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Wickwrackrum kroch aus dem Wald, hielt sich dabei eng beisammen und machte so wenig Lärm wie möglich. Er kletterte sorgfältig um die Felsen, schlüpfte von einem Heidebuckel zum nächsten, bis er knapp unter dem Kamm am Rande des Tals und vielleicht fünfzig Ellen von Yaqueramaphan entfernt war. Er konnte den anderen mit sich selbst denken hören. Ein Stück näher, und Schreiber würde ihn hören, so eng beieinander und still er auch war.

»Psst!«, sagte Wickwrackrum.

Das Summen und Murmeln verstummte in einem Augenblick schreckhafter Überraschung. Yaqueramaphan stopfte das rätselhafte Ding in eine Rückentasche und sammelte sich, wobei er sehr leise dachte. Sie starrten einander einen Moment lang an, dann machte Schreiber närrische quirlende Bewegungen an seinen Schulter-Trommelfellen. Hör still. »Kannst du so reden?« Seine Stimme kam in sehr hohen Tönen, wo manche Leute nicht mehr willkürlich sprechen können und wo Tieftonohren taub sind. Hochsprache konnte verwirrend sein, doch sie war sehr gerichtet und schwand schnell mit zunehmender Entfernung; niemand sonst würde sie hören. Wanderer nickte: »Hochsprache ist kein Problem.« Der Trick bestand darin, hinreichend saubere Töne zu benutzen, dass keine Verwirrung aufkam.

»Schau mal über den Hügelkamm, Freund Pilger. Es gibt etwas Neues unter der Sonne.«

Wanderer bewegte sich dreißig Ellen höher und hielt dabei nach allen Seiten Ausschau. Er konnte jetzt die Meerenge sehen, die rausilbern in der Nachmittagssonne schimmerte. Hinter ihm verlor sich die Nordseite des Tals im Schatten. Er schickte ein Glied voraus, das zwischen den Hügelchen hindurchrutschte, um auf die Ebene hinabzuschauen, wo der Stern niedergegangen war.

Chor Gottes, dachte er bei sich (aber leise). Er nahm ein weiteres Glied herauf, um ein weit stereoskopisches Bild zu erhalten. Das Ding sah aus wie eine große Lehmhütte auf Stelzen… Doch es war der herabgefallene Stern: Der Boden ringsum glühte dumpf rot. Nebelschwaden stiegen überall von der feuchten Heide auf. Die zerfetzte Erde war in langen Streifen weggeschleudert worden, ausgehend von einer Stelle unter dem Ding.

Er nickte Yaqueramaphan zu. »Wo ist Tyrathect?«

Schreiber zuckte die Schultern. »Weiter hinten, möchte ich wetten. Ich behalte sie im Auge… Aber siehst du die anderen, die Soldaten aus Flenserburg?«

»Nein!« Wanderer blickte westlich des Landeplatzes. Da. Sie waren fast eine Meile entfernt, in Tarnjacken, und robbten über das hüglige Terrain. Er konnte mindestens drei Soldaten sehen. Es waren große Kerle, jeder zu sechst. »Wie haben sie so schnell hierher kommen können?« Er warf einen Blick zur Sonne. »Es kann nicht mehr als eine halbe Stunde her sein, dass alles begonnen hat.«

»Sie hatten eben Glück.« Yaqueramaphan kehrte zum Kamm zurück und blickte hinüber. »Ich wette, sie waren schon auf dem Festland, als der Stern herunterkam. Das ist alles Flensergebiet, sie müssen Patrouillen haben.« Er duckte sich, sodass nur zwei Paar Augen von unten zu sehen waren. »Das ist eine Überfall-Formation, weißt du.«

»Du scheinst nicht sehr froh zu sein, sie zu sehen. Das sind deine Freunde, nicht wahr? Die Leute, zu denen du unterwegs bist.«

Schreiber hielt sarkastisch seine Köpfe schief. »Ja, ja. Reib es mir nicht unter die Nasen. Ich glaube, du hast von Anfang an gewusst, dass ich nicht ganz für Flenser bin.«

»Ich hab es mir gedacht.«

»Nun, das Spiel ist jetzt vorbei. Was immer diesen Nachmittag heruntergekommen ist, ist mehr wert für… hm, meine Freunde, als alles, was ich auf der Verborgenen Insel hätte erfahren können.«

»Was ist mit Tyrathect?«

»O ja. Unsere geschätzte Begleiterin ist mehr als echt, fürchte ich. Ich wette, sie ist eine Flenser-Fürstin, nicht die niedrige Dienerin, als die sie auf den ersten Blick erscheint. Ich vermute, dass viele von ihrer Sorte in diesen Tagen übers Gebirge zurücktröpfeln, froh, aus der Langseen-Republik fortzukommen. Halt deine Hintern in Deckung, Kumpel. Wenn sie uns entdeckt, werden uns diese Soldaten garantiert erwischen.«

Wanderer kroch tiefer in die Höhlungen und Furchen, mit denen die Heide übersät war. Er hatte einen hervorragenden Ausblick das Tal entlang. Wenn Tyrathect nicht schon auf der Szene war, würde er sie viel früher sehen als sie ihn.

