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Sein Warnschuss war wie ein großer Finger gewesen, der zurück auf seinen Aufenthaltsort zeigte. In den nächsten fünfzehn Sekunden feuerten vier von den Angreifern nach der Stelle, wo Pham gewesen war. Dann herrschte Stille, darauf ein kaum hörbares Rascheln. Die fünf glaubten vielleicht, bei einem Versteckspiel leicht gewinnen zu können. Sie hatten noch nicht erfasst, wie gut er ausgerüstet war. Pham lächelte angesichts der Bilder, die seine Mücken lieferten. Er hatte jeden Einzelnen von ihnen im Blick, und Blaustiel auch.

Wenn es nur diese vier oder fünf waren, würde es kein Problem geben. Aber gewiss waren Verstärkungen oder zumindest Komplikationen zu erwarten. Die Wunde in der Decke hatte sich so weit abgekühlt, dass sie nicht mehr leuchtete, aber jetzt war da ein Loch, einen halben Meter im Durchmesser. Das Pfeifen von Wind klang von dorther, ein Geräusch, das Pham sogar in seiner Rüstung reflexartig mit Furcht erfüllte. Es konnte eine Weile dauern, ehe sich das Leck auf die Skrodfahrer auswirkte, aber ein Notfall war es trotzdem. Es würde Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Er starrte das Loch an. Hier unten erzeugte es einen Luftzug, aber ein paar Meter direkt unterhalb des Loches tobte ein Miniaturtornado von Staub und losem Kram, der hinauf und nach draußen wirbelte…

Und jenseits der durchsichtigen Hülle, im Weltraum:

Ein dunkles Loch und dann eine glitzernde Fontäne, wo das Zeug aus dem Schatten des Bogens ins Sonnenlicht schoss. Ihm kam ein hübscher Einfall.

Huch. Die fünf Skrodfahrer hatten ihn annähernd eingekreist. Jetzt kam einer in Sicht, erblickte ihn und schoss. Pham erwiderte das Feuer, und der andere explodierte in einer Wolke von überhitztem Wasser und verkohltem Fleisch. Sein unbeschädigter Skrod segelte über den Raum zwischen den Hügeln und zog panisches Feuer der anderen auf sich. Pham wechselte wieder die Stellung, in die Richtung, von der er wusste, dass sie am weitesten von seinen Feinden entfernt lag.

Noch ein paar Minuten Frieden. Er schaute hinauf zu der Kristallfontäne. Da war etwas… ja. Wenn Verstärkung kommen sollte, warum nicht für ihn? Er nahm die Fontäne ins Visier und schaltete seine Sprechverbindung in den Feuerschaltkreis der Waffe. Er war nahe daran zu sprechen, überlegte es sich dann… Lieber dafür etwas mit der Energie heruntergehen. Einzelheiten. Er zielte abermals, schoss Dauerfeuer und sagte: »Ravna, ich hoffe verdammt, du hast die Augen offen. Ich brauche Hilfe…« Und er schilderte kurz die verrückten Ereignisse der letzten zehn Minuten.

Diesmal leistete sein Strahl weniger als zehntausend Joule pro Sekunde, nicht genug, um in der Luft zu leuchten. Aber durch den Widerschein an der Fontäne außerhalb der Hülle müsste die Modulation Tausende von Kilometern weit zu sehen sein, insonderheit für die ADR auf der anderen Seite des Habitats.

Die Skrodfahrer kamen wieder näher. Verdammt. Er konnte diese Botschaft unmöglich automatisch wiederholen lassen, er brauchte den Sender für Wichtigeres. Pham flog von Tal zu Tal und manövrierte sich hinter den Skrodfahrer, der am weitesten von den anderen entfernt war. Einer gegen drei oder vier? Er verfügte über weit überlegene Feuerkraft und Information, aber ein einziges bisschen Pech, und er war tot. Er schwebte an sein nächstes Ziel heran. Leise, vorsichtig…

Eine Lichtwelle streifte seinen Arm, ließ die Rüstung hell aufleuchten. Weiße heiße Metalltropfen sprühten, während er sich aus der Schusslinie drehte. Er beschleunigte geradewegs über den Raum zwischen drei Hügelchen und feuerte auf den Skrodfahrer dort. Lichter zuckten rings um ihn kreuz und quer, und dann war er wieder in Deckung. Sie waren schnell, fast als hätten sie automatische Zielsuchgeräte. Vielleicht hatten sie welche: ihre Skrods.

