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»Dazu gehört, dass Sie sich selbst gegenüber ganz ehrlich sind.« Er lächelte Toby an und sagte: »Ihre Nummer ist grauenvoll. Allerunterste Schublade.«

Es traf Toby wie ein Schlag in die Magengrube. Clifton Lawrence hatte ihn herzitiert, um ihn für diesen dämlichen Telefonanruf zu bestrafen; er würde ihn nicht annehmen.

Der kleine Agent aber fuhr fort: »Die Aufführung gestern abend war eine Veranstaltung von Amateuren, und genau das sind Sie – ein Amateur.« Clifton Lawrence stand auf und lief hin und her. »Ich werde Ihnen sagen, was in Ihnen steckt, und ich werde Ihnen auch sagen, was Sie brauchen, um ein Star zu werden.«

Toby saß stumm da.

»Fangen wir bei Ihren Witzen an«, sagte Clifton. »Die können Sie getrost vergessen.«

»Nun ja, manche sind vielleicht ein wenig abgedroschen, aber -«

»Als nächstes: Sie haben keinen Stil.«

Toby ballte innerlich die Fäuste. »Das Publikum schien -«

»Als nächstes: Sie können sich nicht bewegen.«

Toby nahm es schweigend zur Kenntnis.

Der kleine Agent trat zu ihm, blickte auf ihn herunter und sagte, als könnte er Tobys Gedanken lesen: »Wenn Sie so schlecht sind, was tun Sie dann hier? Nun, Sie sind hier, weil Sie etwas haben, das man nicht mit Geld kaufen kann. Wenn Sie auf der Bühne stehen, möchte das Publikum Sie am liebsten auffressen. Die lieben Sie. Haben Sie eine Ahnung, wieviel das wert ist?«

Toby holte tief Atem und setzte sich zurück. »Sagen Sie's mir.«

»Mehr, als Sie sich je erträumen könnten. Mit dem richtigen Text und der richtiger1! Präsentation können Sie ein Star werden.«

Toby saß da und sonnte sich im Glanz dieser Worte, und es war, als hätte sein ganzes bisheriges Leben nur zu diesem einen Augenblick hingeführt, als wäre er bereits ein Star und als hätte sich alles erfüllt. Wie seine Mutter es vorhergesagt hatte.

»Der Schlüssel zum Erfolg eines Entertainers ist seine Persönlichkeit«, sagte Clifton Lawrence. »Man kann sie nicht kaufen, und man kann sie nicht vortäuschen. Man muss mit ihr geboren werden. Sie sind einer der Glücklichen, mein Lieber.« Er blickte auf die goldene Piaget-Uhr an seinem Handgelenk. »Ich habe für Sie für zwei Uhr eine Verabredung mit O'Hanlon und Rainger getroffen. Sie sind die besten Autoren in der Branche. Sie arbeiten für alle Spitzenkomiker.«

Toby sagte beunruhigt: »Ich fürchte, ich habe nicht genug Geld -«

Clifton Lawrence ging mit einer Handbewegung darüber hinweg. »Keine Sorge, mein Junge. Sie werden es mir später zurückzahlen.«

Lange, nachdem Toby Temple gegangen war, saß Clifton Lawrence da und überlegte, lächelte in sich hinein, wenn er an dieses großäugige Unschuldsgesicht und die vertrauensvollen, treuherzigen blauen Augen dachte. Es war schon viele Jahre her, dass Clifton sich für einen Unbekannten eingesetzt hatte. Alle seine Klienten waren bedeutende

Stars, und die Studios unternahmen die größten Anstrengungen, um sie für sich zu gewinnen. So etwas wie Spannung hatte es für ihn schon lange nicht mehr gegeben. Früher hatte es mehr Spaß gemacht, war es reizvoller gewesen. Es wäre eine erneute Herausforderung, sich dieses unerfahrenen Jungen anzunehmen, ihn zu fördern und ihn zu einem Superstar aufzubauen. Clifton hatte das Gefühl, dass er an dieser Erfahrung wirklich Freude haben würde. Er mochte den Jungen. Er mochte ihn tatsächlich sehr.

Das Treffen fand in den Twentieth-Century-Fox-Studios am Pico Boulevard in West Los Angeles statt, wo O'Hanlon und Rainger ihr Büro hatten. Toby hatte etwas Umwerfendes in der Art der Suite von Clifton Lawrence erwartet, aber die Räume der Autoren in einem kleinen Holzbungalow wirkten düster und schäbig.

Eine schlampige Sekretärin mittleren Alters in einer wollenen Strickjacke führte Toby in das Büro. Die schmutzig-grünen Wände wiesen als einzigen Schmuck eine zerlöcherte Zielscheibe und ein Schild »Planen Sie im voraus« auf. Eine kaputte Jalousie hielt nur zum Teil die Sonnenstrahlen ab, die auf einen abgetretenen, schmutzigen braunen Teppich fielen. Zwei verschrammte Schreibtische waren aneinandergeschoben und mit Papieren, Bleistiften und halbgeleerten Kaffeebechern bedeckt.