»Wanderer?«

»Ja?«

»Du bist ein Pilger. Du hast die Welt bereist — seit Anbeginn der Zeiten, wie wir glauben sollen. Wie weit reicht deine Erinnerung wirklich zurück?«

Angesichts der Lage neigte Wickwrackrum dazu, aufrichtig zu sein. »Wie du dir denken kannst: ein paar hundert Jahre. Der Rest sind Legenden, Erinnerungen an Dinge, die sich wahrscheinlich zugetragen haben, wo aber alle Einzelheiten vermengt und durcheinander sind.«

»Gut, ich bin nicht viel gereist, und ich bin ziemlich neu. Aber ich lese. Eine Menge. Nie ist so etwas wie das hier geschehen. Das Ding da unten ist gemacht worden. Es ist aus größerer Höhe gekommen, als ich in Zahlen ausdrücken kann. Hast du Aramstriquesa oder Astrolog Belelele gelesen? Weißt du, was das sein könnte?«

Wickwrackrum erkannte die Namen nicht. Doch er war wahrlich ein Pilger. Es gab Länder, so weit entfernt, dass niemand dort irgendeine Sprache sprach, die er kannte. In den Südmeeren hatte er Leute getroffen, die glaubten, es gäbe keine Welt jenseits ihrer Inseln, und die vor seinen Booten weggelaufen waren, als er an Land ging. Mehr noch, ein Teil von ihm war ein Insulaner gewesen und hatte diese Landung beobachtet.

Er reckte einen Kopf ins Freie und schaute wieder auf den herabgefallenen Stern, den Besucher von weiter weg, als er jemals gewesen war…, und er fragte sich, wo diese Pilgerfahrt wohl enden mochte.

DREI

Es dauerte fünf Stunden, bis sich der Boden genügend abgekühlt hatte, dass Vati die Teleskopleiter hinablassen konnte. Er und Johanna kletterten vorsichtig hinunter, sprangen über die dampfende Erde, um auf verhältnismäßig unbeschädigtem Rasen stehen zu bleiben. Es würde lange dauern, bis sich dieser Boden vollständig abkühlte; die Antriebsgase der Düsen waren sehr ›sauber‹ und reagierten kaum mit normaler Materie — was nur bedeutete, dass sich ein Stück sehr heißer Felsgrund Tausende von Metern unter ihren Stiefeln in die Tiefe erstreckte.

Mutti saß an der Luke und beobachtete das Land vor ihnen. Sie hatte Vatis alte Pistole.

»Ist da was?«, rief Vati ihr zu.

»Nein. Und Jefri sieht nichts durch die Fenster.«

Vati ging um die Frachtkapsel und musterte die missbrauchten Andockstützen. Alle zehn Meter blieben sie stehen und stellten einen Schallprojektor auf. Das war Johannas Idee gewesen. Außer Vatis Pistole hatten sie eigentlich keine Waffen. Die Projektoren waren zufällig bei der Fracht gewesen, Zubehör aus der Krankenstation. Mit ein bisschen Programmieraufwand konnten sie wildes Kreischen, das ganze hörbare Spektrum rauf und runter von sich geben. Das mochte genügen, um die einheimischen Tiere zu verscheuchen. Johanna folgte ihrem Vater, den Blick auf die Landschaft gerichtet, und ihre Nervosität wich ehrfürchtigem Staunen. Es war alles so schön, so kühl. Sie standen auf einem weiten Feld inmitten von Bergkuppen. Nach Westen hin fielen die Berge zu Meerengen und Inseln ab. Im Norden endete der Boden abrupt am Rande eines breiten Tals, sie konnte Wasserfälle auf der anderen Seite sehen. Der Boden federte unter ihren Füßen. Ihr Landeplatz war in Tausende kleiner Buckel gefaltet, wie Wellen, auf einem starren Bild festgehalten. Schnee lag in schüchternen Fleckchen auf den höheren Bergen. Johanna blinzelte nach Norden, in die Sonne. Norden?

»Wie spät ist es, Vati?«

Olsndot lachte, während er weiter die Unterseite der Frachtkapsel betrachtete. »Nach Ortszeit Mitternacht.«