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Und nirgends sah er Schmetterlingsflügel oder Wesen mit großen, mitfühlenden Augen.

Er hörte einen leisen Überraschungsruf von der anderen Seite des Decks. Ravna stand nahe an einem Bildschirm, der den Blick durch eine von Grünmuschels Seitenkameras zeigte. »Was ist, Rav?«

»Skrodfahrer. Siehst du?« Sie zeigte in die Menge und vergrößerte einen Bildausschnitt. Einen Moment lang ragten die Bilder über ihr auf. Durch das Gewimmel hindurch erhaschte er einen Blick auf Skrodformen und graziöse Wedel. Abgesehen von Zierstreifen und Quasten sahen sie wirklich sehr vertraut aus.

»Ja, die haben hier eine kleine Kolonie.« Er öffnete den Kanal zu Grünmuschel und teilte ihr mit, was sie gesichtet hatten.

»Ich weiß. Wir haben sie… gerochen. Schade. Ich wünschte, wir hätten Zeit, sie anschließend zu besuchen. An fernen Orten Freunde zu finden — ist immer schön.« Sie half Blaustiel, die Trellise um ein rundes Aquarium herumzubugsieren. Direkt vor sich sahen sie Rihndells Leute. Sechs Hauerbeine saßen an der Wand rings um etwas, das vielleicht eine Testvorrichtung war.

Blaustiel und Grünmuschel schoben ihre Kugel geschäumten Kohlenstoffs in die Gruppe. Der mit dem Schnitzwerk beugte sich dicht an den Stapel heran, langte mit seinen winzigen Armen nach den Stücken und betastete sie vorsichtig. Stück für Stück wurden die Trellise ins Testgerät gelegt. Blaustiel ging nahe heran, um zuzuschauen, und Pham stellte das Hauptfenster auf den Blick durch seine Kameras ein. Zwanzig Sekunden vergingen. Rihndells Trisk-Dolmetscher sagte: »Erste sieben sind echt, ergeben ein verklammertes Septett.«

Erst da wurde Pham bewusst, dass er den Atem angehalten hatte. Auch die nächsten drei ›Septetts‹ bestanden den Test. Weitere sechzig Sekunden. Er warf einen Blick auf den Reparaturstatus des Schiffes. Die ADR hielt die Arbeiten für erledigt, abgesehen von der Abschlussbestätigung vom lokalen Netz. Noch ein paar Minuten, und wir können uns von hier verabschieden!

Doch es gibt immer Probleme. Sankt Rihndell mäkelte am zwölften und fünfzehnten Satz herum. Blaustiel diskutierte ausführlich und holte missmutig Ersatzstücke aus seinem Reservebeutel. Pham konnte nicht feststellen, ob der Skrodfahrer zu seinem Vergnügen debattierte oder ob er wirklich knapp an guten Ersatzstücken war.

Fünfundzwanzig Sätze für gut befunden.

»Wohin geht Grünmuschel?«, fragte Ravna.

»Was?« Pham schaltete auf Grünmuschels Kamera um. Sie war fünf Meter von Blaustiel entfernt und bewegte sich weiter fort. Er ließ die Kamera wild hin und her schwenken. Ein einheimischer Skrodfahrer befand sich zu ihrer Linken, und noch einer schwebte umgekehrt über ihr. Seine Wedel berührten die ihren in anscheinend freundlichem Gespräch. »Grünmuschel!« Es kam keine Antwort.

»Blaustiel! Was geht da vor sich?« Aber der Skrodfahrer war gestikulierend in einen Disput mit den Hauerbeinen vertieft. Ein weiterer Satz Trellise war durch ihre Prüfung gefallen. »Blaustiel!« Nach einer Weile erklang die Stimme des Fahrers über ihren Privatkanal. Er wirkte zerstreut, so wie oft, wenn er blockiert oder überfordert war. »Lassen Sie mich jetzt, Herr Pham. Ich besitze nur noch drei perfekte Ersatzstücke. Ich muss diese Burschen überzeugen, mit dem vorlieb zu nehmen, was sie schon haben.«

Ravna fiel ein: »Aber was ist mit Grünmuschel? Was geschieht mit ihr?« Die Kameras hatten einander aus dem Blickfeld verloren. Grünmuschel und ihre Begleiter kamen aus einer dichten Menge hervor und schwebten durch die Mitte des Platzes. Statt Rädern benutzten sie Gasdüsen. Jemand hatte es eilig.