»Hallo, Toby«, begrüßte ihn O'Hanlon. »Entschuldigen Sie die Unordnung. Das Dienstmädchen hat heute seinen freien Tag. – Ich bin O'Hanlon.« Er zeigte auf seinen Partner. »Das ist – äh?«

»Rainger.«

»Ah ja. Das ist Rainger.«

O'Hanlon war groß und breit und trug eine Hornbrille. Rainger war klein und zart. Beide Männer waren Anfang Dreißig und seit zehn Jahren ein erfolgreiches Autoren-Team. Solange Toby mit ihnen arbeitete, nannte er sie »die Jungs«.

Toby sagte: »Wie ich höre, werdet ihr Burschen einige neue Witze für mich schreiben.«

O'Hanlon und Rainger wechselten einen Blick. Rainger sagte: »Cliff Lawrence meint, Sie könnten Amerikas neues Sex-Symbol werden. Wollen mal sehen, was Sie können. Haben Sie eine Nummer parat?«

»Klar«A erwiderte Toby. Ihm fielen Cliftons Bemerkungen ein, und plötzlich hatte er kein Selbstvertrauen mehr.

Die beiden Autoren setzten sich auf die Couch und verschränkten die Arme.

»Schießen Sie los«, sagte O'Hanlon.

Toby sah sie an. »Einfach so?«

»Was hätten Sie denn gern?« fragte Rainger. »Eine Ouvertüre von einem Sechzig-Mann-Orchester?« Er wandte sich an O'Hanlon. »Ruf die Musikabteilung an.«

Du Scheißkerl dachte Toby. Ihr steht auf meiner Abschussliste, alle beide. Er wusste, was sie vorhatten. Sie versuchten, ihn kleinzukriegen, damit sie zu Clifton Lawrence gehen und ihm sagen konnten: Wir können ihm nicht helfen. Er ist ein Langweiler. Nun, so leicht wollte er es ihnen nicht machen. Er setzte ein Lächeln auf, das nicht echt war, und stieg in sein Abbott-und-Costello-Repertoire ein. »He, Lou, schämst du dich nicht? Du entwickelst dich zu einem richtigen Schnorrer. Warum gehst du nicht und suchst dir einen Job?«

»Ich habe einen Job.«

»Was für einen?«

»Arbeitssuche.«

»Das nennst du einen Job?«

»Na klar. Er beschäftigt mich den ganzen Tag, ich habe eine geregelte Arbeitszeit und bin abends pünktlich zum Essen zu Hause.«

Die beiden prüften Toby, wogen ihn ab, analysierten ihn, und mitten in seiner Darbietung fingen sie an zu reden, als wäre er gar nicht im Zimmer.

»Er weiß nicht, wie er stehen soll.«

»Er rudert mit den Händen, als würde er Holz hacken. Wir könnten eine Holzhacker-Nummer für ihn schreiben.«

»Er drückt zu sehr auf die Tube.«

»Jesus, mit dem Text – was bleibt ihm anderes übrig?«

Toby wurde zusehends aus der Fassung gebracht. Er hatte es nicht nötig, sich von diesen beiden Verrückten beleidigen zu lassen. Ihre Einfalle waren vermutlich ohnehin miserabel.

Schließlich konnte er es nicht mehr ertragen. Er hielt inne, seine Stimme bebte vor Wut: »Ich brauche euch Schweinehunde nicht! Vielen Dank für die Gastfreundschaft.« Er ging auf die Tür zu.

Rainger stand auf. Er schien ehrlich verblüfft. »He! Was ist denn mit Ihnen los?«

Toby drehte sich wütend um. »Was zum Teufel glauben Sie, ist los? Sie – Sie -« Er war so enttäuscht, dass er den Tränen nahe war.

Rainger wandte sich verwirrt an O'Hanlon. »Wir müssen ihn gekränkt haben.«

»Ach herrje!«

Toby holte tief Atem. »Hören Sie zu, Sie beide, es ist mir egal, ob Sie mich mögen oder nicht, aber -«

»Wir lieben Sie!« rief O'Hanlon aus.

»Sie sind ein Schatz!« fiel Rainger ein.

Toby sah einen nach dem anderen völlig verblüfft an. »Was? Sie führten sich wie -«

»Wissen Sie, was mit Ihnen los ist, Toby? Sie sind unsicher. Entspannen Sie sich. Klar, Sie müssen noch viel lernen, aber andererseits, wenn Sie Bob Hope wären, stünden Sie nicht hier.«

O'Hanlon fügte hinzu: »Und wissen Sie, warum? Weil Bob heute in Carmelist.«