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Als Sam in sein Büro zurückkehrte, winkte Lucille ihm mit einem Bündel Nachrichten. »Die wichtigsten liegen obenauf«, sagte sie. »Sie werden dringend -«

»Später. Verbinden Sie mich mit William Hunt von der International Broadcasting Company.«

Zwei Minuten später sprach Sam mit dem Leiter der IBC. Sam kannte Hunt seit Jahren, wenn auch nur flüchtig, und mochte ihn. Hunt hatte als hochbegabter junger Justitiar angefangen und sich zur Spitze der Hierarchie hinaufgearbeitet. Sie hatten selten Geschäfte miteinander, weil Sam nicht direkt etwas mit dem Fernsehen zu tun hatte. Jetzt wünschte er, er hätte sich die Zeit genommen, die Freundschaft mit Hunt zu pflegen. Als Hunt sich am Apparat meldete, zwang Sam sich, locker und ungezwungen zu klingen. »Morgen, Bill.«

»Was für eine nette Überraschung«, sagte Hunt. »Es ist lange her, Sam.«

»Viel zu lange. Das ist ja der Ärger in diesem Geschäft, Bill. Man hat nie Zeit für die Leute, die man mag.«

»Sehr wahr.«

Sam versuchte, einen beiläufigen Ton anzuschlagen: »Übrigens, haben Sie zufällig diesen blöden Artikel in Peek gelesen?«

»Natürlich«, sagte Hunt ruhig. »Deswegen streichen wir die Show aus dem Programm, Sam.« Es klang endgültig.

»Bill«, sagte Sam, »was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erklärte, dass Jack Nolan das Opfer einer Intrige geworden ist?«

Von der anderen Seite der Leitung ertönte ein Lachen. »Ich würde sagen, Sie sollten sich überlegen, ob Sie nicht Schriftsteller werden wollen.«

»Im Ernst«, sagte Sam aufrichtig. »Ich kenne Jack Nolan. Er ist so normal wie wir beide. Das Foto ist auf einem Kostümfest aufgenommen worden. Seine Freundin hatte Geburtstag, und er hat aus Jux ihr Kleid angezogen.« Sam fühlte, wie die Innenflächen seiner Hände feucht wurden.

»Ich kann nicht -«

»Ich werde Ihnen sagen, wieviel Vertrauen ich in Jack setze«, sagte Sam ins Telefon. »Ich habe ihm gerade die Hauptrolle in Laredo, unserem großen Western im nächsten Jahr, angeboten.«

Es trat eine Pause ein. »Ist das Ihr Ernst, Sam?«

»Worauf Sie sich verdammt verlassen können. Es ist ein Drei-Millionen-Dollar-Film. Wenn sich herausstellen sollte, dass Jack Nolan schwul ist, würde er von der Leinwand weggelacht werden. Die Vorführer würden den Film nicht anrühren. Würde ich ein solches Risiko eingehen, wenn ich nicht wüsste, was ich sage?«

»Nun ja…« Bill Hunts Stimme klang zögernd.

»Kommen Sie, Bill, Sie werden doch ein lausiges Klatschblatt wie Peek die Karriere eines guten Mannes nicht zerstören lassen. Ihnen gefällt doch die Show, oder?«

»Sehr. Es ist eine verdammt gute Show. Aber die Geldgeber -«

»Es ist Ihre Fernsehgesellschaft. Sie haben mehr Geldgeber als Sendezeit. Wir haben Ihnen einen Hit gegeben, und wir sollten einen Erfolg nicht aufs Spiel setzen.«

»Nun…«

»Hat Mel Foss schon mit Ihnen über die Pläne gesprochen, die er mit den >Raiders< für die nächste Saison hat?«

»Nein…«

»Wahrscheinlich wollte er Sie überraschen«, sagte Sam. »Warten Sie, bis Sie erfahren, was er vorhat! Gaststars, berühmte Western-Autoren, Aufnahmen vor Ort – großartig! Wenn die >Raiders< nicht raketengleich Nummer eins werden, habe ich keine Ahnung vom Geschäft.«

Nach kurzem Zögern meinte Bill Hunt: »Sagen Sie Mel, er soll mich anrufen. Vielleicht haben wir alle ein wenig überstürzt reagiert.«

»Er wird Sie anrufen«, versprach Sam.

