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Nun war Toby an der Reihe. Plötzlich erschien Alice neben ihm in den Kulissen und flüsterte: »Viel Glück, Liebling«, nicht ahnend, dass sein Glück im Publikum saß.

»Danke, Alice.« Mit einem stillen Stoßgebet straffte Toby die Schultern, sprang auf die Bühne und lächelte das Publikum jungenhaft an. »Hallo allerseits! Ich bin Toby Temple. Haben Sie eigentlich schon mal über Ihren Namen nachgedacht und darüber, warum Ihre Eltern gerade ihn ausgesucht haben? Es ist schon verrückt. Ich habe meine Mutter mal gefragt, warum sie mich Toby genannt hat. Sie hat geantwortet, sie habe mich angesehen, und das habe genügt.«

Seine Miene war es, die sie zum Lachen brachte. Toby wirkte so unschuldig und versonnen, wie er da oben auf der Bühne stand, dass sie

ihn in ihr Herz schlössen. Die Witze, die er riss, waren schauderhaft, aber das spielte keine Rolle. Er war so verletzlich, dass sie den Wunsch hatten, ihn zu beschützen, und sie taten das mit ihrem Beifall und ihrem Gelächter. Eine Woge der Zuneigung schlug Toby entgegen und erfüllte ihn mit einer fast unerträglichen Heiterkeit. Er war Edward G. Robinson und Jimmy Cagney, und Cagney sagte: »Du dreckige Ratte! Wem, glaubst du, gibst du Befehle?«

Robinson: »Dir, du Quatschkopf. Ich bin Cäsar der Kleine. Ich bin der Chef. Du bist nichts. Weißt du, was das heißt?«

»Klar, du dreckige Ratte. Du bist der Chef von Nichts.«

Schallendes Gelächter. Das Publikum war hingerissen.

Toby gab ihnen seinen Peter Lorre: »Ich sah das kleine Mädchen in ihrem Zimmer damit spielen, und es erregte mich. Ich weiß nicht, was über mich kam. Ich konnte nicht anders. Ich schlich mich in ihr Zimmer und zog die Schnur immer enger und enger – und machte ihr Yo-Yo kaputt.«

Riesengelächter.

Dann ging er zu Laurel und Hardy über. Plötzlich bemerkte er eine Bewegung im Publikum. Er blickte auf. Clifton Lawrence verließ den Zuschauerraum.

Den Rest des Abends nahm Toby nur noch verschwommen wahr.

Als die Veranstaltung vorüber war, ging Alice Tanner auf Toby zu. »Du warst wunderbar, Liebling! Ich…«

Er konnte es nicht ertragen, sie anzusehen, sich von irgend jemandem ansehen zu lassen. Er wollte mit seinem Elend allein sein, wollte versuchen, mit dem Schmerz fertig zu werden, der ihn zerriss. Eine Welt war für ihn zusammengebrochen. Er hatte seine Chance gehabt, und er hatte versagt. Clifton Lawrence hatte ihn stehenlassen, hatte noch nicht einmal das Ende seines Auftritts abgewartet. Clifton Lawrence war ein Mann, der sich auf Begabungen verstand, ein Mann vom Fach, der sich nur mit der Elite abgab. Wenn Lawrence nicht glaubte, dass etwas in Toby steckte… Ihm wurde übel.

»Ich mache einen Spaziergang«, sagte er zu Alice.

Er ging die Vine Street und Gower hinunter, bei der Columbia Film und RKO und Paramount vorbei. Alle Tore waren verschlossen. Er ging über den Hollywood Boulevard und blickte zu dem riesigen Schild hinauf, das höhnisch verkündete: »HOLLYWOODLAND«. Es gab kein Hollywoodland. Es war ein Wahn, ein falscher Traum, der Tausenden von sonst normalen Menschen die fixe Idee eingab, ein Star werden zu wollen. Das Wort Hollywood war wie ein Magnet, eine Falle, die die Menschen mit wunderbaren Versprechungen anlockte, um sie dann zu vernichten.

Toby lief die ganze Nacht durch die Straßen und fragte sich, was er nun mit seinem Leben anfangen sollte. Sein Glaube an sich selbst war zerstört worden, er fühlte sich wurzellos und wusste weder aus noch ein. Er hatte sich nie vorstellen können, etwas anderes zu tun, als die Menschen zu unterhalten, und wenn er das nicht konnte, blieben ihm nur noch langweilige, eintönige Jobs übrig, wo er den Rest seines Lebens, wie in einen Käfig eingesperrt, verbringen würde. Mr. Anonym.

