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Während sie auf das Aufgehen des Vorhangs warteten, machte Karen ihn aufgeregt auf die Kritiker von der Los Angeles Times und vom He-rald-Expreß und auf die Talentsucher von Twentieth Century-Fox, MGM und Warner Brothers aufmerksam. Das brachte Toby in Wut. Die waren hier, um die Schauspieler auf der Bühne zu sehen, während er im Publikum saß wie eine Attrappe. Er fühlte den fast unbezwingbaren Drang, aufzustehen und aus seinem Repertoire vorzutragen, sie zu blenden, ihnen zu zeigen, wie wirkliche Begabung aussah.

Dem Publikum gefiel das Stück, aber Toby konnte an nichts anderes denken als an die Talentsucher, die unmittelbar neben ihm saßen, die Männer, die seine Zukunft in der Hand hielten. Nun, wenn Actors West der Köder war, sie ihm zuzuführen, würde Toby ihn benutzen; aber er hatte nicht die Absicht, sechs Monate, ja nicht einmal sechs Wochen zu warten.

Am nächsten Morgen ging Toby in Alice Tanners Büro.

»Wie hat Ihnen das Stück gefallen?« fragte sie.

»Es war wunderbar«, antwortete Toby. »Diese Schauspieler sind wirklich großartig.« Er setzte ein zerknirschtes Lächeln auf. »Ich verstehe jetzt, was Sie meinen, wenn Sie sagen, ich sei noch nicht soweit.«

»Die haben mehr Erfahrung als Sie, das ist alles, aber Sie haben eine einzigartige Ausstrahlung. Sie werden es schaffen. Nur Geduld.«

Er seufzte. »Ich weiß nicht, vielleicht hau' ich lieber ab, vergesse alles und gehe als Versicherungsagent oder so was.«

Sie sah ihn überrascht an. »Das dürfen Sie nicht«, sagte sie.

Toby schüttelte den Kopf. »Nachdem ich diese Profis gestern abend gesehen habe, glaube ich nicht, dass – dass ich das Zeug dazu habe.«

»Aber natürlich haben Sie's, Toby. So dürfen Sie nicht reden.«

In ihrer Stimme lag der Ton, auf den er gewartet hatte. Jetzt war sie nicht mehr eine Lehrerin, die mit einem Schüler sprach, sie war eine Frau, die zu einem Mann sprach, ihn ermutigte, sich um ihn sorgte. Toby spürte einen Kitzel der Befriedigung.

Er zuckte hilflos die Schultern. »Ich weiß es nicht mehr. Ich bin ganz allein in dieser Stadt. Ich habe niemanden, mit dem ich reden kann.«

»Sie können immer mit mir reden, Toby. Ich möchte gern eine Freundin für Sie sein.«

Er konnte hören, wie sich eine Art sexuelle Heiserkeit in ihre Stimme schlich. Tobys blaue Augen verhießen alle Wunder der Welt, als er sie anstarrte. Sie beobachtete ihn, wie er zur Bürotür ging und sie abschloss. Er kehrte zu ihr zurück, fiel auf die Knie, begrub den Kopf in ihrem Schoß, und als ihre Finger sein Haar berührten, hob er langsam ihren Rock und enthüllte den armen, in die grausame Stahlstrebe gezwängten Schenkel. Er nahm sanft die Strebe ab, küsste zart die roten, von den Stahlschienen verursachten Flecke. Langsam löste er ihren Strumpfhalter, sprach die ganze Zeit davon, wie sehr er sie liebe und brauche, und küsste sie hinauf bis zu den feuchten, vor ihm entblößten Lippen. Er trug sie auf die tiefe Ledercouch und liebte sie.

An diesem Abend zog Toby zu Alice Tanner.

In jener Nacht entdeckte Toby, dass Alice Tanner eine bedauernswerte, einsame Frau war, die verzweifelt jemanden suchte, mit dem sie sprechen, den sie lieben konnte. Sie war in Boston geboren. Ihr Vater war ein reicher Fabrikant, der ihr ein großzügiges Taschengeld gegeben, sich im übrigen aber nicht um sie gekümmert hatte. Alice war vom Theater besessen und hatte sich zur Schauspielerin ausbilden lassen, aber im College war sie an Kinderlähmung erkrankt, und das hatte ihrem Traum ein Ende gemacht. Sie erzählte Toby, wie sich ihr Leben danach von Grund auf geändert hatte. Der Junge, mit dem sie verlobt war, hatte sie sitzenlassen, als er die Nachricht bekam. Alice war von zu Hause weggelaufen und hatte einen Psychiater geheiratet, der sechs Monate später Selbstmord beging. Es war, als ob sich alle Gefühle in ihr aufgestaut hätten. Jetzt brachen sie mit elementarer Gewalt hervor und ließen sie erschöpft, ruhig und wundervoll zufrieden zurück.