»Und, Sam – Sie verstehen meine Lage. Ich wollte niemanden kränken.«

»Natürlich nicht«, sagte Sam großzügig. »Dafür kenne ich Sie zu gut, Bill. Deshalb war ich auch der Meinung, Sie hätten ein Anrecht darauf, die Wahrheit zu erfahren.«

»Ich weiß das zu schätzen.«

»Wie war's mit einem Lunch in der nächsten Woche?«

»Mit dem größten Vergnügen. Ich rufe Sie Montag an.«

Sie verabschiedeten sich und legten auf. Sam saß erschöpft da. Jack Nolan war so schwul wie nur irgendeiner. Und Sams ganze Zukunft hing von solchen Verrückten ab. Ein Studio zu leiten war, als ob man in einem Schneegestöber auf einem Drahtseil über die Niagarafälle balancierte. Jeder, der diesen Job annimmt, muss verrückt sein, dachte Sam. Er hob den Hörer seines Privattelefons und wählte. Wenig später sprach er mit Mel Foss.

»Die >Raiders< bleiben im Programm«, sagte Sam.

»Was?« Foss klang verblüfft und ungläubig.

»Jawohl. Ich möchte, dass Sie mit Jack Nolan Klartext reden. Sagen Sie ihm, wenn er je wieder aus der Reihe tanzt, werde ich ihn persönlich aus der Stadt und zurück nach Fire Island jagen! Und ich meine es ernst. Wenn er den Drang hat, etwas zu lutschen, sagen Sie ihm, er solle es mal mit einer Banane versuchen!«

Sam knallte den Hörer auf die Gabel. Er lehnte sich im Sessel zurück und überlegte. Er hatte vergessen, Foss über die Änderung zu informieren, die er Bill Hunt aus dem Stegreif genannt hatte. Und er würde jemanden finden müssen, der ihm ein Drehbuch für einen Western namens Laredo lieferte.

Die Tür sprang auf, und Lucille stand mit aschfahlem Gesicht da.

»Jemand hat Atelier zehn in Brand gesteckt.«

8.

Toby Temple hatte ein halbes Dutzendmal versucht, Sam Winters zu erreichen, aber er kam nie weiter als bis zu diesem Luder von einer Sekretärin, so dass er es schließlich aufgab. Er machte weiter seine Runden durch die Nachtklubs und Studios, jedoch ohne Erfolg. Im darauf folgenden Jahr nahm er alle möglichen Jobs an, um sich durchzubringen. Er verkaufte Immobilien, Versicherungen und Herrenartikel, und dazwischen trat er in Bars und obskuren Nachtklubs auf. Aber durch die Tore eines Studios kam er nicht.

»Du fängst das falsch an«, sagte ein Freund zu ihm. »Du musst sie zu dir kommen lassen.«

»Und wie mache ich das?« fragte Toby zynisch.

»Indem du in die Actors West eintrittst.«

»Eine Schauspielschule?«

»Es ist mehr als das. Sie bringen Stücke heraus, und jedes Studio in der Stadt holt sich Leute von dort.«

Actors West hatte einen professionellen Anstrich. Toby merkte das, sowie er durch die Tür trat. An der Wand hingen Bilder ehemaliger Schüler. Toby erkannte in vielen von ihnen erfolgreiche Schauspieler.

Die blonde Vorzimmerdame hinter dem Schreibtisch fragte: »Sie wünschen, bitte?«

»Ich möchte einen Aufnahmeantrag stellen.«

»Haben Sie Bühnenerfahrung?« fragte sie.

»Nun, nein«, sagte Toby. »Aber ich -«

Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Mrs. Tanner empfängt niemanden, der keine Berufserfahrung hat.«

Toby starrte sie einen Augenblick an. »Soll das ein Scherz sein?«

»Nein. Das ist bei uns Voraussetzung. Sie empfängt niemanden -«

»Davon rede ich nicht«, sagte Toby. »Ich meine – Sie wissen wirklich nicht, wer ich bin?«

Die Blondine sah ihn an und erwiderte: »Nein.«

Toby stieß langsam den Atem aus. »Mein Gott«, sagte er. »Leland

Hayward hatte recht. Wenn man in England arbeitet, weiß Hollywood noch nicht einmal, dass man existiert.« Er lächelte und fügte entschuldigend hinzu: »Ich habe mir einen Scherz erlaubt. Ich nahm an, Sie kennen mich.«

Jetzt war die Vorzimmerdame verwirrt, wusste nicht, was sie glauben sollte. »Sie sind also schon aufgetreten?«

Toby lachte. »Das kann man wohl sagen.«

Die Blondine nahm ein Formular. »Welche Rollen haben Sie gespielt und wo?«

»Hier keine«, antwortete Toby schnell. »Ich war in den letzten beiden Jahren in England, habe an Repertoirebühnen gespielt.«

Die Blondine nickte. »Ach so. Nun, ich werde mit Mrs. Tanner sprechen.«

Die Blondine verschwand im Nebenraum und kehrte ein paar Minuten später wieder zurück. »Mrs. Tanner läßt bitten. Viel Glück.«