Niemand würde je wissen, wer er war. Er dachte an die langen, trostlosen Jahre, die bittere Einsamkeit von tausend namenlosen Städten, an die Menschen, die ihm Beifall gespendet und über ihn gelacht und ihn geliebt hatten. Toby weinte. Er weinte um das Vergangene und das Zukünftige. Er weinte, weil er tot war.

Der Morgen dämmerte bereits, als Toby in den weißen Bungalow zurückkehrte, den er mit Alice teilte. Er ging ins Schlafzimmer und blickte auf die schlafende Gestalt hinunter. Er hatte geglaubt, dass sie das Se-sam-öffne-dich des Wunderkönigreichs sein würde. Doch nicht für ihn. Er würde gehen. Er hatte keine Ahnung, wohin. Er war fast siebenundzwanzig und hatte keine Zukunft.

Er legte sich erschöpft auf die Couch. Er schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche der erwachenden Stadt. Die Morgengeräusche von Städten sind alle gleich, und er dachte an Detroit. An seine Mutter. Sie stand in der Küche und buk Apfelkuchen für ihn. Er konnte ihren wundervollen moschusähnlichen weiblichen Geruch, vermischt mit dem Duft von in Butter schmorenden Äpfeln riechen, und sie sagte: »Gott will, dass du berühmt wirst.«

Er stand allein auf einer riesigen Bühne, von Scheinwerfern geblendet, und versuchte, sich an seinen Text zu erinnern. Toby konnte die Zuschauer sehen, wie sie ihre Plätze verließen und auf die Bühne stürmten, um ihn anzugreifen, ihn zu töten. Ihre Liebe war in Hass umgeschlagen. Sie umringten ihn, packten ihn und intonierten: »Toby! Toby! Toby!«

Toby fuhr hoch, sein Mund war wie ausgetrocknet vor Angst. Alice Tanner stand über ihn gebeugt und schüttelte ihn.

»Toby! Telefon. Clifton Lawrence.«

Clifton Lawrences Büro befand sich in einem kleinen Gebäude am Beverly Drive, südlich von Wilshire. Bilder französischer Impressionisten hingen an den getäfelten Wänden, und vor dem dunkelgrünen Marmorkamin waren ein Sofa und einige antike Sessel um einen erlesenen Teetisch gruppiert. Toby hatte noch nie etwas Ähnliches gesehen.

Eine hübsche rothaarige Sekretärin schenkte Tee ein. »Wie möchten Sie Ihren Tee, Mr. Temple?« Mr. Temple! »Mit einem Stück Zucker.« »Bitte sehr.« Ein sanftes Lächeln, und sie verschwand.

Toby wusste nicht, dass der Tee eine von Fortnum und Mason bezogene Spezialmischung war, auch nicht, dass er mit Irish Baleek parfümiert war, aber er wusste, dass er wunderbar schmeckte. Alles in diesem Büro war wunderbar, besonders der elegante kleine Mann, der in einem Lehnsessel saß und ihn musterte. Clifton Lawrence war kleiner, als Toby erwartet hatte, aber er vermittelte den Eindruck von Autorität und Macht.

»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie mich empfangen«, sagte Toby. »Es tut mir leid, dass ich Sie mit einer Täuschung in -«

Clifton Lawrence warf den Kopf zurück und lachte. »Täuschen, mich? Ich habe gestern mit Goldwyn zu Mittag gegessen und bin abends nur gekommen, weil ich sehen wollte, ob Ihre Begabung Ihrer Frechheit gleichkommt. Das ist der Fall.«

»Aber Sie sind gegangen!« rief Toby aus.

»Mein lieber Junge, man braucht nicht die ganze Dose Kaviar zu essen, um zu wissen, dass er gut ist, stimmt's? Ich wusste nach sechzig Sekunden, was in Ihnen steckt.«

Toby spürte, wie das Gefühl der Euphorie sich wieder einstellte. Nach der düsteren Verzweiflung der vergangenen Nacht in die höchsten Höhen gehoben zu werden, sein Leben neu beginnen zu dürfen -.

»Ich setze große Hoffnungen in Sie, Temple«, sagte Clifton Lawrence. »Es reizt mich, Ihre Karriere aufzubauen. Ich habe beschlossen, als Agent für Sie tätig zu werden.«

Das Gefühl übermäßiger Freude drohte Toby fast zu zerreißen. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte laut geschrieen. Clifton Lawrence würde sein Agent sein!

»… mich unter einer Bedingung mit Ihnen beschäftigen«, sagte Clifton Lawrence. »Dass Sie genau tun, was ich Ihnen sage. Ich dulde keine Launen. Wenn Sie nur einmal aus dem Tritt kommen, ist Schluss. Verstanden?«

Toby nickte schnell. »Ja, Sir. Ich habe verstanden.«