublich mäkliger Esser. »Ich glaube nicht, dass wir jetzt noch mehr ernähren könnten.«

Wieder Grunzen. Wieder scharfe Schreie von Jefri. Schließlich: »Da ist noch etwas, mein Fürst. Jefri glaubt, es könnte möglich sein, die Ultrawelle des Schiffes zu benutzen, um Hilfe von anderen solchen Wesen wie seine Eltern herbeizurufen.«

Das Flenser-Fragment schnellte aus den Schatten hervor. Ein paar Köpfe blickten hinab auf das Pfahlwesen, während andere bedeutungsvoll zu Stahl herüberstarrten. Stahl reagierte nicht, er konnte beherrschter als irgend ein lockeres Rudel sein. »Darüber muss ich nachdenken. Vielleicht könnt ihr mehr darüber sprechen. Ich möchte es nicht versuchen, bis wir sicher sind, dass das Schiff dabei keinen Schaden nimmt.« Das war schwach. Er sah, wie das Flenser-Fragment amüsiert eine Lippe verzog.

Während er sprach, übersetzte Amdiranifani. Jefri antwortete fast augenblicklich.

»Oh, das geht in Ordnung. Er meint einen besonderen Ruf. Jefri sagt, das Schiff hat sowieso Signale ausgesandt… ganz von selbst… die ganze Zeit seit der Landung.«

Und Stahl fragte sich, ob er jemals eine tödliche Drohung gehört hatte, die in so süßer Unschuld ausgesprochen wurde.

Sie fingen damit an, Amdi und Jefri draußen spielen zu lassen. Im Voraus war Amdi nervös, dass er hinausgehen sollte. Er war es nicht gewohnt, Kleidung zu tragen. Sein ganzes Leben — alle vier Jahre — hatte er in dem einen großen Raum verbracht. Er hatte über die Welt draußen gelesen und war neugierig, hinauszukommen, aber auch ein wenig ängstlich. Doch der Menschenjunge schien es zu wollen. Jeden Tag war er verschlossener gewesen, hatte leiser geweint. Meistens weinte er um seine Eltern und seine Schwester, manchmal aber auch, weil er so tief unten eingesperrt war.

Also hatte Amdi mit Herrn Stahl gesprochen, und jetzt kamen sie fast jeden Tag heraus, wenigstens in einen Innenhof. Zuerst hatte Jefri einfach dagesessen, ohne sich wirklich umzusehen. Doch Amdi entdeckte, dass es ihm draußen gefiel, und jedesmal brachte er seinen Freund dazu, ein wenig mehr zu spielen.