Toby liebte Alice, bis sie vor Ekstase beinahe bewusstlos wurde. Er füllte sie mit seinem riesigen Penis und bewegte langsam kreisend seine Hüften, bis er jeden Teil ihres Körpers zu berühren schien. Sie stöhnte: »O Liebling, ich liebe dich so sehr. O Gott, wie ich das liebe!« Aber was die Schule anlangte, merkte Toby, dass er keinen Einfluss auf Alice hatte. Er sprach mit ihr über eine Rolle in der nächsten Schaukastenaufführung. Er wollte den Besetzungschefs vorgestellt werden, sie sollte bei allen wichtigen Studioleuten ein Wort für ihn einlegen, aber sie blieb fest. »Du kannst dir nur schaden, wenn du es übereilst, Liebling. Regel Nummer eins: Der erste Eindruck ist der wichtigste.

Wenn man dich nicht gleich beim erstenmal mag, kommt man kein zweites Mal, um dich zu sehen. Du musst perfekt sein.«

Mit diesen Worten wurde sie augenblicklich zu seinem Feind. Sie war gegen ihn. Toby schluckte seine Wut hinunter und zwang sich, sie anzulächeln. »Klar. Ich bin bloß ungeduldig. Ich möchte nicht nur für mich, sondern auch für dich Erfolg haben.«

»Wirklich! O Toby, ich liebe dich so sehr!«

»Ich liebe dich auch, Alice.« Und er blickte lächelnd in ihre hingebungsvollen Augen. Er wusste, dass er dieses Luder, das ihm im Wege stand, überlisten musste. Er hasste sie und strafte sie dafür.

Wenn sie sich liebten, zwang er sie, Dinge zu tun, die sie nie zuvor getan hatte, Dinge, die er nicht einmal von einer Hure verlangt hätte; er gebrauchte ihren Mund, ihre Finger und ihre Zunge. Er trieb sie immer weiter und zwang sie zu einer Reihe von Demütigungen. Und jedesmal, wenn er sie zwang, etwas noch Entwürdigenderes zu tun, lobte er sie, so wie man einen Hund lobt, der einen neuen Trick gelernt hat, und sie war glücklich, weil sie ihn zufriedengestellt hatte. Und je mehr er sie demütigte, um so gedemütigter kam er sich selber vor. Er strafte sich und hatte nicht die geringste Ahnung, wofür.

Toby hatte einen Plan, und die Gelegenheit, ihn zu verwirklichen, kam schneller, als er zu hoffen gewagt hatte. Alice Tanner kündigte an, dass die Werkstattgruppe am kommenden Freitag eine Privataufführung für die fortgeschrittenen Klassen und deren Gäste veranstalten würde. Jeder Student konnte die Art seiner Darbietung selbst wählen. Toby bereitete einen Monolog vor und probte ihn immer wieder.

Am Morgen des Aufführungstages wartete Toby, bis der Kurs vorüber war, und ging dann zu Karen, der dicklichen Schauspielerin, die während des Stückes neben ihm gesessen hatte. »Würdest du mir einen Gefallen tun?« fragte er beiläufig.

»Klar, Toby.« Ihre Stimme klang überrascht und eifrig.

Toby trat zurück, um ihrem Atem auszuweichen. »Ich will einen alten Freund von mir verulken. Würdest du die Sekretärin von Clifton Lawrence anrufen und ihr sagen, du seiest Sam Goldwyns Sekretärin und Mr. Gold-wyn bäte darum, dass Mr. Lawrence heute abend zur Aufführung käme, um einen fabelhaften neuen Komiker zu sehen? Eine Karte liege für ihn an der Kasse bereit.«

Karen starrte ihn an. »Jesus, die Tanner würde mir den Kopf abreißen. Du weißt doch, dass sie bei Werkstattaufführungen keine Fremden duldet.«

»Das geht schon in Ordnung.« Er drückte ihren Arm. »Hast du heute nachmittag etwas vor?«

Sie schluckte. »Nein – nicht, wenn du einen Vorschlag hast.«

»Ich habe einen.«

Drei Stunden später führte eine verzückte Karen das Telefongespräch.

Der Zuschauerraum war mit Schauspielern aus den verschiedenen Kursen und ihren Gästen besetzt, aber die einzige Person, für die Toby Augen hatte, war der Mann, der am Ende der dritten Reihe saß. Toby hatte Ängste ausgestanden, dass sein Trick nicht funktionieren könnte. Sicherlich würde ein so kluger Mann wie Clifton Lawrence das Manöver durchschauen. Aber er hatte es nicht durchschaut. Er war da.

Auf der Bühne wurde gerade eine Szene aus der Möwe gespielt. Toby hoffte, dass die beiden Darsteller Clifton Lawrence nicht aus dem Theater treiben würden. Endlich war die Szene zu Ende. Die Schauspieler verbeugten sich und verließen die Bühne.