Endlich erfasste Blaustiel den Ernst der Lage. Die Ansicht von seinem Skrod aus wechselte heftig, während er um Rihndells Leute herum hin und her rollte. Es gab ein Gerassel in der Fahrersprache, und dann erklang seine Stimme über den Innenkanal, klagend und verwirrt. »Sie ist weg. Sie ist weg. Ich muss… Ich muss…« Unvermittelt rollte er zurück zu den Hauerbeinen und nahm den Disput wieder auf, der eben unterbrochen worden war. Nach ein paar Sekunden ertönte seine Stimme über den Innenkanaclass="underline" »Was soll ich tun, Herr Pham? Ich bin hier noch nicht mit dem Verkauf fertig, aber meine Grünmuschel ist weggegangen.«

Oder entführt worden. »Bring den Verkauf unter Dach und Fach, Blaustiel. Mit Grünmuschel geht alles in Ordnung… ADR: Plan B.« Er langte nach einem Kopfhörer und stieß sich vom Pult weg.

Auch Ravna stand auf. »Wohin gehst du?«

Er grinste. »Nach draußen. Ich habe mir gedacht, dass Sankt Rihndell seinen Heiligenschein verlieren könnte, wenn es hart auf hart käme — und ich habe Pläne gemacht.« Sie folgte ihm, während er zur unteren Luke schwebte. »Pass auf. Ich möchte, dass du an Deck bleibst. Ich kann nur eine begrenzte Menge an Ausrüstung tragen, ich werde deine Koordination brauchen.«

»Aber…«

Er stürzte kopfüber durch die Luke und verpasste den Rest ihres Einwands. Sie folgte ihm nicht, doch eine Sekunde später ertönte ihre Stimme wieder in seinen Kopfhörern; das war die alte Ravna, die sich aus ihren anderen Problemen hervorkämpfte. »Gut, ich gebe dir Rückhalt — aber was können wir denn tun?«

Pham zog sich Hand über Hand den Gang entlang und kam dabei auf eine Geschwindigkeit, die einen Gummi von der Wand hätte zurückschnellen lassen. Vor ihm lag unerschütterlich die Wand der Frachtschleuse. Er tippte mit einer Hand sacht an die Wand und drehte sich im Fluge. Er drückte die Hände exakt gegen die Seitenwände, gerade stark genug, dass die träge Masse der Luke ihm nicht die Beine brach. In der Schleuse hatte das Schiff seinen Anzug schon in Betrieb gesetzt.

»Pham, du kannst nicht hinausgehen.« Offensichtlich beobachtete sie ihn durch die Schleusenkameras. »Dann erfahren sie, dass wir eine Menschenexpedition sind.«

Er hatte Kopf und Schultern schon im Oberteil des Anzugs. Er spürte, wie das Unterteil an ihm hochglitt und die Verschlüsse einschnappten. »Nicht unbedingt.« Und inzwischen ist es wahrscheinlich egal. »Hier gibt es eine Menge Kerle mit zwei Armen und zwei Beinen, und ich habe draußen etwas zur Tarnung angeklebt.« Er legte das Kinn in die Helmsteuerung und setzte die Anzeigen zurück. Der gepanzerte Skaphander war im Vergleich zu den Feldanzügen auf Relais sehr primitiv. Doch die Dschöng Ho hätte für diese Ausrüstung ein Sternenschiff gegeben. Ursprünglich hatte er das Ding gebaut, um Eindruck auf die Klauenwesen zu machen, aber jetzt wird es etwas eher erprobt.

Er schaltete mit dem Kinn die Außenansicht ein — was Ravna gerade sah: Seine Gestalt war reinschwarz, über zwei Meter groß. An der Oberseite der Hände befanden sich Schalenklauen, und jeder Rand seiner Gestalt war rasiermesserscharf und dornenbesetzt. Diese jüngst angefügten Zusätze sollten die Linien einer rein menschlichen Figur brechen und hoffentlich verteufelt bedrohlich aussehen.

Pham schloss die Schleuse und stieß sich ins Terraneum der Wurmköpfe. Wände von Schmutz umgaben ihn, vernebelt von der feuchten Luft und Insektenschwärmen.

Ravnas Stimme erklang in seinem Ohr: »Ich habe eine Anfrage auf unterer Ebene erhalten, wahrscheinlich automatisch: Warum ihr schickt dritten Unterhändler?«