Dann traf ihn der Schmerz. Pham krümmte sich keuchend zusammen. Wenn das mit den Wunden vergleichbar war, an die er sich erinnerte, dann war der Arm bis auf den Knochen verkohlt. Tränen traten ihm in die Augen, und in einer von Übelkeit erfüllten Ohnmacht schwand das Bewusstsein. Er kam wieder zu sich. Es konnte nicht länger als ein, zwei Sekunden gedauert haben — sonst wäre er nie wieder erwacht. Die anderen waren jetzt viel näher, doch der, auf den er geschossen hatte, war nur noch ein glühender Krater und ein wirrer Haufen Skrod-Bruchstücke. Die Automatik seines Anzugs brachte die beschädigte Stelle der Rüstung dicht an seine Seite. Er fühlte die Kühle örtlicher Betäubung, und der Schmerz ebbte ab. Pham bewegte sich langsam um den Hügel und versuchte, allen seinen drei Gegnern gleichzeitig außer Sicht zu bleiben. Sie hatten seine Mücken entdeckt; alle paar Minuten brach ein Lichtblitz aus, oder eine Hügelkuppe verwandelte sich in glühende Schlacke. Sie schossen mit Kanonen auf Spatzen, aber die Mücken kamen um… und er verlor allmählich seinen größten Vorteil.

Wo ist Blattstiel? Pham ging die Bilder von seinen verbliebenen Mücken durch, dann die eigenen Kameraansichten. Der Kerl war wieder in der Luft, hoch über dem Schlachtfeld — unbehelligt von den anderen Fahrern. Er meldet alles, was ich tue. Pham wälzte sich herum und richtete ungelenk seine Waffe auf die winzige Gestalt. Er zögerte. Du wirst weich, Nuwen. Blaustiel beschleunigte unvermittelt nach unten, das Frachttuch hinter sich gebläht. Offensichtlich benutzte er die volle Kraft seiner Gasdüsen. Vor dem Hintergrundlärm von kochendem Metall und dem Donnern der Blasterstrahlen war sein Fall völlig lautlos. Er steuerte direkt auf den Nächsten der Angreifer zu.

In dreißig Meter Höhe ließ der Skrodfahrer etwas Großes und Eckiges fallen. Die beiden Körper trennten sich, Blaustiel bremste und wich zur Seite. Er verschwand hinter den Hügeln. Gleichzeitig ertönte viel näher ein dumpfes Krachen von etwas Festem. Pham opferte seine vorletzte Mücke, um über den Hügel zu spähen. Er erhaschte einen Blick auf einen Skrod und Wedel, die rings um einen zerquetschten Stiel lagen. Es gab einen Lichtblitz, und die Mücke war erledigt.

Nur noch zwei Angreifer waren übrig. Einer davon war Grünmuschel.

Zehn Sekunden lang wurde nicht mehr geschossen. Doch die Stille war nicht vollkommen. Das verklumpte, glühende Metall an seinem Arm knackte und knisterte, während es sich abkühlte.

Hoch oben klang das Sausen der aus der Hülle entweichenden Luft. Windstöße wisperten in Bodennähe und machten es unmöglich, die Position beizubehalten, ohne ständig kurz die Düsen arbeiten zu lassen. Er hielt inne und ließ sich von der Strömung still aus seinem kleinen Tal tragen. Da. Ein gespenstisches Zischen, das nicht von ihm selbst stammte. Wieder. Die beiden näherten sich ihm aus verschiedenen Richtungen. Sie kannten vielleicht nicht seine exakte Position, konnten aber offensichtlich ihre eigene miteinander abstimmen.

Der Schmerz kam und ging, und ebenso das Bewusstsein. Kurze Schübe von Schmerz und Dunkelheit. Er wagte es nicht, noch mehr Betäubungsmittel zu verwenden. Pham sah Wedelspitzen über den nächsten Hügel lugen. Er hielt inne und beobachtete die Wedel. Wahrscheinlich besaßen die Wedel gerade genug Sichtflächen, um Bewegungen wahrzunehmen… Zwei Sekunden vergingen. Phams letzte Mücke zeigte, wie der andere Angreifer geräuschlos von der Seite herbeischwebte. Jede Sekunde würden die beiden jetzt hervorspringen. In diesem Augenblick hätte Pham alles für eine bewaffnete Mücke gegeben. Bei all seiner dummen Bastelei war er dazu nie gekommen. Hilft nichts. Er wartete auf einen Moment klaren Bewusstseins, lange genug, um sich über den Feind zu katapultieren und zu schießen.

Wedel rasselten, machten sich laut bemerkbar. Phams Mücke sichtete Blaustiel, wie er hundert Meter entfernt hinter Lattenwänden rollte. Der Skrodfahrer huschte von einer Deckung zur anderen, aber immer näher an Grünmuschel heran. Und das Gerassel? War es eine flehentliche Bitte? Sogar nach fünf Monaten in Gesellschaft der Fahrer hatte Pham nur eine ganz vage Ahnung von ihrer Rasselsprache. Grünmuschel — die Grünmuschel, die immer die Schüchterne von beiden gewesen war, die zwanghaft ehrliche — erwiderte das Rasseln nicht. Sie schwenkte ihren Strahler herum und bestrich die Latten mit Feuer. Der dritte Skrodfahrer tauchte gerade weit entfernt genug auf, um auf die Latten zu schießen. Sein Schusswinkel wäre gerade richtig gewesen, um Blaustiel an Ort und Stelle zu rösten — wenn ihn nicht seine Bewegung direkt vor Phams Waffe geführt hätte.