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»Ja!… Sieh doch. Einmal war der ALTE auf alles das sehr neugierig. Warum jetzt das totale Desinteresse? Gibt es einen Grund, warum das Schiff nicht der Schlüssel zum Kampf gegen die PERVERSION sein kann?« Das war Grondrs Erklärung für den neuerlichen Mangel an Interesse seitens des ALTEN. Ihr Leben lang hatte Ravna Geschichten über die MÄCHTE gehört, und immer aus großer Entfernung. Hier war sie schrecklich nahe daran, einer direkt Fragen zu stellen. Es war ein sehr sonderbares Gefühl.

Nach einer Weile sagte Pham: »Nein. Es ist unwahrscheinlich, aber du könntest Recht haben.«

Ravna atmete aus — sie war sich gar nicht bewusst gewesen, dass sie die Luft angehalten hatte. »Gut. Dann ist es vernünftig, worum wir bitten. Angenommen, das nach unten geflogene Schiff enthält etwas, das die PERVERSION braucht, oder etwas, das sie fürchtet. Dann weiß die PERVERSION wahrscheinlich von seiner Existenz — vielleicht beobachtet sie sogar den Verkehr mit Ultraantrieb in jenem Teil des Grundes. Eine Rettungsexpedition könnte die PERVERSION geradewegs zu dem Schiff führen. In diesem Falle wäre die Mission selbstmörderisch für die Besatzung — und sie könnte die Gesamtkraft der PEST verstärken.«

»Also?«

Ravna schlug gegen ihr Datio — ihre Vorsätze, Geduld zu bewahren, zerrannen. »Also bittet die Vrinimi-Org den ALTEN um Hilfe, um eine Expedition auf die Beine zu bringen, gegen die die PEST nichts ausrichten kann!«

Pham Nuwen schüttelte nur den Kopf. »Ravna, Ravna. Du redest von einer Expedition zum Grunde des Jenseits. Es ist nicht möglich, dass eine MACHT dich dort unten bei der Hand nimmt. Sogar ein Abgesandter Apparat wäre dort größtenteils auf sich selbst gestellt.«

»Benimm dich nicht blöder als du bist, Pham Nuwen. Dort unten wird die PERVERSION genau dieselben Handicaps haben. Worum wir bitten, ist Ausrüstung aus transzendenter Produktion, für jene Tiefen konstruiert und in ausreichender Menge geliefert.«

»Blöd?« Pham Nuwen straffte sich, doch auf seinem Gesicht stand noch immer der Schatten eines Lächelns. »Ist das deine übliche Art, eine MACHT anzusprechen?«

Vor diesem Jahr wäre ich lieber gestorben, als eine MACHT überhaupt anzusprechen, egal wie. Sie lehnte sich zurück und zeigte ihm ihre eigene Version eines unverschämten Grinsens. »Sie haben einen direkten Draht zu Gott, mein Herr, aber ich will Ihnen ein kleines Geheimnis verraten: Ich kann unterscheiden, ob die Verbindung eingeschaltet ist.«

Höfliche Neugier: »Oh? Wie das?«

»Pham Nuwen — sich selbst überlassen — ist ein heller, egoistischer Bursche und ungefähr so einfühlsam wie eine Kopfnuss.« Sie dachte an die gemeinsam verbrachten Stunden zurück. »Ich mache mir keine echten Sorgen, solange die Arroganz und die klugen Sprüche nicht verschwinden.«

»Hm. Deine Logik ist etwas schwach. Wenn der ALTE mich direkt steuern würde, könnte er den Blödian ebenso leicht spielen« — er reckte den Kopf vor — »wie den Mann deiner Träume.«

Ravna bleckte die Zähne. »Mag sein, aber ich habe ein bisschen Unterstützung von meinem Chef. Er hat mir die Genehmigung verschafft, die Nutzung der Transceiver zu überwachen.« Sie schaute auf ihr Datio. »Momentan bekommt der ALTE weniger als zehn Kilobit pro Sekunde vom ganzen Relais…, was bedeutet, mein Freund, dass du gerade nicht ferngesteuert bist. Alle groben Manieren, die ich heute erlebe, gehen auf das Konto des echten Pham Nuwen.«

Der Rotschopf kicherte und konnte eine leichte Verlegenheit nicht verhehlen. »Du hast mich ertappt. Ich bin schon die ganze Zeit, seit die Org den ALTEN zum Rückzug überredet hat, im Außendienst. Aber du sollst wissen, dass diese ganzen zehn Kb/s dieser bezaubernden Unterhaltung gewidmet sind.« Er hielt inne, als horche er, und winkte dann. »Der ALTE sagt ›Hallo‹ .«

Wider Willen musste Ravna lachen; es lag etwas Absurdes in der Geste und der Annahme, dass sich eine MACHT zu so trivialem Humor herablassen könnte. »In Ordnung. Ich bin froh, dass er… äh… dabeisein kann. Wie du siehst, Pham, verlangen wir nach transzendenten Maßstäben nicht viel, und es könnte für ganze Zivilisationen die Rettung bedeuten. Gebt uns ein paar tausend Schiffe; Robotschiffe zum einmaligen Gebrauch wären gut.«

»Der ALTE könnte so viele herstellen, aber sie wären nicht viel besser, als was hier unten gebaut wird. Die Zonen auszutricksen« — er hielt inne und wirkte erstaunt über seine eigene Wortwahl —, »die Zonen auszutricksen ist eine heikle Sache.«

»Na schön. Qualität oder Menge. Wir akzeptieren alles, was der ALTE für angebracht hält…«

»Nein.«

»Pham! Wir reden über ein paar Tage Arbeit für den ALTEN. Er hat für das Studium der PEST schon mehr bezahlt.« Ihre einzige wilde Nacht hatte vielleicht ebenso viel gekostet — doch das sagte sie nicht.

»Ja, und Vrinimi hat das meiste davon ausgegeben.«

»Um die Kunden zu entschädigen, denen ihr auf die Zehen getreten seid!… Pham, kannst du uns nicht wenigstens sagen, warum nicht?«

Das träge Lächeln wich von seinem Gesicht. Sie warf einen raschen Blick auf ihr Datio. Nein, Pham Nuwen war nicht besessen. Sie erinnerte sich an seinen Gesichtsausdruck, als er die Post von Jefri Olsndot las; hinter all der Arroganz verbarg sich ein anständiger Mensch. »Ich will es versuchen. Beachte, dass ich zwar ein Teil des ALTEN bin, bei meinen Erinnerungen und Erklärungen aber menschlichen Beschränkungen unterliege.

Du hast Recht, die PERVERSION schluckt immer mehr von der Obergrenze des Jenseits. Vielleicht werden fünfzig Zivilisationen umkommen, ehe diese MACHT die Lust verliert — und ein paar tausend Jahre danach wird es ›Echos‹ der Katastrophe geben, vergiftete Sternensysteme, künstliche Rassen mit hirnverbrannten Ideen. Aber — tut mir Leid, es so zu sagen — na und? Der ALTE hat über das Problem nachgedacht, seit mehr als hundert Tagen. Das ist eine lange Zeit für eine MACHT, vor allem für den ALTEN. Er existiert jetzt seit über zehn Jahren, seine Persönlichkeiten treiben schnell auf… Veränderungen… zu, die ihn über jede Kommunikation hinaus entrücken werden. Warum sollte er sich um all das kümmern?«

Es war ein Standardthema in der Schule, doch Ravna konnte nicht an sich halten. »Aber die Geschichte ist voll von Fällen, wo MÄCHTE Rassen des Jenseits, manchmal sogar Individuen geholfen haben.« Sie hatte bereits herausgefunden, welche Rasse den ALTEN geschaffen hatte. Sie waren Gasbeutel-Geschöpfe. Ihre Netzpost war selbst nach Ravnas bester Deutung größtenteils Kauderwelsch. Anscheinend hatten sie keinen besonderen Einfluss auf den ALTEN. Ihr blieb wohl nur der direkte Appell. »Sieh doch. Nimm es von der anderen Seite: Selbst gewöhnliche Menschen brauchen keine besonderen Erklärungen, um Tieren in Not zu helfen.«

Phams Lächeln kehrte allmählich zurück. »Du bist so stark in Analogien. Vergiss nicht, dass jeder Vergleich hinkt, und je komplexer der Automatismus, um so komplexer sind seine möglichen Beweggründe. Aber… gut, wie wäre es mit dieser Analogie: Der ALTE ist ein im Grunde anständiger Bursche mit einem hübschen Haus in einer guten Gegend der Stadt. Eines Tages bemerkt er, dass er einen neuen Nachbarn hat, einen verlotterten Kerl, dessen Wohnung nach giftigem Dreck stinkt. Wenn du der ALTE wärst, würde dich das bekümmern, nicht wahr? Du würdest vielleicht die Umgebung deines Grundstücks kontrollieren. Du würdest auch mit dem Neuen schwatzen und herauszubekommen versuchen, wo er herkommt und was los ist. Die Vrinimi-Org hat einen Teil dieser Nachforschungen mitangesehen.

Du stellst also fest, dass der neue Nachbar ungesund und nichtsnutzig ist. Sein Leben beruht im Wesentlichen darauf, dass er Sumpfgebiete vergiftet und den dabei entstehenden Dreck isst. Das ist lästig: es stinkt, und es schadet einer Menge harmloser Tiere. Aber den Nachforschungen zufolge ist klar, dass der Schaden deinen eigenen Besitz nicht betreffen wird, und du bringst den Nachbarn dazu, mit geeigneten Maßnahmen den Gestank zu vermindern. Schließlich ist giftigen Dreck zu essen eine Lebensweise, die sich früher oder später von selbst erledigt.« Er hielt inne. »Für einen Vergleich finde ich diesen ziemlich gut. Nachdem ihm anfangs manches rätselhaft war, ist der ALTE zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dieser PERVERSION um eines von den üblichen Mustern handelt, so unbedeutend und banal, dass sogar Wesen wie du und ich sie als böse erkennen. In der einen oder anderen Form kommt sie seit Hunderten von Jahrmillionen aus Archiven der Jenseiter hoch.«